Cultura | Charakterköpfe

Der mit der vollen Tasche

Den „Friedl mit der leeren Tasche“ kennt in (Süd-)Tirol jedes Kind. Er ist der volkstümlichste unter allen Habsburgern. Dabei stimmt dieser Beiname nicht.
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Foto: zucco.inc
Auf Spitznamen, welche Zeitgenossen oder gar die Nachwelt, berühmten Persönlichkeiten verleihen, ist wenig Verlass. So bekam der Tiroler Landesfürst Friedrich den wenig schmeichelhaften Zunamen „mit der leeren Tasche“, während sein Sohn Sigmund zum „Münzreichen“ gemacht wurde.
In Wirklichkeit war Friedrich ein ungewöhnlich tüchtiger Fürst, der bei seinem Tode 1439 volle Kassen hinterließt. Sigmund hinterließ hingegen außer 40 außerehelichen Kindern nur einen Berg von Schulden. Ja, so ist das mit den Namen. Etwas Positives ist jedoch trotzdem dabei: so ein Beiname, gut oder schlecht, ist immer Ausdruck einer gewissen Popularität. An den (Erz-)Herzog zu Österreich, zu Steier, zu Kärnten und zu Krain, Graf zu Tirol, zu Habsburg, ec.ec. erinnert sich kein Mensch mehr.
In Wirklichkeit war Friedrich ein ungewöhnlich tüchtiger Fürst, der bei seinem Tode 1439 volle Kassen hinterließt.
Aber den „Friedl mit der leeren Tasche“ kennt in (Süd-)Tirol jedes Kind. Er ist der volkstümlichste unter allen Habsburgern, die von 1363 bis 1919 Tirol regierten. Das hat mit seinem ungewöhnlichen Lebenslauf zu tun. Als er Anfang 20 die Regentschaft in Tirol übernimmt, stürzt er sich in ein politisches Abenteuer, indem er den Kurzzeitpapst Johannes XXIII nach seiner Absetzung beim Konzil von Konstanz zur Flucht verhilft.
Kaiser Sigismund lässt sich die schöne Gelegenheit nicht entgehen, sich auf Kosten seines fürstlichen Standesgenossen zu bereichern. Er verhängt über Friedrich die Reichsacht und kassiert dessen Länder. Und damit ja alles glatt geht, assistiert „Sein“ neuer Papst mit dem Kirchenbann. Als dann auch noch der selbstbewusste Tiroler Adel die Gunst der Stunde nützt, um seinen Fürsten loszuwerden, schien das Schicksal Friedls besiegelt zu sein. Dieser flüchtet aus Konstanz und kehrt über die Berge nach Tirol zurück, wobei ihn Bauern vor seinen Feinden verstecken, der Legende nach einmal sogar unter einem Misthaufen.
 
 
 
Die Bauern und die Bürger in den aufstrebenden Städten helfen ihm dann auch die aufständischen Adeligen zu besiegen. Dafür stärkt er ihre Rechte in der Landesverfassung. 1423 können sie erstmals ihre Vertreter in den Landtag entsenden und wichtige Entscheidungen in der Landespolitik mitbestimmen, was damals und noch für lange Zeit nur in sehr wenigen anderen Ländern der Fall war.
Als seine Herrschaft in Tirol außer Frage steht, kommen auch Kaiser und Pabst nicht umhin, Friedrich zu rehabilitieren. Als unangefochtener Landesfürst regiert er bis zu seinem Tode im Jahre 1439 nicht nur das Fürstentum Tirol, sondern auch die damit verbundenen habsburgischen Herrschaften in Süddeutschland, das Elsass und die schwäbische Markgrafschaft Burgau mit Erfolg.
1420 verlegte er die Hauptstadt von Meran nach Innsbruck. Während seiner Regentschaft erlebte der Durchzugshandel über den Brenner- und Reschenpass einen Aufschwung. Vor allem war es aber der ab 1420 einsetzende Abbau von Silber in verschiedenen Bergwerken, welcher Tirol hundert Jahre lang zu einem der reichsten Länder und kunstreichsten Europas werden ließ. Seinen Sohn Sigmund hinterließ er neben einem wohlgeordneten Staatswesen unter anderem 46 Zentner Silber.