Politica | Uni & Flüchtlinge

Nachhilfe für Blaas

Wird es den jungen Flüchtlingen an der Uni zu einfach gemacht – und “Einheimische diskriminiert”, wie Walter Blaas vermutet? Die sh.asus will einiges richtig stellen.
Walter Blaas
Foto: Die Freiheitlichen

Walter Blaas macht sich Sorgen um die Studierenden in Bozen. Vor wenigen Wochen ist an der Freien Universität ein Projekt angelaufen, in dessen Rahmen 31 junge Flüchtlinge für ein Semester kostenlos und unbürokratisch an Kursen und Vorlesungen der verschieden Fakultäten teilnehmen können. Die Absicht hinter dem Projekt: Austausch zulassen, Integration fördern und soziale wie gesellschaftliche Erfolge ermöglichen. “Uns ging es nicht darum, Kurse für Flüchtlinge zu organisieren, sondern ihnen das zugänglich zu machen, was an der Universität ohnehin angeboten wird”, erklärte Roberto Gigliotti beim Welcome-Day vor wenigen Wochen. Gigliotti ist einer der Professoren hinter dem Pilotprojekt – das vom Freiheitlichen Parteiobmann nun aufs Schärfste kritisiert wird. Er vermutet, dass dadurch “Einheimische diskriminiert” werden könnten.
In einer Landtagsanfrage hatte Blaas Auskunft über die Initiative gefordert. Mit den Antworten ist er allerdings nicht zufrieden: “Es bleiben viele ungeklärte Fragen. Daher fordere ich, dass das Projekt eingestellt wird.

Die Behauptungen...

In einer Pressemitteilung listet Blaas seine Vermutungen auf: So bezweifelt er etwa, “ob die Asylanten alle drei für den Zugang zur Universität geforderten Sprachen (deutsch, italienisch, englisch, Anm. d. Red.)” beherrschten. “Hier herrscht ein bemerkenswerter Fall von Ungleichbehandlung vor”, behauptet Blaas. “Alle anderen Studierenden” hätten nämlich die Pflicht, an der Universität von Bozen die entsprechenden Nachweise für die Sprachkenntnisse zu liefern oder Prüfungen abzulegen”. Auch in einem anderen Bereich “scheinen für die Asylbewerber andere Regeln zu gelten”, fährt der Freiheitliche Parteiobmann fort. Um an dem Projekt teilzunehmen, mussten die 31 Flüchtlinge eine Eigenerklärung unterzeichnen, dass sie mindestens 12 Jahre zur Schule gegangen sind. “Eine solche Eigenerklärung dürfte im Normalfall wohl kaum ausreichen, um an einer Universität studieren zu können”, kritisiert Blaas, der auf die “Situation der Einheimischen” verweisen will, die “stets entsprechende Dokumente vorweisen müssen oder später mit der Studientitelanerkennung geplagt werden”.

... die Richtigstellungen

Wird den Flüchtlingen nun also über dieses Pilotprojekt der Zugang zur Universität tatsächlich leichter als “heimischen Studierenden” gemacht, wie Blaas zwischen den Zeilen schreibt? Nachhilfe für den Blauen Parteiobmann kommt von der Südtiroler HochschülerInnenschaft. “Ohne diese Pressemitteilung inhaltlich bewerten zu wollen, möchten wir einige fehlerhaft dargestellte Fakten berichtigen, damit die heißgeliebten einheimischen, perfekt dreisprachigen StudentInnen nicht vom Studieren abgeschreckt werden”, schreiben die Studierendenvertreter am Mittwoch Nachmittag auf Facebook. Sie wollen die zwei Behauptungen, die Blaas über die jungen Flüchtlingen aufstellt – mangelnde Sprachkenntnisse und unzureichende Schulnachweise – widerlegen.

“Richtigstellung 1: Um an der Freien Universität Bozen einen Studienplatz zu erhalten, muss man bei Studienbeginn lediglich in zwei der drei Sprachen ein B2 Sprachniveau nachweisen. Bei der dritten Sprache sind keine Kenntnisse nötig, diese erwirbt man während des Studiums. Es kann also jeder, der kein deutsches Wort beherrscht, sich für einen regulären Studienplatz bewerben.

Richtigstellung 2: Die gesamte Aufnahmeprozedur an der Universität Bozen erfolgt durch Eigenerklärungen, man muss kein einziges Diplom vorweisen, weder schulischer Art noch jene der Sprachenniveaus. Es wird auch niemand geplagt, denn die Studientitelanerkennung müssen nur jene machen, die im Ausland studieren und sich ihren erworbenen Titel in Italien anerkennen lassen möchten. Es sollte eigentlich schon jedem einleuchten, dass ein in Italien erworbener Studientitel auch hier rechtsgültig ist.”