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Der Wille war da!

Der FC Südtirol kommt gegen Cittadella nicht über ein 1:1 hinaus. Nachdem Odogwu für den Ausgleich sorgte, griff der Schiedsrichter in der Schlussphase entscheidend ein.
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Foto: (c) Ufficio Stampa FCS - FotoSport Bordoni

Der FC Südtirol startete in seiner gewohnten Formation in dieses wichtige Heimspiel: Im 4-4-2 galt es, Platz 4 abzusichern. Die Gäste aus Cittadella (die um jeden Preis das Playout vermeiden möchten) formierten sich in einem 4-3-3/4-3-1-2. Cittadella hatte mit Anpfiff mehr Ballbesitz, der FCS ließ - wie immer - die gegnerischen Innenverteidiger frei und das Sturmduo Mazzocchi-Odogwu versuchte, die vertikalen Passwege ins Mittelfeld zu versperren. Das gelang den Gastgeber ganz gut, auch, weil Cittadellas Mttelfeld sich sehr wenig (und wenn, dann nicht gut) bewegte. Die Innenverteidiger der Gäste schoben sich ohne Gegnerdruck den Ball hin und her, ohne wirklich Raumgewinn zu erzielen. Zweiter Grund, weshalb Cittadella so große Probleme im Aufbauspiel hatte, war Simone Mazzocchi.

 

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Cittadella (gelb) hatte zwar mehr vom Ball, konnte aber nur selten Raumgewinne erzielen. Oft (wie im Bild) spielten sich die Innenverteidiger den Ball hin und her.

Der Sturmpartner von Odogwu ist vor allem in der Defensivphase sehr wichtig für den FC Südtirol. Mazzocchi versteht es, die Innenverteidiger so anzulaufen, dass ihnen nur die Möglichkeit bleibt, den Ball nach außen zu spielen - er lenkt das gegnerische Spiel nach außen. Zu diesem Grundverständnis von der Dynamik des Spiels kommt noch sein gutes Timing. Rückt einmal Odogwu auf einen der Innenverteidiger und zwingt diesen zum Querpass, wartet Mazzocchi ab, bis Odogwu wieder in die Mitte schiebt, um dann auf den anderen Innenverteidiger (dem Empfänger des Querpasses sozusagen) rauszurücken (ebenfalls im Bild oben ersichtlich). Mazzocchi hilft so der gesamten Mannschaft extrem, weil er das gegnerische Aufbauspiel immer wieder verzögert und sich seine Mannschaftskollegen entsprechend anpassen können.

 

Schnell vertikal

 

Cittadella spielte also zwangsläufig immer wieder die Außenverteidiger an - das vor allem auf links. Es war dann meistens Giraudo, der den Ball schnell vertikal (die Linie entlang) spielte. Dort versammelten sich gleich mehrere Spieler von Cittadella und stellten Überzahl gegen die Südtiroler Defensive her. Ziel war es dann mit scharfen Flanken zum Abschluss zu kommen, die größten Möglichkeiten für Cittadella entstanden dementsprechend auch nach solchen Hereingaben, wenn nämlich der Ball von Masiello & Co. abgewehrt wurde und die nachrückenden Cittadella-Spieler den zweiten Ball aufnehmen und zum Abschluss kommen konnten.

Auch der FC Südtrol setzte (wie immer) auf schnelles. Vertikalspiel, dies besonders in Umschaltphasen, d. h. nach Balleroberungen. Hatten die Gastgeber dann doch einmal etwas längere Ballbesitzphasen, spielten sie ebenfalls vornehmlich über links entlang der Auslinie, um dort Odogwu, Rover und den nachrückenden Celli ins Spiel zu bringen.

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Belardinelli bekommt gleich den Ball und spielt dann direkt auf links außen. Rover (roter Kreis) ist bereits in Position, Odogwu verschiebt nach außen.

 

Südtirol wählte also wiederum ähnliche offensive Muster wie sein Gegner, um zum Torerfolg zu kommen. Und tatsächlich gelangen den Gastgebern auch einige gefährliche Abschlüsse, nachdem auf links Überzahl hergestellt wurde.

 

Zweite Halbzeit - und ein Schock

 

Man merkte der Südtiroler Mannschaft (und dem Trainerteam) an, dass sie dieses Spiel unbedingt gewinnen wollte, Bisoli stellte mit der Hereinnahme von Fiordilino (für Mazzocchi) auf ein 4-3-3 um, um so wohl vor der eigenen Abwehrreihe noch einen zusätzlichen Spieler zu haben. Neben Fiordilino spielten nun Tait und Belardinelli auf den Halbpositionen, die Angriffsreihe bildeten Rover, Odogwu und Carretta. Durch diese Umstellung sollte außerdem Kapitän Fabian Tait seine vertikalen Läufe über rechts häufiger starten - er war durch das 4-3-3 so zudem durch Fiordilino abgesichert.

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Tait (roter Kreis) nach der Umstellung auf 4-3-3. Er schob immer wieder bis in die Spitze nach und war gleichzeitig durch Fiordilino abgesichert.

Tait fand sich so manchmal als höchster Spieler der FCS-Formation wieder. Diese Aufrückbewegungen unternahm der FCS-Kapitän kurz nach Beginn der 2. Halbzeit dann noch viel häufiger, Cittadella hatte nämlich kurz nach Wiederanpfiff durch eine super Angriff über nur 3 Stationen die 0:1-Führung erzielt - Südtirol musste jetzt noch mehr riskieren, Tait blieb konsequent höher, Bisoli wechselte Larrivey für Carretta ein, die Grundformation war ab diesem Zeitpunkt teilweise sehr fließend und nicht mehr klar zu bestimmen.

 

Zum Schluss noch ein Schockmoment

 

Die Südtiroler kamen durch die entstandene Dynamik aus Spieler- und Formationswechseln in der Folge zu mehr Abschlüssen und durchaus gefährlichen Chancen. Rover bediente schließlich Odogwu, der mit einem Seitfallzeher zum Ausgleich einnetzte. Die Hausherren waren auch nach dem Ausgleichstreffer die dominantere Mannschaft, Bisolis Team wollte unbedingt den 4. Platz verteidigen, Cittadella verteidigte aber konsequent und konnte zudem immer wieder kleinere Konterangriffe fahren. Es war auch einer dieser Konterangriffe, der in der Nachspielzeit um ein Haar für einen weiteren Shockmoment gesorgt hätte: Maistrello fiel im Südtiroler Strafraum zu Boden, der Schiedsrichter gab Elfmeter - zum Glück für Südtirol wurde der Strafstoß nach Überprüfung durch die Videoschiedsrichter aber zurückgenommen. Südtirol bleibt so weiterhin auf Platz 4, Cittadella befindet sich weiter im Abstiegskampf.