Ambiente | Biodiversität Garten

Naturgarten

In der Gärtnerei Galanthus in Lana werden heimische Wildpflanzen vermehrt. Der Garten wird zum Lebensraum für heimische Arten.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
Naturgarten
Foto: martin hilpold

Am Tag der offenen Gärtnerei wurde in der Gärtnerei Galanthus ein kleiner Infobereich aufgestellt. „Wildpflanzen für jeden Lebensraum“ steht mit Kreide auf einer Schiefertafel geschrieben. In Gärtnereien halten Käufer oft Aussau nach einer neuen Zuchtsorte, Exoten aus anderen Erdteilen oder Blumen mit großen, gefüllten Blüten. Diese sind schön anzusehen, doch bieten sie oft weder Wildbienen noch Schmetterlingen Nahrung. Am Infostand im ehemaligen Klostergarten des Deutschordenskonvents liegen Hefte des Vereins Naturgarten auf, daneben werden verschiedene Samenmischungen angeboten und Kisten mit einheimischen Wildpflanzen stehen zum Verkauf. In einer Kiste, geordent nach Standortansprüchen, fällt eine gelb blühende Art dem Betrachter ins Auge, eine Art die jeder kennt: der Löwenzahn. Der Löwenzahn ist eine Heilpflanze, die wie die Brennessel wirkt, doch im Gegenzug zur Brennessel nicht nur entwässert, sondern Spurenelemente dem Körper zuführt. Darüber hinaus bietet der Löwenzahn auch Nahrung für Wildbienen, für sage und schreibe 72 Wildbienenarten. Der Löwenzahn führt die Hitparade der Wiesenpflanzen an, welche für Wildbienen Nahrung bieten. Gezüchtete Sorten mit gefüllten Blüten und exotische Arten hingegen bieten nur wenigen oder keinen Arten Nahrung. Die heimische Tierwelt ist auf heimische Pflanzen angewiesen. Bei Vögeln verhält es sich gleich, heimische Gehölze bieten Nahrung für Vögel, exotische Arten weit weniger: der heimische Feldahorn bietet 15 Vogelarten Nahrung, der exotische Amurahorn nur 3. Vorfahrt für heimische Arten im Garten muss es heißen, wenn der Garten oder Balkon auch Nahrung für heimische Tiere bieten soll. Ein Sortiment von Wildpflanzen für verschiedene Standorte steht in der Gärnerei bereit und erstmals in Südtirol: Wildpflanzen aus Südtirol. Annemarie Miedl ist in der Gärtnerei Galanthus für alte Gemüsesorten und auch für Wildpflanzen zuständig. Biodiversität der Kultursorten und der heimischen Arten liegt in ihrem Aufgabenbereich.

Interview mit Frau Annemarie Miedl:

Woher stammen die Samen der Wildpflanzen, sind das echte einheimische Wildpflanzen?

Ja, einige Arten stammen aus Südtirol und wurden bei uns in der Gärtnerei aus selbst gesammelten Saatgut angezogen. Bei uns sind aber auch Samen und Pflanzen von anderen Produzenten, wie Reinsaat und Syringa erhältlich. Den Wiesensalbei, Nelkenarten, Frühlings-Fingerkraut usw. haben wir hier selbst vermehrt und bieten diese Wildblumen unseren Kunden an.

Für welche Standorte bieten Sie Pflanzgut an und wie kann man Biodiversität im Garten gestalterisch fördern?

Man kann mit Samenmischungen Blumenwiesen anlegen oder ein kleines Staudenbeet aus Wiesenblumen pflanzen. Für trockene Standorte bieten wir ein Sortiment aus heimischen Arten an. Diese Arten können in Sandbeete, in Trockenmauern oder in Tröge am Balkon gepflanzt werden. Arten der feuchten Standorte eignen sich für feuchtere Standorte im Garten oder den Gartenteich. Man kann im Garten geziehlt Lebensräume für Arten schaffen, durch die Anlage eines Gartenteiches oder die Anlage von Beeten mit speziellen Ansaatmischungen etwa für Schmetterlinge oder Wildbienen. Ein Teil des Rasens kann mit Wildblumen bepflanzt werden und so kommt Vielfalt und Biodiversität in den Garten. Wildtieren wie Eideichsen ist schon durch die Anlage eines Steinhaufens geholfen, ebenso dem Igel mit einem Reisighaufen. Je unterschiedlicher die Strukuren im Garten sind, desto mehr Arten bietet ein Garten einen Lebensraum.

In der Gärtnerei werden auch Heil- und Gewürzkräuter gezogen. Was sagen Sie dazu, wenn Leute in der Landschaft Wildkräuter sammeln?

Ich denke, Menschen die Kräuter tatsächlich verarbeiten, sollten diese im Garten ziehen. Gerade bei Kräutern kann man gute Erträge auf kleinen Flächen produzieren. Wenn sich alle in der Natur bedienen, dann werden diese natürlichen Bestände ausgebeutet und mit der Zeit nehmen die Bestände ab. Das Edelweiss auf den Bergen ist ja auch selten geworden, weil es einfach zu viel gepflückt wurde. Was Kräuter anbelangt ist alles im Handel erhältlich und was eine Gärtnerei nicht aktuell zur Verfügung hat, kann man bestellen.

Die Gärtnerei Galanthus ist Mitglied im Verein Naturgarten e.V. und Dr. Reinhard Witt hat in einem seiner Bücher geschrieben:“ Wer darauf wartet, dass schöne, wertvolle, gar seltene Wildpflanzen von selbst einwandern, ist entweder ein unverbesserlicher Optimist oder ein Träumer. Die Landschaft ist vielerorts naturfrei ausgeräumt“. Was sagen Sie dazu?

Wildpflanzen kommen heute nicht mehr von alleine. Das fängt schon bei gewöhnlichen Wiesenpflanzen wie Margariten an. Wir können der Natur aber unter die Arme greifen und diese Arten einsäen oder Pflanzen kaufen. Wenn man Wildpflanzen im Garten pflanzt, so bilden diese Samen aus und sie verbreiten sich, im Gegensatz zu Zuchtformen und Exoten. Der Vorteil von einheimischen Wildpflanzen ist der, dass sie Samen bilden und perfekt mit den Umweltbedingungen zurecht kommen. Pflanzenschutz, Düngung und Bewässerung brauchen diese in der Regel nicht. Wildpflanzen breiten sich im Garten aus, wenn die Standortbedingungen passen. Einer Margarite gefällt es in jedem Rasen, man muss aber die Pflege, also das Rasenmähen, reduzieren und erst Ende Mai das erste Mal mähen. Uns geht es mit diesem Infostand um die Botschaft, dass ein Löwenzahn eben kein Unkraut ist und es kein Unkraut gibt. Ein Stück Rollrasen, steht hier exemplarisch für den Garten, in dem es keine Vielfalt mehr gibt.