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History Line

Erinnern – Gedenken – Denken: Die „History Line“ macht die Stadt Bozen zum öffentlichen Erinnerungsraum.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

Beim Besteigen des Busses beginnt die Reise in die Vergangenheit, eine Reise in die Erinnerungslandschaft der Stadt Bozen und Südtirols. 90 Minuten dauert die (zweisprachige) „Reise“ in die Vergangenheit: vom Aufkommen des Faschismus bis hin zum Abkommen Gruber-De-Gasperi. Junge Schauspieler leihen jenen, die nicht mehr sprechen können, ihre Stimme um die Erinnerung wachzuhalten.

Manch einem stockt der Atem, wenn es am Franz-Innerhofer-Platz heißt:

„Einer der Männer will mich mit einem Stock verhauen, da stellt sich mein Lehrer dazwischen und fordert die Rückgabe des Hutes. Als Antwort schießt ihm einer der Faschisten in die Brust. Ich schließe meine Augen, verstehe nichts mehr. Innerhofer versucht sich ins Innere des Ansitzes Stillendorf zu retten, doch er stirbt auf den Stufen der Treppe in den ersten Stock”.

Franz Innerhofer wurde am „Bozner Blutsonntag“ von faschistische Schlägertruppen ermordet. Auch beim heutigen Carabinieri-Oberkommando am 4.-November-Platz macht die „History Line“ Halt gemacht: Manlio Longon, Widerstandskämpfer und Kopf des Bozner Comitato di Liberazione Nazionale (CLN, Komitee der nationalen Befreiung) fand dort den Tod. Dort befanden sich während der Nazi-Besatzung die Polizeiämter, die Sicherheitsdienste und das Sondergericht für die Oberationsszone Alpenvorland. Doch auch die Ängste, welche jene plagten, die aus dem Süden Italiens nach Südtirol zogen, die Gefühle und der Schrecken, welcher sich breit machte, als die Sirenen in Bozen losheulten um auf die Luftangriffe aufmerksam zu machen, werden in der „History Line“ spürbar. Spätestens bei der Haltestelle „Bozner NS-Lager“ (Reschenstrasse) der „History Line“ macht sich Betroffenheit breit: viele besuchen das NS-Lager zum ersten Mal, einige wussten gar nichts von seiner Existenz:

„Nel Lager di Bolzano, il Durchgangslager, in molti sono passati senza lasciare traccia. Di alcuni è rimasta una foto, una storia, un nome, un ricordo di un sopravvissuto, di tanti, neppure questo. Alcuni non meritavano nemmeno l’immatricolazione, la divisa, il triangolo, erano destinati da principio a proseguire il loro viaggio, verso i campi di sterminio. A Bolzano hanno atteso il vagone che li avrebbe portati alle camere a gas e ai crematori. Ebrei e zingari soprattutto. Famiglie intere, una colpa che si ereditava per nascita. Di ebrei a Bolzano sembra ne siano passati circa 200, la più piccola Olimpia Carpi, aveva 4 anni. Delle famiglie zingare non si ha nemmeno un numero, un’idea.”

Die kleine Olimpia Carpi wird genannt und steht symbolhaft für alle Bozner Juden, die wie die Familie Carpi verhaftet, und für alle anderen Opfer des Nationalsozialismus, die in die Nazi-Konzentrationslager deportiert wurden, von denen sie nicht mehr zurückkehrten.
Letzter Halt der History Line ist am „Denkmal zur Erinnerung an die Abfahrt der Viehwagen“ in der Pacinottistraße, wo sich der Metro-Supermarkt befindet: von hier aus wurden die Inhaftierten des hiesigen Lagers von Bozen in die Konzentrationslager nördlich der Alpen befördert. Die Fahrt endet mit dem Verlesen des Gruber-De-Gasperi-Abkommens am Matteotti-Platz.

Die „History Line“ ist ein Sensibilisierungsprojekt und schließt an das Projekt „Promemoria_Auschwitz. Die Reise der Erinnerung“ an: ein Zeichen gegen das Vergessen und für die Erinnerung zu setzen, der Erinnerung eine Stimme zu geben und für jene zu sprechen, die es selbst nicht mehr können und auch über den 27. Januar hinaus. Die „History Line“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste, Arci Ragazzi, Deina Trentino Alto Adige und Sagapò Teatro

30. Januar 2016 – 15.00 Uhr (Abfahrt Matteotti Platz)
31. Januar2016 – 10.00 Uhr (Abfahrt Matteotti Platz)
Dauer: ca. 90 Minuten

Achtung Anmeldung notwendig!
Alessandro Huber [email protected] – 348 2100583