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Vom Journalismus zum Newsroom

Die neue Ausgabe der Zeitschrift Kulturelemente hätte zum Geburtstag von Claus Gatterer in Sexten präsentiert werden sollen. In Corona-Zeiten präsentiert sie sich im Netz
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Foto: Nachlass Claus Gatterer Sexten

Die Kulturelemente 151 widmet sich im Besonderen dem aus Sexten stammenden Journalisten Claus Gatterer und im Allgemeinen dem Journalismus zwischen Gestern, Heute und Morgen. Das Heft versammelt Beiträgen von Weggefährt*innen, Kolleg*innen und Claus-Gatterer-Preisträger*innen wie Peter Huemer, Andreas Pfeifer, Joachim Gatterer, Hansjörg Rogger und Charlotte Aichner.

Am 27. März 1924 als Bergbauernbub in Sexten geboren, wurde Claus Gatterer in der Nachkriegszeit zum Lehrmeister nachfolgender Journalist*innen. Einige seiner kritischen Bücher erregten die Gemüter über die Maßen, und seine Beiträge im Öffentlich Rechtlichen Fernsehen ORF wirbelten so viel Staub auf, dass sie irgendwann abgesetzt wurden.

 

Die Karriere eines liberalen Querkopfes war in den 1970er Jahren möglich. Dabei lehnte Gatterer den Begriff „Karriere“ für sich ab. Heute ist die journalistische Aufbruchsstimmung verflogen. Optimismus und Engagement ein seltenes Paar. Dafür steht die Karriere im Mittelpunkt. Inhalt wird zu Content. Lifestyle und Klischees vermischen sich mit Gesellschaftskritik, subjektive Meinungen mit politischer Analyse. Argwöhnisch beobachten viele Zeitgenoss*innen diese Entwicklung, Zuschreibungen wie Mainstream, Lügenpresse und Lückenpresse machen die Runde und tragen nicht zur Aufklärung bei.

Mit diesem Thema befassen wir uns in einem Exkurs zur aktuellen Situation von Malte E. Kollenberg. Einst galt der Journalist als Koryphäe der Information. Die hochoffiziellen Meinungsmacher hatten den Durchblick, selbst wenn sie für den Krieg trommelten. Doch was gelten Journalist*innen heute, in einer Welt der PR-Experten und Influencer? Offizielle Informationen stoßen auf Skepsis, dagegen trifft allerlei Hokuspokus auf naive Zustimmung. Fake News versus Systemmedien: ein Fake Conflict. Die Stimmung lässt sich schwer einschätzen, denn am Internet-Stammtisch herrscht die Schwarmintelligenz. Die Knotenpunkte der Kommunikation inszenieren sich selbst, als Poster, Blogger, Trolle... mit Glück und Geschick wird man selbst ein „Beeinflusser“. Da die Mehrheit schweigt, wird der Stammtisch umso lauter vernommen.

Wie reagiert nun Hermes’ Zunft auf diese „Demokratisierung“ der Information? Nimmt sie den Kampf auf? Und wie vermeiden Journalist*innen – vor allem online – das Risiko, selbst nur mehr eine laute Stimme am Stammtisch zu sein? Kann Claus Gatterer hier noch immer als Vorbild dienen?

Die Galerie der Kulturelemente hingegen zeigt, versehen mit einem kunsthistorischen Essay von Charlotte Bank, die Collagen des syrischen Künstlers Tammam Azzam, der gerade im Rudolf Stolz Museum in Sexten ausstellt. Als Gastkuratorin hat sich die Leiterin des Kunsthaus Glarus, Judith Welter, in Meran bei Riccardo Previdi umgesehen und die Südtiroler Autorinnen und Autoren Vereinigung (SAAV) hat Waltraud Mittich eingeladen, die einen Auszug aus ihrem neuen Roman „Sanpietrini“ der Ausgabe beigesteuert hat.

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