Economia | Interview

“Hätte mir mehr Hausverstand erwartet”

Was sagt der Direktor der Schnalstaler Gletscherbahn AG Elmar Pichler-Rolle zum Baustopp in “seinem” Skigebiet, den das Verwaltungsgericht am Donnerstag bestätigt hat?
pichler-rolle.png
Foto: salto

salto.bz: Herr Pichler Rolle, der Dachverband für Natur und Umweltschutz zeigt sich mit der Bestätigung des Baustopps im Skigebiet Schnals zufrieden. Ihre Reaktion dürfte anders ausfallen?
Elmar Pichler Rolle: Das, was die Richter beschlossen haben, passiert in Verwaltungsverfahren, wie es dieses ist, immer wieder. Es wurde praktisch gesagt, dass nicht von vornherein festgestellt werden kann, ob die vorgebrachten Einwände gerechtfertigt sind und sie daher genauer geprüft werden müssen.

Weiterbauen dürfen die Schnalstaler Gletscherbahn AG nun aber doch nicht. Sind Sie nicht enttäuscht?
Dem Dachverband geht es um den Schutz der Umwelt und der Natur, was natürlich ein sehr wichtiges Anliegen ist. Enttäuscht bin ich insofern, als dass ich den Südtiroler Verbänden mehr Hausverstand zugetraut hätte.

Die Einwände der Umweltschützer sind nicht gerechtfertigt?
Den Klägern geht es darum, ob im Verfahren, das zur Genehmigung des Projekts geführt hat, Formfehler gemacht wurden. Wir haben aber alle Auflagen eingehalten und arbeiten vernünftig.

Was heißt vernünftig?
Wir bauen weder in einem Schutzgebiet, noch muss für das Projekt Wald gefällt werden. Aber das ist den Klägern anscheinend völlig wurscht. Zumindest zeigen sie keinerlei Gespür für die Notwendigkeiten des Skigebietes und des gesamten Tales, das durch unser Projekt aufgewertet werden würde.

Angezweifelt wird unter anderem, dass die Talabfahrt, die neu entstehen soll, mehr Sicherheit für die Skifahrer bieten wird.
Alles in allem wird es sicherer, da die Abfahrt leichter wird. Aber das wäre nur einer der Vorzüge, die wir durch das Bauvorhaben erzielen würden.

Welche sind die anderen beiden?
Einerseits entstünde eine Schlechtwetteralternative. Sprich, wenn am Gletscher schlechte Witterung herrscht, gäbe es mit der neuen Piste eine Ausweichmöglichkeit. Und andererseits würde endlich eine neue Verbindungspiste zwischen der Skizone Lazaun und dem Gletscher geschaffen.

Hat der nun vom Verwaltungsgericht bestätigte Baustopp Auswirkungen auf den Skibetrieb?
Der heurige Skibetrieb ist nicht unmittelbar betroffen. Aber nicht nur wir, eigentlich alle in Schnals hätten sich gewünscht, die neue Abfahrt bereits im kommenden Winter in Betrieb zu nehmen. Jetzt müssen wir schauen.

Wirkt sich der Baustopp auf die Kosten für das Projekt aus?
Natürlich entstehen Nebenkosten, die so nicht eingeplant waren. Zum Beispiel müssen die Baumaschinen abtransportiert werden. Die Baufirma, die wir beauftragt haben, hat natürlich auch keine große Freude, wenn die Arbeiten nicht wie geplant vonstatten gehen können. Aber wir müssen abwarten, noch halten sich die Zusatzkosten in Grenzen.

Die Hauptverhandlung in der Sache ist für den 14. Dezember anberaumt. Was machen Sie bis dahin?
Wir arbeiten und kämpfen weiter. Wir sind zuversichtlich, dass wir das hinbekommen.

Bild
Profile picture for user kurt duschek
kurt duschek Dom, 10/02/2016 - 09:27

Jemandem Hausverstand absprechen, nur weil er seinen Zielen treu bleibt, ist "unterste" Schublade. Unternehmerisches Denken wäre hingegen zu hinterfragen, sobald Investitionen in einer immer weniger ausgeübten und teuren Sportart, wie das Skifahren in den auftauenden Gletschern, getätigt werden. Dies würde ich nicht als fehlenden Hausverstand, sondern als eine sogenannte "gewinnbringende" Spekulation von Unternehmern bezeichnen. Dabei denken nur Menschen mit Hausverstand an Landesbeiträge und Abschreibungen!

Dom, 10/02/2016 - 09:27 Collegamento permanente