Politica | Landtag

Provokation Merkel

Die Werbeanzeige mit Angela Merkel landet im Landtag. Die Opposition wollte wissen, was die Anzeige gekostet habe. Arnold Schuler verteidigt die 80.000-Euro-Operation.
IDM Anzeige
Foto: IDM
Brigitte Foppa ist nicht zurückhalten. „Geschmacklos hat ein neues Synonym, und zwar ‚Südtirol im Frühling‘“, beendete die grüne Landtagsabgeordnete ihr Statement am Dienstagnachmittag im Landtag. „Südtirol im Frühling“, das ist das Motto einer ungewöhnlichen Werbeaktion, die einigen Staub aufgewirbelt hat.
Am 9. Dezember 2021 erschien in den den großen deutschen Tageszeitungen wie Frankfurter Allgemeine (FAZ) oder der Süddeutsche Zeitung (SZ) eine ganzseitige Einladung für Angela Merkel.
 
 
 
Unter dem Titel „Sehr geehrte Frau Dr. Merkel“, steht zu lesen: „in den letzten 16 Jahren haben Sie alles gesehen. Wirklich alles?" Was dann folgt ist ein äußerst flapsiger Schnelldurchlauf zwischen Staatsbesuchen, peinlichen Hopplas und vermeintlich lustigen Episoden aus der 16jährigen Kanzlerkarriere von Angela Merkel. Am Ende wird die scheidende deutsche Bundeskanzlerin zum Frühlingsurlaub nach Südtirol eingeladen. Was wie schlechte Satire aussieht, war in Wirklichkeit eine offizielle Werbeannonce der IDM.
 

Die Kritik

 
Bereits nach dem Erscheinen der Anzeigen brandete breite Kritik auf. Jetzt haben die Südtiroler Grünen und die Südtiroler Freiheit in der aktuellen Fragestunde des Landtages zwei Anfragen zur verunglückten Werbeaktion eingebracht. Brigitte Foppa kritisierte im Landtag vehement die „Fun facts“ über Merkels Berufsreisen, etwa dass die deutsche Bundeskanzlerin a. D. „mongolische Stutenmilch“ getrunken und sich mit „zwei Dutzend halbnackter junger Männer auf einem Selfie verewigt“ hat.
 
 
 
Auch Sven Knoll verwies auf die zahlreichen Reaktionen, die die Werbeaktion ausgelöst habe. „Sie gehen von originell bis zum Fremdschämen“, meinte der Fraktionssprecher der Südtiroler Freiheit. Beide Redner wollten in ihren Anfragen wissen, wie viele diese Werbeannonce gekostet habe, wo sie überall erschienen sei und wer für den Inhalt verantwortlich sei.
 

Schulers Antwort

 
Die Anzeigen in FAZ und SZ haben 80.000 Euro gekostet“, erklärte Arnold Schuler. Der Tourismus-Landesrat verteidigte im Landtag die IDM-Kampagne. Die Anzeigen seien einer Kampagne, um die Bettenbelegung in den Hauptsaisonen zu entzerren und die Aufmerksamkeit auf die Nebensaisonen zu lenken. Schuler wörtlich: „Werbung dürfe auch provozieren“. Zudem erklärte der Landesrat, dass die angesprochene Werbung im Ermessen der IDM liege und es dafür keine Genehmigung der Landesregierung bedarf. Arnold Schuler drückte damit gekonnt aus, dass auch die Landesregierung von den Anzeigen überrascht worden ist.
 
 
Brigitte Foppa gab sich in ihrer Replik nicht mit dieser Antwort zufrieden. Die grüne Landtagsabgeordnete wies darauf hin, dass sich der Stil der Anzeige, deutlich von dem der IDM unterscheidet, die normalerweise ein einheitliches Corporate Design habe. „Außerdem können sich viele Menschen nicht mit einer Botschaft identifizieren, die mit ihrem Namen unterzeichnet ist“, meinte Foppa.
Auch Sven Knoll kritisierte, dass viele Journalisten, die Südtirol normalerweise positiv gegenüberstehen, diese Kampagne zerrissen, und viele Touristen negativ auf die bereits bestehenden Marketingprobleme reagiert haben. Sein Vorschlag: Die Landesregierung solle genauere Werberichtlinien festlegen, auch in Bezug auf die zu verwendenden Namen.
 
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Pafeiler Matthias Mer, 01/19/2022 - 11:25

„Außerdem können sich viele Menschen nicht mit einer Botschaft identifizieren, die mit ihrem Namen unterzeichnet ist“, meinte Foppa.
Geplant war, dass die Botschaft nicht im Namen von Merkels Südtirol gezeichnet wird, sondern von ihrem Bürgermeister Franz. Nur leider war dieser damit auch nicht gerade glücklich und drohte umgehend mit dem Anwalt. Das wäre dann noch lustiger geworden.

Mer, 01/19/2022 - 11:25 Collegamento permanente