Politica | Ernährung

Ernährungssouveränes Südtirol?

Das Jahresthema in der Welt dreht sich um die Ernährung. Die Expo 2015 in Mailand bietet den Anlass, um unseren Bezug zur Ernährung zu hinterfragen und neue Wege zu gehen
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„Schätze deiner(r) Zeit” ist der Titel der Erlebnisausstellung mit Marktcharakter am 29. April ab 15 Uhr in der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Haslach, im Rahmen des Projektes „MahlZeit“. 40 Organisationen machen mit, 22 davon sind in Haslach vertreten. Um 16 Uhr wird Landeshauptmann Arno Kompatscher die Veranstaltung im Pavillon offiziell eröffnen. Eine Diskussionsrunde um 18 Uhr in der Aula Magna rundet den Tag ab.

Den Geschmack eines Fruchtaufstriches bewusst wahrnehmen, die Qualität von Mehl des lokalen Brotes erforschen, Kräuter riechen und alte Sorten näher kennen lernen, Gemüsebeete für den Garten anlegen und Lebensmittel verarbeiten, aufbewahren und konservieren, aber auch bei Quiz, Spiel und Geschichten über das Essen, hier und in der Welt, mitmachen: Diese sind nur einige der zahlreichen Anregungen, um welche sich die Erlebnisausstellung mit Marktcharakter am 29. April ab 15 Uhr in der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung in Haslach drehen wird. 22 Organisationen und Schulen werden den BesucherInnen an verschiedenen Tischen und interaktiven Stationen Informationen geben, Verkostungen und Gespräche  rund um lokale Nahrungsmittel, Esskultur und Nachhaltigkeit anbieten. Diese Erlebnisausstellung wird eine Welt im Wandel zum Ausdruck bringen, auch in Südtirol: die Wiederentdeckung von alten Sorten und Bräuchen findet zunehmend verstärkt statt und Gemeinschaftsgärten blühen auf. Werkstätten zur Selbstversorgung sowie Projekte zur Wiederverwertung von Lebensmitteln, die aus dem Müll gerettet werden, werden initiiert.

Globale und lokale Ernährungssouveränität

Der rote Faden ist die Ernährungssouveränität und – sicherheit - , dies ist auch das Thema der Expo 2015 in Mailand, die ihre Tore in den nächsten Tagen öffnet und die Ernährung global in den Mittelpunkt stellt. Die Ernährungssouveränität ist das Recht der Völker auf gesunde, nachhaltige und kulturell angepasste Nahrung, das Recht der ProduzentInnen ihre Landwirtschaft selbst zu bestimmen, sowie die sozialen Verbindungen, die im Produzieren, Konsumieren und Teilen von Nahrungsmitteln enthalten sind.

Ernährungssouveränität und –sicherheit stehen im Mittelpunkt des Projektes „MahlZeit-Coltiviamo la vita-Deboriada“, welches von zahlreichen Organisationen und Institutionen in Südtirol ins Leben gerufen worden ist. Initiiert und koordiniert wird das Projekt von der oew, Politis, Weltläden, der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Haslach und der FOS- Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie mit Landesschwerpunkt Ernährung „Marie Curie“ in Meran, in Zusammenarbeit mit dem Amt für Kabinettsangelegenheiten (Entwicklungszusammenarbeit). Insgesamt beteiligen sich derzeit 40 Organisationen. Interessierte können jederzeit noch einsteigen.

Lokale, faire und nachhaltige Ansätze fördern

Landeshauptmann Arno Kompatscher wird um 16 Uhr die Veranstaltung im Pavillon offiziell eröffnen. Eine Gelegenheit, um über die zukünftigen Herausforderungen und Handlungsansätze gemeinsam zu reflektieren: „Nachhaltige, lokale und faire Lebensmittelproduktion können Ansätze zur Lösung von globalen Probleme der Ernährungssicherheit sein“, meint Kompatscher. „In Südtirol und in unseren Partnerländern im Süden der Welt unterstützen wir die lokale Produktion, die direkten Netzwerke zwischen Bauern und Verbrauchern sowie den fairen Handel. Wichtig ist es dabei auch bewährte Traditionen und Bräuche beizubehalten und diese mit der modernen Landwirtschaft zu verbinden."

Wofür der Titel „Schätze deine(r) Zeit“ steht, erklärt uns Gudrun Ladurner, Direktorin der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Haslach/Neumarkt: „Wir leben in einem wunderbaren Land am Schnittpunkt verschiedener Kulturen zwischen Nord und Süd, sowie einem einzigartigen Klima, in dem sich die Natur in einer paradiesischen  Vielfalt präsentiert. Dies ist ein großer Schatz, der Tag für Tag wahrzunehmen, Wert zu schätzen, zu pflegen und sichtbar zu machen ist. Wir profitieren klimatisch, kulturell und kulinarisch vom Alpinen und vom Mediterranen. Es gilt Gesundheit und Lebensqualität und Wohlbefinden für uns selbst, die Gäste unseres Landes, und für die nächsten Generationen zu erhalten - eine große Verantwortung, unsere Zukunft gemeinsam und nachhaltig zu gestalten“.

Gartenkultur, Verarbeitung und sozialer Wert des Essens

Aus der Vielfalt der möglichen Ansätze zum Thema sind drei Themenfelder ausgewählt worden: „Gartenkultur in Stadt und Land“, „Verarbeitung und Konservierung der Nahrungsmittel“ und „sozialer und gesellschaftlicher Wert der gemeinsamen Mahlzeit“.

22 Organisationen und Schulen laden Groß und Klein ein, an diesem Marktplatz zu verweilen: Sie sind die Fachschulen für Hauswirtschaft und Ernährung Haslach, Neumarkt, Kortsch und Tisens, die Fachoberschule für Biotechnologie „Marie Curie“ von Meran, Slow Food Südtirol, die Südtiroler Bäuerinnenorganisation, BioBeef, Genussmarkt Pur Südtirol, Upad, Sozialgenossenschaft Salvia, Donne Nissà, Sortengarten Südtirol, Arbeitsgemeinschaft für biodynamische Landwirtschaft, Infostelle für Essstörungen, Familienagentur, youngcaritas, Bibliothek Haslach, Weltläden, oew, Bewegung für Ernährungssouveränität und Politis.

Ein buntes Programm

Ziel der Veranstaltung ist , in einem marktähnlichen Charakter an Tischen und Stationen die Besucherinnen und Besucher auf die Vielfalt aufmerksam zu machen neue Ansätze zur Ernährung anzubieten.

Im Bereich „Produktverarbeitung“ bieten SchülerInnen der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Neumarkt ein sensorisches Experiment, in dem es um bewusstes Wahrnehmen von Geschmack geht und geben Informationen zum fachgerechten Verarbeiten und Konservieren von Früchten. Weitere Akteure zu diesem Thema sind die Fachoberschule für Biotechnologie „Marie Curie“  Meran, Slow Food Südtirol, die Südtiroler Bäuerinnenorganisation, BioBeef und Pur Südtirol.

Im Bereich „Gartenkultur“ geht es um Balkon- und Terrassengärten, sowie Stadtgärten. SchülerInnen der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Kortsch bieten sensorische Riech-Experimente mit Küchenkräutern und geben Infos über die Pflege und Ernte, das fachgerechte Trocknen und Aufbewahren, sowie die Verwendung der Kräuter und Gewürze in der Küche. Weitere Akteure zu diesem Thema sind Upad, Sozialgenossenschaft Salvia, Donne Nissà, Sortengarten Südtirol.

Im Bereich zum „sozialen Aspekt der Mahlzeit“ werden unter einem überdimensional großen Holztisch Geschichten rund um das Essen, um spezielle Speisen und Esskultur erzählt. SchülerInnen der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Tisens präsentieren Teile aus ihrem Projekt der Kriegsküche und lassen die Besucherinnen und Besucher eine Speise aus der Zeit des ersten Weltkrieges verkosten. Sie zeigen einen selbst gedrehtes Video zum Thema Essen während dem ersten Weltkrieg. Weitere Akteure zu diesem Thema sind die Arbeitsgemeinschaft für biodynamische Landwirtschaft, die Infostelle für Essstörungen, die Familienagentur, youngcaritas, die Bibliothek Haslach, die Weltläden, oew, die Bewegung für Ernährungssouveränität und Politis.

In der Aula Magna rundet um 18 Uhr eine Gesprächsrunde mit dem Titel „Gemeinsam in die Zukunft“ mit Verantwortungsträgern aus den Bereichen Familie, Bildung, Soziales, Wohnen, Wirtschaft, Hauswirtschaft und Ernährung den Tag ab. Sie soll Impulse über mögliche zukünftige Konzepte und Entwicklungen geben, welche die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen in Südtirol bewahren und stärken. Gäste sind Stefan Walder, Direktor des Ressorts Familie und Verwaltung und geschäftsführender Direktor der Familienagentur; Peter Höllrigl, Ressortdirektor für Deutsche Bildung; Heiner Schweigkofler, Direktor der Caritas und zukünftiger Präsident des Wohnbauinstitutes; Paul Zandanel der Export Organisation Südtirol EOS; Gudrun Ladurner, Direktorin der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Haslach und Neumarkt.

Info und Programm: www.mahlzeit.it