Economia | Affäre

Marlinger Bauernopfer?

Die Affäre um die „BM Condotte“ könnte ein Nachspiel haben. Das WOBI will die Einkommenssituation der Rentnerin überprüfen, der das Unternehmen auf dem Papier gehört.
Kraftwerk Kardaun
Foto: Suedtirol Foto/Othmar Seehauser

Im Spiel der Könige zahlen meistens die Bauern drauf.
Salto.bz hat in mehreren Artikeln die Geschichte nachgezeichnet. Der Kern der Affäre: Eine Marlinger Pensionistin gründet ein Unternehmen, das keine acht Wochen später von der Alperia-Tochter „Alperia Greenpower“ einen Auftrag für Betonarbeiten am Kraftwerk Kardaun im Wert von 320.000 Euro erhält. Die Rentnerin wohnt aber in einer Sozialwohnung des Wohnbau-Institutes und zahlt dort wegen ihres geringen Einkommens die Sozialmiete. Demnach kann sie kaum Besitzerin und Geschäftsführerin eines Unternehmens mit 16 Angestellten sein.
Die eigentlichen Macher hinter dem Unternehmen, der „B.M. Condotte“, sind der Belluneser Unternehmer Michele Burigo und dessen Lebensgefährtin Roberta Sommavilla. Die Meraner Rechtsanwältin Sommavilla sitzt auch im Verwaltungsrat der Landesgesellschaft „Infranet AG“. Als Vertreterin des Landes.
Andreas Pöder hat den Fall enthüllt und im April in einer Landtagsanfrage aufgeworfen. „Eine erste Anfrage und deren Beantwortung hatten die fragwürdigen Vorgänge bestätigt, jedoch hat die Landesregierung in der Antwort alles als korrekt bezeichnet“, sagt der Landtagsabgeordnete der BürgerUnion.

Nachdem salto.bz den Fall publik gemacht hat, hakte nicht nur Pöder mit zwei weiteren Landtagsanfragen nach, sondern auch die Freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair. Mairs zentrale Frage dabei: „Logiert eine Firmeninhaberin in einer WOBI-Wohnung?“.
Der zuständige Landesrat Christian Tommasini hat Mairs Anfrage direkt an das Wohnbauinstitut weitergeleitet.
Vor wenigen Tagen kam die Antwort.
WOBI-Vizepräsident Primo Schönsberg bestätigt darin die salto-Recherchen bis zum letzten Punkt. „Frau Gianna Bonello lebt in einer Sozialwohnung des Wohnbauinstitutes in Marling, Peter Mitterhoferstraße 4 B/6. Hierfür bezahlt Frau Bonello heuer eine monatliche Miete von € 262,48, berechnet aufgrund des erklärten Einkommens für das Jahr 2016. Die erklärten Daten stimmen mit jenen aus der Datenbank der Agentur für Einnahmen überein, was eine Kontrolle ergeben hat“, heißt es in der Antwort.Und weiter: „Nach Einsicht in das Handelsregister wurde festgestellt, dass Frau Bonello Alleinverwalterin der BM Condotte s.r.l. seit 12.06.2017 ist.“
Der Vizepräsident erklärt dann: „Das Wohnbauinstitut berechnet die Mieten aufgrund der landesgesetzlichen Bestimmungen, wobei – unabhängig von lohnabhängig oder selbständig Tätigen – das in der Steuererklärung erklärte Einkommen angewendet wird. Zu diesem Zwecke liefert jeder Vertragsinhaber einer Institutswohnung jährlich mittels einer Eigenerklärung die Einkommensdaten seiner Familie.
“ .Schönsberg weist gleichzeitig darauf hin, dass das Institut zur Berechnung der Miete des Jahres 2018 die Einkommen des Jahres 2016 heranziehe, deshalb werde die selbständige Tätigkeit vom Jahr 2017 heuer noch nicht berücksichtigt.

Es wird die gesamte Situation überprüft und gegebenenfalls wird ein Verfahren wegen Falscherklärung eingeleitet.

Dennoch will das Wohnbauinstitut der Sache genauer auf den Grund gehen. „Das Wohnbauinstitut hat die Einkommensunterlagen betreffend die Firma MB Condotte bei der Agentur für Einnahmen angefordert. Sobald diese eintreffen, wird die gesamte Situation überprüft und gegebenenfalls wird ein Verfahren wegen Falscherklärung eingeleitet“, heißt es im Antwortschreiben unmissverständlich.
Damit ergibt sich eine absurde Situation. Während man bei der Landesenergiegesellschaft Alperia immer noch darauf pocht, dass bei dieser Auftragvergabe alles in Ordnung sei und man auch nach den Enthüllungen keinen Handlungsbedarf sieht, könnte am Ende das schwächste Glied der Kette draufzahlen.
Die betagte Bäuerin könnte so zum einzigen Opfer eines weit größeren Spiels werden.