Società | Ankündigung

„Lasst uns darüber sprechen“

Ein breites Bündnis organisiert im Oktober in Meran eine Konferenz zu Schwangerschaftsabbrüchen: „Abtreibungen sind ein Reizthema, über das gesprochen werden muss.“
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Foto: Elisabeth Hölzl
Obwohl der Schwangerschaftsabbruch in Italien legal ist, wird der niederschwellige Zugang zu sicheren Eingriffen oftmals erschwert. In Südtirol gibt es mehrere Präventions- und Beratungsstellen, aber nur sehr wenige Ärzt:innen, welche sichere Schwangerschaftsabbrüche in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen anbieten. Diese Problematik wird am 22. Oktober von 10 bis 14 Uhr in der Meraner Akademie deutsch-italienischer Studien (F. Innerhoferstraße 1) bei der Konferenz „Recht auf Abtreibung – Lasst uns darüber sprechen“ im Zentrum stehen.
Die größte Herausforderung für Betroffene ist sicherlich die Tatsache, dass in Südtirol viele Ärzt:innen eine Abtreibung aus Gewissensgründen nicht durchführen wollen - Julia Dalsant
Eine der Mitorganisator:innen ist Julia Dalsant, Gemeinderätin der Grünen in Meran und Teil des Feministischen Infocafés. „Ich finde es wichtig, als Politikerin hier klar Position zu beziehen. Abtreibungen sind ein Reizthema, über das gesprochen werden muss. Sie sollten in einer Gesellschaft ein zugänglicher Dienst sein, der nicht beschnitten wird. Die Konferenz ist damit Teil eines breiteren Diskurses, um sich das anzuschauen“, erklärt sie.
An der Organisation der Konferenz sind neben dem Feministischen Infocafé Meran außerdem auch das Frauenmuseum Meran, der Frauenmarsch-Donne in marcia, der Verein „Frauen gegen Gewalt-Donne contro la violenza“ Meran, die Familienberatungsstelle AIED Bozen, das Women´s Museum Norway, die Akademie deutsch-italienischer Studien Meran und das Frauenbüro der Provinz Bozen beteiligt.
 
 
Bei der Konferenz werden mehrere Expertinnen in Vorträgen zum Thema Schwangerschaftsabbruch sprechen. Dazu zählen Mona Holm (Direktorin des „Women’s Museum Norway Kvinnemuseet“ und Initiatorin der Ausstellung „SHHH! Geschichten über Schwangerschaftsabbruch und Sexualität“), Carla Reale (Juristin, Expertin für Verfassungs- und Biorecht, Mitglied der Gleichstellungskommission der Provinz Trient), Esther Redolfi (Philosophin, promovierte Ethikerin und Frauenforscherin), Silvia Camin (Vorsitzende AIED Bozen) und Loredana Costanza (Vize-Primarin der Abteilung Gynäkologie & Geburtshilfe im Krankenhaus Bozen).
 

Situation in Südtirol

 
„Die größte Herausforderung für Betroffene ist sicherlich die Tatsache, dass in Südtirol viele Ärzt:innen eine Abtreibung aus Gewissensgründen nicht durchführen wollen. Es widerspricht sich, dass der Staat Frauen das Recht auf Abtreibung garantieren möchte, aber es dem Personal im öffentlichen Sanitätsdienst gleichzeitig freistellt, diesen Eingriff nicht durchzuführen“, so Dalsant.  
 
 
Diese Herausforderung und viele weitere Überlegungen zu dem Thema sollen bei der Konferenz zwischen Öffentlichkeit und Fachleuten diskutiert werden. Dazu zählen etwa folgende Fragen: Was sind die Risiken für die Schwangeren und die Gesellschaft insgesamt, wenn das Recht auf Schwangerschaftsabbruch infrage gestellt wird? Brauchen wir ein Menschenrecht auf Abtreibung? Wie können wir allen Betroffenen das Recht auf einen sicheren Schwangerschaftsabbruch gewähren, unabhängig von ihrer sozialen und wirtschaftlichen Lage?
Nach den Beiträgen der Expertinnen zu den ethischen, gesundheitlichen, präventiven und rechtlichen Hintergründen einer Abtreibung kann das Publikum an Diskussionsrunden teilnehmen. Die Ergebnisse werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, in der Hoffnung, dass diese als Ausgangspunkt für ein gemeinsames politisches Engagement zum Schutz der Freiheit und der Würde von Frauen und schwangeren Personen dienen können.