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Die letzte Fürstin von Tirol

Margarethe war um eine ungewöhnliche Frau, die bereits damals das den Männern vorbehaltene Recht, sich vom Ehepartner zu trenne, in Anspruch nahm.
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Foto: upi
Meinhard II hatte bei seinem Ableben ein stattliches Erbe hinterlassen. Seine drei Söhne schafften es jedoch in kurzer Zeit das reiche Fürstentum herunter zu wirtschaften. In dieser misslichen Lage musste dem letzten überlebenden der Söhne Meinhard II, „König“ Heinrich, eine reiche Heirat seiner Erbtochter Margarethe zur Auffüllung seiner chronisch leeren Kassen willkommen sein.
An Bewerbern aus den höchsten Kreisen des Kaiserreiches fehlte es nicht. Das Rennen machten zunächst die Luxemburger, die mit der Hand der Erbin Margarethe das Land Tirol in Besitz nehmen wollten. Margarethe trat jedoch bald in Opposition zu ihrem Gemahl, der sie schlecht behandelte und von der Regierung ausschloss.
Als dieser am Allerseelentag des Jahres 1341 von einem Jagdausflug zurückkehrte, stand ihm eine böse Überraschung bevor: die Tore des Haupt- und Stammschlosses Tirol waren fest verschlossen und blieben es trotz allen Aufbegehrens des angeheirateten Hausherren aus dem königlichen Hause der Luxemburger.
Der Wettstreit der drei damals bedeutendsten Geschlechter im römisch-deutschen Reiche, der Wittelsbacher, Habsburger und Luxemburger, der 1330 durch die Ehe der zwölfjährigen Margarethe mit dem neunjährigen Johann Heinrich zu Gunsten letzterer entschieden schien, war aufs Neue eröffnet. Kurz nach der Vertreibung des Luxemburgers leiteten Vertreter des tirolischen Adels in München die neuerliche Verehelichung Margarethes mit Markgraf Ludwig von Brandenburg, dem ältesten Sohn Kaiser Ludwigs des Bayern ein, welche im Februar 1342 in Meran mit großer Pracht vollzogen wurde.
 
 
Margarethe trat jedoch bald in Opposition zu ihrem Gemahl, der sie schlecht behandelte und von der Regierung ausschloss.
 
Vor der Verehelichung hatten sich die Vertreter des Landes vom Kaiser und seinem Sohn eine Urkunde ausstellen lassen, mit der ein Mitspracherecht der Landstände, darunter auch der Bürger und Bauern in Steuersachen, bei der Gesetzgebung und an der Regierung zugesichert wurde. Weder das Aufsehen, das die selbst bei den oft lockeren Sitten des Mittelalters nicht alltägliche Hochzeit auslöste, noch Bann und Interdikt des Papstes konnten den Wittelsbacher auf dem deutschen Kaiserthron dazu bewegen, die Felsenburg Tirol wieder heraus zu geben.
Doch auch die Herrschaft der Wittelsbacher in Tirol fand bald wieder ein Ende. Nach dem Tode ihres zweiten Gemahls im Jahre 1361 und bald darauf des einzigen Sohnes stand die nunmehr 45jährige Margarethe wieder allein an der Spitze ihres von allen Seiten heiß umkämpften Vatererbes.
Zwei Jahre später übereignet sie 1363 das Land Tirol ihren nächsten Anverwandten, den Herzögen von Österreich. So hatten zu guter Letzt die Habsburger das Rennen um Tirol gewonnen. Damit beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Landes, der bis zum Ende des Ersten Weltkrieges reicht.
Die heutige Forschung ist sich darin einig, dass es sich dabei um ein Schimpfwort handelt, mit dem die Gegner ihre Kontrahentin beschädigen wollten.
Margarethe verstarb als die letzte Fürstin von Tirol 1369 in Wien, wo sie seit dem Jahr ihrer Abdankung lebte. Gegen Ende ihrer Regentschaft in Tirol taucht für sie die Bezeichnung „Maultasch“ auf, der in Zusammenhang mit einer angeblichen körperlichen Missbildung oder eines ausschweifenden Lebenswandels gebracht wurde. Die heutige Forschung ist sich darin einig, dass es sich dabei um ein Schimpfwort handelt, mit dem die Gegner ihre Kontrahentin beschädigen wollten. Heutzutage würde man von Face News sprechen. Tatsache ist, dass es sich bei der letzten Nachfahrin der alten Tiroler Grafen um eine ungewöhnliche Frau handelte, und dies nicht nur, weil sie das damals den Männern vorbehaltene Recht, sich vom Ehepartner zu trenne, in Anspruch nahm.
Auf ihrem angeblichen Brautbecher steht „Liebes langer Mangel ist meines Herzens Angel“.