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110% Ungerechtigkeit

Wenn man Ungerechtigkeit in Prozenten beurteilen würde, dann ist bei der ominösen 110%-Steuerabschreibung Nomen gleich Omen
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

110% Steuerabschreibung ohne die ökonomische Stellung des/der Begünstigten zu berücksichtigen ist zu 110% ungerecht. Ich wundere mich, warum diese Maßnahme völlig kritiklos hingenommen wird, sei es von Unternehmern (klar), sei es von Bauleuten (klar), aber auch von Arbeitnehmern und Gewerkschaften (nicht klar).

Die Finanzierung dieser Maßnahmen erfolgt schließlich mit Steuergeldern (auch und vor allem) der Arbeitnehmer, welche selbst eher in eine Kategorie fallen, die gar kein Eigentum haben. Nach der Sanierung besteht die Gefahr, dass der Mieter die Miete (oder im Falle des Verkaufs den Verkaufspreis) wesentlich erhöht, sodass für jemanden, der mieten oder kaufen möchte, dies finanziell nicht mehr zu schaffen ist, obwohl die Immobilie vorher mit seinem Geld saniert wurde, und er dafür eigentlich sogar Anspruch auf einen günstigeren Preis hätte. Die Abschreibungen werden aber auch dann gewährt, wenn die Immobilie leer stehen gelassen wird. Alles auch Schritte, um Einheimische vom Eigentums- und/oder Mietmarkt zu verdrängen.

Eine weitere Ungerechtigkeit besteht in der Tatsache, dass es zusätzlich zu den Steuerabscheibungen für die Sanierung von Immobilien auch solche für neues Mobiliar und Küchengeräte gibt. Diese können aber nur von jemandem in Anspruch genommen werden kann, der seine Immobilie saniert. Ein Arbeitnehmer ohne Möglichkeit einer Gebäudesanierung kommt also nicht in den Genuss dieser Abschreibungen. Diese Logik muss mir mal jemand erklären...

Fazit: die Gewährung von z.T. vollständigen Steuerabschreibungen für Immobilienbesitzer, ohne deren Steuersituation zu berücksichtigen oder an Bedingungen zu knüpfen, ist äußerst problematisch. Wenn der Grundgedanke dieser Förderungen die Energieeinsparung ist, dann müssen sie auch ursachenorientiert und sozial ausgewogen sein. Warum gibt es keine Förderungen, für jemanden der kein(!) Auto hat? Wer ein altes Auto verschrottet und ein neues kauft, bekommt Beiträge (schon wieder). Wir beklagen ständig das immer stärkere Auseinanderklaffen zwischen Arm und Reich. Maßnahmen wie diese, verstärken diesen Effekt, anstatt ihn auszugleichen.

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Johannes Engl Dom, 05/15/2022 - 09:11

Eine so hohe Förderung verzerrt den Markt und lässt die Preise in die Höhe schnellen. Sie erzeugt eine Blase welche bald platzen wird.
Wenn schon, dann sollte diese Förderung nur für Kondominien gelten. Dort besteht ein Renovierungsstau, den man nur durch attraktive Förderungen auflösen kann.

Dom, 05/15/2022 - 09:11 Collegamento permanente