Economia | Finanzierung Aufstiegsanlagen

Skipisten-Träume im Hochpustertal

Wohin die Skiverbindung Helm-Rotwand noch wachsen könnte und wie dafür die derzeit eingefrorenen und den Nachbarsprovinzen zustehende Brancher-Stiftungsgelder herhalten könnten.
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Foto: c_k.fengler

„Die Welt steht auch bei uns Kopf. Denn ursprünglich wurden die Lifte gebaut, um die Hotelbetten zu füllen, und die Liftpreise ergaben sich aus einer Kostenkalkulation und der Einflussnahme der Hoteliers. Heute baut man Hotelbetten, damit die Gondeln gefüllt werden, und die Liftbetreiber werden in Zukunft wohl auf die Hotelpreise Einfluss nehmen.“ Ein Zitat aus der Zeitschrift "S’Innichnerle", dem Informationsblatt der Bürgerliste Innichen-Vierschach-Winnebach. Im Hochpustertal ist seit einiger Zeit ein wahres Gemengelage im Ski- und Tourismusgewerbe im Gange, eine unklare Situation, in der Absichten und Interessen der Handelnden nicht ohne weiteres zu durchschauen sind.

Helm-Rotwand ist fix

Einmal geht es um die jetzt von der Landesregierung genehmigte Verbindung der Aufstiegsanlagen Helm-Rotwand der Sextner Dolomiten-AG, ein Projekt das gerade erst Mitte Juli den Segen von Landesraumordnungskommission und Landesumweltbeirat erhielt. Das jedoch derzeit, bildlich gesprochen, „in den Seilen hängt“, da ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht ausständig ist und ein Baustopp bis zum 4. Dezember aufrecht ist. „Dass die Skiverbindung Rotwand-Helm jetzt von der Landesregierung genehmigt worden ist, war abzusehen,“ meint Hans Peter Stauder von der Bürgerliste Sexten, „hier wurde ganz bewusst eine Salamitaktik praktiziert, ob es jetzt einen ausständigen Gerichtsbescheid samt Baustopp gibt, oder nicht.“

Seiner Meinung nach wird das Projekt Rotwand-Helm deswegen so gepusht, weil es als erster Träger für ein Skikarusell viel größerer Dimension dient. Im angrenzenden Gemeindegebiet von Comelico Superiore hinterm Kreuzbergpass hat die Sextner Dolomiten AG bereits fixe Pläne, weitere Skipisten und die dazugehörenden Auftstiegsanlagen zu verwirklichen. „Der Zusammenschluss mit Padola ist als nächstes an der Reihe,“ ist Hans Schmieder, Bürgerlisten-Gemeinderat in Innichen überzeugt. „Im Belluno stehen bereits die Werbetafeln dafür entlang der Straßen. Denn aus Angst vor billigen Skigebieten hinter der Provinzgrenze im Belluno, sagt man, machen wir das doch selbst.“ Mit „wir“ sind Franz Senfter, Präsident der Sextner Dolomiten-AG gemeint, der die Landesregierung hinter sich weiß. Gerade wurde eine Kapitalerhöhung der AG durchgeführt, die 6 Millionen Euro in die Gesellschaftskassen spülen soll. Doch wenn das neue Skiprojekt Rotwand-Helm allein schon 28 Millionen kosten soll, von denen 8,8 Mio. vom Land kommen, dann ist noch eine Menge Geld aufzutreiben.

Verbindung Rotwand-Kreuzbergpass-Padola?

Die Schaffung einer grenzübergreifenden Tourismusregion mit Hilfe der eingefrorenen sogenannten Brancher-Gelder etwa? Diese Gelder liegen derzeit auf Eis und wären eigentlich als Unterstützungmaßnahmen für die angrenzenden Provinzen Belluno, Vicenza, Verona, Brescia und Sondrio gedacht, 80 Millionen jährlich ausbezahlt von der Region Trentino-Südtirol. Bozen hat nun seinen Teil, 40 Millionen zurückbehalten mit dem Argument, man wolle die Gelder nur jenen 6 Gemeinden zukommen lassen, die bereits etliche Male den Zusammenschluss mit Südtirol anstrebten. Die Gemeinde Comelico Superiore mit der Fraktion Padola, in der die Sextner Dolomiten AG bereits Anlagen angekauft hat, ist eine dieser Gemeinden.

„Es könnte sein, dass mithilfe dieser Gelder die Verbindung Rotwand-Kreuzberg- Padola zumindest mitfinanziert werden soll“, meint Hans Schmieder, „das ist ein Projekt das von vielen hier im Hochpustertal gutgeheißen wird, aber dass diese Fördergelder dafür herhalten müssen, die eigentlich für das ganze Cadore und die übrigen Provinzen da sind, das kann man nicht gutheißen.“

Bald kommt Ministerpräsident Letta nach Südtirol, auf Urlaub und um mit Durnwalder über Autonomie und über Geld zu reden. Wahrscheinlich auch über die Verteilung der Brancher-Gelder an die Nachbarsprovinzen und wie Südtirol hier mitprofitieren könnte.