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Das Pustertal will’s wissen

In zwei Jahren ohne viel Vorwissen einen umfassenden Klimaplan aufstellen? Das hat die Bezirksgemeinschaft Pustertal vor, um zur Vorzeigeregion im Land zu werden.
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Foto: Jon Tyson on Unsplash
Das Pustertal will zur Vorzeigeregion für Klimaschutz und Klimawandelanpassung werden. Dafür haben sich die 26 Gemeinden des Tals auf Initiative der Bezirksgemeinschaft zusammengeschlossen. Das Ziel ist es, dass jede Gemeinde innerhalb 2024 einen Klimaschutzplan ausarbeitet. Der Grundsatzbeschluss dafür wurde im Bezirksrat im Mai dieses Jahres gefasst. Ein Vorbild dafür war laut dem Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Pustertal, Robert Alexander Steger, das Projekt „Klimaplan Burggrafenamt“ der dortigen Bezirksgemeinschaft, das im Juni 2022 abgeschlossen wurde.
Schon jetzt zeige sich, dass die Veränderungen des Klimas immer stärker in das tägliche Leben und Wirtschaften eingreifen: „Stürme und Muren werden schadensbringender, Ernteerträge sind gefährdeter, der Aufwand für Schneegarantien nimmt zu, die vielfältigen Funktionen der Wälder gehen verloren und die Gesundheit ist neuen Risiken ausgesetzt. Gleichzeitig steigen die Kosten für den Verbrauch an Energie und Ressourcen deutlich“, teilt das Regionalmanagement Pustertal auf seiner Webseite mit. Der dahinterstehende Verein namens „Lokale Aktionsgruppe Pustertal“ wurde mit der Koordinierung des Projekts beauftragt und ist damit die zentrale Ansprech- und Unterstützungsstelle in diesem Prozess.
 

Klimaschutzpläne erarbeiten

 
Laut dem im September vorgestellten Klimaplan des Landes soll jede Südtiroler Gemeinde einen Klimaschutzplan bis 2024 erstellen, welcher entweder nach den Kriterien des European Energy Awards, des Konvents der Bürgermeister (SECAP-PAESC) oder des Programmes KlimaGemeinde erarbeitet wird. Die Bezirksgemeinschaft Pustertal hat sich für das Programm KlimaGemeinde entschieden.
„De facto ist es nur eine freiwillige Sache. Aber wir sind überzeugt davon, dass es Sinn macht“, erklärt Robert Alexander Steger, Präsident der Bezirksgemeinschaft Pustertal sowie Bürgermeister der Gemeinde Prettau. Für Steger ist Klimaschutz in Zeiten der Energiekrise nicht nur ein Zeichen der weltweiten Solidarität, sondern auch eine Möglichkeit, die eigene Energieeffizienz zu steigern. „Die EU hat klare Ziele vorgegeben, um smarte Lösungen zu entwickeln und zur Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel beizutragen“, so Steger.
 
 
Deshalb habe seine Gemeinde beispielsweise die Ablesung der Trinkwasserzähler optimiert und arbeite daran, ein Pilotprojekt zur Vernetzung der Straßenbeleuchtung mit Umweltsensoren und WLAN auf die Beine zu stellen. Der Austausch mit den restlichen Gemeinden und die Bündelung der Aufgaben erleichtere es allen teilnehmenden Gemeinden, Fortschritte zu erzielen. „So passiert auch in jeder Gemeinde etwas“, bringt es Steger auf den Punkt.
 

Synergien schaffen

 
Am Anfang des Prozesses zur Vorzeigeregion stehen in einem ersten Schritt also organisatorische Aufgaben und die Einarbeitung in den Themenkomplex Klima an. Das Projektvolumen zur Erarbeitung der Klimaschutzpläne und der in fünf Gemeinden ausstehenden Lichtpläne umfasst 550.000 Euro. Den Großteil der Summe zahlen die 26 Gemeinden, rund 190.000 Euro übernimmt das Land. „Im zweiten Schritt wollen wir die Maßnahmen umsetzen“, sagt Steger, finanziert werden sollen die Klimaprojekte der Gemeinden dann unter anderem über EU-Gelder.
Vier der 26 Pustertaler Gemeinden haben sich beim Klimaschutzplan bereits an die Arbeit gemacht, die restlichen 22 Gemeinden werden diesen in den nächsten zwei Jahren noch ausarbeiten müssen. Außerdem sollen auch übergemeindliche Maßnahmen implementiert werden.
Verantwortlich für die Ausarbeitung der Klimaschutzpläne sind sogenannte „Klimateams“, die jeweils mindestens aus einer Person der Gemeindepolitik und Gemeindeverwaltung, dem oder der Nachhaltigkeitsbeauftragten sowie einer begrenzten Anzahl an Interessensvertreter:innen bestehen. Begleitet werden die Klimateams von Berater:innen von Inewa Consulting und dem Ökoinstitut. Die Software zur Energiebuchhaltung stellt ihnen die KlimaHaus-Agentur bereit.
 

Sensibilisierung notwendig

 
Irene Unterkofler vom Regionalmanagement Pustertal ist die erste Ansprechperson für die Gemeinden und hat sich bereits in ihrer vorigen Arbeitsstelle beim Südtiroler Bauernbund mit erneuerbarer Energie beschäftigt. „Im Maßnahmenkatalog der Klimaschutzpläne werden sowohl kurzfristige als auch mittel- und langfristige Maßnahmen ausgearbeitet“, erklärt Unterkofler.
 
 
„Wir haben gesehen, dass der Themenbereich Kommunikation und Sensibilisierung der Bevölkerung und der Wirtschaftssektoren sehr wichtig ist“, sagt die Expertin. Dafür würden sich Veranstaltungen eignen, etwa zum aktuellen Thema Energiesparen. „Kurzfristige Maßnahmen zur Sensibilisierung und Information haben meines Erachtens einen großen Effekt.“ Der endgültige Maßnahmenkatalog im Klimaschutzplan einer Gemeinde könne ein bunter Mix sein, der von Kreislaufwirtschaft, Verkehr bis hin zu Biodiversität reicht.
„Durch das gemeinsame Arbeiten an den Klimaschutzplänen kann viel voneinander gelernt werden. Dabei befinden sich die Gemeinden in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, einige haben schon sehr viel gemacht, andere stehen erst am Anfang. So können Gemeinden als Vorbilder andere mitreißen. Das sehe ich als eine Stärke des Projekts“, erklärt Unterkofler.
 
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Josef Fulterer Mer, 11/09/2022 - 19:20

Die angekündigten Klima-Schutz-Maßnahmen sind lobenswert, aber für die Abwendung der Klima-Krise reichen sie sicher nicht.
Da hat die Irene Unterkofler noch eine Menge Überzeugungs-Arbeit zu leisten, um die Pusterer zum wirklich Klima-neutralem Verhalten anzuleiten!

Mer, 11/09/2022 - 19:20 Collegamento permanente
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Katja Renzler Mer, 11/09/2022 - 22:41

Super Greenwashing!

Wir haben natürlich noch jede Menge Zeit... ja, ja, "etwas" wird in den Gemeinden schon passieren. Zwischenzeitlich tun wir eben einfach weiter so wie bisher. Hat sich als Strategie durchaus schon bewährt, nicht wahr?

Natürlich kann die regierende Mehrheitspartei jetzt nicht den Grünen recht geben, sondern muss etwas Eigenes aus der Wundertüte zaubern. Und zwar möglichst, ohne etwas tatsächlich Einschneidendes unternehmen zu müssen. Auch eine Kunst!

Und gleichzeitig betonieren wir Südtirol einfach weiter zu, befleissen uns um Olympia und schalten Werbung für gefühlte 1/2-Tages-Tourist*innen, die -was Wunder- nicht wegen unserer megalomanischen Hoch- und Tiefbauten kommen, sondern wegen der Naturkulisse oder dem, was davon TROTZ uns Menschen noch übrig geblieben ist.

Hm. Wie können wir das wohl "framen", dass wir das ohne Wimpernzucken unseren Kindern & Enkelkindern erzählen können? Vielleicht einfach mal mit dem PR-Team reden...

Mer, 11/09/2022 - 22:41 Collegamento permanente