Società | In jedem Ort ein HdS

Mehr als nur Arbeit und Unterkunft

Das Hotel My Arbor auf der Plose ist als Baumhotel bekannt. Was viele nicht wissen: Es stellt Menschen mit Migrationshintergrund ein und erleichtert so die Integration.
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Foto: (c) My Arbor

Artikel von Jenny Cazzola

 

Das HdS ist mehr als ein Haus. Das HdS ist auch ein Netzwerk an Partnern und gemeinsamen Projekten. Einer dieser Partner ist das Wellnesshotel My Arbor in St. Andrä auf der Plose. Es wurde erst am 1. Mai 2018 eröffnet, doch seitdem unterstützt es das HdS tatkräftig, indem es Menschen mit Migrationshintergrund Arbeitsplätze zur Verfügung stellt. Wie es dazu kam, erzählt Hoteldirektorin und Personalmanagerin Sara Dejakum im Interview mit Salto.bz.

 

Salto.bz: Guten Tag, Frau Dejakum. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen. Alexander Nitz vom HdS verweist gerne auf Sie und auf das Hotel My Arbor, wenn er von den Zusammenarbeiten und Partnerschaften des HdS spricht. Daher die erste Frage: Wie und seit wann arbeitet das Hotel My Arbor mit dem Haus der Solidarität in Brixen zusammen?

Sara Dejakum: Das Hotel My Arbor gibt es erst seit vier Jahren, seit dem 1. Mai 2018. Doch es war uns von Anfang an klar und wichtig, dass wir uns als Hotel auch sozial engagieren wollen. Deshalb arbeiten wir mit dem Haus der Solidarität, aber auch mit der Schenoni Kaserne in Brixen, mit dem Roten Kreuz und mit dem Arbeitsamt in Bozen zusammen. Wir wollen bei der Integration helfen und bieten deshalb Menschen mit Migrationshintergrund einen Arbeitsplatz. Zuerst ein sechsmonatiges Praktikum, danach einen weiteren Arbeitsvertrag, der auf sechs Monate befristet ist. Und nach dieser Zeit bekommen die Mitarbeiter einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Im Moment haben wir 11 Mitarbeiter mit Migrationshintergrund im Haus. Vier davon kamen über das HdS zu uns, die restlichen sieben über das Rote Kreuz. Und auch der Verein Rotari hat über das HdS einen Praktikumsplatz finanziert.

Salto.bz: Und wer sind diese Mitarbeiter?

Sara Dejakum: Diese Mitarbeiter – zehn Männer und eine Frau – arbeiten in unserer Wäscherei, in der Küche als Abspüler oder als Hausmeister. Sie kommen alle aus verschiedenen afrikanischen Ländern: Senegal, Elfenbeinküste, Nigeria und Gambia.

Salto.bz: Warum ist die Arbeit im Hotel für diese Menschen so wichtig? Und für das HdS?

Sara Dejakum: Zum einen natürlich wegen des Arbeitsplatzes. Zum anderen, weil sie hier aber viel mehr erhalten als nur Arbeit. Wir helfen beim bürokratischen Aspekt der Integration, wie Anträgen, Wohnsitzänderung, aber auch bei vermeintlichen Kleinigkeiten, wie dem Handyvertrag. Und was noch wichtiger ist: Wir stellen auch eine Unterkunft für alle unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Verfügung. Dadurch wird auch im HdS wieder ein Platz frei und jemand kann von der Warteliste nachrücken. Gerade der Aspekt der Unterkunft ist immer ein Problem für Menschen, die erst seit Kurzem hier sind. Viele haben einen Job, finden aber keine Wohnung. Da können wir im Gastgewerbe zum Glück helfen.

Salto.bz: Welche Perspektiven bietet die Arbeit im Hotel diesen Menschen? Bleiben sie nach den 12 unbefristeten Monaten auch?

Sara Dejakum: Ja, bis jetzt sind alle, die über diesen Weg zu uns gekommen sind, auch geblieben. Und ich muss sagen, das freut mich persönlich sehr. Sie bleiben zum einen, wegen dem Geld, das sie bei uns verdienen. Am Anfang ist das nicht viel. Nur ein Praktikumsgehalt von 500€ im Monat. Nach dem Praktikum verdienen sie dann 1.000€ für sechs weitere Monate. Und danach gibt es wie im Tarifvertrag vorgesehen, 1.700€ im Monat. Während des Praktikums haben sie die Möglichkeit in verschiedene Bereiche des Hotels hineinzuschnuppern und auch mal zu wechseln. Auch Aufstiegsmöglichkeiten gibt es. Wir haben zum Beispiel einen Mitarbeiter, der in der Wäscherei angefangen hat und jetzt Hausmeister ist. Dadurch hat er viel mehr Kundenkontakt und erhält zusätzlich zu seinem Gehalt auch Trinkgeld. Aber auch die Möglichkeit der Unterkunft schätzen viele sehr. Nicht nur ein Dach über dem Kopf zu haben, sondern auch die Kollegen um einen herum, mit denen man mal abends zusammensitzen kann. Viele sind das ja vom HdS und anderen Unterkünften gewohnt, dass man zusammensitzt, wie in einer Familie. So wird die Arbeit auch ein bisschen zu einem Zuhause.

Salto.bz: Haben die Mitarbeiter, die zu Ihnen kommen eigentlich schon Erfahrung im Gastgewerbe?

Sara Dejakum: Einige haben schon in anderen Küchen gearbeitet. Andere hatten noch keine Erfahrung im Gastgewerbe. Aber das macht für uns nichts. Wir freuen uns trotzdem, dass sie da sind und bilden sie aus.

Salto.bz: Was hat das Hotel eigentlich davon, Menschen mit Migrationshintergrund einen Arbeitsplatz zu bieten?

Sara Dejakum: Wir freuen uns sehr, über diese Mitarbeiter, denn die Zusammenarbeit mit ihnen klappt sehr gut. Sie sind motiviert und haben sich sehr schnell ins Team integriert. Viele sind dankbar für die Arbeit und sehr kooperativ. Auch haben unsere Mitarbeiter sehr schnell Italienisch gelernt und sind sehr selbstständig. Wir hatten schon früher Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. Unsere Wäscherei wurde vorher zum Beispiel von Arbeitern aus Pakistan geführt. Das hat aber nicht so gut geklappt, wie mit den Afrikanern. Außerdem brauchen wir diese Mitarbeiter einfach. Gerade diese Wäscherei ist so ein Job, wo wir immer Leute suchen, weil Einheimische den ungern machen. Es ist also eine Win-Win Situation, alle sind zufrieden damit.

Salto.bz: Was ist für Sie Solidarität?

Sara Dejakum: Ich halte es ein bisschen so wie Alexander Nitz: Jeden Tag aufstehen und versuchen, das Leben der Menschen ein bisschen besser zu machen. Auch weil ich mir denke, wenn ich in ein afrikanisches Land auswandern würde, würde ich auch wollen, dass man mir hilft. Und es ist für mich eine Genugtuung zu sehen, wie unsere Mitarbeiter sich entwickeln und wie sie hier auch so etwas wie eine Familie finden. Im Frühjahr 2022 zum Beispiel, da haben wir einen Firmenausflug gemacht. Für viele war das das erste Mal als Gast in einem anderen Hotel. Einem anderen Mitarbeiter haben wir vor Kurzem ermöglicht, zum ersten Mal seit Langem wieder in die Heimat zu fliegen und seine Familie zu besuchen. Das ging lange nicht, denn dazu braucht es den italienischen Reisepass. Auch da haben wir bei der bürokratischen Abwicklung geholfen.

Salto.bz: Die Bürokratie klingt nach einer Menge Arbeit …?

Sara Dejakum: Das ist es. Aber es ist in den letzten Jahren auch etwas einfacher geworden. Wir arbeiten mittlerweile sehr gut mit dem Arbeitsamt und der Quästur sowie unseren Projektpartnern zusammen. Aber mir es graut mir auch, wenn ich höre, was gewisse Parteien und Politiker, wie Salvini, sich für die Einwanderungspolitik in Italien wünschen. Ich hoffe, die Dinge bleiben so, wie sie jetzt sind und somit Integration überhaupt möglich ist. Und ich möchte anderen Hoteliers und Betrieben Mut machen auch Menschen mit Migrationshintergrund einzustellen, es ist eine Bereicherung für beide Seiten.