Cultura | Salto Afternoon

Mehrheimisch!

Eine internationale Tagung und ein Buch zur Migrationsgeschichte bringen ab kommender Woche mehr Licht in das brisante Thema. Ein Hinweis.
Tagung
Foto: Uni Bz

Die Tagung Geschichte(n) der Migration seit dem Zweiten Autonomiestatut beginnt mit einer Buchpräsentation am 3. April (20 Uhr), in der Landesbibliothek Teßmann in Bozen. Die Autoren und Herausgeber Eva Pfanzelter und Dirk Rupnow verweben im Sammelband einheimisch – zweiheimisch – mehrheimisch. Geschichte(n) der Migration in Südtirol (Raetia Verlag) wissenschaftliche Abhandlungen von zahlreichen Autorinnen und Autoren, mit vielen lebensnahen Stimmen von Migranten und Migrantinnen.
Der Band versucht - so steht es in den einleitenden Worten - „die mittlerweile alltägliche Vielfalt der Südtiroler Gesellschaft abzubilden und damit auch den Migrantinnen und Migranten mit ihren Erfahrungen, die oft nicht als Teil der Südtiroler Geschichte verstanden werden, eine Stimme zu geben.“

Die Geschichte der jüngeren Migration in Südtirol beginnt in den frühen 1990er-Jahren. Bis in die 1970er selbst ein Auswanderungsland, wurde Südtirol erst Jahre nach der Stabilisierung durch die Autonomie und dem einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung für ausländische Arbeitskräfte attraktiv.

Das Projektteam untersuchte Vereinsregister, analysierte Landtagsprotokolle, hinterfragte Statistiken, recherchierte in Archiven, Bibliotheken, im Internet und zerlegte nicht zuletzt Tageszeitungen, um zu den nun vorliegenden Ergebnissen zu gelangen. 
Das Buch wird am 4. April im Dom Cafè von Brixen (20 Uhr) ein zweites Mal vorgestellt. 

Heute machen Menschen mit ehemals ausländischem Pass rund acht Prozent der Bevölkerung aus. Sie leben und arbeiten in Südtirol, zahlen Steuern, schicken ihre Kinder in die Schule, wählen – sind also Teil der Gesellschaft.

Am Mittwoch findet - ebenfalls in Brixen (Universität) - die Tagung statt, welche Annemarie Augschöll Blasbichler und Eva Pfanzelter mit dem Referat Zum Stand der Südtiroler Migrationsforschung eröffnen werden. Gerhard Hetfleisch spricht zum Thema Auf vielen Wegen nach Tirol: Aspekte der Zuwanderungsgeschichte Tirols in der Zweiten Republik, Nele Gfader über Türkische „Gastarbeitermigration“ nach Vorarlberg.
Franziska Niedrist und Sarah Oberbichler bringen Fakten zum Thema Flucht nach Südtirol: Der politische Diskurs seit 1990, Kurt Gritsch unternimmt eine zeithistorische Bestandsaufnahme über Migrationsnetzwerke in Südtirol, Julia Tapfer beleuchtet mit dem Vortrag Südtiroler Migrantinnen und ihre Vereine: Entstehung und Handlungsräume von Frauenorganisationen, das Thema aus weiblicher Sicht.
Am Nachmittag spricht Erol Yildiz über Postmigrantische Ideen jenseits ethnischer Differenz und Annemarie Augschöll Blasbichler über Zweimal Alphabetisierung in der Fremdsprache.
Spannung verspricht Sarah Oberbichlers mediale Untersuchung Zwischen Nutzen und Bedrohung. 25 Jahre Migrationsdiskurs in den Tageszeitungen „Dolomiten“ und „Alto Adige“. Im Anschluss referieren Eva Pfanzelter über Menschenhass 2016? „Soziale“ Medien und Migration, Hans Karl Peterlini über Lebenswelten im Zwischen. Ansichten der Migrationsgesellschaft an Schnittstellen von Öffnung und Schließung: Franzensfeste/Fortezza, Brenner/Brennero, Fernando Biague über Lo sviluppo della mediazione interculturale in Alto Adige, sowie Susanne Rieper zu: Illegalisierte tunesische Migration über das Mittelmeer nach Bozen.

Ab 18 Uhr findet eine Diskussion statt. Auf dem Podium Platz nehmen werden: Armin Gatterer, Fernando Biague, Elisa Pavone und Sandra Costa.
Georg Hofers Präsentation des Fotoprojekts Flüchtlinge in Südtirol beschließt die Tagung.

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Sepp.Bacher Mer, 03/29/2017 - 17:27

Ein paar Beispiele aus den Wörterbüchern/Sprachlexikas:
Einheimisch: zu einer Region, einem Ort (im eigentlichen Sinne zu einem Heim, zu einer Heimat) gehörig, in dieser Region, diesem Ort geboren, zu Hause sein; (spätmittelhochdeutsch, mittelhochdeutsch inheimisch „zu Hause anwesend).
Von Natur aus in einer bestimmten Region beheimatet. (also auch Flora und Fauna).
Einheimischer: Bürger, Einwohner, Inländer, „Eingeborener“, „Ureinwohner“, Angehöriger eines Indigenen Volkes.
Aus diesen Beispielen geht hervor, dass das "ein" nichts mit der Zahl eins zu tun hat, sondern eher mit drIN sein, hinEIN, zu tun hat. Folglich finde ich das Wortspiel mit "einheimisch, zweiheimisch, mehrheimisch" nicht nachvollziehbar!

Mer, 03/29/2017 - 17:27 Collegamento permanente