Politica | Klimaschutz Italien

Klimaland Südtirol im Regionenvergleich

Wo rangiert Südtirol im inneritalienischen Vergleich beim Klimaschutz? Ist unsere Provinz auf dem Weg zur Klimaneutralität unter den Zugpferden?
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
La cascata che scende dal ghiacciaio Vedretta Serana in alta val Martello
Foto: Salto.bz Fabio Gobbato

Die Fondazione per lo sviluppo sostenibile hat für 2021 im Auftrag der Initiative „Italy for Climate“ (I4C) zum ersten Mal ein Ranking der Regionen auf dem Weg zur Klimaneutralität zusammengestellt. I4C ist eine Gruppe klimabewusster italienischer Unternehmen, die sehr aktiv an der Roadmap zur Klimaneutralität arbeitet. Die Regionen spielen in der Umsetzung der von Paris 2015 und von der EU (Fit for 55) vorgegebenen Klimaziele eine Schlüsselrolle. Viele emissionsintensive Wirtschaftsbereiche wie Verkehr, Wohnungsbau, Landwirtschaft, Förderung der gewerblichen Wirtschaft usw. werden auf regionaler Ebene gesteuert. Deshalb kommt es bei der Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft auch stark auf die Politik der Regionen und autonomen Provinzen an. Obwohl das Ranking keine breite Palette von klimarelevanten Daten auswertet, ist es aussagekräftig, zum Teil überraschend. Leider differenziert es aber nicht zwischen Südtirol und dem Trentino, das einen geringeren Anteil an erneuerbarer Energie als Südtirol hat.

Von welchen Indikatoren geht dieses Ranking der Klimafreundlichkeit aus? Es geht um drei zentrale Messwerte: die Treibhausgasemissionen (THG) pro Kopf, den Pro-Kopf-Energieverbrauch und der Anteil der erneuerbaren Energieträger am Gesamtenergieverbrauch. Dabei hat I4C sowohl den Stand 2019 als auch den Trend 2017-2019 erfasst. Die Zahlen zu den 6 Indikatoren stammen ausnahmslos aus offiziellen Quellen. Die Berechnung erfolgt gemäß Territorialansatz, d.h. nur was innerhalb der jeweiligen Region an Energie verbraucht und an THG emittiert wird, geht in die Berechnung ein. Die im Warenaustausch steckende „graue Energie“ fällt unter den Tisch.

Wie positioniert sich nun Trentino-Südtirol im Regionenvergleich. Beim Ausstoß von THG erreichen wir als Region mit 6,8 t CO2 eq/pro Kopf (2019) fast den gesamtstaatlichen Durchschnitt von 7 t. Allerdings verschlechtert sich dieser Wert im Trend 2017-2019, vor allem weil mehr Energie verbraucht wird. Alle 7 „Kleinregionen“ Italiens mit weniger al 1,5 Millionen Einwohnern schneiden beim THG-Ausstoß schlecht ab, gleich ob autonom oder nicht.

Beim Energieverbrauch, gemessen in tep/Einwohner, liegt Trentino-Südtirol sogar im Spitzenfeld. Dieser Wert ist typischerweise eng mit dem Einkommen und der Wirtschaftsstruktur verbunden. 2,5 t Erdöläquivalent verbraucht jeder Bewohner unserer Region im Jahr, im Trend sogar steigend. Kein gutes Zeichen für den Klimaschutz. Mit 1088 Fahrzeugen pro 1000 Einwohner liegt unsere Region mit dem Aostatal italienweit an der Spitze, d.h. es gibt hierzulande mehr als ein Fahrzeug pro Bewohner.

Wie oft betont kann Trentino-Südtirol dank der Wasserkraft mit einem hohen Anteil an erneuerbarer Energie am Gesamtverbrauch an Energie punkten. Nur das Aostatal (91,1%) ist besser (Trentino-Südtirol: 53,4% im Jahr 2019). Für sich berechnet stünde Südtirol mit 65% sogar noch deutlich besser da. Der Trend ist zwar positiv (+1,2% im Zeitraum 2017-2019), aber doch weit unter den angepeilten Ausbau-Zielmarken z.B. bei der Fotovoltaik. Hier liegt das Trentino-Südtirol mit 411 Watt/Einwohner installierter Kapazität hinter 10 anderen Regionen zurück.

Beim Ranking werden diese 6 Indikatoren ganz einfach zusammengefasst. Nicht absolute Werte zählen hier, sondern nur der relative Rang unter den 20 Regionen Italiens. Nur beim Stand der Emissionen (hier wäre Südtirol allerdings laut Rechner der Klimahausagentur bei Einbeziehung der sog. grauen Energie mit 7,37 t/Kopf rot) und bei den Erneuerbaren liegt unsere Region über dem Durchschnitt Italiens. Beim Energieverbrauch pro Kopf und bei den Treibhausgasemissionen pro Kopf einschließlich der grauen Energie (in diesem Regionenvergleich nicht berücksichtigt) ist Südtirol somit deutlich entfernt von einer Vorzeigeregion, und insgesamt nur im unteren Mittelfeld.

Bild
Profile picture for user Gianguido Piani
Gianguido Piani Gio, 01/06/2022 - 17:32

"Beim Energieverbrauch, gemessen in tep/Einwohner, liegt Trentino-Südtirol sogar im Spitzenfeld."
Schon mal gedacht, dass es mit dem Klima und dem Heizbedarf zu tun haben kann?
Diese Art Parameter allein bedeuten wenig, weil mehrere Aspekte zusammenhängen. Kein Land weltweit, auch Nordkorea nicht, ist eine Insel, die Verbrauch und Ausstoß beliebig und allein steuern kann.
Besorgniserregend ist dagegen die Zahl von 1088 Fahrzeugen pro 1000 Einwohner, vor allem mit Hinsicht auf den gut ausgebauten und gut funktionierenden öffentlichen Verkehr.

Gio, 01/06/2022 - 17:32 Collegamento permanente
Bild
Profile picture for user Klemens Riegler
Klemens Riegler Sab, 01/08/2022 - 11:50

In risposta a di Gianguido Piani

"Besorgniserregend" sind nicht die Anzahl der Fahrzeuge. Auch hier gilt es Aspekte wie Reichtum, geografische Lage usw. zu berücksichtigen.
Besorgniserregend ist vielmehr, dass wir als extrem reiche, wunderschöne und wirtschaftlich erfolgreiche Provinz nicht endlich die Kurve kratzen. Wer, wenn nicht wir, könnten diesbezüglich vorangehen und endlich "Weltmeister" (oder zumindest Europameister) werden. Kaum eine andere Region hätte Gegebenheiten und Grundvoraussetzungen wie wir hier. Denken wir nur an Klima, Sonne, Wasser, Wind. Und an eine Bevölkerung die durchaus ihren Teil beitragen würde.

Sab, 01/08/2022 - 11:50 Collegamento permanente
Bild
Profile picture for user pérvasion
pérvasion Sab, 01/08/2022 - 14:11

In risposta a di Gianguido Piani

Sie haben Recht, sie könnte und sollte höher sein.

Was aber die statistische Verzerrung betrifft, würde das wenig ändern. Erhöht Südtirol die Steuer, werden Autovermietungen ihre Fahrzeuge im nächstgünstigeren Gebiet anmelden und die dortige Statistik verfälschen. Somit ist die Aussagekraft solcher Vergleiche jedenfalls begrenzt (solange irreführende Faktoren nicht rausgerechnet werden).

Sab, 01/08/2022 - 14:11 Collegamento permanente
Bild
Profile picture for user Sepp.Bacher
Sepp.Bacher Sab, 01/08/2022 - 19:50

In risposta a di Gianguido Piani

"Beim Energieverbrauch, gemessen in tep/Einwohner, liegt Trentino-Südtirol sogar im Spitzenfeld." Vermutlich spielt da auch der Fremdenverkehr eine große Rolle: wie viel Energie verbrauchen die ganzen Aufstiegsanlagen? wie viel die Kunstschneebeschaffung? und erst recht, wie viel verbrauchen die ganzen Hotels mit ihren Spas und Welnessanlagen? usw. Alles wird auf unseren pro Kopfverbrauch umgerechnet. Eine ähnlich Rechnung könnte man beim hohen Fleischkonsum in Südtirol machen; ebenso beim pro Kopf-Müllaufkommen, usw. machen.

Sab, 01/08/2022 - 19:50 Collegamento permanente
Bild
Profile picture for user Gianguido Piani
Gianguido Piani Sab, 01/08/2022 - 20:35

In risposta a di Sepp.Bacher

Das ist ein interessanter Gedanke. Für eine bessere Aufschlüsselung des Energieverbrauchs sollten die Daten nach Privathaushalten, Landwirtschaft, KMU, Hotels usw geteilt werden. Etwas ähnliches wird von Terna veröffentlicht, aber es gilt nur für den Stromverbrauch und die Endbestimmung lässt sich nur in groben Bereichen aufschlüsseln.
Umgekehrt ließen sich viele Informationen aus öffentlichen Daten gewinnen. Zum Beispiel: Die Anzahl der Beschneiungsanlagen ist bekannt, die technischen Daten sind zugänglich, Umgebungstemperatur- und Luftfeuchtigkeitwerte an unterschiedlichen Orten liegen als Open Data bereit. Daraus könnte die notwendige Leistung und der Jahresstromverbrauch für die Versorgung der Beschneiungsgeräte gerechnet werden.

Sab, 01/08/2022 - 20:35 Collegamento permanente
Bild
Profile picture for user Gianguido Piani
Gianguido Piani Sab, 01/08/2022 - 21:31

Scrivo in italiano per potere far meglio riferimento al rapporto citato nell'articolo.
E' un documento che purtroppo offre cifre, forma una classifica ma non contribuisce per nulla a risolvere i problemi effettivi di generazione, efficienza, emissioni.
Innanzitutto le Regioni hanno pochissime possibilita' di intervento attivo. Quindi non hanno meriti o demeriti di azione o inattivita'. La Puglia e' piu' ventosa delle altre regioni e ha spazio, per questo i generatori eolici sono installati li'. Piazzare generatori eolici dove c'e' poco vento e poco territorio libero sarebbe stupido, pero' farebbe migliorare le classifiche sulla potenza installata. Il rapporto segnala che la Sicilia ha i consumi termici piu' bassi d'Italia. Vogliamo suggerire al Governo provinciale del Sud Tirolo di prendere provvedimenti affinche' la temperatura media si allinei a quella della Sicilia? Ahi, gli imprenditori del turismo sulla neve farebbero ostruzionismo. La Valle d'Aosta ha la maggiore generazione idroelettrica rispetto ai consumi. Dipende dalle montagne, dalla bassa popolazione o dalla mancanza di industrie? Sarebbe anche carino copiare dalla Toscana per l'energia geotermica. Peccato che loro ce l'abbiano e le altre Regioni no. Se Lardarello fosse in Molise, il Molise sarebbe leader del geotermico in Europa e non la Toscana.
Questo rapporto ha un aspetto in comune alla maggioranza di documenti simili che trattano l'argomento a livello nazionale, europeo o mondiale (ONU, Conferenza sul Clima, REN21 ecc.) Presenta una lista di "buoni" e "cattivi" ma non indica soluzioni, strategie, metodi per diventare tutti "buoni".
@Pervasion la Valle d'Aosta ha 1711 auto per 1000 abitanti. Deve trattarsi veramente di una questione di registrazioni e tasse. Il rapporto pero' non commenta ne' contestualizza il dato.

Sab, 01/08/2022 - 21:31 Collegamento permanente