Politica | Kastelruth

Der Anti-Colli-Putsch

Der Kastelruther Gemeinderat ist geschlossen zurückgetreten. Aus Protest gegen den Bürgermeister Andreas Colli und seine impfkritische Haltung. Man setzt auf Neuwahlen.
Andreas Colli
Foto: Facebook/Andreas Colli
Es ist ein Paukenschlag. Um 7 Uhr früh am Donnerstag kamen alle 17 Gemeinderäte ins Rathaus, um eine gemeinsame Rücktrittserklärung zu unterzeichnen. Der gesamte Gemeinderat von Kastelruth ist damit zurückgetreten. Die Gemeinderäte haben geschlossen schriftlich ihren Rücktritt eingereicht.
Die konzertierte Aktion, die von der SVP ausgegangen ist, richtet sich gegen Bürgermeister Andreas Colli. „Es geht einfach nicht mehr“, sagt ein Gemeinderat der Volkspartei. Der einzige Ausweg sind jetzt Neuwahlen.
Andreas Colli ist ein bekannter Impfkritiker. Diese Haltung wurde in den vergangenen zwei Jahren immer wieder von seinen Kollegen im Gemeindeausschuss und im Gemeinderat kritisiert. Colli, der ein Bürgermeister ist, der gerne alles selbst in die Hand nimmt, ist nicht einer, der klein beigibt.
Der berühmte Tropfen, der jetzt das Fass zum Überlaufen gebracht hat, ist Collis Weigerung, die Impflicht über 50 in der Gemeinde und der Gemeindeverwaltung durchzusetzen. Rein rechtlich besteht im Gemeinderat etwa eine 2-G-Pflicht. Der Kastelruther Bürgermeister aber weigerte sich diese Pflicht im Gemeinderat durchzusetzen. „Das kontrolliere ich selbst“, konterte Colli auf jede Vorhaltung in dieser Sache.
Jetzt aber ist den Kastelruther Gemeinderäten zu bunt geworden. „Das ist ein klares Zeichen gegen Collis Führungsstil“, sagt dann auch Christoph Senoner, Gemeinderat der „Freien Liste“. Der Bürgermeister hatte sich auf der letzten Sitzung des Gemeinderates nicht nur geweigert, den Green Pass der Räte zu kontrollieren, sondern auch bei wichtigen Abstimmungen den Saal zu verlassen. Weil Andreas Colli nicht geimpft ist, besteht die konkrete Gefahr, dass Beschlüsse, bei denen er mitgestimmt hat, im Nachhinein für ungültig erklärt werden.
Das ist dann auch der unmittelbare Anlass für den Putsch gegen den Bürgermeister. Nach dem gemeinsamen Rücktritt wird die Landesregierung demnächst einen kommissarischen Verwalter für Kastelruth ernennen müssen, bevor Neuwahlen ausgeschrieben werden.
Die Ära Colli, die in der Opposition begonnen hat und den ehemaligen Dorfpolizisten dann in das höchste Amt in der Gemeinde führte, dürfte damit aber nicht zu Ende sein. Man geht davon aus, dass der geschasste Bürgermeister mit einer Impfgegnerpartei auch bei den nächsten Gemeindewahlen antreten wird.
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Alois Spath Gio, 03/17/2022 - 13:48

Ich finde hingegen, man sollte darüber nachdenken, was aus fundamentalen Rechten geworden ist. Manchen Kommentatoren scheint die eklatante Diskriminierung von Menschen, welche entschieden haben, sich keine experimentellen Substanzen (die nicht vor Ansteckung schützen und zudem auch gravierende Nebenwirkungen haben können) in den eigenen Körper spritzen zu lassen, gar nicht bewusst zu sein. Die Südtiroler haben sich an permanente Diskriminierung gewöhnt, wohl auch dank gut dosierter Hetze durch die Medien.

Gio, 03/17/2022 - 13:48 Collegamento permanente
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Sebastian Felderer Gio, 03/17/2022 - 17:28

Andreas Colli ist ein Bürgermeister, wie kaum ein anderer. Gradlinig, kämpferisch, intelligent und auch beliebt. Seine impfkritische Haltung ist ganz bestimmt nicht der wahre Grund für den Rücktritt des Gemeinderates. Da wirken andere Kräfte und seine Haltung zum "Impfzwang" sind nur Feigenblatt. Ich wünsche dem Andreas Colli Durchhaltevermögen und den Kastelruthern die Intelligenz, sich nicht das Beste, was sie haben, selber zu zerstören oder zerstören zu lassen.

Gio, 03/17/2022 - 17:28 Collegamento permanente
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Josef Fulterer Ven, 03/18/2022 - 06:07

In risposta a di Sebastian Felderer

So "gradlinig" wie es Sebastian Felderer sieht, ist der Colli nicht.
Er hat sich vom den Bürgermeister Vinzenz Karbon "seggierenden" und denunzierenden grün auftretenden Revoluzzer, zum Freund "der Macher" gewandelt.
Mit seiner Regie wurde das laut Arch. Fingerle und weiteren Fachleuten, erhaltungswürdige alte Schulhaus von Seis abgebrochen und mit dem faden architektonisch schwachen Neubau "Naturparkhaus" ersetzt, in dem er nach der Fertigstellung die Bibliothek, den Tourismusverein und letzthin nach mehreren Jahren Leerstand, in zweitklassigen Räumen die Naturparkbüros verwirklicht hat.

Ven, 03/18/2022 - 06:07 Collegamento permanente