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Die Stabsübergabe

Am SVP-Sitz wurde heute Stefan Premstaller als SVP-Landessekretär verabschiedet und Martin Karl Pircher vorgestellt. Es war ein ruhiger und professioneller Wechsel.
SVP neuer Landessekretär
Foto: Salto.bz
Wer den jungen Burschen zum ersten Mal sieht, der denkt automatisch: Oje, oje.
Martin Karl Pircher erinnert vom Aussehen her an einen Oberschüler, der sich gerade auf die Matura vorbereitet. Dass dieser junge Mann über Nacht zum Landesekretär der Südtiroler Volkspartei aufsteigt, löst beim neutralen Zuschauer einen automatischen Beschützerinstinkt aus.
Kaum ergreift Martin Karl Pircher aber an diesem Vormittag am SVP-Sitz das Wort, ist dieser Eindruck verflogen. Der bisherige Landessekretär der Jungen Generation und SVP-Ortobmann von Kastelbell legt vor der versammelten Presse einen Kurzauftritt hin, der sich sehen lassen kann.
Der neue SVP-Sekretär weiß, was er sagt und was er will. „Das klare Ziel in diesem Jahr ist es die Landtagswahlen gut und erfolgreich zu bestreiten“, meint er in ruhigem und sachlichem Ton. Dann legt er drei Punkte nach, warum die SVP genau das schaffen wird. Jeder der Sätze klingt fast schon wie ein fertiger Wahlslogan.
Hier redet nicht ein Greenhorn, sondern einer, dem klar ist, wie der Politbetrieb funktioniert. Das zeigt sich auch an einer durchaus selbstbewussten Forderung am Ende seiner Rede: Er stehe für persönliche, weiterführende Interviews derzeit nicht zur Verfügung. „Ich möchte mich zuerst am kommenden Montag dem SVP-Parteiausschuss vorstellen“, ersucht er um Verständnis. Auch das zeigt, dass Pircher die Parteihierarchien und Befindlichkeiten unterm Edelweiß kennt.
Nachdem am Mittwochabend SVP-Landessekretär Stefan Premstaller völlig überraschend seinen Rücktritt als SVP-Landessekretär per E-Mail an die SVP-Basis mitgeteilt hat, lädt SVP-Obmann Philipp Achammer zur Pressekonferenz. Es ist die offizielle Stabsübergabe am SVP-Sitz.
 
 
 
Man spult das Ganze dabei absolut professionell ab. So als sei es das Normalste auf der Welt, dass neun Monate vor einer Landtagswahl eines der zentralen Zahnräder in der Maschinerie der Südtiroler Regierungspartei ausgetauscht wird.
Philipp Achammer dankt dem scheidenden SVP-Landessekretär Stefan Premstaller und sagt, dass er den Schritt persönlich sehr bedauere. Es sind Worte, die ehrlich daherkommen. „Mir war es aber auch wichtig, eine schnelle Entscheidung zu treffen“, sagt der SVP-Obmann dann. Dabei habe man auf Kontinuität und einen „fließenden Übergang“ gesetzt. Die Wahl sei deshalb auf Martin Karl Pircher gefallen. Er wird die SVP vorerst bis nach den Landtagswahlen als „geschäftsführender Landessekretär“ führen.
Auch diese Entscheidung ist keine reine Formalität. Denn jedem in der Brennerstraße ist eines klar: Der Ausgang der Landtagswahlen im Herbst 2023 wird auch darüber entscheiden, ob Philipp Achammer weiterhin SVP-Obmann bleibt oder nicht. Sollte es zu einem Wechsel an der SVP-Spitze kommen, soll der oder die Neue seinen engsten Mitarbeiter selbst aussuchen können.
Stefan Premstaller wiederholt noch einmal mehr oder weniger, das was schon in seinem Schreiben an die SVP-Funktionäre steht. Vor allem die Tatsache, dass der Rücktritt aus rein persönlichen Gründen erfolgt. Er werde demnächst 32 Jahre alt und habe die Lebensentscheidung getroffen, in die Privatwirtschaft zu wechseln.
 
 
 
Es ist ein durchaus emotionaler Abschied, der den scheidenden Landessekretär sichtlich mitnimmt. Mehrmals versagt ihm während seiner Ausführungen fast die Stimme. Die Freundschaftsbekundung an Philipp Achammer klingt genauso echt, wie der Dank an das großartige SVP-Team in der Brennerstraße.
Stefan Premstaller wurde 2019 zum Landessekretär ernannt, zur selben Zeit kommt auch sein Nachfolger zur SVP. Beide kennen sich vom Studium. „Du warst sozusagen mein erster Einkauf“, sagt er scherzhaft zum Neuen.
Philipp Achammer betont, dass Martin Karl Pircher damit nicht automatisch auch zum Wahlkampfleiter für die anstehenden Landtagswahlen ernannt wird. Ob man auf den SVP-Landessekretär zurückgreift oder auf einen externen Berater, müssen erst noch die zuständigen Parteigremien entscheiden.
Interessant dabei: Stefan Premstaller will mit zwei Freuden ein Kommunikations- und Beratungsunternehmen gründen, das in Bozen seinen Sitz haben wird. Damit könnte auch bereits eine Vorentscheidung gefallen sein, wer den Landtagswahlkampf 2023 der SVP betreut.
Einer, der die Licht- und Schattenseiten der heutigen SVP kennt, wie kaum ein Zweiter.
 
 
 
 
 
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△rtim post Gio, 01/26/2023 - 15:11

Die Jungen, wie auch die Frauen, sollen es nun offenbar richten.
Viel Erfolg Martin Karl Pircher bei all den Herausforderungen! Insbesondere beim strukturellen und programmatischen konkreten Umbau der Partei 2.0. Weg von Bürgerausschaltung. Hin zu einer Mitmachpartei aus selbstbewussten, informierten, mitdenkenden und mitentscheidungswilligen Bürgern, männlich und weiblich oder divers.

Gio, 01/26/2023 - 15:11 Collegamento permanente