salto.music | Mini-Serie (1 von 5)

Best Of 2022: Metal / Stoner / Prog

In einer kleinen, unregelmäßigen Serie blicken wir zurück auf 2022 und fassen – stilistisch gebündelt – das zusammen, was uns gefallen, überrascht oder begeistert hat.
Mit neuem Album in der Hinterhand lässt es sich gut live spielen: Slowtorch gastieren am Freitag nächster Woche beim „Habemus Metallum”-Festival in Nomi bei Rovereto.
Foto: Maria Knoll
Mit neuem Album in der Hinterhand lässt es sich gut live spielen: Slowtorch gastieren am Freitag nächster Woche beim „Habemus Metallum”-Festival in Nomi bei Rovereto.
Slowtorch haben mit „The Machine Has Failed” ein Stoner-Album veröffentlicht, das keine Gefangenen macht: Matteo „Mela” Meloni ist der charismatische Frontmann der Band. Foto: Maria Knoll
 

Disclaimer: Für diese Übersicht haben wir die Objektivität zugunsten der Subjektivität etwas in den Hintergrund gerückt. Wir werden uns textlich zurückhalten, aber die Releases und Videos verlinken, damit ihr euch selbst auf Entdeckungsreise machen könnt. Die Redaktion von salto.music erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und die Übersicht kann gerne in den Kommentaren ergänzt werden. Die Reihung im Text ist keine Wertung, sondern ist dem „flow“ geschuldet.

Die Mini-Serie:

Zur Sache: 2022 war für Metal, generell gesehen, ein eher mittelmäßiges Jahr. Es gab im Verhältnis eher wenig Veröffentlichungen – das könnte sich 2023 ändern, denn es sind u.a. Ontborg und Graveworm bereits angekündigt – aber dafür gab es gute Videos und die Bands waren live durchaus unterwegs, was sich 2023 sogar intensivieren wird. Von den (eher wenigen) Releases konnten uns die folgenden besonders nachhaltig überzeugen.

 

Stoner #1: Slowtorch

Die Bozner Slowtorch veröffentlichen ihr Album „The Machine Has Failed” am 29. April 2022, über das italienische Label Electric Valley Records. Es ist rau, im strengen Sinne kein Metal, sondern Stoner, wie er von Bands wie Clutch praktiziert wird. Man könnte den Sound auch damit in etwa erreichen, indem man Motörhead und Ozzy Osbourne-Ära von Black Sabbath in einen Mixer schmeißt.

Beste Songs: Der Titelsong „The Machine Has Failed” und der Slow-Burner „World Behind My Eyes”. Unsere Rezension des Albums findet sich hier.

 
Neun  Songs, eingespielt in zwei Sessions: „The Machine Has Failed” ist über das italienische Doom-/Stoner-Label Electric Valley Records erschienen.
Neun Songs, eingespielt in zwei zeitlich etwas auseinander liegenden Sessions: „The Machine Has Failed” ist im April 2022 über das italienische Doom-/Stoner-Label Electric Valley Records erschienen. Artwork: Solomacello

 

Stoner #2: Space Cadets

Wie sich eine Band langsam aber beständig weiterentwickelt und perfektioniert, konnte man an der EP „Desertdays Diary” von Space Cadets aus Montan bestens nachvollziehen. Anfangs noch von leichten Alternative-Einflüssen geprägt, sind Space Cadets 2022 eine Band, die höchst überzeugenden Stoner-/Psychedelic-Rock spielen. Die Ende November erschienene EP enthält vier Songs, die live im Studio eingespielt wurden. Space Cadets nehmen sich in ihren Songs die Zeit die sie brauchen, knapp über 7 Minuten für „Gasoline Love” und nicht ganz 7  Minuten für „Tatooine”. Produziert von Slowtorch-Drummer Fabio Sforza, enthält die EP sehr schöne Synths, viel Dynamik und eine wuchtige, mitreißende Energie.

 
Space Cadets 2022, wie sie demnächst live zu sehen sein werden (v.l.n.r.): Andreas Spanó (Bas), Tony Steiner (Gitarre), Marius Walter (Stimme, Gitarre), Hannes Pfitscher (Schlagzeug) und Christian Hilber (Keyboards/Synth).
Space Cadets haben seit 2022 mit Tony Steiner einen neuen Gitarristen in der Band (v.l.n.r.): Andreas Spanó (Bass), Tony Steiner (Gitarre), Marius Walter (Stimme, Gitarre), Hannes Pfitscher (Schlagzeug) und Christian Hilber (Keyboards/Synth). Foto: Space Cadets
 

Stoner #3: Eat Fugu

Eat Fugu aus Lana sind ein etwas bizarrer Fall, denn auf der einen Seite spielen sie Stoner wie er im Bilderbuch steht, d.h. perfekt replizierter Stoner im Geiste von Bands wie Kyuss, auf der anderen Seite verpassen sie ihren Songs Texte in breitem Dialekt. Die Themen die dabei verhandelt werden, sind, sagen wir, Geschmacksache: Während die einen hin und wieder versuchen werden wegzuhören, werden sich andere bestens unterhalten fühlen.

Eat Fugu haben am 27. Mai 2022, in der Gaulschlucht gespielt und ihren Gig mit mehreren Cams mitgeschnitten. Das gesamte Konzert wurde im Juni schließlich via YouTube veröffentlicht. Stoner-Fans sollten sich das Vergnügen gönnen.

 
Eat Fugu: „Open Air Gaul 2022” (Live)

 

Black Metal (Overground): Ravenstorm

Die Meraner Ravenstorm definieren sich selbst als „Pure Melodic Black Metal”, haben aber auch einen Hang zum Viking-/Death Metal. Ravenstom lassen sich mit der Veröffentlichung ihrer Songs Zeit: Nachdem sie im Herbst 2020 ihre Vertonung von Goethe's „Erlkönig” veröffentlicht haben, folgt Anfang 2021 „The Spirit Of The Wolf”. Ein gutes Jahr später, im Februar 2022, veröffentlichen Ravenstorm schließlich ihre Single „Valchiria”. Heftig, abwechslungsreich und mit einem schön inszenierten Video bestückt.

 

Ravenstorm: „Valchiria” (Official Music Video)
 

Doom Metal (Underground): Klomma666

Doom Metal mit Ambient-Schlagseite und Black Metal Atmosphäre, versehen mit dem einnehmenden Flair des Undergrounds ... das ist die Musik, die der Pustertaler Musiker Andreas Niederkofler mit seiner EP „A Year” im September 2022 als Klomma666 veröffentlicht hat. Niederkofler, der u.a. bei KI Project und in der neuen Metalband Battlefield an der Gitarre steht, hat für diese EP vier Stücke geschrieben und im Alleingang eingespielt, vier Stücke, die sich jeweils einer der vier Jahreszeiten widmen. Unser Review findet sich hier.

 
Erscheint heute, über sämtliche digitalen Kanäle: A Year”, das erste Solo-Projekt von Andreas Niederkofler alias Klomma666.
Zwischen Doom, Black Metal und Ambient: „A Year”, das erste Solo-Projekt von Andreas Niederkofler alias Klomma666. Grafik: Andreas Niederkofler
 

Modern Metal: Silent Moriah

Technisch, vertrackt, (mindestens) sieben Saiten an der Gitarre und gerne sechs am Bass, bespielt wird das gesamte Griffbrett, eine „In Your Face”-Produktion, wie man sie vom Metalcore kennt und dennoch mit viel Melodie, das sind die Merkmale des modernen Metal. Die Bozner Silent Moriah waren als düstere Death-/Thrash-Band gestartet, haben sich aber im Laufe der Jahre zu einer aktuellen Extreme Metal Band entwickelt. Ihre im Februar diesen Jahres erschienene  EP „Kill Everything You Love” weist demnach alle eingangs erwähnten Elemente auf und hat zudem den besten Release-Titel des Jahres.

Über die Jahre gleich geblieben ist die filmische Qualität ihrer Videos. „L'ultimo sospiro”, macht da keine Ausnahme.

Das Interview, das wir mit der Band anlässlich der EP geführt haben, findet sich hier.

 
Silent Moriah: „L'ultimo Sospiro” (Official Video)
 
 

Prog (ohne Metal): Laeds

Komplex und mitunter durchaus auch vertrackt ist die Musik der Brixner Laeds. Die Band um Sänger Emanuele Colombi ist aber bei weitem nicht so hart, wenngleich sie durchaus auch heavy werden auf ihrer EP „Bone Cage”, die sie Ende November mit einem Release-Konzert vorgestellt haben. Laeds stehen für ausgefeiltem, durchaus zeitgemäßen Progressive Rock, der sich dem Pop nicht verschließt und textlich einen intellektuellen Anspruch stellt. Für uns der vielleicht beste Release in dieser Reihe.

Bester Song der EP (nach wie vor): „The Light Shedder” (siehe unten).

Unser Review zu dieser EP findet sich hier.

 
Laeds: „The Light Shedder” (Official Video)
 

Groove Metal: Spliff Machine

Und abschließend noch der Verweis auf die aus Schlanders stammende Band Spliff Machine, die kurz vor Weihnachten in der BASIS Vinschgau ihren allerersten Gig gespielt haben. Wir waren da und haben darüber geschrieben, aber mittlerweile hat die Band den Mitschnitt des Gigs über Soundcloud veröffentlicht, d.h., ihr könnt euch selbst ein erstes Bild von der Band machen.

 
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Eine Band, die man 2023 hoffentlich wieder live zu Gesicht bekommt: Spliff Machine aus Schlanders. Foto: rhd