Economia | Salto-Gespräch

„Ich kämpfe jeden Tag mit mir selbst“

Der Gadertaler Hotelier Michil Costa über sein erstes Buch, den Südtiroler Tourismus, seine Überzeugung, dass es einen anderen Weg gibt und auch er kein Heiliger ist.
Michil Costa
Foto: Facebook/Maratona dles Dolomites
Salto.bz: Herr Costa, was verstehen Sie unter Wahrhaftigkeit?
 
Michil Costa: Das ist eine gute Frage, die direkt mit mir, mit meiner Arbeit und mit dem Tourismus zu tun hat. Wahrhaftigkeit hat mit Authentizität zu tun. Authentizität kommt von Authos, also von sich selbst. Damit sind wir bei einer Grundfrage der Menschheit. Wer bin ich? Gerade diese Wahrhaftigkeit, die es in meinem Beruf geben müsste, die gibt es eigentlich nicht. Denn authentisch ist heute fast nichts mehr im Tourismus.
 
Sie bringen in Ihrem neuen Buch „Raus aus dem Rummel! Plädoyer gegen die touristische Monokultur“ den Tourismus in den Alpen mit zwei Wörtern in Verbindung: Prostitution und Pornographie?
 
Natürlich überspitze ich diese Begriffe etwas. Denn - wie mein Freund Massimo Cacciari im Vorwort des Buches schreibt - gibt es auf der Welt noch weit schlimmeres. Er sagt: „Il peggio non more mai“. Es gibt Ischgl und andere Situationen, die noch schlimmer sind als Südtirol. Was ich aber sagen will, dass es absurd ist, dass wir in einem so wunderbaren Gebiet leben und nicht die Fähigkeit haben, unseren Tourismus wirklich in Richtung Wahrhaftigkeit auszubauen. So wie es sich diese Berge und diese Täler eigentlich verdienen würden.
 
Südtirol als Disneyland?
 
Ja mir ist das Land zu viel Disneyland. Und das ist bestimmt nicht die Schuld der Gäste, sondern von uns selbst. Auch weil wir uns das tagtäglich so aussuchen. Es ist einfach zu viel. Wir Einheimische sind damit überfordert. Aber auch ich als Gastwirt bin damit überfordert.
Es ist einfach zu viel. Wir Einheimische sind damit überfordert. Aber auch ich als Gastwirt bin damit überfordert.
Heißt das Südtiroler Tourismuskonzept nicht ganz einfach, der Mammon?
 
Ich glaube, das kann man nicht so vereinfachen. Die Generation vor uns hat viel „gebuggelt“. Sie kamen aus schlimmen Zeiten heraus und es war völlig klar, dass sie produzieren mussten und auch wollten. Die schlimmste Generation ist unsere. Denn wir haben unsere Ressourcen aufgebraucht. Das heißt auch, dass die Generation, die jetzt kommen wird, wenigsten zum Teil das wieder gutmachen muss, was wir kaputt gemacht haben.
 
Sie plädieren für eine absolute Neuorientierung im Südtiroler Tourismus?
 
Es braucht eine Neuorientierung. Denn es geht um das Wohlbefinden des Menschen. Nicht des Touristen. Ich rede jetzt auch über mein Wohlfinden. Wenn es zu viel wird, wenn ich sage, ich kann nicht mehr und denke „diese blöden Touristen“, dann ist ganz klar, dass wir es zu weit getrieben haben.
 
Jetzt werden Ihre Kritiker wieder sagen: Ja der Costa hat leicht reden, er ist mit den Touristen und den reichen Russen zum Millionär geworden und jetzt spielt er den Heiligen?
 
(lacht) Was ich sage und was ich geschrieben habe, ist natürlich auch gegen mich selbst gerichtet. Das ist mir absolut bewusst. Ich lebe ja von dem. Ich habe kein Kloster, sondern ich führe mit meiner Familie ein Hotel. Ich bin kein Mönch, sondern ich bin auch nur ein Gastwirt. Also bin ich selbst auch mitschuldig. Ich sage, aber das was ich fühle. Ich kämpfe jeden Tag mit mir selbst. Und ich bin in diesen ganze Fragen auch immer wieder hin- und hergerissen.
Die schlimmste Generation ist unsere. Denn wir haben unsere Ressourcen aufgebraucht.
 
 
Sie versuchen im Luxussegment einen völlig anderen, nachhaltigen Weg zu gehen. Gelingt das?
 
Es geht nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern es geht darum, alle Dinge besser zu überlegen und gerechter umzusetzen. Wir arbeiten in unseren Betrieben im Sinne der Gemeinwohl-Ökonomie, wo es um soziale Nachhaltigkeit, um Solidarität und um Transparenz geht. Bei uns werden alle Mitarbeiter in alle Entscheidungen miteinbezogen. Das heißt: Man redet und entscheidet gemeinsam. Vor allem aber denkt man dann dreimal über Dinge nach, die man sonst einfach umsetzt.
 
 
In Ihren Hotels gibt es weder Gänseleberpastete noch Coca-Cola oder andere Produkte der Großkonzerne, deren Geschäftsmodell die Ausbeutung der sogenannten Dritten Welt ist. Versteht der Gast diese ideologischen Entscheidungen?
 
Die Kundschaft nimmt diese Entscheidungen nicht immer an. Aber jeder Wirt hat den Gast, den er sich aussucht. Natürlich ist bei uns viel Ideologie dahinter. Aber in Wirklichkeit sind das doch nur Signale, die man aussenden will. Mir ist natürlich klar, dass man damit allein die Welt nicht verbessert. Aber keine Cola zu haben, ist ein klares Statement. Oder auch keinen Prosecco, weil das ein hochvergiftet Gebiet ist. Ich sage meinen Mitmenschen damit: Passt’s auf, trinkt diese Getränk nicht, denn es ist einfach schädlich für deine Gesundheit und für die Umwelt.
 
Sie setzten gleichzeitig auch auf regionale Produkte. Kommt man damit durch?
 
Nein. Man schafft das nicht. Aber man versucht wenigsten so viel wie möglich regionale Produkte einzusetzen. Natürlich hat das alles keinen Sinn, wenn ich dann Spülmittel verwende, die hochgiftig sind oder nicht darauf schaue, wie ich im Betrieb weniger Wasser verbrauchen kann. Diese Schlagwort des „cilometro zero“ ist eine Lüge und es bringt auch nichts. Man muss, wenn schon global denken.
Keine Cola zu haben, ist ein klares Statement. Oder auch keinen Prosecco, weil das ein hochvergiftet Gebiet ist.
Eines Ihrer Credos lautet: Hotelier ist nicht ein Beruf, sondern eine Mission?
 
Ja, es ist eine Mission. Weil wir die Möglichkeit haben, den Gästen auch unsere Kultur näher zu bringen. Aber es ist auch ein Mission, weil auch Gäste erzogen werden müssen. Es geht darum, die Mitarbeiter zu erziehen, die Lieferanten und auch die Gäste müssen erzogen werden. Natürlich bin ich kein Besserwisser und ich habe auch keine Patentrezepte zu verkaufen, aber wenn man mit den Leuten redet und diskutiert, dann kann man vieles bewegen.
 
Dazu braucht es aber viel Geduld und Überzeugungsarbeit?
 
Sicher. Wenn man zum Beispiel sagt: Am Freitag gibt es im Hotel „La Perla“ kein Fleisch, obwohl die Gäste einen Haufen Geld zahlen, dann fragt manchmal ein Gast durchaus pikiert, warum es kein Fleisch gibt. Wir erklären es ihm und dann heißt es meistens: Ah, ich habe nicht gewusst, dass ein Kilo Fleisch 5.000 Liter Wasser braucht.
 
Sind dabei die Glückmomente größer als das Unverständnis der Gäste?
 
Ja, absolut. Ich bin ein zufriedener Mensch und ich will auch ein zufriedener Mensch sein. Wenn ich sehe, dass sich irgendetwas bewegt, auch in mir selbst, dann geht es mir einfach besser.
 
In der Südtiroler Gastronomie findet man diese typische, beschissene Freundlichkeit. Das Postenkartenlächeln gepaart mit falscher Zuvorkommenheit. Lächeln für Geld?
 
Ich weiß nicht, ob man das so generalisieren kann. Es gibt Menschen, die von sich aus freundlich sind und andere, die es weniger sind. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir nicht zu viele Gäste bei uns beherbergen. Denn dann kann der Mensch einfach nicht freundlich sein, weil wir einfach zu gestresst sind. Es ist zu viel des Guten. Wir können keine Betten mehr dazutun, wir können nicht weitere Hotels mit 600 Betten bauen in Südtirol. Das bringt einfach die Harmonie durcheinander.

Die Politik hat das anscheinend noch nicht eingesehen?
 
Man kann von den Gastwirten nicht verlangen, dass sie das Ziel und den Weg dorthin im Auge haben. Das ist die Aufgabe der Politik. Sie muss hier eingreifen. Die Politik muss ganz, genaue und radikale Leitlinien setzen. Nur die Politik kann das machen. Der Gastwirt wird sich dann an diese Regeln der Politik halten. Natürlich kann man jetzt auch sagen, es geht hier um die Freiheit des Menschen und der Wirtschaft. Nein, hier braucht es eine starke Politik.
Die Politik muss ganz, genaue und radikale Leitlinien setzen. Nur die Politik kann das machen.
Südtirols Landespolitik ist sehr abhängig von den Lobbys. Eine der stärksten Interessensgruppen ist der HGV. Wäre es nicht an der Zeit, auch dort einen Paradigmenwechsel einzuleiten?
 
Beim HGV fängt es an. Hier braucht es absolut einen Paradigmenwechsel. Der HGV ist genau jene Organisation, die fähig wäre, die Möglichkeit aber auch das Bedürfnis hat, hier eine Änderung in Richtung weniger Quantität und mehr Qualität herbeizuführen.
 
 
 
Wenn Michil Costa Landesrat für Tourismus wäre, welche drei Maßnahmen würde er setzen?
 
Als erstes würde ich die Gäste kontingentieren, die nach Südtirol kommen wollen. Die Leute müssen sich anmelden, so wie es auf Montecristo oder beim Neujahrskonzert in Wien passiert. Es muss ein Kontingent festgelegt werden und wenn diese Zahl erreicht ist, dann muss man die Grenzen zusperren. Als Beispiel nehme ich die Maratona dles Dolomites. Das ist ein Welterfolg. Und dieser Erfolg ist in dem Moment gekommen, als wir sagten, es kommen nur noch diese paar Tausend Radler dazu. Für mich sind es immer noch zu viele, deshalb nehmen wir jedes Jahr auch ein bisschen weniger. Erst als wir die Teilnehmer kontingentiert haben, hat es wirklich funktioniert.
 
Das heißt, es kommen nur die Reichen dran?
 
Nein, nein. Das hat nicht mit Geld oder den Reichen zu tun. Man muss sich vorher anmelden, genauso so wie es etwa in Butan passiert. Es gibt eine Warteliste. Aber man muss sich vorher anmelden.
Als erstes würde ich die Gäste kontingentieren, die nach Südtirol kommen wollen. Die Leute müssen sich anmelden.
Ihre zweite Maßnahme als Tourismuslandesrat?
 
CO2-Emmissionen absolut vermeiden und reduzieren. Ein CO2-Fussabdruck wird von jedem Betrieb und von jedem Mitarbeiter verlangt, aber auch von jedem Gast, der nach Südtirol kommt. Wie man heute den Green Pass zeigt, muss man dann seine Energiebilanz vorweisen. Und der dritte Schritt wäre, dass man die Urlauber auf einem Umkreis von 500 oder maximal 1.000 Kilometer limitiert. Das heißt, dass man nur mehr Urlauber anspricht, die aus Europa kommen und nicht Gäste aus Übersee oder Asien.
 
Mit diesen drei Maßnahmen würden die Übernachtungen in Südtirol massiv einbrechen.
 
Nein, das glaube ich nicht. Es könnten vielleicht weniger Übernachtungen sein, dafür würden die Leute aber viel länger bleiben. Darum geht es. Dass weniger Menschen zirkulieren und herumfahren und die, die kommen sich länger aufhalten. Denn die Wertschöpfung kommt vom Aufenthalt des Gastes und nicht von der Menge der Menschen, die durchs Land reisen.
 
Es gibt inzwischen eine neue Welt im Tourismusmarketing, die auch von der IDM massiv finanziert und unterstützt wird. Die sogenannten Influenzer. Das ist doch völlig Schwachsinn?
 
(lacht) Das ist für mich absurd. Kurzfristig bringt das vielleicht etwas. Aber die Qualität der Gäste und Menschen, die zu uns kommen, die wird sicher nicht von den Influenzern gesteigert, sondern von Autoren und Journalisten, die wirklich mit Herz und Liebe dieses Land beschreiben. Das ist aber leider eine Spezies, die inzwischen fast vom Aussterben bedroht ist.

Dafür regiert TipAdvisor und manche Gäste erpressen Gastwirte mit schlechten Kritiken.
 
(lacht) Das stimmt. Auch deshalb ist es heute wirklich, nicht mehr einfach, Gastwirt zu sein. Aber genau das passiert. Das beste Gegenmittel: Wenn wir gute Qualität bieten, dann werden auch gute Gäste zu uns kommen.
 
Ein anderes Reizthema ist die Hotelarchitektur. Hier geht vieles in die falsche Richtung?
 
Hier geht wirklich, vieles in die falsche Richtung. Vor allem ist der Ressourcenverbrauch wahnsinnig. Und es wird immer weitergebaut und gebaut und gebaut. Jetzt kann man sagen, nur 2 Prozent der Gesamtfläche Südtirols wurde verbaut. Das aber ist ein Schmarrn, denn der ästhetische Einschlag ist gewaltig. Die großen Kulturhäuser, andere öffentliche und privaten Bauten und vor allem viele Hotels, die kann man fast nicht mehr anschauen. Das Große, das Überdimensionale ist einfach schrecklich.
Das Große, das Überdimensionale ist einfach schrecklich.
Geht es anders auch?

Ja. Schauen Sie, hier das Hotel „Ladinia“, das ist der lebende Beweis. Diese alte Bude wurde vor 100 Jahren gebaut. Wir haben hier horrend, hohe Preise, wirklich kleine Zimmer und mickrige Bäder und die Auslastung liegt bei 97 Prozent. Wieso brauchen wir Schwimmbäder und Spa zu 5.000 Quadratmetern, wenn so etwas auch funktioniert? Das frage ich mich.
 
 
 
 
Ein anderes Übel in diesem Land, ist der sogenannte „Urlaub auf dem Bauernhof“, der in vielen Fälle zur Tarnung von Luxushotels missbraucht wird?
 
Natürlich gegen die Bauern zu reden, ist jetzt ein großes Risiko und ich habe auch nichts gegen die Bauern. Wir müssen uns aber bewusst sein, dass ein Urlaub auf dem Bauernhof nur dann Sinn macht, wenn er authentisch ist. Wenn ich mir anschaue, welche Produkte dort verkauft werden, dann finde ich das Ganze wirklich schrecklich. Das hat mit einem Bauernhof nichts mehr zu tun. Stellen Sie sich vor, wenn wir hier wirklich ehrlich arbeiten würden, welchen Erfolg wir hätten. Dann könnte man sagen: Du kannst dich jetzt anmelden und in 5 Jahren kannst du vielleicht nach Südtirol kommen. Weil es ein richtiger Urlaub auf dem Bauernhof ist.
 
Auch hier wäre die Landespolitik gefragt?
 
Das kann nur die Politik durchsetzen. Hier muss die Politik die Courage habe einzugreifen.
Ein Urlaub auf dem Bauernhof macht nur dann Sinn, wenn er authentisch ist. Wenn ich mir anschauen, welche Produkte dort verkauft werden, dann finde ich das Ganze wirklich schrecklich.
Das Schlagwort ist seit Jahren der sogenannte Bettenstopp. Ist es damit getan?
 
Nein, damit ist es natürlich nicht getan. Aber es könnte vielleicht ein guter Ansatz sein.  Man muss alles berechnen, die Lieferanten, die Umwege und vieles mehr. Aber man kann damit anfangen zu sagen, das sind die Betten und das ist die maximale Auslastung. Fangen wir damit an. Tun wir endlich etwas.
 
Das Streitthema in den Dolomiten ist seit Jahren die Schließung der Pässe?
 
Dort ist es genauso. Fangen wir endlich an. Manche sagen, wenn schon muss man alle vier Dolomitenpässe sperren. Das stimmt doch nicht. Fangen wir mit einem an. Schließen wir das Grödner Joch. Oder machen wir zwei Pässe zu. Der Rest kommt dann von allein. Man muss irgendwo anfangen. Das wäre ein Supererfolg. Stellen Sie sich vor, die gesamten Dolomiten als echten Naturpark und nicht als Naturpark aus Marketingstrategie. Wir könnten Radfahrer aus überall herhaben. Man müsste nur Parkplätze am Eingang des Tales bauen und zusperren. Mehr braucht es nicht. Ab dem Punkt keine Autos mehr. Das wäre ein Wahnsinn. Die ganze Welt würde darüber reden.
 
Glauben Sie, Sie werden das noch erleben?
 
Nein, ich erlebe es nicht mehr. Aber es wird passiert. Es vergehen bis dahin aber noch drei, vier Jahrzehnte. Aber es muss passieren, denn anders geht es nicht mehr. Es gibt keinen Ausweg.
Ich habe das Buch aus persönlicher Zufriedenheit geschrieben. Wenn es auch noch gelesen wird, dann freut mich das wirklich.
Kommen wir ganz am Ende zum eigentlichen Anlass für diese Gesprächs zurück. Was war Ihr Antrieb dieses Buch zu schreiben?
 
Das ist eine Frage, die ich mir selbst stelle. Ich schreibe und denke gerne. Ob es sich auszahlt dieses Buch zu lesen, werden dann die Leute sagen.
 
Man wird sagen: Jetzt predigt er schon wieder?
 
(lacht) Das kann gut sein. Aber ich bin ein Egoist, ich mag mich und bin vielleicht auch ein bisschen ein Besserwisser. Ich habe das Buch aus persönlicher Zufriedenheit geschrieben. Wenn es auch noch gelesen wird, dann freut mich das wirklich.
 
 
 
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Peter Gasser Dom, 04/03/2022 - 09:49

Eine Vision.
Eine gute Vision.
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Ein Zitat.
Ein gutes Zitat:
“Die Politik muss ganz, genaue und radikale Leitlinien setzen. Nur die Politik kann das machen. Der Gastwirt wird sich dann an diese Regeln der Politik halten. Natürlich kann man jetzt auch sagen, es geht hier um die Freiheit des Menschen und der Wirtschaft. Nein, hier braucht es eine starke Politik”.
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Eine Übertragung des guten Zitates:
“Die Politik muss ganz, genaue und radikale Leitlinien setzen. Nur die Politik kann das machen. Der LANDWIRT wird sich dann an diese Regeln der Politik halten. Natürlich kann man jetzt auch sagen, es geht hier um die Freiheit des Menschen und der Wirtschaft. Nein, hier braucht es eine starke Politik”.

Dom, 04/03/2022 - 09:49 Collegamento permanente
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Hansi Kafmann Dom, 04/03/2022 - 10:08

Costa predigt nicht er sagt uns voraus was passieren wird wenn wir nicht endlich Handel. Wir und vor allem die Politik haben den Mut verloren neue Wege zu gehen. Lobbyisten verteidigen in der Regel nur einen Trend und sind nie bereit etwas Neues zu wagen. Desshalb ist vielfach der südtiroler Tourismuss im Grunde nur eine billige Kopie von einem weltweiten Trend. Es gibt aber Denker und Macher wie Costa und dies lässt mich hoffen. Erleben werde ich es auch nicht mehr.

Dom, 04/03/2022 - 10:08 Collegamento permanente
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Stefan S Dom, 04/03/2022 - 10:09

Michil Costa hat es erkannt nur leider kann er auch kein Patentrezept aufzeigen wie der Tourismus aus dieser immer schneller drehenden auf Verbrauch orientierten Wachstumsspirale weg kommt. Dies ist auch kein spezifisches Problem des Tourismus sondern betrifft alle Wirtschaftsbranchen auf globaler Ebene.
Seit über 30 Jahren bekommen wir tagtäglich das Mantra Wachstum eingetrichtert. Wir haben ein Systemproblem und die neue Bergpredigt der Nachhaltigkeit verzögert den anstehenden Kollaps nur. Eine Kehrtwende wenn weniger als tatsächlich "mehr" empfunden wird ist nicht sichtbar und die Schönrechnerei in Form eines CO2 Fußabdruck ist mittlerweile schon zum unwirksamen Marketinginstrument verkommen.
Was man aber bestimmt ändern kann ist die gegenseitige Wertschätzung und der respektvolle Umgang zwischen Gast und Gastgeber. Diese Mitnahmementalität von beiden Seiten verdrängt immer mehr das warme menschliche miteinander.

Dom, 04/03/2022 - 10:09 Collegamento permanente
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Johannes Engl Dom, 04/03/2022 - 21:50

In risposta a di Stefan S

@Stefan S.:
'Michil Costa hat kein Patentrezept zu verkaufen', so sagt er. Das ist aber keine Schwäche, sondern Ehrlichkeit und ein bisschen Demut vielleicht.
Ich lese aus Ihrem Beitrag bloß undifferenzierte Kritik an Allem raus, ohne irgend eine Idee was und wie man es konkret besser machen könnte.
Costa hingegen denkt gerne. Das merkt man. Und er tut auch gerne etwas Konkretes. Nicht nur schreiben. Er verändert, probiert, macht. Er wirtschaftet nach den Prinzipien der Gemeinwohlökonomie. Und bahnt dadurch Wege in ein besseres Neuland.
Die eigene CO2e Bilanz zu kennen ist nicht per se eine Schönrechnerei sondern eine Buchhaltungsaufgabe, die für jedes verantwortungsbewusste Unternehmen ein Muss ist. Nur so können die Emissionen festgestellt und dann auch reduziert werden.
Danke Herr Costa für Ihr Voraus-Denken, Ihren Mut und Ihr konkretes Handeln.

Dom, 04/03/2022 - 21:50 Collegamento permanente
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Stefan S Lun, 04/04/2022 - 12:38

In risposta a di Johannes Engl

"Ich lese aus Ihrem Beitrag bloß undifferenzierte Kritik an Allem raus, ohne irgend eine Idee was und wie man es konkret besser machen könnte."
Ich denke das ich Costa in allen seinen Ansätzen beipflichte. Leider kann ich aber bisher keine politische und/oder gesellschaftliche Kehrtwende sehen und genau das wird ja auch von Costa eingefordert und deutlich bemängelt.
Aus meiner Sicht ist es unser globales Wirtschaftssystem welches uns an dieser Kehrtwende hindert. Der unbändige Recoursenverbrauch wird weiterhin wirtschaftlich am höchsten belohnt. Der Flächenfraß und Rohstoffverbrauch kennt nur eine Richtung. Und ja es gibt durchaus Nischen wo eine echte nachhaltige Bewirtschaftung umgesetzt wird wie zum Beispiel folgendes.
https://thegenerationforest.com/
Dies ist leider aber immer noch der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Uns Bürgern wird durch Greenwashing wie z. B. der gen. CO2 Fußabdruck ständig die Realität verwaschen und in Wirklichkeit findet ein regelrechter globaler Schlußverkauf statt. Nur 2 Bsp., die Regenwaldabholzung hat 2021 einen traurigen Höchststand erreicht und in D werden jeden Tag Flächen in der Größe von 50 Fußballfeldern versiegelt.

Lun, 04/04/2022 - 12:38 Collegamento permanente
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kurt duschek Dom, 04/03/2022 - 17:56

....Ukraine, Corona, das Klima, viele Menschen gerade in Deutschland haben Sorge über die Zukunft. Bei uns in Südtirol, gerade im Tourismus nicht selten, sind felsenfest überzeugt vom unbegrenzten Wachstum und alles geht so weiter wie bisher. Ob dies so weiter geht wird die kommende Saison zeigen.

Dom, 04/03/2022 - 17:56 Collegamento permanente
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Massimo Mollica Dom, 04/03/2022 - 18:52

Questo dimostra ancora una volta che chi ha tanti soldi può prendere certe decisioni e fare certe scelte. Chi non le ha è costretto a scendere a compromessi. In una società capitalista sono i soldi che fanno la diffrenza tra chi si può permettere il lusso di limitare i turisti e chi lotta perché questi scelgano lui.

Dom, 04/03/2022 - 18:52 Collegamento permanente
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Josef Fulterer Lun, 04/04/2022 - 07:58

In risposta a di Massimo Mollica

Michil Costa spricht das an, was nicht "Wenige" der Südtiroler Gastgeber täglich vorleben.
Den Haupt-Ton geben allerdings "Jene an, die alle Steuervorteile" und "die fragwürdigen Landesbeiträge nutzend," den Gästen und den Berufskolegen mit einer fraglichen Glitzerwelt zu imponieren versuchen, die nach wenigen Jahren für weiteren Firlefanz zu entsorgen ist, statt wirklich nachhaltige solide Bauten und dauerhafte Einrichtungen zu schaffen, die mit passender Pflege von mehreren Generationen für die Bewirtung von Gästen geführt werden.
Die neuere Hotelarchitektur ist nicht imstande, jene Behaglichkeit zu schaffen, die gut gepflegte Hotels vermitteln, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts geschaffen wurden.
Die hässlichen Landschafts-verschandelnden Betonkunstbauten und die meistens viel zu engen Tunnelröhren, können wegen der horrenden Kosten, zum Glück nur Ansatz-weise gegen die zunehmenden Staus gebaut werden. Die Lösung des Verkehrsproblems, muss bei der Umerziehung der Gäste ansetzen. Ein Zug kann 500 Fahrgäste bewegen. Ein Bus schafft 50 Fahrgäste auf 50 Meter Straße. 25 PKW mit 2 Personen besetzt, besetzen auch beim stockenden Verkehr, mindestens 0,5 km.
Gut geführte Gastbetriebe bemühen sich auch, für möglichst alle Positionen Jahresarbeitsplätze einzurichten und missbrauchen nicht ihre vordergründig regionale Bekanntheit, um aus den Mitarbeitern das Letzte heraus zu pressen und sie auch noch schlecht zu entlohnen.

Lun, 04/04/2022 - 07:58 Collegamento permanente
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Dietmar Nußbaumer Lun, 04/04/2022 - 21:11

Es ist gut, wenn ein bekannter Hotelier kritisch über seine Arbeit nachdenkt, schließlich hat er mehr Einblick in diesem Sektor, als die meisten Anderen. Sicher eine gute Idee ist jene der Kontinentierung. Immer mehr geht auf Kosten der Südtiroler, die nicht vom Tourismus profitieren, wohl aber die teureren Lebenshaltungskosten stemmen müssen. Allerdings geht der Zweitwohnungskauf aus außerhalb der Provinz nicht auf die Kappe der Hoteliers, verteuert aber den Wohnungsmarkt zum Leidwesen junger Familien, die sich selbst eine Miete mit nur dem Lohn kaum noch leisten können, geschweige denn sich eine eigene Wohnung zu kaufen, wenn sie nicht das Glück haben, dass die Eltern mitsteuern können.

Lun, 04/04/2022 - 21:11 Collegamento permanente
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Peter Paul Ped… Mar, 04/05/2022 - 16:24

solang man einfach dazu baut und ausbaut usw. damit man keine steuern zahlen brauch.. wird es wohl so klammheimlich weiter gehen.. man sollte mehr die kunst ins hotelgeschehen einbauen.. vernissagen einbauen.. die kommen überhaupt nicht zur sprache.. die aber auch zur verbesserung der tourismus qualität beitragen würden.. das billige plakat einrahmen und aufhängen könnte dadurch unterbinden werden usw. oder überhaupt an den aussenwänden vom hotel gemälde anbringen.. kann man ja auch von der steuer abziehen.. aber da steht süsdtirol auch noch in den kinderschuhen.. leider.. lieber alles weiß statt bunt usw.

Mar, 04/05/2022 - 16:24 Collegamento permanente