Cultura | Salto Return

#271117

In Salto Return geht es nicht um Frau Holle. Es geht um Halle und Hallen, einen illegalen Staatsbesuch. Und um Heller.
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Foto: Foto: Salto.bz

Hallo
Gemütlich schlenderte ich mit meinem Rondo Veneziano-Longsleeve durch Wien, um mich in jener Stadt umzusehen, die André Heller groß gemacht hat und die nach Paris die unfreundlichste Stadt der Welt sein soll. Grund genug den Befindlichkeiten dieser Stadt persönlich nachzuspüren. Ziel 1 war eine Lichterkette im Regierungsviertel gegen die Blau-Braunen der nächsten Regierung.

„Hallo. Bist a Südtirola? Ihr woits ja die doppelte Staatsbüagaschoft. Is des net voll deppert?“ fragte mich ein Wiener Protestler mit Hund und Leine. Ich nickte und entgegnete: „Eigentlich hätte ich lieber keinen Pass als einen Doppelten, also umgekehrt wie beim Whiskey. Aber so lange dumme Wähler stramme Jungpolitiker wählen, die Europa populistisch umkrempeln, nachdem wir es so mühsam aufgebaut haben, geht mir die Politik am Oasch. Aber was willst machen, Oida?“ 
Der Wiener zeigte achselzuckend auf das Rondo Veneziano-Motiv meines Pullovers und gab mir den Hinweis: „Pass auf!“
Ich zeigte spontan auf seinen Hund und erwiderte: „Pass auf!“ Wir schüttelten uns die Hand, sangen noch viele Stunden neben vielen anderen Protestlern vereint gegen die rechten Oaschlöcha. Eh kloa!

Holla
„Das ist also eine der unfreundlichsten Städte? Nach Paris?“ dachte ich leicht verkatert am nächsten Tag, als mir im Halbschlaf an der Brottheke ein dreifaches „Wos wuist?“ entgegengekommen war. Ich verspürte ein verwundertes Holla  und entschied mich spontan für eine Topfengolatschen.

„Ich soll echt mit unfreundlichen Wienern und Österreichern meine Staatsbürgerschaft teilen? Diese Forderung rechter und konservativer Kleingeister ist doch vollkommener Bullshit“  

...dachte ich weiter und machte einen ersten Bissen der eben gekauften süßen Spezialität. Gleich darauf schüttelte es mich voll durch und ich begann zu brüllen: 
Dio / Cane / Porco / Puttana / Gandal / Oschtia!“  Was war geschehen?
Ich runzelte die Stirn, zog die Augen böse zusammen und genoss einen unfreundlichen Wiener-Tag in vollen Zügen. Was hatte ich noch gelacht, getanzt und mich gefreut, als ich vollkommen eingekleidet mit Rondo Veneziano-Merchandising, in der Bahnhofshalle am Südtiroler Platz angekommen war, von oben (Stirnband) bis unten (Socken) voll auf Rondo Veneziano. Ich war einer der freundlichsten Menschen gewesen. Und nun das.

Halle
An der Wiener Stadthalle wurde ich am Ende des unfreundlichen Tages noch von zwei Wiener Frei.Wild-Fans wegen meines Rondo Veneziano-Outfits angemacht. Sie schubsten mich die Rolltreppe hinunter, zerrten mich in die nächste U-Bahn und warfen mich bei einer der nächsten Stationen aus der Bahn. Was waren das für Geisteskranke? Voll auf dem gelb-schwarzen Identitären-Style getrimmt: „Warum seid ihr nicht in Halle, mit eurer verdammten Identitären-Ästhetik?“ schrie ich zurück.

Nun stand ich alleine an der U-Bahn-Station und begann freundlich zu träumen, von unfreundlichem Gitarrenrock, voll laut, à la Jimi Hendrix, wie nur er ihn in der Bozner Negrelli Halle bestens präsentieren würde, wäre er noch am Leben.
„Aus der Form der Hendrix-Gitarre, wird der freundliche Wiener Andrè Heller  in Brixen einen wunderbaren Garten zaubern...In Ewigkeit Amen“ flüsterte eine helle Stimme in mein Ohr. 
Und es wurde immer heller. 

Heute vor 75 Jahren ist er geboren: Jimi Hendrix. Alles Gute! (The Jimi Hendrix Experience - Purple Haze)