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Fast 130.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zahlen in den regionalen Zusatzvorsorgefonds ein. Wie Laborfonds das Geld aber anlegt, soll niemand wissen.
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Foto: laborfonds.it
Paul Köllensperger ist sichtlich erschüttert. „Es war wirklich enttäuschend, dass die Mehrheit den Vorschlag abgeschmettert hat, ohne auch nur eine Debatte im Plenarsaal zu eröffnen und ohne ein einziges Wort über ein so ernstes und wichtiges Thema zu verlieren“, sagt der Team K-Landtagabgeordnete. Seine Fraktion hat im Regionalrat einen Beschlussantrag zu mehr Transparenz im regionalen Zusatzrentenfonds Laborfonds eingebracht. Doch das Thema scheint die Politik kaum zu interessieren. „Leider war es bei der Opposition nicht anders: alle waren still und offensichtlich desinteressiert, mit der einzigen Ausnahme von M5S-Regionalratsabgeordneten Alex Marini, dem wir diesbezüglich danken", so Paul Köllensperger. Die Abstimmung selbst ging knapp verloren.
 

Der Laborfonds

 
Ende 2020 waren über 127.000 Beschäftigte der Privatwirtschaft sowie der öffentlichen Verwaltung der beiden Provinzen Bozen und Trient in den Zusatzrentenfonds Laborfonds eingeschrieben. Beamte und Mitarbeiterinnen von öffentlichen Verwaltungen, Beschäftigte des Handels und der Dienstleistungen, Metall-, Bau- Holzarbeiter und Lehrpersonal, sie alle und noch viele andere haben ein beträchtliches Anlagevermögen angehäuft. Für die vier Investitionslinien wurde 2020 ein Vermögen von über 5 Milliarden Euro verwaltet.
Zusatzrentenfonds unterliegen zwar der Aufsicht einer eigenen staatlichen Behörde (COVIP) und die Beiträge der Mitglieder werden nach strengen gesetzlichen Regeln angelegt. Geschlossene Zusatzrentenfonds wie der Laborfonds betrauen im Gegensatz zu offenen Zusatzrentenfonds sowie individuellen Rentenplänen (PIP) professionelle Akteure mit der Vermögensverwaltung. Und geben dafür genaue Kriterien vor.
 
 
 
Doch die großen Fragen sind: Wofür wird dieses Geld verwendet? Sind diese Investitionen auch „sauber“? Kritische Arbeitnehmer möchten nicht, dass hier bei uns immer mehr auf Nachhaltigkeit getrimmt wird, was ja sehr zu begrüßen ist, aber dass mit ihrer Pensionsvorsorge das Gegenteil unterstützt wird.
Für eine detaillierte, regelmäßige Offenlegung des Portfolios an die Mitglieder gibt es bei Laborfonds und Pensplan kein Gehör. Informationen fließen daher spärlich, obwohl es gerade die Eingeschriebenen sind, die das volle Risiko der angelegten Gelder tragen. „Ich habe mehrmals versucht konkrete Informationen zu erhalten“, sagt ein Bozner Arbeitnehmer, „da kommt man aber nicht weiter“.
Genau das ist aber schwer nachzuvollziehen. Denn sogar im kapitalistischen Mutterland USA sind institutionelle Investoren mit einem verwalteten Vermögen von über 100 Millionen Dollar verpflichtet, ihre Investitionen vierteljährlich mittels des 13F-Formulars offenzulegen.
 

Amazon, Facebook & Waffen

 
Der Verbraucherschutzverein „Robin“ hat jetzt eine Art Bestandsaufnahme des Laborfonds-Portfolios gemacht.
Im Anhang zur Bilanz 2020 von Laborfonds finden sich einige Hinweise. So wurden für die verschiedenen Investitionslinien die 50 wichtigsten Wertpapiere im Portfolio veröffentlicht.
So sind beispielsweise die Wertpapiere dieser Aktiengesellschaften im Laborfondsportfolio mit hohem ESG-Risiko-Rating (4. Stufe von 5) belegt: Amazon, Facebook, Dassault (Luftfahrt und Verteidigung), Honeywell, BP (Öl und Gas) Rational (Maschinen) und Eiffage (Bau).
 
 
Nachhaltigkeits-Ratingagenturen messen zum Beispiel die Exposition eines Unternehmens gegenüber branchenspezifischen wesentlichen ESG-Risiken und wie gut ein Unternehmen diese Risiken managt. Diese mehrdimensionale Art der Messung von ESG-Risiken kombiniert die Konzepte des Managements und der Exposition, um zu einer absoluten Bewertung des ESG-Risikos zu gelangen. Um ethische Investments, grüne Geldanlagen oder Öko-Fonds zu bewerten, haben sich die sogenannten ESG-Kriterien etabliert. „ESG steht dabei für environmental, social, corporate governance, also für Umwelt, Soziales und Grundsätze der Unternehmensführung.,
Diskutieren kann man über Investments in Bereiche wie Luxuslabels, Waffenindustrie, Öl und Gas, Chemie, Pharma, Alkohol, Kinderarbeit, schlechte Arbeits- und Umweltbedingungen, fossile Brennstoffe, Klima- und Wasserbelastung“, sagt Walter Andreaus, Geschäftsführer von Robin.
 

Der Vermögensverwalter

 
Ein eigenes Kapitel stellt für die Verbraucherschützer der für einige Investitionslinien tätige Vermögensverwalter BlackRock Investment Management (UK) Ltd dar. Die BlackRock Corporation ist der größte Kapitalorganisator weltweit und seine Rolle in der Finanzwelt ist sehr umstritten.
BlackRock Inc. ist gegenwärtig Miteigentümer, etwa als Aktionär, in 18.000 Banken, Unternehmen und Finanzdienstleistern und sind die bestimmenden Aktionäre der größten westlichen Banken, Konzerne und Finanzdienstleister, auch etwa der größten Öl-, Auto-, Agrobusiness- und Rüstungskonzerne, nicht zuletzt auch der größten Digitalkonzerne Amazon, Google, Facebook, Apple und Microsoft. In Deutschland sind sie zum Beispiel in allen 30 DAX-Konzernen vertreten und auch in den vier größten Wohnungskonzernen. Da liegt es schon in der Natur der Sache, dass Anlageentscheidungen im steten Interessenskonflikt getroffen werden (müssen).
 
 
So sind über 400 Millionen Euro der ausgewogenen Investitionslinie in den von BlackRock verwalteten Fonds iShares EM Gov. Bd. IndexF. (LU)x2 USD investiert. Der in US Dollar aufgelegte Fonds hat als Anlageschwerpunkt Anleihen von Schwellenländern wie Mexico, Indonesien, Katar und Türkei, um nur die ersten zu nennen.
Der größte Einzelposten mit 481 Millionen Euro investiertem Kapital betrifft den Anleihenfonds State Street Global Treasury Bond Index Fund. 51,4% des Kapitals beziehen sich auf Anleihen der USA und Japan.
Nicht gerade nachhaltige und ethische Unternehmen, sondern im Gegenteil in eklatantem Widerspruch zum Zeitgeist und den Nachhaltigkeitsversprechen der lokalen Politik“, kritisieren die Team K- Abgeordneten in ihrem Beschlussantrag.
Transparenz ist aber Fehlanzeige. Das macht jetzt der abgelehnte Beschlussantrag im Regionalrat deutlich.
Anscheinend soll man es nicht so genau wissen, an welchen Schweinereien sich die regionalen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit ihrem Rentengeld beteiligen.
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Johannes Engl Ven, 01/28/2022 - 12:42

Es ist echt ein Problem, wenn unwissende Arbeitnehmer durch solche nicht nachhaltige Investitionslinien in diese Art von Wirtschaft mit hineingezogen werden. Zumindest eine Wahlfreiheit sollte gegeben sein. So wäre eine eigene Linie mit nachhaltigen, grüne Investitionen durchaus möglich. Auch dort werden interessante Renditen erwirtschaftet.
Das könnte man von einem öffentlichen Träger wie den Laborfonds schon erwarten.

Ven, 01/28/2022 - 12:42 Collegamento permanente