Cronaca | vor Gericht

Aus für Negrelli

Grünes Licht für den Abbruch: Das Verwaltungsgericht hat den Rekurs gegen den Abbriss der Negrelli-Halle am Bahnhofsgelände in Bozen zurückgewiesen.
Negrelli-Halle
Foto: Kuratorium für technische Kulturgüter

Am Ende machten die Verwaltungsrichter kurzen Prozess. Am 8. November hatte das Bozner Verwaltungsgericht eine vorläufige Aussetzung der Abrissgenehmigung für die Negrelli-Halle erlassen. Drei Wochen später gibt es grünes Licht für den Abbruch.

Die Verwaltungsrichter Terenzio Del Gaudio, Margit Falk Ebner und Lorenza Pantozzi Lerjefors haben unter dem Vorsitz von Präsidentin Edith Engl den Rekurs des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz zur Aussetzung der Baugenehmigung vom 6. Oktober 2017 zurückgewiesen. Mit dieser hatte der Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi den Abriss der Negrelli-Halle genehmigt. Um die Halle ist zuletzt ein heftiger Streit um deren Echtheit und entsprechend über ihre Unter-Schutzstellung entbrannt. Das Gebäude, nach Plänen von Luigi von Negrelli 1859 errichtet, soll dem provisorischen Busbahnhof weichen. Wegen der Arbeiten am WaltherPark – dem so genannten “Benko-Projekt” – wird dieser in die Rittner Straße verlegt. Am dortigen Bahnhofsgelände befindet sich die Negrelli-Halle, die allen voran für das Kuratorium für Technische Kulturgüter unbedingt unter Denkmalschutz gestellt und damit erhalten gehört. Sogar Unterschriften wurden dafür gesammelt. Auch der Dachverband für Natur- und Umweltschutz ist für die Erhaltung.

Mit dem Rekurs, den die Anwälte des Dachverbands beim Verwaltungsgericht eingereicht haben, forderten die Anwälte des Dachverbands, die Baugenehmigung und damit den Abriss der Negrelli-Halle zu annullieren. Doch das Verwaltungsgericht hat den Rekurs abgewiesen.

In der Begründung für ihr Urteil, das erst am Mittwoch Abend bekannt gegeben wird, erklären die Richter den Rekurs für unzulässig. Unter anderem, weil es dem Rekurssteller, dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz, an Legitimation mangle. Als Naturschutzverein, der die Interessen der Umwelt als Gegenstand habe – und nicht etwa die Denkmalpflege –, sei der Dachverband nicht befugt, auf gerichtlichem Weg gegen eine Baugenehmigung vorzugehen, die den Abriss einer einzelnen, isoliert betrachteten Immobilie vorsieht. Zudem habe das Land Südtirol in Sachen Denkmalschutz laut Art. 8 des Autonomiestatuts primäre Zuständigkeit. Das Argument der Anwälte des Dachverbands, es gebe einen staatlich vorgesehenen und automatischen Schutz für Gebäude, die älter als 70 Jahre und in öffentlichem Besitz sind, gelte demnach für die Negrelli-Halle nicht.

Damit ist die Zukunft der Negrelli-Halle besiegelt. Bereits im Dezember sollen die Abrissarbeiten beginnen. Dabei hat die Landesregierung just am Dienstag (28. November), als am Verwaltungsgericht die Richter über den Rekurs befanden, beschlossen, zwei Gebäude auf dem Bahnhofsareal in Bozen unter direkten Denkmalschutz zu stellen: eine ehemalige Werkstatt für Oberleitungen, die zwischen 1927 und 1936 erbaut wurde; und ein eingeschossiges Gebäude mit hohem Kamin aus Ziegelsteinen, das ebenfalls zwischen 1927 und 1936 errichtet wurde und in dem eine Heizungsanlage und verschiedene Werkstätten untergebracht waren.

Die beiden Werkshallen stammen aus einem 6er-Vorschlag des Denkmalschutzamtes. Alle sechs Gebäude wurden von den italienischen Eisenbahnen RFI und der Abteilung 13 für Kulturgüter bei einem Lokalaugenschein begutachtet. Unter den sechs Vorschlägen fand sich auch die Negrelli-Halle, wie die Landesräte Florian Mussner und Christian Tommasini am Dienstag bestätigten. Allerdings habe man die Halle ausgeklammert, weil dort noch das Verfahren vor dem Verwaltungsgericht anhängig sei, so Tommasini: “Wir warten die Entscheidung der Richter ab.” Die ist nun da. Und die Beteuerung Tommasinis dürfte weder für das Kuratorium für technische Kulturgüter noch für den Dachverband für Natur- und Umweltschutz ein Trost sein. Die Unter-Schutzstellung der zwei Gebäude, zeige “dass es auf dem Bozner Bahnhofsareal außer der Negrelli-Halle durchaus Gebäude gibt, die es verdienen, geschützt zu werden”, meinte der Landesrat am Dienstag.

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Oskar Egger Ven, 12/01/2017 - 15:24

Danke, Frau Gasser, für diesen Bericht. In den Dolomiten heute nichts, im Alto Adige eine mini-pro-Stellungnahme.
Ein Bau des Architekten des Suez-Kanals, nieder und endgültig kaputt für Fertighallenidylle. Das kann Wirtschaft. Und dazu ein einziger, nichtssagender Kommentar. Komplimente Bozen!

Ven, 12/01/2017 - 15:24 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Lun, 12/04/2017 - 07:41

Wenn man bedenkt, dass der Abriss der Halle nur einem zeitlich begrenzten Provisorium geopfert wird, kann man daraus ableiten, wie schwach die Planungsstäbe des Herrn Benko in Sachen Architektur und Urbanistik sind! Kann für eine transitorische Situation, und nach dem so offensichtlichen Wunsch nach Erhaltung der Halle, nicht ein ganz klein Wenig umgeplant werden? Ist das so schwer? Oder können sie´s nicht? Es lässt einem die Grausbirnen aufsteigen, wenn man an das denkt, was da noch alles auf Bozen zu kommt! Es ist die Diktatur des Geldes, deren Epigonen auch mitten unter uns leben und handeln.

Lun, 12/04/2017 - 07:41 Collegamento permanente