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Rosa oder blau ist viel zu grau!

Sexualität und Geschlechter sind vielfältig – so die Message einer Aktion von Netz Offene Jugendarbeit. Am Freitag wurden die kreativsten Beiträge prämiert.
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Gruppenfoto
Foto: ©Picobello

Um ein Bewusstsein für das Thema der Vielfalt von Geschlechtern und Sexualität in Südtirol zu fördern, hat das netz | Offene Jugendarbeit eine „Sticker-Aktion“ organisiert. Interessierte konnten auf Basis einer Vorlage eine Instagram-Story erstellen, die ein Zeichen für Geschlechtervielfalt setzt.

Birgit Schwarz, die beim netz | Offene Jugendarbeit den Schwerpunktbereich Gender und Sexualpädagogik leitet, hat die Aktion gemeinsam mit einer Kerngruppe* von Jugendarbeitern und Jugendarbeiterinnen organisiert. Sie erinnert daran: In einer repräsentativen Befragung in Deutschland gaben 2,1 Prozent der Befragten eine nicht-binäre Identität an, das heißt, dass sie sich weder als männlich noch als weiblich fühlen. Wenn man diese Zahlen auf Südtirol umrechnet, wären das mehr als 11 Tausend Menschen, also jede 48. Person. „Wir sollten überlegen, ob wir uns weiterhin auf männlich oder weiblich als ausschließendes Prinzip beschränken wollen, oder ob wir unser Verständnis von Sexualität und Geschlecht nicht erweitern wollen“, gibt Schwarz zu bedenken.

Die vier kreativsten Instagram-Stories wurden am Freitag gekürt, und als Sticker gedruckt.

Zu den Gewinnern gehören die zwei Mittelschulabsolventinnen Federica d‘Urso und Lara Costa. Laut den Gewinnerinnen wird Homosexualität in Südtirol noch immer verurteilt. Mit ihrem Spruch wollten sie dagegenhalten, erzählen sie: „Niemand hat das Recht, andere für ihre Entscheidungen zu verurteilen.“

 

Zu den Gewinnern gehört auch Josefine Schiffner aus Deutschland, die zurzeit ein Freiwilligenjahr im Jugendzentrum Papperlapapp in Bozen absolviert. Den Spruch auf ihrem Gendersticker findet sie passend, weil unterschiedliche Menschen jede Geschichte und jedes Buch ausmachen: „Daraus entsteht alles: Dass jeder anders ist, anders denkt und anders handelt. Von Natur aus. Ansonsten wäre es langweilig.“

 

Die Gewinnerin Maja Sophie Wöpfert wollte den Leuten mit ihren selbst gereimten Zeilen sagen, dass sie auch mit einer anderen Sexualität immer noch dazugehören, und sich trauen sollen, sich zu outen und ihre Persönlichkeit zu zeigen.

 

Punkten konnte auch Martin Koppelstätter vom Jugenddienst Meran. Er und seine Arbeitskollegin wählten für ihre Instagram-Story eine Liedzeile der Sängerin Marina, die gesellschaftskritische und feministische Musik macht. Zwar gäbe es noch Gegenwind beim Thema der Vielfalt, aber man merke, dass Südtirol offener werde, besonders unter Jugendlichen, erzählt Martin.

 

Birgit Schwarz verfolgte die Aktion mit Spannung und zeigte sich erfreut über die vielen kreativen Botschaften. Am meisten beeindruckten sie die Aussagen, die die jungen Leute für ihre Stories wählten: „Die Sprüche waren sehr prägnant und sehr treffend. Jede Botschaft war klar formuliert. Daran merkt man, dass die Leute sich intensiv mit dem Thema beschäftigt haben und etwas dazu zu sagen haben.“

Die prämierten Einreichungen wurden jeweils tausendmal als Sticker gedruckt und an Jugendeinrichtungen in ganz Südtirol versendet.

* Besonderer Dank geht an die Kerngruppe von Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeitern: Christiane Gamper (Jux Lana), Johannes Fink (JD Lana-Tisens), Martin Koppelstätter (JD Meran), Michael Hofer (JD Bozen), Sara Vitroler (KASS Brixen), Sarah Lanthaler (JD Lana-Tisens) und Vera Verant (Fly Leifers).

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Peter Gasser Lun, 06/28/2021 - 13:41

Eine wichtige Initiative.
Ich möchte aber zum Spruch
„Niemand hat das Recht, andere für ihre Entscheidungen zu verurteilen“,
anfügen, dass Sexualität eigentlich nicht eine „Entscheidung“ ist, sondern eine (natürliche) Prägung: die es anzunehmen und zu respektieren gilt.

Lun, 06/28/2021 - 13:41 Collegamento permanente