Cultura | Stadtführer

Josefs Blick auf Bozen

Für Insider und Intruder, aber auch für ganz normalsterbliche Südtiroler und Touristen: Josef, der neue Buch-Stadtführer erzählt alte und neue Bozner G'schichten.

Geschichten über Länder und Landschaften und wie man sich darin orientiert, scheinen viel und gern gelesen zu werden. Blättert man kurz durch die Onlineseiten der größeren und kleinen Verlage, sind Reise-, Städte- und Landschaftsführer stets präsent und auch Südtirol kann sich rühmen, nicht mehr nur von Branchenverlagen und –autoren beschrieben zu werden; immer öfter sind es Geschichten und feine Beobachtungen, die im Kleid des Reiseführers daherkommen, wie jüngst “Südtirol mit Geschmack und Geheimnis”von Publizist und Autor Martin Hanni oder die "111 Orte in Südtirol, die man gesehen haben muss" der Schriftsteller Sabine Gruber und Peter Eickhoff.

Storytelling heißt das neue Konzept, und dieses haben auch die Frauen von franzmagazine ihrem neuen Buchprojekt vorangestellt. Mit “Josef” bringen Kunigunde Weissenegger, Anna Quinz, Nadja Röggla und Barbara Elias da Rocha einen Stadtführer heraus, der Bozen für Insider beschreibt. “Geboren wurde die Idee bereits vor Jahren”, erzählt Weissenegger, “wir kommen alle recht viel in der Gegend herum, erfahren was läuft und lernen Leute kennen, wir kennen die Region also ziemlich gut und sehen die Trends, aber auch - und das ist Josef vor allem - wir sehen was in den Nischen, in den Subkulturen läuft und können mit unserem Reisestadtführer vor allem das nicht so Offensichtliche präsentieren.”

Auf 128 Seiten und mit einer Auflage von 7000 Stück werden Bozner G’schichten erzählt; ein Kapitel ist beispielsweise dem Obstmarkt gewidmet, dem quirligen Altstadtzentrum, vielfotografiert und dauergefilmt, Herzstück eines beinahe jeden Südtiroler Tourismusvideo. “Natürlich wissen wir, dass der Obstmarkt der Inbegriff von Tourismus ist, doch wir beschreiben einen Tag, den wir dort verbringen, von früh bis spät.” Daneben gibt es laut Weissenegger aber auch noch viele andere Seiten von Bozen zu entdecken, ein Schuhgeschäft mit spezieller Geschichte, eine Fleischbraterei im Außenbezirk, einen fantasievollen Blumenhändler, eine Kindertagesstätte. Inspirieren ließ man sich von den eigenen Ideen und jenen der sogenannten Insider, die man sich zu Hilfe holte. “Unsere Insider sind Leute, die Bozen gut kennen, die eigene Wege gehen und ihren ganz speziellen Blick auf die Stadt haben.” Leute wie der Landesbeamte  und DJ Antonio Lampis, der Künstler Alessandro Del Pero, der Filmemacher Andreas Pichler, die Spokenword-Künstlerin Alissa Thaler, die Kuratorin Lisa Mazza und der Betreiber der Ex-Halle 28, Werner Gutgsell.

“Natürlich fährt Josef nicht nur die kulturelle Schiene, das heißt wir berichten zwar auch von Veranstaltungsorten, aber wir schreiben auch über Bars, Restaurants und Geschäfte, nehmen also die kommerziellen Angebote in unseren Stadtführer auf.” Dafür kommt Josef ohne Werbung aus, die ausgewählten Lokalitäten sind lediglich als Verkaufspunkte mit dabei. Es sei ein Projekt, das gelingen könne, ist Kunigunde Weissenegger überzeugt, ein Insider-Buch das nicht nur den Touristen gefallen könnte, sondern auch den Südtirolern selbst. “Viele kennen zwar die markanten Eckpunkte unserer Stadt, wissen aber nicht wo sie hingehen können, wenn sie etwas repariert haben wollen, oder sonstwas Spezielles brauchen.” Und, auch an die sogenannten Intruders habe man gedacht: “So heißen wir jene, die seit einiger Zeit bei uns leben, die der Arbeit wegen nach Bozen kamen, an die Uni, oder an die Eurac und die aktiv am Stadtleben teilnehmen wollen.” Finanziert wird das Buchprojekt unter anderem über eine Crowd-Funding-Aktion.

JOSEF soll vorerst in einer Ausgabe für Bozen erscheinen, geplant sind weitere Ausgaben auch für die anderen nahen Städte. Der Buch-Launch findet am Donnerstag, 10. Dezember um 18 Uhr 30 im Museion statt.

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Martin B. Mar, 12/01/2015 - 13:49

In risposta a di Joe Meola

Ich bin auch fast eingeschlafen beim lesen der "Aufreger" im Buch. Die Zeiten der Führer waren vor 20-30 Jahren als es noch kein Internet gab. Wer weltinteressierte Freunde hat, selbst etwas in der Welt unterwegs ist und auf sozialen Netzwerken Kontakte hat, hat die besten Führer die es gibt. Und selbst entdecken ist eh das Tollste.

Mar, 12/01/2015 - 13:49 Collegamento permanente