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Post vom Kronplatz

Die Kronplatz AG kauft das Brunecker Traditionshotel „Post“. Der Deal ist seit langem generalstabsmäßig vorbereitet. Die Raiffeisenkasse will die Tiefgarage vergrößern.
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Foto: hrs
Offiziell redet niemand. Dabei ist das Drehbuch schon seit langem geschrieben.
Man hat das Ganze von langer Hand vorbereitet“, ist sich ein Brunecker Immobilienunternehmer sicher, „nur soll es so offensichtlich nicht an die Öffentlichkeit kommen“.
Der Grund ist einfach: Beide Partner, die in den Deal involviert sind, haben nebenher noch ganz andere geschäftliche Interessen, die man durch allzu viel Transparenz lieber nicht beeinträchtigen will.
 

Mehrwertleben GmbH

 
Am 27. April 2017 wird vor einem Notar in Bruneck die „Mehrwertleben GmbH“ gegründet. Die Gründer sind der Obmann der Raiffeisenkasse Bruneck Hans Peter Felder, dessen Stellvertreter Günther Gremes und Heiner Nicolussi-Leck, langjähriger Chef des Raiffeisenverbandes und amtierender Aufsichtsratspräsident der Raika Bruneck.
Die „Mehrwertleben GmbH“ gehört zu 100 Prozent der Raiffeisenkasse Bruneck. Gesellschaftszweck sind „Kauf, Verkauf, Tausch, Vermietung, Führung und Verwaltung von Immobilien und Mobilien, sowie die Neuerrichtung und der Aus- und Umbau von Immobilien.“
Die Unternehmensgründung durch die Genossenschaftsbank hat einen klaren Hintergrund und Sinn. Denn unmittelbar nach der Gründung macht die unscheinbare GmbH ein aufsehenerregendes Millionengeschäft. Die „Mehrwertleben GmbH“ kauft noch am selben Vormittag das Brunecker Traditionshotel „Post“.
Das historische Hotel in bester Lage mitten im Stadtzentrum wurde 1840 erbaut und ist auch durch seinen Besitzer, den damaligen Tiroler Landeshauptmann Eduard von Grebmer, schon bald eine der ersten Adressen im Pustertal. Die Familie von Grebmer führte das Hotel über eineinhalb Jahrhunderte lang. Mehrmals wurde der riesige Hotelkomplex umgebaut, zuletzt 2004 in einen 4-Sterne Hotelbetrieb.
Haymo von Grebmer und seine Familie konnten am Ende das Hotel aber nicht mehr halten. Nachdem man bereits vor über zehn Jahren einen Teil der Kubatur verkaufen musste, kam nach seinem Tod im Frühjahr 2017 dann das Aus.
 
Dass ausgerechnet die Raika Bruneck als Käufer auftritt, ist dabei kein Zufall. Die Genossenschaftsbank ist seit Jahrzehnten direkter Nachbar der Post. Die größte und auch kapitalstärkste Südtiroler Raiffeisenbank hat gleich neben der Post ihr modernes und großzügiges Dienstleistungszentrum errichtet.
 

Die Neugestaltung

 
Weil der Kauf in Bruneck sehr schnell zum Tagesgespräch wird, geht die Führung der Raika Bruneck in die Offensive.
Diverse Gründe haben zu einer Übergabe des Hotels an die Raiffeisenkasse Bruneck geführt. Das Hotel Post ist Teil der Identität von Bruneck. Seine Bedeutung ist uns bewusst und wir werden diese für die Planung seiner Zukunft an oberste Stelle geben“, erklärt der Direktor der Raika Bruneck Anton Josef Kosta fünf Wochen nach dem Kauf.
In einer Pressemitteilung klärte die Raika damals auf, dass man bereits im Herbst 2017 mit der Neugestaltung und umfangreichen Modernisierung des Postplatzes beginnen möchte.
Der Postplatz soll seiner zentralen Lage gerecht werden und durch eine direkte Anbindung an den Graben in Form einer Fußgängerpassage in das Stadtzentrum integriert und attraktiver gemacht werden. „Dieser Platz wird von vielen nicht wahrgenommen. Dabei ist er wegen seiner historischen Bedeutung etwas Besonderes in Bruneck“, so Kosta.
 
 
Wie die konkreten Maßnahmen des gesamten Projekts aussehen, wollte die Raiffeisenkasse Bruneck damals nicht sagen. Anton Josef Kosta: „Primär wollen wir die Öffentlichkeit über das Projekt in Kenntnis setzen. Genauere Pläne müssen erst ausgearbeitet werden. Sie werden zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt.
 

Tiefgarage & Verkauf

 
Dabei interessiert die Bank weniger die Oberfläche des Platzes als das, was darunter liegt und machbar ist.
Denn nach Informationen von Salto.bz ist der zentrale Punkt des Projektes die Vergrößerung der bestehenden Tiefgarage. Die Garage soll enorm vergrößert und unterirdisch bis an den Brunecker Graben heran gebaut werden. Es wäre auf jeden Fall auf Jahrzehnte eine sichere Einnahmequelle  für die Bank.
Dass der Kauf des Hotel Post nur der Umsetzung dieses Projektes dienen und für die Mehrwertleben GmbH nur ein Durchlaufposten sein sollte, zeigt schon die Konstruktion. Von Anfang an plante die Raika Bruneck das Hotel weiterzuverkaufen. Deshalb hat man auch eine GmbH gegründet. Mit einem Weiterverkauf der Quoten und nicht der Immobilie fahren der Verkäufer und auch der Käufer steuerlich besser.
Auch der Käufer des Hotel Post steht seit langem fest. Es ist die Kronplatz AG. Das finanzkräftige Unternehmen hat durchaus die finanziellen Mittel, um den Kauf aus der Portokasse durchzuführen.
Offiziell tut man so, als würde man noch verhandeln. In Wirklichkeit steht der Verkauf bis ins letzte Detail. Der Preis ist dabei top topsecret. Dass der Verkauf noch nicht notariell erfolgt ist, liegt nur daran, dass die Raika Bruneck vorher ihr Tiefgaragenprojekt in trockenen Tüchern haben will.
 

Peinliche Fragen

 
Der geplante Deal zwischen Raika Bruneck und Kronplatz AG könnte jetzt aber ein politisches Nachspiel haben. Der grüne Landtagsabgeordnete Hans Heiss will den Weiterverkauf des Hotel Post an das Betreiberunternehmen des größten Südtiroler Skigebietes im Südtiroler Landtag zur Sprache bringen. Heiss und seine zwei Mitstreiter Brigitte Foppa und Riccardo Dello Sbarba haben vor wenigen Tagen eine aktuelle Anfrage dazu eingebracht.
 
Die grünen Politiker verweisen in ihrer Anfrage dabei auf einen anderen Coup der Kronplatz AG, der vor wenigen Wochen von salto.bz aufgedeckt worden war. Die Kronplatz AG ist dabei, ein Museum für Bergfotografie an der alten Bergstation am Kronplatz zu errichten. Die Landesregierung hat dafür einen Beitrag von 3 Millionen Euro zugesichert. Weil man mit dem geltenden Museumsgesetz aber keine privaten Träger finanzieren kann, hat die Landesregierung kurzerhand die Kriterien zur Museumsförderung abgeändert. Sehr zum Leidwesen der zuständigen Abteilung.
Hans Heiss stellt jetzt einen direkten Zusammenhang zwischen dieser Finanzierung und dem Kauf des Hotels Post her. „Noch problematischer erscheint nun aber die Nachricht, dass der Museumsbetreiber, die Kronplatz AG, dem Vernehmen nach das traditionsreiche Hotel „Post“ in Bruneck just um den Betrag von 3 Millionen Euro aus der Hand der bisherigen Besitzer bzw. der Bank erstanden hat“, schreibt Hans Heiss in der Landtagsanfrage.
Die Grünen wollen von der Landesregierung deshalb wissen, ob „angesichts der offenbar vorhandenen Liquidität der Museumsbeitrag vertretbar ist?“.
Sollten die Summen stimmen, kann sich die Kronplatz AG freuen. Indirekt kauft sie das Hotel Post dann mit Landesgeldern an.
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Sell Woll Gio, 09/28/2017 - 15:34

Die Beantwortung 2er Fragen könnte die Nutznießer dieses Zuckerles der Landesregierung sichtbar machen:
* Bringt die Bank durch den Kauf-Verkauf auch eigene notleidende Kredite gegenüber dem vorherigen Hotelbesitzer ins Trockene?
* Wer hält Anteile an der Kronplatz AG?

Gio, 09/28/2017 - 15:34 Collegamento permanente