Economia | Sparkasse

Glückliche Käufer

Obwohl die Stiftung 18,3 Millionen für das Meraner Sparkassenhaus geboten hat, verkauft die Sparim die Immobilie um 18,15 Millionen Euro an zwei private Unternehmer.
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Foto: Google Street View
Es sind wenige Zeilen, die am Montagvormittag aus der Generaldirektion der Sparkasse an den Hauptaktionär der Sparkasse gingen.
Sparkassen-Generaldirektor Nicola Calabrò teilt in dem Schreiben an Stiftungspräsident Konrad Bergmeister und dem Direktor der Stiftung Andreas Überbacher freundlich mit, dass die gemeinnützige öffentliche Stiftung beim Verkauf eines Prestigeobjektes der Bank den Kürzeren gezogen hat.
Wenig später leitet Stiftungspräsident Konrad Bergmeister das Schreiben kommentarlos an die Mitglieder des Stiftungsrates und die Verwaltungs- und Aufsichtsräte der Stiftung weiter. Seitdem schwankt die Stimmung in der Stiftung zwischen Ungläubigkeit, Bauchweh und Entsetzen. „Ich möchte derzeit öffentlich noch nichts dazu sagen“, ersucht Stiftungspräsident Konrad Bergmeister gegenüber salto.bz um Verständnis. Das kling so, als würde man intern die Sache nicht auf sich beruhen lassen.
Sicher ist, dass viele Stiftungsräte über die Vorgänge rund um den Verkauf des Meraner Sitzes der Sparkasse entsetzt sind. „Das ist der schwärzeste Tag in der Geschichte der Sparkasse“, sagt einer, der jahrzehntelang an der Spitze des Hauptaktionärs der Bank gedient hat.
Dass das Unverständnis und Entsetzen über diesen Verkauf weit über die Stiftung und Meran hinaus zunehmen, liegt vor allem daran, dass der Meraner Deal schwer erklärbar ist.
Die Stiftung hatte mit 18,3 Millionen Euro das höchste Angebot für das Meraner Sparkassenhaus vorgelegt. Doch verkauft wird die Immobilie an zwei private Unternehmer, die genau 150.000 Euro weniger zahlen.
 

Der Vorvertrag

 
Damit ist genau das eingetreten, was salto.bz vergangene Woche exklusiv enthüllt hatte.
Die Geschichte in Kurzfassung:
Die beiden Unternehmer Bernhard Schweitzer und Norbert Gasser bieten 18 Millionen Euro für das mehrstöckige Sparkassenhaus an der Ecke Freiheitsstraße/Sparkassenstraße in Meran. Am 3. Mai 2017 unterschreiben beide mit der Sparim AG einen Vorvertrag. Die Vertragspartner sind dabei Gassers „Fruitservice Srl“ und Schweitzers „B-Capital Srl“.
Zwei Tage später veröffentlicht dann die Sparim in vier lokalen und nationalen Tageszeitungen eine Ausschreibung für den Verkauf des Meraner Hauses. Ausschreibungsende ist der 12. Juni, 18 Uhr. Startpreis: 18 Millionen Euro.
 
Wer sich die Unterlagen anschauen will, muss beim Bozner Notar Walter Crepaz eine Bankgarantie von 180.000 Euro hinterlegen. Wer die Garantie hinterlegt, bekommt dann nicht nur die genauen Pläne des Hauses und die Mitzahlungen zu Gesicht, sondern auch den Vorvertrag mit den beiden privaten Unternehmen.
Darin enthalten ist ein Vorkaufsrecht. Das heißt: Die beiden Unternehmen haben ein Vorrecht um jenen Preis zu kaufen, den der Höchstbietende in der Ausschreibung anbietet. Das war in diesem Fall die Stiftung Sparkasse mit 18,3 Millionen Euro.
Warum aber zahlen die beiden Privaten jetzt 150.000 Euro weniger?

Die Vorteilskarte

 
Im Vorvertrag enthalten ist auch eine Klausel, die selbst für Experten kaum nachvollziehbar ist. Üben die Privaten ihr Vorkaufsrecht nicht aus und wird ihr Angebot überboten, so verdienen sie am Mehrwert mit. Im Klartext: Die Mehreinnahmen werden in diesem Fall 50 zu 50 zwischen der Sparim und den Privaten aufgeteilt.
So jedenfalls haben jene die Vertragsklausel verstanden, die sie bisher gesehen haben.
In Wirklichkeit scheint das Ganze aber noch haarsträubender zu sein. Denn anscheinend bekommen - laut Vorvertrag – die beiden Privaten diese 50-Prozent-Prämie auch dann, wenn sie ihr Vorkaufsrecht ausüben.
Das steht im Brief Calabrò´s an die Stiftung. Und nur so ist es möglich, dass die beiden Unternehmen das Haus um 18,15 Millionen Euro kaufen. Der Hälfte des Mehrwerts von 300.000 Euro wird ihnen auf den Kaufpreis von 18,3 Millionen Euro gutgeschrieben. So zahlen sie 18,15 Millionen Euro.
Damit wird die gesamte Ausschreibung noch absurder. Sicher ist, dass jene, die für die Sparim den Vorvertrag ausgearbeitet haben, sehr entgegenkommend waren.
Tatsache ist, dass die beiden privaten Unternehmen so immer billiger kaufen, als jeder andere.
 

Die berufliche Nähe

 
Dass diese Vorzugsbehandlung vielen bitter aufstößt, liegt auch an gewissen, persönlichen und beruflichen Verbindungen zwischen Käufer und Verkäufer.
Gerhard Brandstätter ist nicht nur Präsident der Sparkasse, sondern auch Präsident der Sparim AG, die das Haus in Meran verkauft. Seit vielen Jahren ist der renommierte Bozner Wirtschaftsanwalt aber auch Präsident des Aufsichtsrates der „Schweizer Project AG“, die Bernhard Schweizer und dessen Familie gehört. Aus diesem Unternehmen ging im Herbst 2011 auch jene B-Capital Srl hervor, die jetzt das Meraner Haus gekauft hat.
Doch das ist nicht die einzige berufliche Nähe. Bereits die Väter-Generation arbeitete zusammen. So hat man es bis heute beibehalten. Eine nahe Verwandte des Käufers Bernhard Schweitzer arbeitet seit Jahren als Anwältin in der Kanzlei Brandstätter.
 
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Martin Daniel Ven, 06/30/2017 - 09:40

Jetzt könnte man sagen, die Sparim ist ein privates Unternehmen - wo ist da das Problem? Eine Frage stellt sich somit: Wer zahlt bei diesem Deal drauf? Wem fehlen die 150.000 letztlich? Dem Tochterunternehmen Sparim? Falls ja, verlieren mehr oder weniger der Führung ausgelieferte Kleinanleger Geld? Oder besteht der Schaden hier darin, dass die Stiftung nicht zum Zuge kommt? Sie hätte aber 300.000 mehr locker gemacht, als das Objekt geschätzt wurde.

Ven, 06/30/2017 - 09:40 Collegamento permanente