Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di salto.bz.
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Wenige Tage vor seinem Tod schrieb Norbert Kaser noch die Rezension der 6. Nummer der Kulturzeitschrift „Arunda“, „Die Vorstellung dreier Jungfrauen“. Sie erschien in der deutschen Beilage der italienischen Tageszeitung „Alto Adige“ vom 16. August 1978.
Der Text schließt mit folgendem Absatz:
Das Heft wird abgeschlossen mit einer Dokumentation einer Dorfprimiz, die ihresgleichen sucht. Mehr Südtiroler Orte würden sich ein Heft solcher Art verdienen, anstatt der üblichen prospekthaften Schönfärbereien. Mit Wissen gemacht ohne Trockenheit, stilistisch sogar bei Zahlenangaben noch erfrischend, keine Liebedienerei an die Heimat: eine Votivgabe an Aubet, Cubet und Quere.
Ich hätte die folgende Anekdote nicht öffentlich gemacht, wäre nicht seit zwei Monaten etwas ganz Neues, etwas Disruptives, in unsere Schulwelt hereingebrochen. Die voreilige Freigabe von ChatGPT, eines als Forschungsprojekts geplanten Gesprächspartners der Künstlichen Intelligenz. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und gab dem „Bot“ den Auftrag, den ersten Satz aus dem obigen Zitat ins Englische und ins Italienische zu übersetzen:
Übersetze den Satz ins Englische und ins Italienische: "Das Heft wird abgeschlossen mit einer Dokumentation einer Dorfprimiz, die ihresgleichen sucht."
English: "The booklet is concluded with a documentation of a village first mass that is unparalleled." Italian: "Il libretto si conclude con una documentazione di una prima messa di villaggio che non ha eguali."
Ich habe diesen Text zwanzig Jahre lang immer wieder im Unterricht für die Studentinnen in Brixen verwendet und habe im Durchschnitt immer dasselbe Ergebnis erhalten. Von 100 Anwesenden kannten zwei oder drei die Bedeutung der Redewendung „die ihresgleichen sucht“. Die anderen waren völlig überfordert und kamen auch beim Raten nicht weiter. Dass ChatGPT die deutsche Redewendung idiomatisch richtig erkennt, sollte für die Verantwortlichen unserer Schulen ein Anstoß sein.
Ein Anstoß wozu?
Zu etwas, was nicht automatisch erreicht werden kann, etwas, das nicht gewollt und das nicht von außen und schon gar nicht „von oben“ verordnet werden kann. Etwas, das im Herzen der Menschen verankert sein muss.
Die Sprachen müssen mit dem Wünschen zusammenkommen. Das ist keine banale, schwammige Vorstellung, sondern, im Gegenteil, eine elitäre, fordernde.
Die Sprachen müssen mit dem Wünschen zusammenkommen
Das hat mich ein junger Mann aus London gelehrt, der in den Interviews als schweigsam beschrieben wird und der in seinem Beruf – er ist Head Cutter bei einem berühmten Herrenschneider in der Savile Row – ganz klare Vorstellungen von Qualität und Leistung hat. Auf die Frage, ob der Anzug, den der Journalist bei einem billigen Schneider in Indien anfertigen ließ, durch mehr Anproben besser geworden wäre, antwortet Davide Taub: “Yes,” he said, “but you have to have a culture of wanting to make things better.”
Wir brauchen eine neue Kultur im Umgang miteinander, im Umgang mit den Sprachen, eine Haltung, die sich nicht mit den minimalen Anstrengungen begnügt. Wir brauchen eine Kultur, die die Dinge besser machen will. Und wir beginnen mit der eigenen Sprache.
Norbert C. Kaser 1947-1978. Eingeklemmt. Gedicht, Geschichten und Berichte, Stadtstiche, poetische Protokolle, Kritik, Polemik, Agiatation, herausgegeben von Hans Haider, Innsbruck, Edition Galerie Bloch 1979, S. 184.
Akhil Sharma, The Suit That Couldn’t Be Copied, in: The New Yorker, July 11 2016.
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Sinnlos - der Bildungsminister samt Bildungsdirektion u. Schulen sind auf dem neuesten Trip: Integration von ChatGPT in den Unterricht. PS: Angesichts der antiquierten Matura m.M.n., gelinde gesagt, kontraproduktiv.
"You have to have a culture of wanting to make things better." Schöner lässt es sich kaum sagen. Und es erklärt auch, warum die Beschulung so geringe - und dabei so hart erarbeitete - Erfolge aufweist, wie Prof. Drumbl skizziert und wie ich als Lehrer bestätigen kann. Ist die Schule eingebettet in eine gesellschaftliche Kultur "of wanting to make things better..."? Eine rhetorische Frage, indeed, aber sie wird interessant, wenn man darüber diskutiert, welche "things" gemeint sind und was genau man sich unter "better" vorstellt. It's the economy, stupid? Oder: Is economy stupid?