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Salurner Knausrigkeit

Die Verwalter der Raiffeisenkasse Salurn verdoppeln sich ihre Entschädigungen, verweigern aber gleichzeitig den Angestellten eine kollektivvertragliche Erhöhung.
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Foto: Raiffeisen
Dieses Trauerspiel kann nicht unkommentiert bleiben“, ärgert sich Ulrich Untersulzner. Der Landessekretär der Südtiroler Sektion der „Federazione Autonoma Bancari Italiani“ (FABI) legt noch eins drauf: „So eine unverschämte Selbstbedienung gepaart mit einer offensichtlich einseitigen und speziellen Sicht auf die Kosten soll der Öffentlichkeit nicht verborgen bleiben.
Ulrich Untersulzners harte Kritik gilt der Führungsspitze der Raiffeisenkasse Salurn.
Die FABI ist auch in Südtirol die größte Bankengewerkschaft. Seit Jahren gilt sie für die Sparkasse, die Volksbank und auch für die Raiffeisenwelt als seriöser Ansprechpartner. Ulrich Untersulzner, selbst Mitarbeiter der Raiffeisenkasse Bozen, kennt die Südtiroler Raiffeisenwelt bestens. „Was ich hier aber erlebe, schlägt dem Fass den Boden aus“, sagt der FABI-Gewerkschafter.
 

Die Zulage

 
Im November 2020 haben die Sozialpartner ein Abkommen zur Erneuerung des Zusatzvertrages für die Raiffeisenangestellten in Südtirol unterzeichnet. Es war ein hartes und langes Ringen, denn der territoriale Vertrag war bereits 2012 verfallen und eine Erneuerung mehr als überfällig.
Neben verschiedenen normativen Neuerungen wurde im Abkommen auch der ökonomische Teil des Vertrages angepasst. Zum ersten Mal gelang es die lokale Inflationsrate zu berücksichtigen und als zusätzliches Lohnelement einzuführen. Die Formel „Mehr Inflation, mehr Lohn“ konnte dabei endlich umgesetzt werden.
 
 
 
Mit diesem Zusatzvertrag verdienen die Angestellten jährlich durchschnittlich zwischen 1.700 und 2.000 Euro mehr. In den vergangenen Monaten haben über 90 Prozent der Kassen diesen neuen Zusatzvertrag umgesetzt. „Dabei hat es auch einige Kompromisse gegeben“, meint Untersulzner.
Etwa im Mutterflaggschiff, dem Raiffeisenverband. Dort hat man das Ganze gestaffelt umgesetzt. Angestellte, die jährlich bis zu 45.000 Euro verdienen, bekommen die gesamte Zulage, Mitarbeiter mit einem Jahreseinkommen zwischen 45.000 und 60.000 Euro die halbe Zulage und für Verdiener über 60.000 Euro entfällt dieses Zulage. Auch weil die Gehaltsebenen im Verband bereits relativ hoch sind.
 

Der Fall Salurn

 
Als besonders problematisch aber zeigte sich diese Umsetzung in der Raiffeisenkasse Salurn. Dort beschloss der Verwaltungsrat im Dezember 2020, dieses zusätzliche Lohnelement zu kompensieren.
In den Raikas ist üblich, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einen sogenannten „Übertarif“ bekommen. Diesen Übertarif bekommt aber niemand ohne Grund, sondern er ist eine Entschädigung für eine besondere Leistung, einer besonderen Fähigkeit oder besonderen Einsatz. Die Raika Salurn unter Obmann Michele Tessadri hat kurzerhand beschlossen diesen Übertarif und das neue zusätzliche Lohnelement zu kompensieren. Formal wird der Übertarif gestrichen. Das heißt: Kein Mitarbeiter bekommt jetzt einen Cent mehr.
 
 
 
Rechtlich ist das zwar machbar“, sagt Ulrich Untersulzner, „aber für uns als Gewerkschafter doch mehr als nur erstaunlich“. Bereits im Dezember 2020 kam es zu einer langen Aussprache zwischen der FABI und Obmann Tessadri. Doch die Salurner Raiffeisenführung ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen.
Am 27. April hätte laut Kollektivvertrag die zweite Tranche der Lohnerhöhung an die Mitarbeiter umgesetzt werden sollen. „Wir wollte der Raiffeisenkasse Salurn noch eine Chance geben, doch es wurde wieder kompensiert und nichts ausgezahlt“, sagt jetzt die FABI.
 

Verdoppelte Entschädigung

 
Dass die Bankengewerkschaft diesen Fall öffentlich macht und mit so harten Worten vorgeht, hat einen konkreten Hintergrund. Die Führung der Raika Salurn hat ihre Gangart in allen Aussprachen mit dem steigenden Kostendruck gerechtfertigt. Man sei gezwungen so vorzugehen.
 
 
Wie doppelzüngig dieser Argumentation in Wirklichkeit aber ist, wird an einem Detail deutlich. Im vergangenen Herbst hat die Vollversammlung der Raika Salurn die Verdoppelung der Entschädigungen für Verwalter und Aufsichtsräte beschlossen. Der Vorschlag für die Erhöhung wurde von Verwaltungsrat vorgelegt.
Täglich arbeiten die Mitarbeiter mit vollem Einsatz für den Betrieb. Deren Löhne dürfen nicht an die Inflation angepasst werden. Das kostet zu viel“, sagt Ulrich Untersulzner, „aber für Verwalter und Aufsichtsräte, die einmal im Monat eine Sitzung abhalten, für die scheint nichts zu kostspielig.
Die Bankengewerkschaft fragt deshalb, was eine Verdopplung der Entschädigung für Verwalter und Aufsichtsräte rechtfertigt, wenn der Kostendruck angeblich zu hoch sei.
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H. Predazzer Mer, 04/28/2021 - 22:30

Skandal!
Skandälchen?
Man weiß es nicht so genau.
Franceschini bleibt seiner Linie treu und berichtet nur einseitig. Gegenseite Stellung nehmen lassen? Nein, wozu auch! Würde nur weniger Staub aufwirbeln und wen interessiert schon seriös durchgeführte Recherche?!

Mer, 04/28/2021 - 22:30 Collegamento permanente
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Jäger Bauer Gio, 04/29/2021 - 08:22

Bah, miserabler Artikel. Schade um die Lesezeit! Um wieviel wurde die Entschädigung für Verwalter und Aufsichtsräte denn erhöht? Das ist doch wesentliche Info, genauso eben wie eine Befragung der Gegenseite.

Gio, 04/29/2021 - 08:22 Collegamento permanente