Politica | Austritt

Bye, Bye Grüne

Sigmund Kripp nutzt den Tag der Befreiung, um seine Partei zu verlassen. Und Obfrau Brigitte Foppa offen anzugreifen.

Polternder Abschied am Tag der Befreiung: Sigmund Kripp, Partschinser Baron und Landwirt, verlässt nach mehr als 12 Jahren seine Partei. „Nach längerer Überlegung bin ich mit heutigem Datum von der Mitgliedschaft bei den Grünen-Verdi-Verc Südtirol zurückgetreten“, teilte der Biobauer am Samstag Abend der Presse mit. Damit verbunden auch das Niederlegen seines Amtes im Führungsgremium der Partei, dem Grünen Rat. 

Die Begründung für seinen Schritt ist eine offene Kritik an der Entwicklung der Grünen – und allem voran an Co-Vorsitzender Brigitte Foppa, deren Führungsstil Sigmund Kripp als „eher ausgrenzend statt inkludierend“ bezeichnet. Ganz klar herauszulesen ist aus seinem Rücktrittschreiben auch, dass er mit der Geschlechtergerechtigkeit seine lieben Probleme hat – die bekanntlich ebenfalls maßgeblich von der Obfrau vorangetrieben wird. So kritisiert Kripp noch einmal offen die erzwungene geschlechtergerechte Zweitstimme im Rahmen der Vorwahlen zu den Landtagswahlen 2013. „Gleichberechtigung auf den Listen Ja; aber die Freiheit der Wahl muss erhalten bleiben!“, so sein Credo. Doch auch darüber hinaus unterstellt er seiner bisherigen Partei die Emanzipation falsch zu verstehen: „Es hilft der Beziehung unter den Geschlechtern nichts, wenn Emanzipation nur die mit umgekehrtem Vorzeichen durchgeboxte Version von Machismo ist.“

Ein weiterer, seit längerem bekannter Zankapfel zwischen dem Baron und den Grünen ist das Thema Sezession. Bereits im Jänner 2014 hatte es Kripp auf dem Blog Brennerbasisdemokratie als „unverständlich und auch politisch unlogisch“ bezeichnet, dass seine Partei „so wild“ gegen die Selbstbestimmungsbefragung der Südtiroler Freiheit war.

„Die Grünen treten weltweit und speziell in Europa als die Partei der direkten Demokratie auf, unterstützen auch, wo immer es geht, Minderheiten bzw. indigene Völker, treten für die Schwachen ein und nicht für die Mächtigen, treten für das Regionale ein und nicht für das Globale, treten in der EU für die Stärkung der Regionen — also kleiner Regierungsbezirke — ein, setzen sich für das Wohl und die Sorgen der Menschen, und nicht für die Interessen der Großkonzerne ein. Aber hier wird so getan, als würde ein zusätzlicher Staat in Europa der EU den Garaus machen, als würde Italien ohne Südtirol nicht leben können, als wäre es ein Sakrileg, über Grenzverschiebungen nachzudenken.“

Gedanken, die Sigmund Kripp nun auch im Rahmen seines Austritts wiederholt. Wie kann es sein, dass eine Partei, die so viele Tabus brechen will, die Sezession zum absoluten Tabu erklärt, fragt er nochmal. "Die alleinige Fixierung auf die Autonomie mit einem höchst unzuverlässigen Staat Italien kann nicht das Ende der Entwicklung Südtirols sein." Als wären das nicht genügend Differenzen für mehr als 12 gemeinsame Jahre, kritisiert er auch die Konzentration der Grünen auf neue und urbane Wählerschichten. „Zu diesen Gemeinderatswahlen kandidieren Grüne oder grün-nahe Listen fast nur mehr in den Städten“, bohrt Kripp in zweifelsohne offene Wunden. Verloren gingen damit nicht nur die vielen ökologischen Listen in den Dörfern, sondern auch eine „offene bürgerliche Liberalität“, so Kripp. Also jene Färbung, mit der er sich als Grüner identifizieren konnte. Bis zu seiner Befreiung.

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Harald Knoflach Dom, 04/26/2015 - 15:20

In risposta a di ulrike spitaler

@ ulrike
ich bin kein freund von quoten. das fängt beim proporz an und hört bei der frauenquote auf. denn wenn man einmal mit quoten beginnt, hört es nicht mehr auf. quoten stehen im spannungsverhältnis zur freiheit. junge sind in der politik unterrepräsentiert. also auch eine jungenquote her? und hilfsarbeiter sind auch unterrepräsentiert. hilfsarbeiterquote? und wer sagt, dass sich ein mann nicht durch eine frau vertreten fühlen kann? dennoch sind geschlechterquoten auf listen ein akzeptables mittel (wenngleich ich es nicht für sinnvoll erachte), um geschlechtergerechtigkeit herbeizuführen. aber die regelung mit der verpflichtenden stimmverteilung auf die geschlechter bei den vorzugsstimmen rüttelt an den grundfesten der demokratie. und das halte ich für bedenklich.

dein "grenzargument" ist völlig haltlos. hätte zum beispiel schottland seine unabhängigkeit erlangt (was ja ein projekt der sozialdemokraten und grünen!!! war), wäre zwar eine neue grenze entstanden, gleichzeitig wäre dadurch europa aber näher zusammengerückt, da schottland die grenzen weniger restriktiv als großbritannien interpretiert hätte. es hätte zu einer annäherung schottlands an europa geführt, bei gleichzeitig "offener grenze" zu england. gleichzeitig wäre schottland selbst "integrativer" geworden, da jedem schottischen bewohner (egal welcher herkunft) die staatsbürgerschaft des neuen landes zugestanden worden wäre. ergo: eine neue verwaltungsgrenze muss nicht notwendigerweise abschottung oder isolation - sondern kann sogar das gegenteil bedeuten. und so wie ich sigmunds vision für ein neues südtirol verstehe, würde er sich so ein südtirol wünschen. (er möge mir widersprechen, wenn dem nicht so ist).
hier habe ich das einmal - wie ich meine - sehr prägnant zusammengefasst. bitte lies dir das durch: http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=19186

Dom, 04/26/2015 - 15:20 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Dom, 04/26/2015 - 11:02

@Ulrike Spitaler: nein, Geschlechtergerechtigkeit versuchen ist schon ok, aber wenn vorgeschrieben wird wen ich zu wählen habe, ist die Wahlfreiheit vorbei. Daher - wie im Artikel geschrieben - WahlLISTEN 50:50, aber in der Wahlkabine bin ich allein. So wie bisher. Würden Frauen auch schon bisher immer nur Frauen gewählt haben, sähen die Parlamente anders aus. Das elektronische Stimmverfahren zu den Vorwahlen war m.E. verfassungswirdrig, weil wir - bis heute - noch die "libertá del voto" haben.

Dom, 04/26/2015 - 11:02 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Dom, 04/26/2015 - 11:58

Vielleicht zur Klärung dieses Punktes: Bei der elektronischen Vorwahl MUSSTE man ZWEI Stimmen abgeben, eine männlichen und eine weiblichen KandidatInnen. Dies wurde unter Berufung auf bereits solchermaßen geschriebene Wahlgesetze in einigen Provinzen Italiens eingeführt. Der "trucco" war aber, dass es zwar diese Gesetze gibt, sie aber etwas anderes sagen: NUR WENN ZWEI STIMMEN abgegeben werden MUSS eine davon dem anderen Geschlecht gegeben werden. Es bleibt aber die verfassungsmässig vorgegebene Möglichkeit, auch nur EINE einzige Stimme abzugeben und diese dem Geschlecht seiner Wahl zu geben. Bei der Vorwahl der Südt.Grünen war diese Möglichkeit nicht gegeben und somit ein Zwang da, der von der Verfassung m.E. bis heute nicht gedeckt ist, auch wenn es Bestrebungen gibt, diesen Grundsatz zu verankern. (Zur Europawahl habe ich übrigens FRAU Kyenge gewählt und sie ist auch ins EU-Parlament eingezogen...)

Dom, 04/26/2015 - 11:58 Collegamento permanente
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Sylvia Rier Dom, 04/26/2015 - 12:29

Mich irritiert ein wenig der doch eher heftige "Angriff" auf Frau Foppa - so viel ich weiß, ist sie ja nicht alleinige Vorsitzende (und entscheidet also nicht allein), und wird wohl für die Umsetzung ihrer Ideen und Ideale auch die Zustimmung der übrigen - auch männlichen - Mitglieder in Partei und Führungsgremium brauchen. Dass im übrigen die Herstellung von Geschlechterparität ("Versuch ihrer Herstellung" würde ich nicht sagen wollen, denn wenn wir uns auf "Versuche" beschränken, "versuchen" wir es wohl noch 300 Jahre...) nicht schmerzfrei über die Bühne gehen kann, und dass diese "Schmerzen" naturgemäß vor allem auf männlicher Seite drücken, ist wohl auch klar... trotzdem sollte auch "man" schon fair bleiben, finde ich. Dass Herr Kripp die Partei nicht zuletzt verlässt, weil sie (so habe ich verstanden) seinem Sezessionsdrang nicht folgen will, mag - aus Herrn Kripps persönlicher Warte - verständlich sein: aus politischer Sichte möchte aber doch vermutet werden, dass seine (persönliche ) Vision vielleicht und womöglich einfach nicht mehrheitsfähig ist?!

Dom, 04/26/2015 - 12:29 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Dom, 04/26/2015 - 12:57

In risposta a di Sylvia Rier

was heisst "mehrheitsfähig" ? Auch die Position der Grünen Partei an sich ist nicht mehrheitsfähig, sonst würde sie den Landeshauptman/die Landeshauptfrau stellen. Oder nicht?
Die Grüne Partei war auch schon VOR Foppa die einzige in Südtirol, die ein extrem ausgewogenes Geschlechter- Sprachgruppen- und Herkunftsverhältnis hatte, und deswegen war ich auch bei den Grünen. Da gibt es bei mir keine Inkoheränz. Es kann allerding alles übertrieben werden, und das habe ich mit der Umkehrung vom Machismo gemeint.

Dom, 04/26/2015 - 12:57 Collegamento permanente
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Harald Knoflach Dom, 04/26/2015 - 15:24

In risposta a di Sylvia Rier

es wird ja nicht einmal die diskussion über vor- und nachteile einer etwaigen sezession zugelassen, geschweige denn, dass die bevölkerung direktdemokratisch darüber entscheiden darf, wohin sie gehen möchte. darum geht es. diskussion und basisdemokratie zulassen. eine grüne partei, die das nicht macht, ist - gelinde gesagt - etwas schräg. oder spießig, dogmatisch.

Dom, 04/26/2015 - 15:24 Collegamento permanente
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Martin B. Dom, 04/26/2015 - 17:34

In risposta a di Harald Knoflach

"schräg. oder spießig, dogmatisch" und "unwählbar" für jene die eine derartige Handlungsbeschränktheit nicht akzeptieren. Auch bezüglich Verstädterung und Fokus auf Gender etc.: Alles zulasten des eigentlichen (IMHO) Kernthemas Umweltschutz und "small fingerprint". So werden die Grünen sich sicher nicht weiterentwickeln. Respekt für den kohärenten Schritt von Herrn Kripp; allerdings gibt es wohl derzeit keine Partei die für Tiroler Umweltschützer und Freigeister wie ihn eine Heimat bieten.

Dom, 04/26/2015 - 17:34 Collegamento permanente
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Sylvia Rier Dom, 04/26/2015 - 18:36

In risposta a di Harald Knoflach

"mehrheitsfähig" in der Grünen Partei, eh klar. Ich denke mir halt, wenn eine Persönlichkeit vom Schlage eines S. Kripp sich mit seinen Ideen und Idealen innerhalb seiner eigenen Partei, in der er keineswegs nur ein kleines Licht ist, nicht durchsetzen kann, dann hat das vielleicht Gründe? Vielleicht sogar gute? Aber: Auf "schräg/spießig/dogmatisch" zu schließen - also nur, weil andere die eigene Meinung nicht teilen -, das finde ich schon ein bisschen haarig. Und noch, Harald - wie meinst du das mit "Diskussion nicht einmal zugelassen", "entscheiden darf (!)"? Wer könnte (ja wo sind wir denn...) eine solche Diskussion/Entscheidung verhindern (!) ? Das ist doch lächerlich. Jede Person kann diskutieren, was und wie sie will, euer Blog ist allen zugänglich, und überhaupt steht ihr keineswegs allein auf weiter Flur - wenn's also sein soll, und die Sache gut ist: Wer (was) sollte sie aufhalten? Geh!

Dom, 04/26/2015 - 18:36 Collegamento permanente
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Gabriele Di Luca Dom, 04/26/2015 - 15:36

La mia domanda: Kripp intende dare vita a un soggetto politico che faccia di bbd non solo una pagina in cui si chiacchiera (sono dieci anni di chiacchiere) ma anche la piattaforma di un vero e proprio partito/movimento in grado di presentarsi al giudizio degli elettori?

Dom, 04/26/2015 - 15:36 Collegamento permanente
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gorgias Dom, 04/26/2015 - 15:53

„eher ausgrenzend statt inkludierend“ das hat man nicht nur über Foppa gehört, sondern auch über Ulli Mair. Zum Glück trifft das nicht auf Eva Klotz zu, sonst müsste man fast schon von einem Muster sprechen.

Dom, 04/26/2015 - 15:53 Collegamento permanente
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Alexander Wallnöfer Dom, 04/26/2015 - 18:41

Wer Schottland 1:1 auf Südtirol überträgt, hat den Kern einer Selbstbestimmungsdebatte für Südtirol nicht erfasst, weil er offenbar nur mit einem "deutschen" Kopf an die Thematik hernangeht. Politisch sollte man über alles diskutieren können, so lange man dies verantwortungsvoll und nicht mit billigem Populismus tut. Ich persönlich ertrage viel Bürokratie, Steuerdruck und niveauloses Polittheater und ertrage noch viel mehr davon, bevor ich leichtfertig ethnischen Frieden auf's Spiel setze. Zur Wahldiskussion: zwei Jahre danach, scheint mir die einfach müßig. So weltbewgend wichtig war diese Wahl nun auch nicht, als dass man nicht mal was Neues ausprobieren konnte. Verfassungsrechtliche Argumente halte ich in diesem Kontext einfach für überzogen. @Sigmund: persönlich tut mir dein Abschied leid und bedauere ich ihn. Für das laute Türenschlagen hatte ich aber noch nie Sympathie übrig.

Dom, 04/26/2015 - 18:41 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Dom, 04/26/2015 - 19:39

In risposta a di Alexander Wallnöfer

Ich bin für die Sezession gerade WEIL wir innerhalb Italiens mit dem ethnischen Frieden nicht weiterkommen! Solange wir bei diesem nationalistischen und zentralistischen Staat sind, wird es die beherrschende SVP geben, weil das Z´OMMHOLTN einfach die Überlebensdoktrin der deutschen Sprachgruppe ist. Ich war doch nicht ohne Grund bei den Grünen, die die einzige pluriethnische Partei im Land sind! Nur wenn wir Italien verlassen, werden ethnische Parteien obsolet! Es ist mir aber durchaus bewusst, dass dieser Umweg beträchtlich ist!

Dom, 04/26/2015 - 19:39 Collegamento permanente
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Gabriele Di Luca Dom, 04/26/2015 - 21:05

In risposta a di Sigmund Kripp

Appunto. Quindi sarebbe meglio EVITARE di affidarsi all'ipotesi della secessione in qunto favorevole a una maggiore comprensione tra i gruppi linguistici come se si trattasse di una "legge di natura". Non lo è. E visto che nel lungo periodo di autonomia (e di assoluta pace, almeno da vent'anni a questa parte) non siamo neppure stati capaci di evolvere un habitus culturale incline a una autentica integrazione, direi che si tratta di un'ipotesi decisamente labile. Un azzardo, appunto. Questo è il suo nome. Ed ecco anche perché i Verdi nostrani, caro Sigmund e caro Harald, non nutrono nei confronti della questione l'ottimismo che si può trovare in altri contesti, assai diversi dal nostro.

Dom, 04/26/2015 - 21:05 Collegamento permanente
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gorgias Lun, 04/27/2015 - 19:32

In risposta a di Gabriele Di Luca

Caro Gabriele,

ti do ragione a tutti gli punti nominati, ma farne un tabù dell'argomento non lusignia i verdi. Si può anche trattare il tema con certe riservatezze, dicendo che si devono fare prima certi compiti prima prendere in considerazione il passo finale. Si può proiettare il futuro del Sudtirolo un una visione per poi motivare certi sviluppi sociali. Anche non escludendo categoricamente una secessione si può entrare in dialogo con altre parti proponenti per tratare in concreto quali sono gli ostacoli per avere un'entità politica indipendente funzionante.

Lun, 04/27/2015 - 19:32 Collegamento permanente
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klemens hacht Dom, 04/26/2015 - 22:23

In risposta a di Sigmund Kripp

die *sezessions*lösung scheint mittlerweile in südtirol eine art "ohnmachtslösung" für alle möglichen dinge und themen geworden zu sein. aber hier in anbetracht, dass ich die subtextlichen theorien in Ihrem kommentar für falsch oder bewusst verfälscht halte, rücken in mir diese sezessionsliebeleien in der vorstellung ihrer befürworter weiter in richtung kamikazelösung. sorry für mein urteil...südtirol ist ein sehr, sehr sensibles gebilde und diesbezüglich gibt es schon genug unsensible politiker: wenn sie den italienischen staat nach hiesiger floskelart gebogen als *nationalistisch* sehen und auch keine abgrenzungskompetenz in richtung der verwegenen südtirolfreiheit zeigen, dann sehe ich keine politische emanzipation und erneuerung, die ich mir ja so sehr in dieser provinz wünschen würde. ausserdem, wenn nach Ihrer ansicht der umweg zur sezession so beträchtlich ist, wieso nicht den sezessionsgedanken fallen lassen und den umweg zum weg machen, indem man sämtliche, unendlich mühsamen grenzziehungsdiskussionen endlich fallen lässt und DEN FOKUS auf die VIELEN PFLÄNZCHEN eines postethnischen, eines post_hyperpatriotischen südtirols in form (vieler) junger, gebildeter südtiroler legt, die nur darauf warten, dass sie südtirol nicht verlassen müssen, DENN: momentan ist restitalien (oder resteuropa) in vielen dingen immer noch um einiges "schmackhafter", egal ob umweltthemen oder, kulturbezogen, die gelebte! teils urbane, teils rurale kulturdiversität inklusive der vielen wichtigen artefakte und entwicklungen aus avantgarde, gesellschaftexperimenten bis hin zu konstituiertem humanismus, der nicht ständig der provinzialarroganz untergeordnet wird. ich brauche auch keine ablösung der 'nationalen bürokratie' durch eine neue bürokratie auf regionaler mikroebene, z.b. wenn ich sehe, dass der umweltschutz im restitalien mittlerweile einen grösseren resonanzkörper hat als in südtirol, und das trotz hoher autonomer kompetenz. es wird auch nach der sezession keine erneuerung (oder ein nachziehen) geben, wenn vorher die scheinwerfer nicht auf eine neue denkart gerichtet werden, in der kulturaneignung und kulturtechnikaneignung VOR manischer territorialbürokratie gestaffelt sind (direkte demokratie braucht sie auch). wir haben alle freiheit jetzt schon: die ewiggestrige, patriotische fraktion spielt diesbezügliche ihre karten schon längst aus und zieht allen anderen davon (heimvorteil, wegen konstituierter, altgedienter, dafür umso modriger bewusstseinskultur), ich warte darauf, dass es die progressiven kräfte endlich tun werden.

Dom, 04/26/2015 - 22:23 Collegamento permanente
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Harald Knoflach Dom, 04/26/2015 - 20:05

In risposta a di Alexander Wallnöfer

das mit schottland war wohl auf meinen kommentar gemünzt.
ich habe nicht schottland 1:1 auf südtirol übertragen. ich habe aufzeigen wollen, dass es konzepte gibt, die über den nationalstaat hinausdenken. die inklusivistisch sind und die "ethnie" (gibt es denn sowas?) wie die religion zur privatsache machen. und dass bezüglich derartiger konzepte viele grüne in europa avantgarde sind, während die südtiroler grünen zutiefst im "ethnischen" denken verhaftet sind. ich denke, wir würden unseren italienischsprachigen mitbürgern unrecht tun, wenn wir von vornherein behaupten, dass allein die diskussion über ein postnationales (oder postethnisches) modell mit mehrsprachigem quellcode den frieden auf's spiel setzt. täte sie das tatsächlich, hieße das, dass alle italienischsprachigen im lande nationalisten bis faschisten sind. und daran möchte ich einfach nicht glauben.

Dom, 04/26/2015 - 20:05 Collegamento permanente
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klemens hacht Lun, 04/27/2015 - 01:00

In risposta a di Harald Knoflach

ja, aber das was Sie mit "ethnisch verhaftetem" denken der grünen meinen, ist doch nur Ihre den grünen zugeschobene argumentation in form einer phrasenschöpfung, eben weshalb die südtiroler grünen keine sezession bestreben würden. ich selbst bin in meiner lebenszeit zur genüge quer durch europa zum handkuss avangardistischer gesellschafts- und lebenskonzepte gekommen, die sich im spannungsbogen zwischen kommunistischer, grüner bis anarchistischer natur bewegten. mir selbst war die politik weniger ein anliegen, als die kulturelle freiheit und den persönlichen emanzipationsprozess, den ich in diesen kreisen genoss, während die politischen diskurse und attitüden dazu mir weniger zusagten, vorallem wegen den überbordenden dissonanzen zwischen politischer vision und gelebter realität. dass dies entstehen kann liegt in der natur des politischen denkens und handelns, schliesslich ist der antrieb dazu immer eine vision, wenn nicht ein märchenschloss in dauerbaustelle, deren abgleich mit der realität ein beständiger schmerzhafter prozess ist. bei den sezessionsbestrebungen in form von 'euren' politischen botschaften ist es ähnlich: die vision einer 'inklusivistischen autonomie' schwebt in einer wolke, fern der aktuellen gesellschaftlichen situation, mehr noch: von der wolke herab sollte sie in ihrer realwirkung die ethisch divergierdende gesellschaft sogar einen, ein höchst sensibles thema hier......das ganze ist aber für mich weit weg vom 'werdegang der grünen in europa bis hin zu deren avangardistischen konzepten', nämlich deshalb, weil deren konzepte nicht zuletzt auf einem amalgam philosophischer schulen und subkulturellen bewegungen der letzten sechzig jahre ruhen, ein kulturelles bewusstseinspolster, das in südtirol nicht nur quasi unpräsent ist, sondern stets konsequent durch reaktionäre kräfte bekämpft wurde bzw. bekämpft wird. klar wäre mitunter eine veränderte situation in unserer region wünschenswert. was aber Sie "über den nationalstaat hinausdenken" meinen, sollte nicht eine territoriale grenzverschiebung sein, sondern ein aufbrechen einer facettenreichen bewusstseinskultur durch die weitergabe von errungenen kulturtechniken, was auch der schlüssel ist zu einer persönliche entfaltung und womit eine gesellschaft auch zu "blühen" beginnt. das ist der grundsatz meinetwegen linker, grüner, avantgardistischer gesellschaftskonzepte, noch weit vor irgendwelchen bürokratietechnischen territorial-grenzentwürfen. denn ein eklatanter mangel eines modernen, inklusivistischen (sorry für den wortdiebstahl) kulturbewusstseins ist der grundstein eines gewissen ethnienstresses, einzigartigen patriotischen stilblüten und einer gewissen kulturdepression in südtirol, die vorallem bei jungen menschen bemerkbar ist. dies alles wird man mit einer sezession nicht ausräumen, wenn nicht verschlimern und ich füge aber süffisant pessimistisch hinzu: die hypothetische euroregion war noch nie avantgarde und wird es durch geographischer dislokation gegenüber den kulturreaktoren der europäischen ballungsräume auch nie werden. zumindest sollte man alle kanäle offenhalten, bevor man nicht seine hausaufgaben gemacht hat, und mit sicherheit die kanäle nach italien, das dazu mehr als genügend postive stimulanzien bietet.

Lun, 04/27/2015 - 01:00 Collegamento permanente
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Harald Knoflach Lun, 04/27/2015 - 13:22

In risposta a di klemens hacht

@klemens
zunächst einmal danke für diesen kommentar. nicht etwa, weil ich in allen punkten d'accord gehe, sondern weil er substantielle, konstruktive kritik enthält, die uns weiter bringt und nicht den sonst hier meist üblichen beißreflexen anheim fällt.

1. unter "ethnisch verhaftetem denken" meine ich die beobachtung, dass die grünen hierzulande vielen dingen eine ethnische dimension angedeihen lassen, die im kern keine haben. das ethnische überwiegt das ideologisch/weltanschauliche cleavage wenn man so will. als beispiel fällt mir das alpini-treffen ein, mit dem die grünen kaum berührungsängste hatten. ihre teilnahme war nicht durch ihre institutionelle position, bzw. ihren institutionellen auftrag angezeigt (z.b. kann sich der baden-württembergische ministerpräsident kaum einer parade der bundeswehr verweigern. "normale" grünpolitiker hingegen schon.). was also bewegt südtiroler grüne dazu, sich bei einem martialischen, national-chauvinistischen aufmarsch zu zeigen, wohingegen grüne im restlichen europa militarismus doch wie der teufel das weihwasser meiden?
2. mit dem vorwurf, unser konzept sei eine "kopfgeburt" magst du nicht ganz unrecht haben. dennoch ist doch die voraussetzung, dass etwas entstehen (wohlgemerkt nicht passieren) kann, dass ich es denke. deine erläuterungen zum politisch machbaren sind mir ein wenig zu nihilistisch. ich verorte doch auch in deinen ausführungen einen drang zur veränderung in eine richtung, die der unsrigen nicht ganz unähnlich ist. lediglich die mittel sind unterschiedlich. daher meine frage: was sind denn deine mittel, um "ein aufbrechen einer facettenreichen bewusstseinskultur" konkret zu beflügeln?
3. ich sehe in der ganzen geschichte ein bisschen ein henne-ei-problem. ein spannungsverhältnis zwischen top-down und bottom-up. du implizierst, dass die südtiroler gesellschaft - aus welchen gründen auch immer - noch nicht so weit sei, und siehst die kurierung der "kulturdepression" und die schwächung der "reaktionären kräfte" als vorraussetzung für weitere schritte, wenn ich das richtig verstanden habe. ich wiederum glaube, dass der institutionelle rahmen südtirols ursache für diese - bös gesagt - retardierung (die ich im übrigen weniger scharf wahrnehme als du. beispiel: http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=20046) ist. und dass eine veränderung dieses rahmens neue chancen böte. die autonomie ist die richtige antwort auf ein falsches system. notgedrungen muss sie daher innerhalb der logik des falschen systems agieren um dessen defizite abzufedern. darin verorte die den grund für die von dir beschriebenen "anomalien". ergo können wir diese nicht innerhalb des nationalstaatlichen systems beseitigen.
4. in deinen letzten sätzen strapazierst du einen gängigen mythos. die meisten kennzahlen und rankings suggerieren jedoch eher das gegenteil. europäische kleinstaaten sind tendenziell erfolgreicher, wohlhabender, demokratischer und offener als ihre großen brüder. dass eine grenzverschiebung notwendigerweise abschottung bedeutet, ist meines erachtens mehr als unwahrscheinlich. vielmehr könnte aus einem gestärkten selbstverständnis heraus den nachbarn auf augenhöhe begegnet werden. die derzeitige "angst" vor italien wäre dann doch völlig obsolet und es eröffneten sich neue kanäle zu den "kulturreaktoren" nördlich und südlich.

Lun, 04/27/2015 - 13:22 Collegamento permanente
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klemens hacht Mar, 04/28/2015 - 01:42

In risposta a di Harald Knoflach

ich sage den jungen leuten: wenn ihr 18 jahr geworden seid, schenkt eure freiwild-alben dem recyclinghofwärter, schärft euer italienisch, dann lest ihr le città invisibili, eco , agamben, alda merini dazwischen gebt euch pasolini, antonioni, fellini, mitunter sergio leone, dann hört ihr gaber, fabrizio de andre, milva, dazwischen 99posse, cccp, marlene kuntz und meinetwegen patty pravo garniert mit einem stapel fumetti-neuitalienisch: graficnovel... ein wirklich knopflochgrosser ausschnitt nächststehender, kulturbewusstseinsfördernder dinosaurier. berlusconifernsehen produziert mitunter in einer minute mehr vertexpunkte gedanklicher neujustierung als 100 minuten südtirol-heute. 'solange letzterer wertigkeitsvergleich nicht nur in seiner flappsigkeit besteht', erkläre ich den jungen leuten, dass sie ihre hausaufgaben noch nicht gemacht haben und sie können aus ihren freiwildalben samt sezessionsgelüsten einen maibaum bauen, denn eine sezession macht aus den wieder notorisch giftdampfenden ampfelbaumverwerfungen keine landschaft der nachhaltigkeit: die schönsten ökodorfer habe ich in autonomiefreien italienischen regionen gesehen. und während uns die deutschen hier nur ihre bildzeitung hinterlassen, machen sie dort zusammen mit den einheimischen ihre kulturexperimente. wieso gibt es sowas nicht ansatzweise bei uns? weil bei uns kulturabgrenzung vor kulturaneignung steht: die einzige message von der eines vakuum füllenden neuen ländlichen freiwildgesellschaft besteht: "du bist scheisse, dafür hassen wir dich, dafür suhlen wir uns in unserer häss*lichkeit, die wir in dir sehen.(songtextstilistisch 'mein kampf' mal ernst jüngers 'In Stahlgewittern', keiner merkts, nicht mal die deutschen! ).....boom...die reinigung, die das autochtonische musikgewitter versprach, fand nicht statt, wir versuchen es nun mit hut und feder.......nochmal, ohne hausaufgaben keine sezession, und selbst wenn Sie oben bei Sigmund Kripp zwischen den zeilen kriechen, erkennen Sie, dass er mit seinem sezessionswillen was zerstören will, weil er was aufgibt: aber sorry Sigmund Kripp, Bozen zum beispiel mausert sich gerade sehr. dort ist was neues im entstehen, breit aufgestellt, kunst, musik, kultur, film, uni, diskussionen, kunstmuseum!, berlinartige clubbings(hello transart), so wie ich es vor zehn jahren nicht kannte. es entsteht ein neue art von sensibilität, kulturbewusstsein und bewusstseinskultur, dank hervorragender kulturtechniker. ohne letzteren keine politik. ohne foucault und hippies keine grünen. direkte demokratie ohne reichhaltige grundlage, ein dahinsiechen, gar ein neuer kunststaat ohne fleisch, aber dafür mit bürokratischem gerippe. sorry, mein beitrag verliess geballt jede sachlichkeit und @Sigmund Kripp twitter*lange texte sind nicht mein ding.

Mar, 04/28/2015 - 01:42 Collegamento permanente
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Martin B. Mar, 04/28/2015 - 09:23

In risposta a di klemens hacht

Holy shmoly: seien wir glücklich wenn "die jungen Leute" den eigenen Erfahrungsweg gehen und sich nicht an enge musikalische, litererarische, usw. Vorgaben halten. Und sehen wir es ein: es mag eigentlich ganz gut sein, wenn es wenige Menschen mit exakt denselben Gedankengängen wie man selbst hat, gibt. Auch wenn geballter Konsens zu den eigenen Überzeugungen doch so angenehm wäre...

Mar, 04/28/2015 - 09:23 Collegamento permanente
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Harald Knoflach Mar, 04/28/2015 - 13:19

In risposta a di klemens hacht

kann es sein, dass du gerade selbst an - zitat - "überbordenden dissonanzen zwischen vision und realität" scheiterst?
und genau ... der genuss von eco, agamben und co. ist an die italienische staatsbürgerschaft gekoppelt.
ich hege den fürchterlichen verdacht, dass du genau jener "danger of a single story" erlegen bist, die du zurecht auch in der denkstruktur einiger landsleute verortest (siehe dazu die wunderbare chimamanda ngozi adichie https://www.youtube.com/watch?v=D9Ihs241zeg). die tendenz zur kulturabgrenzung ist doch ein wesensmerkmal unseres institutionellen rahmens. die hausaufgabe wäre daher, den rahmen umzubauen anstatt einen denk- und konsumkanon aufzuerlegen. und eine gesellschaft, in der der recyclinghofwärter während des flacheneinwerfens aus dem foucaultsches pendel zitiert, werden wir nie haben und auch nicht brauchen. den recyclinghofwärter brauchen wir hingegen schon. deine ratschläge sind elitäres minderheitenprogramm. dein fazit erinnert mich an "die afrikaner/araber sind nicht reif für die demokratie".
zum abschluss josef hader: "i hobmer docht st. pölten, des is a bissl so wie berlin grod, net? do bricht grod irrsinnig wos auf."

Mar, 04/28/2015 - 13:19 Collegamento permanente
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klemens hacht Mer, 04/29/2015 - 00:23

In risposta a di Harald Knoflach

ich hatte eine längere sanftere textantwort geschrieben, die sich leider disintegriert hat, deswegen schreibe ich hier nur eine kurze geschärfte replik. zuallerst muss ich wiederholen, dass mein 'etwas anderer' text offensichtlich nur absurde missverständnisse hervorgerufen hat, und das obwohl ich ständig mit texteinsträusel falschfährten verhindern wollte. "staatsbürgerschaft, minderheitenprogramm, denkkanon, nicht reif für die demokratie", alles aus der luft gegriffen, nicht das thema. metaebenen herauslesen ist in diesen foren offensichtlich nicht möglich, man muss wohl entweder in landtagssprech schreiben oder giftige phrasendreschereien schleudern. wenn man suggeriert, eine 'sezession' löse ein ethnisches problem, ein ökologisches problem oder vieles andere und man kann seine thesen nicht im geringsten beweisen, oder wiederholende sätze wie "tendenz zur kulturabgrenzung ist doch ein wesensmerkmal unseres institutionellen rahmens", dann sind das alles hülsen ohne ERARBEITETE GRUNDLAGEN, ohne forschung, es ist rethorisches, eingelerntes kalkül oder eine vereinfachung zur erreichung von politischen diktaten. wenn eine sezession als kalaschnikow fungieren soll, um direkte demokratie zu erreichen, wie fahrlässig und vereinfacht denkt man dann. ich brauche doch nicht noch mehr oberflächlichkeit in diesem land. das beispiel von chimamanda ngozi adichie dagegen ist super: darin werden fundamentale kulturtechnik-prozesse erklärt, die ich hier verzweifelt versuche an den mann zu bringen, das schlagwort "danger of a single story" ist dabei noch viel mehr als nur eine denkstruktur . im übrigen vielleicht sollten sie doch mal nach bozen kommen und sich ein wenig zu inspirieren, vielleicht sehen sie einen einfachen arbeiter mit einem eco in der hand, der eigentliche witz oder unwitz von hader ist ja, dass st. pölten wirklich ein kaff ist, anders eben wie ursprünglich geplant, eine kopfgeburt.

Mer, 04/29/2015 - 00:23 Collegamento permanente
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Alexander Wallnöfer Dom, 04/26/2015 - 18:41

Wer Schottland 1:1 auf Südtirol überträgt, hat den Kern einer Selbstbestimmungsdebatte für Südtirol nicht erfasst, weil er offenbar nur mit einem "deutschen" Kopf an die Thematik hernangeht. Politisch sollte man über alles diskutieren können, so lange man dies verantwortungsvoll und nicht mit billigem Populismus tut. Ich persönlich ertrage viel Bürokratie, Steuerdruck und niveauloses Polittheater und ertrage noch viel mehr davon, bevor ich leichtfertig ethnischen Frieden auf's Spiel setze. Zur Wahldiskussion: zwei Jahre danach, scheint mir die einfach müßig. So weltbewgend wichtig war diese Wahl nun auch nicht, als dass man nicht mal was Neues ausprobieren konnte. Verfassungsrechtliche Argumente halte ich in diesem Kontext einfach für überzogen. @Sigmund: persönlich tut mir dein Abschied leid und bedauere ich ihn. Für das laute Türenschlagen hatte ich aber noch nie Sympathie übrig.

Dom, 04/26/2015 - 18:41 Collegamento permanente
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Walter Pichler Dom, 04/26/2015 - 20:53

Ich denke, dass besonders in einer Zeit, in der persönliche Freiheiten immer stärker beschnitten werden, die Partei eine Grundsatzdebatte, wieviel Mündigkeit dem einzelnen Mitglied-in bzw Wähler-in zugestanden werden muss, führen sollte. Dafür scheint mir last but not least die seltsame Doppelstimmenregelung zu stehen, die in meinen Augen viel über verloren gegangene Liberalität, aber auch Misstrauen gegenüber dem freuen Wählerwillen ausdrückt. Will man das wirklich?

Dom, 04/26/2015 - 20:53 Collegamento permanente
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Steuer Zahler Dom, 04/26/2015 - 21:26

Ich kann Kripp nur zustimmen.
Laut Meinung sehr vieler Leute ist Foppa ein sehr wichtiger Grund, warum die Grünen über ihre Stammwähler nicht hinauskommen. Trotz der tiefgreifenden Sinn- und Existenzkrise der SVP schaffen es die Grünen nicht, die Stimmen der zutiefst unzufriedenen Bürger aufzufangen. Das wird auch bei diesen Gemeindewahlen wieder so sein - leider.

Anstatt an überholten pseudo-kommunistischen Rezepten festzuhalten und anstatt sture Frauen-Power Gleichberechtigung über die für die Bürger relevanten Inhalte und über fähige Personen zu stellen, sollten die Grünen endlich die Augen auf machen: mit Foppa werden sie nie einen wirklichen Schritt nach vorne machen.
Solange nämlich Foppa und ähnliche Personen mit ihrer wirtschaftsfeindlichen Grundhaltung, mit utopischem Starrsinn für ideologische Traumvorstellungen zusammen mit steriler Frauen-Power, sind die Grünen verdammt, eine Randpartei mit maximal 15% Stimmenanteil zu bleiben.

Die Bürger warten nur drauf, endlich eine Glaubhafte Alternative zur SVP wählen zu können ! Nun ist es an der Zeit, dass sich die Grünen für die Mehrheit wählbar machen. Wenn Leute wie Heiss, Kripp oder Kustatscher in den Vordergrund stünden, wären sie dem Ziel viel viel näher. Ich wünsche es mir.
Solange Foppa & Co den Ton angeben, werden die Grünen eine besserwisserische Opposition bleiben, die an den Entscheidungen nicht teilnimmt.
Es ist nur zu schade, dass eine Debatte um diese Themen in den Grünen nicht möglich ist, weil man sofort als frauenfeindlicher, konservativer Verräter abgetan wird.
Ich kann nur nochmal Herrn Kripp zustimmen !

Dom, 04/26/2015 - 21:26 Collegamento permanente
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Riccardo Dello… Lun, 04/27/2015 - 17:28

Alcune considerazioni da uno che c'era e che ci tiene all'opinione di Sigmund Kripp. Cerco di essere il più diretto possibile.

1. Nella passata legislatura il gruppo Verde in consiglio provinciale era composto da due uomini: Hans e me. Tutto questo, per un partito che ha il 70% di elettrici donne, che ovunque esiste in Europa ha donne forti alla guida e che si batte per le pari opportunità, non era molto "normale".
Quindi per le elezioni del 2013 c'era anche - lo dico esplicitamente - l'obbiettivo di riequilibrare la rappresentanza in consiglio provinciale, favorendo anche (anche) candidature di donne e sostenendole con posizioni di spicco nella lista. Per questo nelle primarie per la composizione della lista è stata introdotta - come "correttivo" - la doppia preferenza di genere. L'obbiettivo è stato raggiunto: una forte candidatura di una donna alla testa della lista e sua elezione. Con in più l'inizio di un ricambio generazionale. E l'aumento di un seggio.
Il fatto che insieme a questa donna siano stati comunque eletti due uomini dimostra che tanto dolorose per gli uomini queste primarie non sono state. E dimostra che comunque, nelle elezioni che contano, cioè quelle vere, chi ha votato Verde lo ha fatto in assoluta libertà.

2. I Verdi per l'autodeterminazione. Su questo si è discusso più volte. Chi proponeva questa ipotesi, come Sigmund, non è riuscito a convincere le altre persone. A me sembrava la trasformazione dei Verdi in una sorta di Südtiroler Freiheit: lo spazio è già occupato (e Eva Klotz sui temi ambientali ci è sempre stata molto vicina). In definitiva c'è stata una discussione libera e l'idea della "secessione verde" è rimasta minoritaria. Chi l'ha proposta potrebbe anche chiedersi perché non è riuscito a convincere.

3. I Verdi "cittadini". Qui il tema è molto serio, e riguarda tutti/e. Non mi sembra utile ragionare contrapponendo insediamento cittadino versus insediamento "periferico" dei Verdi.
Nella storia di questo movimento ci sono state diverse fasi. La prima, quella di Langer, centrata sui temi della convivenza fu nettamente cittadina.
La seconda, diciamo quella di Cristina Kury, spostò molto l'accento sul tema ambiente e urbanistica (io col tema energia ho cercato di continuare sulla sua strada), e allargò l'insediamento sul territorio (uso questa parola invece di "periferia" poiché ritengo il Sudtirolo un luogo policentrico, dove esistono punte di estrema modernità in quello che di solito un bolzanino chiama "valli" e punte di estrema arretratezza proprio nel capoluogo), mentre si indebolì quello urbano (soprattutto a Bolzano, mentre diversa fu la musica a Merano, Brunico, Bressanone ecc...)
Infine l'oggi: vedremo se è vera la tesi del ritorno ai centri urbani a discapito del resto. Certo che problemi ci sono, e vanno discussi, e non interessano solo i Verdi. Io credo che o si vince sul territorio, o non si vince: per questo ho tentato in queste elezioni comunali di incoraggiare la presentazione di liste civiche in diversi paesi della provincia, a volte con successo, a volte fallendo, come nel caso di Ortisei, la mia delusione più grande a queste elezioni.
Però il tema può essere affrontato solo cercando di non contrapporre città e territorio, perché diversamente si finisce dritti anche nella contrapposizione tra gruppi linguistici, e la missione interetnica del movimento verde va a farsi benedire.

In sostanza: che si parli di donne e uomini, che si parli di territorio, che si parli di convivenza e autonomia, io credo che il movimento verde debba mantenere la sua "ragione fondante" di movimento che tiene insieme un Sudtirolo indiviso.

Lun, 04/27/2015 - 17:28 Collegamento permanente
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gorgias Lun, 04/27/2015 - 18:07

In risposta a di Riccardo Dello…

L'obbiettivo è stato raggiunto:
E questo la sorprende con un meccanismo forzato che non lascia alcuna tregua?

Il fatto che insieme a questa donna siano stati comunque eletti due uomini dimostra che tanto dolorose per gli uomini queste primarie non sono state.
Questo non è quello che conta, per me vanno bene anche tre donne. Quello che conta è il metodo e la conservazione di un principio democratico.

E dimostra che comunque, nelle elezioni che contano, cioè quelle vere, chi ha votato Verde lo ha fatto in assoluta libertà.
Cosa dimostra ancora di più è una mentalità paternalistica che si allontana da un sistema democratico liberale e si avvicina a un sistema socialista sindacale.

Lun, 04/27/2015 - 18:07 Collegamento permanente
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Walter Pichler Lun, 04/27/2015 - 18:27

In risposta a di Riccardo Dello…

Lieber Riccardo, kann es sein, dass wir aneinander vorbeireden? Während ich mich in die Position des wählenden Mitglieds, ganz gleich welchen Geschlechts, hinein gedacht habe und Bevormundung beklage, verweist du auf das Wahlergebnis. Die Bevormundung wird doch nicht durch das Wahlergebnis aufgehoben, die bleibt bei jedem Ergebnis bestehen, da sie den Moment der Wahlfreiheit betrifft, die für Frauen und Männer eingeschränkt wurde. Wurde das als vorübergehende Massnahme gedacht, ähnlich dem seinerzeits beklagten beschleunigten Proporz, oder als Dauereinrichtung?

Lun, 04/27/2015 - 18:27 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Lun, 04/27/2015 - 19:53

In risposta a di Walter Pichler

Das ist einer der Kernpunkte: KEINE Partei in Südtirol hatte je soo geschlechterausgewogene Kandidatenlisten wie die Grünen! Warum dann gerade diese Partei mit diesem Zwang anfangen muss, bleibt mir verschlossen. (Wobei ich - wie an anderer Stelle gesagt - die Beschränkung bei ZWEI Vorzugsstimmen befürworten kann). Das Rätsel beginnt aber bei den Grünen selbst, wo TROTZ dieser extrem ausgewogenen Listen das Wahlergebnis nicht immer mit der Parität auf den Kandidatenlisten übereingestimmt hatte. (Es hat aber auch schon zwei Frauen im LT gegeben). Was ich damit sagen will? Dass selbst die grünen Wählerinnen NICHT immer der Doktrin folgen und - offensichtlich - mit großer Lust Männer wählen. Und das will man jetzt verbieten.

Lun, 04/27/2015 - 19:53 Collegamento permanente
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Alexander Wallnöfer Lun, 04/27/2015 - 21:14

In risposta a di Riccardo Dello…

Man kann natürlich vieles argumentativ und abhandeln, aber manches Mal ist es einfach besser nackte Zahlen sprechen zu lassen. Ich habe mir die Mühe gemacht und nachgerechnet. Anbei der %uelle Anteil der Grünstimmen, die bei den Landtagswahlen aus den Städten (Bozen, Meran, Brixen, Leifers, Bruneck) gekommen sind:
LW 1998: 68,53 %
LW 2003: 43,49 %
LW 2008: 41,93 %
LW 2013: 38,96 %
Wer hier von einer "Verstädterung" der Grünen spricht, stellt die Tatsachen schlichtweg auf den Kopf. Mehr Fakten, weniger Meinungsmache täte uns allen manches Mal gut.

Lun, 04/27/2015 - 21:14 Collegamento permanente
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Markus Lobis Lun, 04/27/2015 - 18:47

Man kann sehr gut ein überzeugter Grüner sein, ohne bei DEN Grünen zu sein. Sigmund Kripp ist das beste Beispiel dafür. Er ist sehr erfolgreicher Bio-Landwirt und nimmt damit vielen Betonschädeln den Wind aus den Segeln, die die Bio-Produktion für gutmenschentümelndes Bauern-Harakiri halten, auf das SMS vom Beratungsring warten und dann für Monsanto & Syngenta ausrücken.

Sigmund Kripp gehört zu den gescheitesten Menschen, die ich kenne. Mit ihm kann man IMMER ein gutes Gespräch führen, auch wenn man weiß, dass einen gewisse Standpunkt trennen, z.B. die Frage seiner Sezessionslust.

Wenn ich Gelegenheit habe, mich mit ihm auszutauschen, fällt mir schmerzlich auf, dass mit den allermeisten SüdtirolerInnen Gespräche dieser Qualität nicht möglich sind. Und dann frage ich mich, wie weit wir sein könnten, wenn wir mehr von solchen Leuten wie Sigmund und Sigmunda Kripp hätten.

Lun, 04/27/2015 - 18:47 Collegamento permanente
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Christian Mair Lun, 04/27/2015 - 22:03

"Selbstbestimmung" ist auch und vor allem ein bürgerlich-demokratisches Recht (ähnlich der individuellen selbstbestimmung), welches sich die Bürger, die sich als "demos"begreifen herausnehmen, und zwar in einem kontinuierlichen konstitutiven Prozess. In Übereinstimmung mit dieser Argumentation ist eine Position gegen eine Abstimmung über einen territiorialen Verbleib völlig legitim, vielleicht sogar essentiell um eine Lösung von Problemen jenseits von Grennzziehungsstrategien zu sehen.

Lun, 04/27/2015 - 22:03 Collegamento permanente