Società | Gesundheit

„Nicht schlechtmachen“

Die Studie des Gimbe-Instituts zur Gesundheitsversorgung hat für einige Aufregung gesorgt. Gestern haben Politik und Sanitätsbetrieb Stellung dazu genommen.
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Foto: LPA/Fabio Brucculeri
Wie berichtet sind die Ergebnisse der Studie „Livelli Essenziali di Assistenza (LEA)“, in welcher die Gesundheitsversorgung der verschiedenen Regionen untersucht und miteinander verglichen wurden, für Südtirol nicht gerade positiv ausgefallen. Im nationalen Vergleich landete Südtirol mit 176,2 von 300 möglichen Punkten nur auf dem 17. Platz. Sowohl in den Bereichen Prävention (51,90 Punkte) wie auch der Wohnort nahen Versorgung (57,43 Punkte) hat die Provinz Bozen nicht die geforderte Anzahl von 60 Punkten erreicht, die für eine ausreichende Bewertung vorgesehen sind. Allein in der Krankenhausbetreuung erzielte Südtirol 66,89 Punkte. Nachdem der Bericht durch alle Medien gegangen ist und Fragen nach der Qulität der Südtiroler Gesundheitsversorgung laut wurden, stellten sich gestern (1. März) Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher, Ressortdirektor Günther Burger und der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Florian Zerzer, vor die Presse, um den „Lea“-Bericht und die aktuelle Situation zu analysieren.
 
 
 
 
 
Wie Kompatscher, der seit mittlerweile elf Monaten das Amt des Gesundheitslandesrates ausübt, eingangs erklärte, wollte er die Gelegenheit dieser Pressekonferenz nutzen, um die bestehenden Herausforderungen noch einmal dazustellen sowie auch die Maßnahmen, die ergriffen werden. „Uns geht es heute nicht darum, die bestehenden Schwierigkeiten schönzureden - es gibt Problemstellungen und Herausforderungen - es geht aber gleichzeitig auch darum, jene Dinge, die gut funktionieren, nicht schlechtzumachen“, so Kompatscher, der erklärte, dass es um eine sachliche Darstellung und eine Einordnung der Statistik gehe. Dass Südtirol darin schlecht abschneide, sei nichts Neues. Verantwortlich dafür seien zum einen tatsächlich bestehende Probleme, die es zu lösen gelte, mangelnde Datenerfassen bzw. die unzureichende Weiterleitung derselben und Spezifika des Südtiroler Gesundheitssystems, die Einfluss auf die Ergebnisse haben. Zu letzterem zähle beispielsweise die Entscheidung, die Gesundheitsversorgung landesweit zu gewährleisten, indem sowohl auf das öffentliche Versorgungssystem wie auch auf private Anbieter und ehrenamtliche Dienste zurückgegriffen wird. „Wir haben uns für einen Betrieb mit sieben Krankenhäusern und einem abgestuften Versorgungssystem entschieden. Das ist eine politische Grundsatzentscheidung, die zur Folge hat, dass wir ein kapillares Versorgungssystem haben“, so Kompatscher. Spätestens in der Corona-Pandemie habe man erkannt, dass diese Entscheidung richtig gewesen sei, allerdings schlage sich diese Ausrichtung auch auf die Statistiken nieder. Ein Teil der Daten zu den erbrachten Gesundheitsleistungen würden in Südtirol nach anderen Parametern erhoben als jene, die das Gesundheitsministerium definiert hat. Weil deren Übermittlung nach Rom teilweise nicht prioritär behandelt worden sei, erreiche Südtirol in manchen gesamtstaatlichen Vergleichen die vorgegebenen Ziele nicht. „Diese Daten bilden die tatsächliche Qualität der Patientenversorgung in Südtirol somit nur unvollständig ab“, betonte Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher.  Es gelte daher, die Südtiroler Datenqualität zu verbessern, um auch im staatlichen Vergleich künftig besser dazustehen und missverständliche Diskussionen möglichst zu vermeiden. Grundsätzliche Entscheidungen wie jene, eine Geburtenstation in Schlanders aufrecht zu erhalten, werden durch die negative Auswirkung auf staatliche Statistiken aber nicht in Frage gestellt. „Hier stehen die Versorgungsqualität sowie der Dienst für unsere Bürgerinnen und Bürger eindeutig im Vordergrund gegenüber vorderen Plätzen in staatlichen Statistiken“, so Kompatscher.  
 
 

Niedrige Durchimpfungsrate

 
Der Direktor des Gesundheitsressorts, Günther Burger, ging auf die einzelnen Parameter der LEA-Studie ein. „Nicht immer lassen die vorgegebenen Indikatoren Rückschlüsse auf die Qualität zu: Südtirol führt beispielsweise anteilsmäßig weniger Kaiserschnitte durch, was positiv wäre, führt aber eben auch weniger Eingriffe pro Einrichtung durch beziehungsweise erreicht vorgegebene Mindestschwellen nicht, die der nationale Indikator vorgibt. Das ergibt dann letztlich ein negatives Ergebnis. Dieser Umstand hängt damit zusammen, dass dank des kapillaren Gesundheitssystems in Südtirol – im Unterschied zu anderen Regionen – Kaiserschnitte auch in Krankenhäusern mit kleineren Fallzahlen gemacht werden, wie beispielsweise in Schlanders“, erklärte Burger.
 
 
 
 
Auch würden Tatsachen wie jene, dass Südtirol seit jeher Schlusslicht bei der Durchimpfungsrate von Kindern ist, sich negativ auf das Gesamtergebnis auswirken. Da man 2022 und 2023 neue Datenflüsse zu verschiedenen Bereichen aktiviert habe, könne man für die nächsten Berichte von höheren Werten ausgehen, etwa im Bereich der Versorgung in den Seniorenwohnheimen, der integrierten Hauspflege oder der Palliativversorgung. Es bleibe aber noch einiges zu tun.
 
 

Mehr Einstellungen

 
„Statistische Indikatoren machen die Systeme vergleichbar, aber erlauben keine Abweichungen, auch wenn diese begründet sind. Aus Sicht des Betriebes stehen die Patientenzufriedenheit und Qualität immer im Vordergrund und werden dementsprechend konstant im Auge behalten“, betonte Florian Zerzer, Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Rund 70 Prozent der Befragten hätten bei der jüngsten Zufriedenheitsanalyse im Herbst 2022 ein positives Feedback gegeben. Damit gebe man sich aber nicht zufrieden und strebe laufend nach weiterer Verbesserung.
 
 
 
Zerzer verwies auch darauf, dass der Sanitätsbetrieb aufgrund der getroffenen Maßnahmen im laufenden Jahr eine positive Personalbilanz vorweisen könne: 42 Austritten aufgrund von Pensionierungen oder Kündigungen stehen in den ersten beiden Monaten des Jahres 102 Neuanstellungen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegehelfenden und anderen Gesundheitsberufen gegenüber. In der Vergangenheit war die Bilanz negativ. Dementsprechend sei man nun optimistisch, die sich stellenden Herausforderungen künftig besser bewältigen zu können. Was den  Fachkräftemangel in der Krankenpflege betrifft, stellte Landeshauptmann Kompatscher weitere Maßnahmen in Aussicht, die demnächst vorgestellt werden sollen.
 
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Salto User
Günther Alois … Gio, 03/02/2023 - 11:25

Welche Parameter Herr Landeshauptmann? Klären Sie doch das Volk auf,was Sache ist!Gebt endlich kolossale Fehler zu und hört bitte auf alles " zu verwässern" Die " sachliche" Darstellung,und Zurechtbiegung der Statistiken nützt hier nichts.Das Volk wird systematisch " falsch" informiert,ohne den Tatsachen der Sanitätsmisere Rechnung zu tragen Es wäre ja noch fataler,wenn nicht mindestens etwas funktionieren würde,danke sagt der Steuerzahler.in.Strengt euch an,es ist 1 Minute vor " zwölf" bis auch die Digitalisierung kollabiert,nicht nur die Sanität. Neuester konkreter Fall für eine Visite 9 Monate meine Herren!

Gio, 03/02/2023 - 11:25 Collegamento permanente
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G. P. Gio, 03/02/2023 - 13:53

In risposta a di Günther Alois …

"Neuester konkreter Fall für eine Visite 9 Monate meine Herren!"
Schuld ist der Arzt, lt. Burger: "Denn nur wenn die Ärzte im Südtiroler System auch die richtigen Parameter eingeben, wird eine schnelle Leistung (Prior innerhalb von 10 Tagen) auch als solche erfasst." Fehlende Eingaben sorgen hier also laut den Verantwortlichen im Gesundheitsbereich für schlechte Punkte.

Gio, 03/02/2023 - 13:53 Collegamento permanente
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Elisabeth Garber Gio, 03/02/2023 - 15:29

In risposta a di Günther Alois …

Erinnert mich an die Schule...da sind auch die Lehrer schuld. Wer sonst? Einmal so und einmal anders, wie man's grad' braucht. Man ist gezwungen das 'Spiel' mitzuspielen, sonst wird einem (eventuell) arg mitgespielt. Gute, junge & hochmotivierte Lehrer_innen wandern aus, weil die Wertschätzung (monetär & moralisch) andernorts besser ist.
PS: Die (Einspar-) Strategie nebst Augenauswischerei und Mehrbelastung...wird sich noch viel ärger rächen als es jetzt schon der Fall ist. Irgendwann fallen solche Kartenhäuser (oder Krankenhäuser?) in sich zusammen - und begraben die ganzen 'Schäfchen' unter sich. (Ironie Ende)

Gio, 03/02/2023 - 15:29 Collegamento permanente
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Hartmuth Staffler Gio, 03/02/2023 - 16:21

Eine der Ursachen für die Mängel im Südtiroler Gesundheitswesen ist sicher die Claudiana-Katastrophe. Das waren noch Zeiten, als es in Brixen und Meran zwei sehr gut funktionierende Krankenpflegeschulen gab, die man abgewürgt hat, um das Monstrum Claudiana zu schaffen. Das war eine der vielen italophilen Fehlentscheidungen der Politik, mit denen die verdienstvolle Arbeit unser Ärzte und Krankepfleger/innen, die trotz allem noch mit hohem Berufsethos sich ihren Patienten widmen, unterlaufen wurde. Doch trotz aller negativen Punkte pfeife ich auf die GIMBE-Studie, die mich nicht im Geringsten interessiert, und bin froh, dass unser Gesundheitswesen trotz allem immer noch viel besser ist als weiter südlich. Und im Bedarfsfall fahre ich halt nach Innsbruck.

Gio, 03/02/2023 - 16:21 Collegamento permanente