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Die Pestizid-SMS

Weil der Giro d'Italia im Anmarsch war, sollten die Trentiner Bauern keine Pestizide ausbringen. Verärgerung nicht nur im Trentino: “Se fa male al Giro, fa male a tutti!”

Im Trentino herrscht seit einigen Tagen Aufregung wegen einer SMS. Es war vergangenen Dienstag, als die Mitglieder des Trentiner Apfelkonsortiums Melinda eine Nachricht auf ihrem Handy erhielten. Darin wurden sie gebeten, am selben Tag zwischen 14 und 17 Uhr sämtliche Zerstäubungsanlagen, die der Ausbringung von Pestiziden dienen, ausgeschalten zu lassen. Der Grund: die 16. Etappe des Giro d’Italia von Brixen nach Andalo, die am Dienstag anstand. Fahrer samt Teams, Journalisten, Schaulistige und Fernsehzuseher sollten von unschönen Bildern von Sprühnebeln entlang der Strecke, an vielen Stellen von Obstwiesen gesäumt, und etwaigen Abdriften verschont bleiben.

«Vista la presenza di turisti e tv anche dall’elicottero per il Giro d’Italia, si ricorda di non effettuare trattamenti fra le 14 e le 17 di oggi».
(der Text der SMS, die am Dienstag, 24. Mai, an die Melinda-Mitglieder ging)

Der Präsident von Melinda, Michele Odorizzi, kann der Initiative durchaus etwas abgewinnen. Im Gespräch mit der Trentiner Tageszeitung L’Adige betont Odorizzi zwar, dass die SMS vermutlich von einer der Mitgliedgenosschenschaften, nicht aber von Melinda ausgegangen war und dass die Nachricht “ziemlich überflüssig” sei, weil die Ausbringung von Pestiziden normalerweise in den Morgenstunden erfolge und “nie zwischen 14 und 17 Uhr”. Doch alles in allem “ritengo positiva un’attenzione rafforzata durante alcune manifestazioni, che comportano il passaggio di molte persone sulle strade della valle”, so Odorizzi.

Was für den einen nachvollziehbar ist, stößt anderswo auf Unverständnis und weckt Empörung bei all jenen, die sich diese erhöhte Aufmerksamkeit, von der Odorizzi spricht, jeden Tag wünschen. Und nicht nur, wenn der Giro d’Italia durchzieht. Als reine “Make-Up-Aktion” bezeichnen Kritiker die SMS und die Botschaft, die dahinter steckt. Es sei “unglaublich, dass man sich derart um Sportler, Journalisten und TV bemüht, während seit Jahren unzählige Personen, die in einem gesünderen Umfeld leben wollen, komplett ignoriert werden”. Dieser Auffassung ist der lombardische Kammerabgeordnete Mirko Busto, der auf die SMS-Aktion im Trentino aufmerksam geworden ist. Für den 5-Sterne-Politiker steht fest: “Se fa male al Giro, fa male a tutti!