Politica | Elezioni 22 Wahlen

Wie haben die Städte gewählt?

Die Landgemeinden wählen traditionsgemäß eher konservativ, doch wie sieht es in den Städten Brixen, Bruneck, Innichen und Sterzing aus? Zum Teil sehr unterschiedlich.
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Foto: Google Maps
In der Ergebnis-Analyse der Parlamentswahlen 2022 stechen vor allem die herben Verluste für die SVP-Kandidaten Meinhard Durnwalder (Senat) und Renate Gebhard (Kammer) ins Auge. Im Vergleich zu den letzten Parlamentswahlen musste Durnwalder sogar rund ein Viertel Stimmen einbüßen. Schenkten ihm im März 2018 noch 51.679 (66,5 %) Wähler ihr Vertrauen, waren es bei dieser Wahl nur mehr 39.024 Stimmen (46,11 %).
 

 

Auch Gebhard musste Federn lassen, wobei ein direkter Vergleich aufgrund der Neueinteilung der Kammerwahlkreise nicht möglich ist, Aufschluss gibt allerdings der prozentuale Wert. So hat Gebhard bei der letzten Wahl 65 % der Stimmen auf sich vereinen können, bei dieser Wahl waren es 57, 41 %. Frei nach Manfred Schullian, mehr Angebot führt zu einer Streuung, dürfte sich eine beträchtliche Anzahl der deutschsprachigen Wähler dem Grünen Polit-Urgestein Hans Heiss, der Freiheitlichen Vollblut-Politikerin Ulli Mair oder den Team K-Kandidaten Franz Ploner, der unermüdlich für den Erhalt der kleinen Spitäler kämpft, und der bekannten Pustertaler Unternehmerin Monika Senfter, zugewandt haben. Im Vergleich dazu waren 2018 deutschsprachige Gegenkandidaten dünn gesät, und wenn traten sie für gesamtstaatliche Listen an wie den M5S (Verena Weinert), „Liberi & Uguali“ (Markus Frei und Cornelia Brugger), „Partito valore umano“ (Reinhold Harrasser), „Il popoll della famiglia“ (Johann Gruber) und PD (Renate Prader). Interessant dabei: während Gebhard mit Franz Ploner nur einen ernstzunehmenden Gegner hatte, musste sich Durnwalder gleich gegen Hans Heiss, Ulli Mair, Monika Senfter und Renate Prader „zur Wehr“ setzen. Und schlussendlich nicht zu vergessen die Protestpartei „Vita“, die im Zuge der Corona-Pandemie entstanden ist und ein deutliches Zeichen gesetzt hat. Die Wähler und Wählerinnen haben das zusätzliche Angebot dankend angenommen, bezeichnend dafür ist auch der Rückgang bei den weißen und ungültigen Stimmzetteln. Im Vergleich: 2018 waren es im Senatswahlkreis Ost 6.086 weiße und 2.814 ungültige, dagegen wurden bei der letzten Wahl 2.973 weiße und 1.465 ungültige Stimmen gezählt.

 

 
 
 
 
 

Abgeordnetenkammer

 

In Innichen erhielt SVP-Kandidatin Renate Gebhard mit 794 Stimmen (54,68 %) den stärksten Rückhalt bei den Wähler, Franz Ploner (Team K) fuhr dagegen im Vier-Städte-Vergleich dort mit 282 Stimmen (19,42 %) sein schlechtestes Ergebnis ein. Ein wesentlich anderes Bild zeigt sich in vom Bürgerlisten regierten Sterzing, wo Ploner, als unermüdlicher Kämpfer für den Erhalt des Krankenhauses, 775 Stimmen (28,29 %) erhält. Der Hauptort des Wipptales ist seit der Schließung der Geburtenabteilung im Jahr 2016 kein gutes Pflaster mehr für SVP-Kandidaten. Nur 36,66 % der Stimmen (1.004) kann Gebhard hier erzielen. Paola Binetti, drittstärkste Kraft mit dem Mitte-Rechtsbündnisses, fährt wie Ploner in Sterzing mit 570 Stimmen das beste Ergebnis ein (20,81 %), was wohl der hohen Militär-Präsenz geschuldet ist. Im Vergleich mit dem gesamten Kammerwahlkreis kann Binetti dieses Ergebnis allerdings nicht halten, dort kommt sie auf 10,4 Prozentpunkte.
 
 
 
Nur mehr unter „ferner liefen“ reiht sich die Partei M5S in das Wahlergebnis ein. Bei den Parlamentswahlen im März 2018 mit Verena Weinert noch drittstärkste Kraft (9,4 %), schafft die Populisten-Bewegung in keiner der vier Städte den Sprung über die Fünf-Prozent-Marke. Dagegen hat die neue Bewegung „Vita“ mit ihrem Kandidaten Francesco Cesari auf sich aufmerksam gemacht: In Bruneck fährt der politische Newcomer mit 574 Stimmen (7,93 %) sein bestes Ergebnis ein. Fast identisch ist dieses Resultat im Vergleich mit dem Ergebnis im gesamten Kammerwahlkreis.
 

Senat

 

Wie bereits eingangs erwähnt, hat es der SVP-Kandidat Meinhard in seinem Wahlkreis gleich mit mehreren Schwergewichten zu tun. Während er im gesamten Wahlkreis 46,11 % der Wähler für sich gewinnen kann, zeigt sich in den drei Städten Brixen (34,56 %) Bruneck (36,91 %) und Sterzing (32,84 %) ein deutlich anderes Bild. Einzig in Innichen liegt der SVP-Parlamentarier mit 47,92 % über dem Wahlkreis-Durchschnitt. Stimmen dürfte er vor allem an den Grünen Hans Heiss verloren haben, der insbesondere in dessen Heimatstadt Brixen (20,91 %) und in Bruneck (20,22 %) punkten konnte. Dagegen kam Heiss in Innichen und Sterzing „lediglich“ auf 15,1 bzw. 15 % der Stimmen. Was Durnwalder in Innichen nützte, brachte in Sterzing jedoch nichts: Dort erzielte die Brixenerin Renate Prader mit 11,36 % einen Achtungserfolg wie auch in ihrer Heimatstadt, wo sie 10,39 % der Stimmen erreichte.
 
 
 
Im Vergleich zum gesamten Wahlkreis (6,13 %) schnitt Prader in den Städten deutlich besser ab. Ein beinahe umgekehrtes Bild zeigt sich bei der Freiheitlichen Ulli Mair, der es nicht gelang, größere Stimmengewinne in den urbanen Zentren zu erzielen, während sie im Durchschnitt auf immerhin 8,89 Prozentpunkte kam. In den Städten muss sie sich mit durchschnittlich fünfeinhalb Prozentpunkten zufrieden geben. Einen beachtlichen Erfolg konnte auch Monika Senfter für sich verbuchen. Die Pustertaler Unternehmerin konnte vor allem in Bruneck (7,61 %), Innichen (7,52 %) und Sterzing (6,16 %) punkten. Auch im Wahlkreis-Durchschnitt erreichte sie 6,68 %. Das Ergebnis in Brixen liegt allerdings mit 4,15 % etwas unter diesem Wert. Interessant ist das Wahlergebnis der Liste „Vita“: Während der Kandidat der Abgeordneten-Kammer Francesco Cesari eine deutliche Duftmarke hinterlassen hat, gelang es dem Vinschger Rudolf Schöpf nicht, es ihm gleichzutun. In Bruneck erzielte Schöpf das beste Ergebnis mit 7,14 %, gefolgt von Brixen mit 5,44 %. Deutlich weniger Aufmerksamkeit errang der Vita-Kandidat in Sterzing mit (4,79 %) und Innichen (4,97 %).