Politica | Bizarr in Bruneck

Südtiroler, frei, heit! Und morgen?

Wer sich über den Autonomiekonvent freut, sollte sich auf einiges gefasst machen.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

Ich gebe zu: Ich habe mich auf den Autonomiekonvent gefreut. Auf interessante Debatten über die Zukunft des Landes, auf Fragen, wohin sich die Gesellschaft entwickeln könnte und auf Antworten auf diese Fragen. Oder zumindest ansatzweise.

Da ich beim Konventstermin in Brixen keine Zeit haben werde, habe ich mich gestern auf den Weg nach Bruneck gemacht. In der Röd-Schule angekommen, dachte ich zuerst, am falschen Ort gelandet zu sein: War das ein Treffen der Töldrer Heimatfernen oder die Jahresversammlung der Zimmerhofer-Partisanen?

Als ich das mausgraue Plakat mit dem kleinen A sah, schwante es mir dann: Die nichtlinke Reichshälfte hatte massiv mobilisiert und alles an die Autonomiefront geworfen, was sie aufbieten konnte.

Die Suche nach mir ähnlich Gesinnten wurde erst nach einigem Umherirren zwischen zu allem entschlossenen Autonomie-Entwicklern mit aufgestickten und/oder tätowierten Treueschwüren mit Erfolg gekrönt. Ein kleines Häuflein stand verloren im Foyer und wir harrten der Dinge, die da autonomiemäßig  über uns zusammenschlagen würden.

Es ging los! In der Aula Magna wurden uns die Spielregeln eingeschärft, an die wir uns von 9 bis 16 Uhr zu halten hatten.

Schon vorher hatte ich meine Kandidatur zum Forum der 100 eingereicht. Die 100 sollen ja aus allen Bewerbungen ausgelost werden und sozusagen das Rückgrat der Konventsarbeiten bilden, nur überstrahlt vom Rat der 33, in den die 100 acht Mitglieder entsenden dürfen.

Sagen wir es anders: Ich habe versucht, für das Forum der 100 zu kandidieren. Wahrscheinlich mit wenig Aussicht auf Erfolg. Denn es steht zu befürchten, dass meine Kandidatur aus dem Rennen ist, bevor sie richtig anfängt.

Dazu musste ich ein Formblatt ausfüllen. Namen, Nachnamen, Ort, Geburtsdatum, Emailadresse, Telefonnummer und – die Zugehörigkeit zu einer der drei Sprachgruppen, die so privilegiert sind, unser Ländlein zu bevölkern und es sich untereinander aufzuteilen. Nachdem ich der Meinung bin, dass die Zugehörigkeit zu einer Sprachgruppe im Europa des 21. Jahrhunderts keine Qualifikation für was auch immer sein kann, habe ich daneben notiert, dass ich die Erklärung verweigere, so wie ich das zusammen mit tausenden Südtirolerinnen und Südtirolern auch bei der Volkszählung gemacht hatte. Das wird mir jetzt wohl einen Ausschluss aus den „Papabili“ bescheren. Ich harre der diesbezüglichen Erklärung von Seiten der Konventseltern, die ich angefordert habe.

Zurück auf den harten Boden der Röd-Schule. Von den geschätzten 130 bis 150 Anwesenden kamen gefühlte 120 bis 140 aus dem „Toule“. Sie waren pünktlichst und geschlossen eingerückt und haben den Konvent in Bruneck wohl gerettet. Die Töldra haben sich als verlässliche Stützen der Autonomie erwiesen und gestalten sie nun mit vollem Recht mit, denn im Gegensatz zu den verpennten Rest-Pusterern haben sie die Mühe auf sich genommen, einen Tag lang BürgerInnenbeteiligung gespielt und sich redlich um die Bekehrung der Welt außerhalb ihres „Toules“ zu wahren Autonomiewerten und wirklich wichtigen Zielen für die Südtiroler Politik engagiert.

Dass sie zügig zum Wesentlichen kommen wollten, konnte man schon erkennen, als es um die Themenfindung ging. Wie von der Tarantel gestochen sprangen rund zwei Dutzend TeilnehmerInnen auf und drängten ans Podium. Manche hatten schon Zettel mit, auf denen die Themen standen und dann ging es los: Schon bald füllte sich die Wand von Selbstbestimmung einmal um den kleinen Südtiroler Freiheitsglobus und zurück bis zur Selbstbestimmung. Über allem schwebte ein sehr deutliches „Los von Rom“ und auch die Begnadigung der Südtirol-Attentäter und topaktuelle Themen wie die Einwandererfrage kamen zügig an die Wand. Übrigens brandete bei genau den beiden letztgenannten Themen „spontaner“ Applaus auf.  

Bastion 1 war also genommen. Geschätzte 20 bis 22 von schließlich 28 Themen kamen aus den wohlorganisierten Reihen der nichtlinken Reichshälfte.

Dann ging es ans Debattieren. Waren einige der Themen noch halbwegs neutral formuliert, kamen die forschen Herren und wenigen Damen von Südtiroler Freiheit & Co. ohne viele Umschweife zur Sache. Die Schule sei ein wichtiges Thema, daran dürfe nichts geändert werden, CLIL ist der Untergang der Schule, die Deutschstunden sind auszubauen, Italienisch sei als Fremdsprache zu unterrichten, der Dialekt zu fördern – so die weitaus größte Mehrheit beim Thema „Schutz der deutschen Schule“. Der Themeneinbringer war mit einer Seite DIN A4 an „Fakten“ ausgestattet. Entsprechende und gleich gestaltete Themenzettel habe ich auch bei drei anderen der fünf von mir besuchten Debatten gesehen – auch hier: penible Vorbereitung, kerniger Vortrag. Die Protokollführer waren stets hurtigst ernannt und kaum jemand machte sich die Mühe, zu überprüfen, was diese eifrigen Herren für erhaltenswert für die Nachwelt hielten.

Ich werde mir die Protokolle, die ich nicht alle kontrollieren konnte, auf jeden Fall sehr genau ansehen, wenn sie veröffentlicht werden und behalte mir vor, Änderungen oder Ergänzungen zu verlangen.

Wer sich ein Bild über die aktuelle Hitliste von Rassismus und Sozialneid machen wollte, war in der Gruppe „Einwanderungsproblematik“ gut aufgehoben, wobei zu sagen ist, dass sich in dieser Gruppe einige Gutmenschen – die von den „anderen“ auch gleich als solche identifiziert und attackiert wurden – sich sehr wacker und konsequent geschlagen haben. Trotzdem empfand ich den Gong-Schlag als Befreiung, der das Ende der Debatte festlegte.

Fast irrwitzig gestaltete sich die Debatte in der Gruppe „Wiedervereinigung Tirols“. Da ich vorher beim populistisch ein- und vorgebrachten Thema der „Entmilitarisierung Südtirols“ kurz deponieren musste, dass damit wohl auch die Entmilitarisierung der Gesellschaft und somit auch militärisch organisierter Vereine gemeint sei, stieß ich etwas später zur Wiedervereinigung hinzu. Schon fast mit rührender Naivität wurden dort Milch, Honig und Kubaturerweiterung herbeigeträumt, die sich mit der Wiedervereinigung des historischen Tirols über das Land ergießen würden. Immer wieder auch das Schlagwort der Tiroler Identität, was mich zur Bitte veranlasste, der Einbringer möge die drei wichtigsten Bestandteile der Tiroler Identität zusammenfassen, um die Tirolität oder Nichttirolität eines Menschen messen zu können. Dem Wunsch wurde entsprochen und seither weiß ich das erstens der katholische Glaube, zweitens der Schutz der Umwelt und die Bewahrung des Gewachsenen und drittens die Liebe zu den Menschen einen Tiroler, eine Tirolerin ausmachen. Die Frage, ob ein Bayer oder ein Kalabrese, der diese Kriterien erfülle, somit auch ein Tiroler werden könne, wurde zuerst bejaht, dann nach einigen Blicken aus und in die überschaubar große Gruppe relativiert und dann wurde schleunigst das Thema gewechselt.

Ich hatte es auch geschafft, zwei Themen einzubringen. Einmal ging es mir darum, zu debattieren, wie man es schaffen könne, den im Autonomiestatut dominanten Aspekt der Trennung zu Gunsten einer inklusionsbereiten und offenen Gesellschaft zu verändern. Die Gruppe war gut besucht, die Beiträge durch die Bank eindeutig, von ganz wenigen etwas nachdenklicheren Wortmeldungen einmal abgesehen. Die Autonomie sei für eine bedrohte Minderheit gemacht, der „walsche Stoot“ arbeite weiter an der Auslöschung der deutschen Kultur der österreichischen Minderheit in Südtirol, eine offene Gesellschaft könnten wir uns nur in einem Freistaat leisten, wenn „WIU“ da Sagen haben, es sei bedauerlich, dass Südtiroler den Untergang „unserer“ Kultur tatkräftig fördern – so blies es aus dem einseitigen Teilnehmerforum heraus.

Auch bei meinem zweiten Thema ging’s nicht anders. Da hatte ich die Frage aufgeworfen, ob es eine kollektive Selbstbestimmung brauche, wenn der individuelle Freiheitsrahmen einen sehr hohen Spielraum für die individuelle Selbstbestimmung bietet. Das einzige was uns retten können, sei in dieser bedrohlichen Phase engagiertes Zusammenhalten, der Staat plündere uns aus und gehe in absehbarer Zeit sowieso vor die Hunde, die Heimat ist bedroht, los von Rom bevor alles zu spät ist und auch hier wieder: Wenn wir einen Freistaat haben, dann schon, dann könne der Lobis seine Meinung frei vertreten und eine wirklich freie und pluralistische Gesellschaft entstehen – wenn „WIU“ bestimmen dürfen, wo’s lang geht.

Mein Fazit nach dem tiefen Eintauchen in die Jahresversammlung der Südtiroler Freiheit? Zum ersten war es ein sehr anstrengender Tag, bei dem man sich allerdings fair zugehört hat. Die politische Majorisierung der Veranstaltung war vielleicht unangenehm, aber es ist den anwesenden konservativen Selbstbestimmungsapologeten und Untergangspropheten hoch anzurechnen, dass sie die Bedeutung des demokratischen Konventsprozesses erkannt und sich engagiert eingebracht haben. Das Fehlen der politischen Mitte und des fortschrittlichen Teils der Pusterer Gesellschaft ist eine peinliche Geringschätzung von Partizipation und Demokratie, die ein sehr schlechtes Licht auf die Südtiroler Gesellschaft wirft.

Und noch eine Erkenntnis habe ich aus Bruneck mitgenommen: Drei oder vier der Anwesenden, die ziemlich konservative und von mir nicht geteilte Positionen engagiert und fundiert vertraten, könnten zu meinen Freunden werden, trotz ihrer Positionen. Und das ist für mich eine sehr positive Erkenntnis, für die ich dem Autonomiekonvent dankbar bin.

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Harald Knoflach Mar, 02/02/2016 - 15:17

In risposta a di Sigmund Kripp

genau so ist es sigmund. ich versteh auch nicht warum alle eine demokratische abstimmung mit sezzession gleichsetzen. ich fände ein unabhängiges südtirol für ein progressives und interessantes unterfangen. aber wenn die mehrheit sagt: lassen wir wie es ist! dann ist das natürlich auch gut, da es eine demokratisch legitimierte entscheidung wäre. (im gegensatz zum status quo). ich kann nicht verstehen, wie man damit ein problem haben kann.

Mar, 02/02/2016 - 15:17 Collegamento permanente
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Harald Knoflach Mar, 02/02/2016 - 15:14

In risposta a di Christian Mair

logisch. wenn du so wie ich unter nordtiroler, südtiroler, osttiroler und trentiner die bewohner der jeweiligen territorien verstehst. wobei eine "wiedervereinigung" für mich jetzt kein vordringliches ziel ist. es geht viel mehr darum einen rahmen zu finden der der pluralistischen gesellschaft hierzulande besser gerecht wird, als jener des zentralistischen italienischen nationalstaates.

Mar, 02/02/2016 - 15:14 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Mar, 02/02/2016 - 17:13

In risposta a di Alfonse Zanardi

- durch mangelnde Zweisprachigkeit seiner Beamten z.B.! Wer nicht ital, kann, ist bei Polizei etc. arm dran, dasselbe bei Packungsbeilagen von Medikamenten, etc., also Thema Zweisprachigkeit
- durch mangelnde Zuverlässigkeit im Vertragsgebaren. (Finanzen, Zuständigkeiten etc.)
- durch Rückständigkeit in der Gesetzgebung, siehe aktuelle Diskussion zur Homoehe
- durch Rückständigkeit beim Thema Direkte Demokratie
- durch Rückständigkeit und verbrecherische Langsamkeit im Justizwesen (Verjährungsregelung: wer reich ist, prozessiert so lange, bis das Delikt verjährt ist, oh Berlusco!!!)
- durch Rückständigkeit und Klientelismus im Steuerwesen
- durch Rückständigkeit im Föderalismus
- durch Rückständigkeit im Verkehrswesen
- durch Rückständigkeit in der Umweltgesetzgebung
usw usw usw
All das verhindert eine wirkliche Gleichberechtigung der Menschen und fördert wiederum die Korruption. Nur einzelne, dominante Individuen oder Gruppen setzen sich durch.

Mar, 02/02/2016 - 17:13 Collegamento permanente
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Christian Mair Mar, 02/02/2016 - 20:38

In risposta a di Sigmund Kripp

Von "lei nit rogeln" hin zu "mogsch lei rogeln" oder das Ende des spätjosephinischen Vasallenstaats: http://www.gehler.at/mat/kommentar_josephinischer_vasallenstaat.pdf

In den angesprochenen Bereichen muss man genau hinsehen, ob die Missstände in der Verantwortung des Staates oder des Landes sind. Möchte hier auf Ihr eigenes Zitat hinweisen, Herr Kripp:

"Ja! Diese Kräfte würde ich in der Brennerstrasse in Bozen ansiedeln. Mehrheitlich! Die dort angesiedelte Partei profitiert am meisten von dieser Haltung: Solange Rom böse ist, wählen die Südtirolerinnen SVP, diese erhält die Mehrheit im LTag, alle damit verbunden Posten und Pfründen, sie hat die meisten Parlamentarier, die wiederum in Rom fest arbeiten und viel Heu einfahren! Über die Verteilung des Heus wird dann wieder in der Brennerstrasse entschieden etc. Also ein gutes Geschäft! Daher kommt auch niemand von dieser Mainstreampartei zu den Konventtagen, weil der status quo einfach soo fein ist! Würde dagegen ST ein eigener Staat sein, gäbe es ziemlich wahrscheinlich das normale, mitteleuropäische Parteiensprektrum, und die schöne Machtposition wäre weg! Daher lautet der Befehl aus der Brennerstrasse: lei nit roglen!"

Mar, 02/02/2016 - 20:38 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Mer, 02/03/2016 - 07:42

In risposta a di Christian Mair

Die SVP ist ja ein Produkt der Zugehörigkeit STs zu Italien, also ein sekundäres Problem. Natürlich stellt sie ein innenpolitisches Problem für ST dar, aber eben sekundär. Wäre ST ein eigener Staat, würde die mitteleuropäische Parteienlandschaft entstehen und die Mehrheit der SVP ist futsch. Primäres Problem ist die Besetzung Südtirols durch Italien und alle damit verbundenen Hankeleien der letzten 9 Jahrzehnte. Dass sich Italien wieder zu einem zentralistischen Staat rückentwickelt, kommt noch dazu und verschärft die Situation.

Mer, 02/03/2016 - 07:42 Collegamento permanente
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Harald Knoflach Mar, 02/02/2016 - 21:58

In risposta a di Alfonse Zanardi

@ zanardi
"Und wodurch wird konkret in Südtirol die pluralistische Gesellschaft durch den italienischen Staat beeinträchtigt?"
ok. dann wollen wir mal:
- belegte mangelnde gewährung der zwei- bzw. dreisprachigkeit in so wesentlichen bereichen wie justiz, konsumentenschutz und exekutive und ignorieren entsprechender entscheidungen des europäischen gerichtshofes
- durch das sprachbarometer belegter rückgang der mehrsprachigkeit vor allem bei staatlichen einrichtungen
- ignorieren der volksabstimmung im souramont, die südtirol und venetien positiv bewertet haben und die die trennung ladiniens zumindest teilweise aufheben und den fortbestand einer kleinen sprachgemeinschaft sichern helfen würde
- integration von zuwanderern nach nationalstaatlichen kriterien
- nichtratifizierung der europäischen charta für regional- oder minderheitensprachen des europarates von 1992
- auf nationalen prinzipien aufgebauter zentralismus (stichwort: vorrang des nationalen interesses), der pluralistische gemeinschaften ohne sonderautonomie erfolgreich in die bedeutungslosigkeit verfrachtet hat - wie im übrigen auch in vielen anderen nationalstaaten europas. belegte sehr schlechte performance diesbezüglich durch eine "quality of government"-studie der europäischen kommission (http://www.qog.pol.gu.se/digitalAssets/1358/1358344_final-report---part…)
- nichtratifizierung des zusatzprotokolls zum europäischen rahmenabkommen über die grenzüberschreitende zusammenarbeit zwischen gebietskörperschaften (madrider abkommen)
- verweigerung der primären zuständigkeit für schule und kultur - u.a.
- aufoktroyierung nationaler logik und symbolik und marginalisierung bis sanktionierung anderer ausdrucksformen (z.b.: http://www.stol.it/Artikel/Chronik-im-Ueberblick/Chronik/Gericht-Andrea…)
- gesetzgebung in bezug auf homosexualität
- mangelnde umsetzung des sog. mancino-gesetzes und verharmlosung bis protegierung nazi-faschistischer umtriebe (https://insorgenze.net/2016/01/30/il-documento-shock-del-ministero-dell…)
- anfechtung des von svp und pd in primärer zuständigkeit beschlossenen toponomastik-gesetzes

was mir jetzt halt auf die schnelle so einfällt. ganz so dünn ist das eis nicht, finde ich.

Mar, 02/02/2016 - 21:58 Collegamento permanente
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Max Benedikter Lun, 02/01/2016 - 11:55

Also für mich gibt es da nur eine Schlussfolgerung: Frauen und Männer, italienisch-, deutsch-, ladinisch- und "gemischt"sprachige Südtiroler, kandidiert für das Forum der 100! Es ist ganz einfach: der mathematische Nenner zählt.
Und Markus Lobis - in diesem Fall ist die Sprachgruppenzuordnungsverweigerung (was für ein Unwort) eher kontraproduktiv. Bitte stell einen neuen Antrag.

Lun, 02/01/2016 - 11:55 Collegamento permanente
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Dr. Streiter Lun, 02/01/2016 - 15:07

In risposta a di Markus Lobis

Diese im ersten Moment fortschrittlich wirkende Idee stellt natürlich die Basis der Autonomie in Frage. Bislang war die Sprachgruppenzugehörigkeit das Mass mit dem die Sonderstellung Südtirols gerechtfertigt wurde. Wenn die Sprachgruppe egal ist, warum soll dann Alto Adige anders behandelt werden als Belluno? Vielleicht haben sie eine radikal bessere Idee für unsere Autonomie. Dann würd ich aber ebenfalls vorschlagen sie halten sich an die bestehende Norm und gehen mit dieser neuen Idee in den Konvent. Das wär richtig 21. Jh.

Lun, 02/01/2016 - 15:07 Collegamento permanente
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Harald Knoflach Lun, 02/01/2016 - 17:27

In risposta a di Markus Lobis

die sprachgruppe ist also völlig unwichtig? sollte sie sein, richtig. andererseits - wärst du nicht einer der ersten, der aufschreien würde, wenn svp und deutschsprachige opposition dinge im landtag völlig ohne italienischsprachige mandatare beschließen würden? wäre dann das nicht ein drüberfahren über die italiener - so wie eine etwaige abstimmung über die unabhängigkeit, sollte unter den italienischsprachigen keine mehrheit dafür sein. wird da dann die sprachgruppe auf einmal wichtig? nur um zu verstehen was du mit zugehörigkeit und 21. jahrhundert meinst.

Lun, 02/01/2016 - 17:27 Collegamento permanente
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Markus Lobis Lun, 02/01/2016 - 21:29

In risposta a di Harald Knoflach

Ich denke, dass die Zugehörigkeit zu einer Sprach- oder Kulturgruppe in Zeiten der Bedrängnis und der Not unter Umständen wichtig und energiestiftend sein und das physische oder kulturelle Überleben sicherstellen kann. Ich frage mich immer wieder, ob der Kontext - Europa! 21. Jahrhundert! Möglichkeiten der individuellen Selbstbestimmung! - nicht ausreichend sicher stellt, dass der Freiheitsrahmen für den Einzelnen und die Einzelne so gestaltet ist, dass wir kollektive Überlebensrechte ganz einfach zur Zeit nicht benötigen.

Mich nervt, dass die aggressive Aus- und Abgrenzung der konservativen Kreise in Südtirol - sowohl auf deutscher wie auch auf italienischer Seite - einen ständigen Konflikt am Leben hält und auf den eben diese Kreise im "Kampf um die Bewahrung ihrer Identität" (die übrigens bei näherer Betrachtung äußerst schwammig ist) auf Gedeih und Verderb angewiesen sind. Wobei in meinen Augen der Verderb hier leider den größeren Anteil einnimmt.

Lun, 02/01/2016 - 21:29 Collegamento permanente
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Christian Mair Lun, 02/01/2016 - 21:32

In risposta a di Harald Knoflach

Eine Demokratie sollte aushalten, dass mehrere Meinungen nebeneinander existieren ohne, dass der eine dem anderen den "schwarzen Peter" zuschiebt und daraus ein Streit über den "wahren" Demokraten entsteht, zumindest solange keine extremistische Position eingenommen wird.
In der Sache muss man den "Parteien" Ahrntaler und Markus Lobis genau zuhören lernen:
Lobis spricht schon im Titel an, dass einige Teilnehmer eine Entwicklung erst nach der Erlangung der Freiheit anstreben und diese vielleicht teilweise im Verborgenen bleibt. Welche Hoffnungen liegen hinter der These, dass der Lobis aktiv werden kann, wenn "wiu" am Ruder sind? Abgesehen von der Schule, welche kulturellen Förderungen sollen das sein: Folklore? Theater? neue Volksmusik? Ist ein CLIL in Englisch vorstellbar?

In puncto besserer Vernetzung mit dem österreichischen "Hinterland" kann man den "Tölderern" nur zustimmen:
Konkret muss dies jedoch einer verbesserten öffentlichen Mobilität anstatt eines Papiers in Form eines Passes geschehen. Entscheidend wird in dieser Hinsicht die Realisierung einer Haltestelle BBT Brixen, Anbindung des Pustertals mittels Riggertalschleife an den BBt, Ahrntalbahn, der weiteren Verbesserung der Pustertalbahn in Richtung OSttirol, Verkehrsverbundkarten etc.

Lun, 02/01/2016 - 21:32 Collegamento permanente
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Markus Lobis Lun, 02/01/2016 - 21:51

In risposta a di Christian Mair

Sehe ich aus so. Ich habe in der Debatte zum Thema "Wiedervereinigung Tirols" zu Bedenken gegeben, dass die Südtiroler Studenten in Innsbruck nicht immer als herausragende Sympathieträger gesehen werden und daran erinnert, welche Geschütze von ÖVP-Seite aufgefahren wurden, als es Überlegungen gab, die Sparkasse und die Hypo Tirol Bank zusammenzuführen um zu verdeutlichen, dass die Grenzen in den Köpfen überwunden werden müssen. Genauso - und auch das habe ich in die Debatte eingebracht - ist der Gesamttiroler Schützenbund keine komplikationsfreie Begegnungsebene und 39 hatten die Innsbrucker mit ihren Brüdern und Schwestern auf dem Weg ins Reich keine große Freude.

Lun, 02/01/2016 - 21:51 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Mar, 02/02/2016 - 10:09

In risposta a di Markus Lobis

Ich denke, die sog. "Wiedervereinigung" ist vom Tisch! Österreich hat kein nur irgendwie geartetes Interesse, Vorarlberg als Exklave zu verwalten.... Selbst die Nordtiroler wären wohl nicht wirklich dafür. Ich denke, dass auch bei F und STF die Idee der Eigenstaatlichkeit vorherrscht. Natürlich finde auch ich es schade, wenn die lautesten Sezessionisten fast nur aus dem doch eher rechten politischen Spektrum kommen. Meine und deren Ideen über die Gestaltung einer neuen Verfassung dürften sich in sehr vielen Punkten sehr unterscheiden! Aber was soll´s: dafür gibt es den Konvent! (Auch wenn F.Palermo bestreitet, dass über die Sezession geredet werden darf..)

Mar, 02/02/2016 - 10:09 Collegamento permanente
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Robert Tam... Lun, 02/01/2016 - 16:14

Ich bin bass erstaunt, wie gern und kräftig Herr Lobis austeilt, um dann doch sehr zimperlich zu reagieren, wenn man es wagt, ihm zu widersprechen.

Jemand, der den Pejorativ "Töldrer" ganz bewusst in den Mund nimmt, um Andersdenkende zu bezeichnen, unterstellt mir nicht nur "Beschimpfungen", sondern sogar noch, dass diese "standardmäßig heruntergeleiert" seien. Diese billige und unbegründete Anschuldigung muss ich klar zurückweisen.

Ich habe Herrn Lobis erstens nicht beschimpft und schon gar nichts standardmäßig heruntergeleiert (Wer "massiv mobilisiert und alles an die Autonomiefront geworfen" schreibt, muss auch eine "Grüne Volksarmee" und einen "Volkssturm" schmunzelnd einstecken können).
Den "Mathematikgenie"-Spruch wird Herr Lobis ebenso einstecken müssen, wenn er andere groß kritisiert und dann nicht einmal 7x5 rechnen kann (es ist ja ausgerechnet auf seinem Foto zu sehen).

Wenn hier jemand mit Beschimpfungen um sich wirft, dann doch genau der Herr Lobis.

Anderdenkende (aus Lobis-Sicht):
- "spielen" Bürgerbeteiligung – sie beteiligen sich also nicht
- wollen die Welt außerhalb ihres "Toules" bekehren – bringen sich also nicht aktiv in die Diskussion ein. (Übrigens: ist es denn so wichtig, ob jemand auf dem Land oder in der Weltmetropole Brixen lebt?)
- füllen die Wand „einmal um den kleinen Südtiroler Freiheitsglobus“ herum – sie bringen also nicht Themen ein, die sie interessieren
- gestalten Debatten "irrwitzig", wenn sie Herrn Lobis nicht passen
- bringen Themen "populistisch" ein und vor, wenn sie Herrn Lobis nicht gefallen
- träumen "fast mit schon rührender Naivität" – die interessanten Visionen hat wohl nur Herr Lobis
- geben zwar Wortmeldungen ab – aber die "wenigen etwas nachdenklicheren" gehören natürlich zum Lobis-Lager
- die negative Entwicklungen anprangern sind „Untergangspropheten“ – nicht etwa kritische Mitbürger
- gehören natürlich weder zur "politischen Mitte" noch zum "fortschrittlichen" Teil der Pusterer Gesellschaft
- Die es wagen, Herrn Lobis zu widersprechen, "koldern los" – sie argumentieren nicht.

(Übrigens ist mein Nachname „Tamanini“ – kein großes Geheimnis, habe es schon früher hier auf Salto erwähnt. Und nun? Ändert mein voller Name etwas am Kommentar?)

Lun, 02/01/2016 - 16:14 Collegamento permanente
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Markus Lobis Lun, 02/01/2016 - 21:03

In risposta a di Robert Tam...

Muss Ihnen teilweise zustimmen, weise aber die Behauptung zurück, ich hätte das Wort Töldra in herabwürdigender Weise gebraucht. Sollte dies von einigen so wahrgenommen werde, bitte ich um Entschuldigung. Die weiteren Bezeichnungen sind vielleicht teilweise etwas sarkastisch, aber ich bleibe bei den gewählten Aussagen, sowohl im Stil als auch im Inhalt.

Lun, 02/01/2016 - 21:03 Collegamento permanente
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Guntram Bernulf Lun, 02/01/2016 - 19:34

Danke Markus

Jetzt weiß ich, dass Du, der Gerechte, unterscheiden kannst zwischen den Töldra Rückständigen, rechten Tölpeln und den Guten, aus der politisch, fortschrittlichen Mitte, wer immer diese auch sein mögen.

Komisch: Als Du den Töldran gegenübersaßest, hast Du Dich nicht getraut, Ihnen ins Gesicht zu sagen, was Du von ihnen hälst...
Als ein Teilnehmer beklagt hatte, als Bewohner des Ahrntals ständig als rückständig bezeichnet zu werden, obwohl er es auf sich genommen hatte, 40km weit zum Konvent anzureisen, um seiner Bürgerplflicht nachzukommen, da hast Du mit keinem Wort erwähnt, dass Du genau das von den Bürgern hieltest, die Dir da gegenübersaßen...

Aber dann, von zu Hause aus, mit der Tastatur, hast Du es uns gegeben! Tolle Leistung!

Es ist gut zu wissen, dass wenn es nicht nach Deinem Geschmack läuft, automatisch alles andere nur rückständig und rechts sein kann. Dass Du zu den Toleranten, Guten gehörst und die Anderen nur unruhestiftende, rückständige Rechte sind.

Toll, wie Du laut in die Runde gerufen hast, "ich bin ein Gutmensch"!

Es ist gut zu wissen dass Du die Richtfeder gebrauchst, um uns mitzuteilen, was gut und was schlecht für uns alle ist.

Du bist der Garant für die totale Gerechtigkeit!

Zur Auswahl der 100, da kann ich Dich beruhigen: Die ganze Aufmachung dieses Konvents, die geradezu lächerlich ist und wo sogar noch von wissenschaftlicher Betreuung gefaselt wird, zeigt doch, dass gerade Menschen wie Du die eigentliche Zielgruppe für diesen Konvent sind.

Es geht einzig und allein um eine Vermischung und Vermantschung der Kulturen und schließlich die Endlösung, die Ausrottung alles deutschen und österreichischen in diesem Land.

Deinen persönlichen Höhepunkt hattest Du am Samstag meiner Einschätzung nach, als Du die Frage in die Runde geworfen hast, ob es denn so schlimm sei, dass das Frankoprovenzalische in Aosta nach nur 3 Generationen kurz vor dem Verschwinden ist, weil mittlerweile 95% italienisch sprechen.
So redet ein wahrer Hohepriester der Vielfalt!

Wie würdest Du es finden, wenn man in Süd-Tirol in ein paar Jahrzehnten zu 95% nur noch deutsch spräche?
Nicht so schlimm?!?

Du allein bist der Gradmesser für das Richtige und Falsche, der wahre Gerechte.

Die Eurac sollte Dich zum Pförtner beim nächsten Konvent ernennen. Vielleicht kannst Du es übernehmen, die Ehrenwerten, aus der gehobenen Gesellschaft und der politischen Mitte persönlich einzuladen. Damit auch die richtigen daran teilnehmen.

Mit besten Grüßen aus dem Toule

a Töldra

Lun, 02/01/2016 - 19:34 Collegamento permanente
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Waltraud Astner Lun, 02/01/2016 - 20:22

So manchen würde interessieren wo genau sich die "nichtlinke Reichshälfte" geographisch befindet. Wahrscheinlich im "Toule" und anderen rückständigen, weil abgelegenen Gebieten. Die Stadt Brixen gehört natürlich zur "linken Reichshälfte", kann gar nicht anders sein, der durchschlagskräftigen Argumente der Bewohner wegen. Wenigstens werden wir aufgeklärt wie das "Reich" aufgeteilt ist.

Lun, 02/01/2016 - 20:22 Collegamento permanente
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Markus Lobis Lun, 02/01/2016 - 20:59

Der vorauseilende Minderwertigkeitskomplex, der den Südtirolern innewohnt, sobald sie sich mit Kritik konfroniert sehen, treibt wieder einmal seltsame Blüten. Ich habe nirgends geschrieben, dass ich die Töldra für rückständig halte, wohl aber, dass ich mich mit deren Positionen nicht identifizieren kann.

Ich habe keinen Zweifel daran gelassen, dass ich das Vorgehen für legitim halte, wenn auch die Organisation bei der Themensetzung und die einheitliche Argumentationsmunitionierung der Themeneinbringer mit vorbereiteten Seiten als grenzwertig eingeschätzt werden können.

Ich habe im Artikel auch geschrieben, dass wir fair miteinander umgegangen sind, mit wenigen Ausnahmen, die vor allem beim Thema Einwanderung zu registrieren waren.

Deshalb, liebe Leute, lasst mal ein bisschen die Luft aus Euren aufgeplusterten Entrüstungsbacken und kehrt zur Argumentation zurück.

Lun, 02/01/2016 - 20:59 Collegamento permanente
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Waltraud Astner Lun, 02/01/2016 - 22:46

Sorry Herr Lobis, dass wir mit Minderwertigkeitskomplexen behafteten Proleten nicht verstehen, dass das "Treffen der Tölderer Heimatfernen oder die Jahresversammlung der Zimmerhofer Partei, die eindeutig der "nichtlinken REICHshälfte" !! zuzuordnen sind, nicht abwertend, sondern allenfalls als neutral zu bewerten sind.

Lun, 02/01/2016 - 22:46 Collegamento permanente
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Markus Lobis Mar, 02/02/2016 - 08:43

Wenn ich mit ansehe, welche Wünsche, Hoffnungen und Visionen sich für manche Patrioten mit einer hypothetischen Rückkehr zu Österreich verbinden, drängt es mich fast, sie im eigenen Interesse aus ihren Träumen zu wecken.

Denn der Kampf gegen Wien morgen wäre nicht weniger dramatisch, als der gegen Rom heute. Vielleicht ein bisschen peinlicher...

Mar, 02/02/2016 - 08:43 Collegamento permanente
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Dai retta a un… Mar, 02/02/2016 - 09:12

Non capisco il suo stupore Sig. Lobis. Quella andata in scena è la reale rappresentazione di quello che oggi è il sudtirolo, che ci piaccia o meno. E anche un' evidente dimostrazione dello scollamento esistente fra la politica e la società (evidenziato questo anche dal suo stupore). D'altronde, da un'autonomia, per altro da tutti sempre e solo lodata, basata su l'istituzionalizzazione della divisione etnica (qualcuno lo ha giustamente rimarcato anche nel corso della discussione al suo pezzo), quale società se non questa avrebbe potuto nascere ?
Come si dice in questi casi: chi è causa del suo mal pianga se stesso!

Mar, 02/02/2016 - 09:12 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Mar, 02/02/2016 - 09:22

In risposta a di Dai retta a un…

genau aus diesem Grunde, eben WEIL wir eine sprachlich getrennt lebende Gesellschaft geworden sind, bin ich dafür, einen radikalen Schritt zu wagen: Die Zugehörigkeit zum Staat Italien und die Autonomie in der in den letzten 7 Jahrzehnten praktizierten Form, HABEN gerade in diese perverse Situation geführt, die ich "friedliche Apartheid" nenne! Ich bin überzeugt davon, dass ein GEMEINSAM konstituierter neuer Kleinstaat Südtirol die Bedürfnisse und verschiedenen Lebensformen der SüdtirolerInnen besser befriedigt bzw. ermöglicht. Empirisch gesehen ist die Autonomie gescheitert. Sie ist ein Flickwerk geblieben, in dessen Rahmen sich die Sprachgruppen nicht mehr kennen, oder sich maximal an ihren närrischen Extremen ERkennen, wenn wieder mal rund ums Siegesdenkmal getanzt und geheult wird - so oder anders!

Mar, 02/02/2016 - 09:22 Collegamento permanente
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Christian Mair Mar, 02/02/2016 - 09:46

In risposta a di Sigmund Kripp

Hier scheinen sich die Positionen von Mitte-Links anzunähern:
Eine Gesellschaft mit zwei identitären Polen wird abgelehnt, insgeheim ja auch von den "Tölderern", die sich nach der Erlangung des Ruders eine pluralistische Gesellschaft vorstellen können. Der Wildwuchs an Bürgerbewegungen ist ein weiteres Symptom eines Demokratiedefizits: nicht nur Selbstbestimmung, sondern auch Beteiligung scheint eine politische Forderung zu sein.

Eine Territorialautonomie als Mindestergebnis des Konvents könnte hier eine "Normalisierung" für viele mitteleuropäische Mitbürger bringen. Das Paradox des Minderheitenbegriffs (ohne Minderheit keinen Schutz, mit Schutz keine Normalisierung der Beziehungen zu Nachbarn) könnte zumindest gemässigt werden.

Mar, 02/02/2016 - 09:46 Collegamento permanente
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Markus Lobis Mar, 02/02/2016 - 09:55

In risposta a di Christian Mair

Wir haben ja de facto eine Territorialautonomie. Nachdem zunehmend viele Menschen und Gruppierungen sich in der Landespolitik nicht (mehr) wiederfinden, werden die Potenziale unseres Autonomiesystems für die Gestaltung Südtirols verkannt oder gar geleugnet.

Deshalb werden immer vogelwildere Hypothesen für Systeme entwickelt, in denen es uns endlich gut ginge.

Für die Patrioten aus dem Ahrntal ist dies dann der Fall, wenn "WIU" das Sagen haben.

Mar, 02/02/2016 - 09:55 Collegamento permanente
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Christian Mair Mar, 02/02/2016 - 11:45

In risposta a di Markus Lobis

Da bin ich anderer Meinung:
Es gibt einen Minderheitenschutz, eine ethnische Autonomie. In einer Territorialautonomie sind Individuarechte so stark geschützt, dass Intressenkonflikte zwischen den Ethnien vermindert werden.
Eine wesentliche Ausweitung der partizipativen Bürgerrechte und der Kompetenzen des Landtages sind Vorraussetzungen dafür:
http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=26879

Mar, 02/02/2016 - 11:45 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Mar, 02/02/2016 - 10:02

In risposta a di Christian Mair

Die Territorialautonomie ist m.E. immer auf die reine Verwaltung eines Gebietes ausgerichtet. Unsere Autonomie dagegen beruht - zu Recht und implizit - auf dem "Schutz" der österreichischen Minderheit, die Italien durch den 1.WK in "sein" Territorium bekommen hat. Das sind schon zwei durchaus verschiedene Herangehensgründe. Was ich sagen will ist, dass es TROTZ der bisherigen, 70 jährigen Verhandlungen, Gesetzgebungen und innersüdtirolischer Lösungsansätze NICHT zu einer befriedigenden Situation gekommen ist! Und das beruht darauf, dass auch immer andere Kräfte von außen hier mitmischen! De facto sind die Südtiroler - als politische Gesellschaft - eben noch nicht selbst bestimmt, noch nicht "volljährig" !

Mar, 02/02/2016 - 10:02 Collegamento permanente
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Markus Lobis Mar, 02/02/2016 - 10:13

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Ich denke, dass ist aber durch "innere" Gründe bedingt, Sigmund! Weil wir in vielen wichtigen Fragen keinen Konsens und keine Ziele haben - was übrigens als Krise der Politik im Würgegriff des Neoliberalismus global zu beobachten ist - verschieben wir unsere Handlungsbereitschaft auf morgen, wenn wir einmal ...

Und DASS wir in vielen wichtigen Fragen als Südtiroler Gesellschaft keinen Konsens und keine Ziele haben, führe ich in meiner zugegebenermaßen simplifizierenden Betrachtungsweise darauf zurück, dass das Prinzip der Trennung in Südtirol konstitutiven Charakter hat.

Also müssen wir nicht einen Freistaat schaffen, zu Österreich zurück, einen Anschluss an die Schweiz anstreben, uns zu Liechtenstein schlagen und wasweissichwasallesnoch sondern die Trennung überwinden.

Mar, 02/02/2016 - 10:13 Collegamento permanente
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gorgias Mar, 02/02/2016 - 11:05

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Ach Herr Kripp, wenn Sie wirklich für das echte Zusammenleben der Sprachgruppen sind, dann würden Sie sich für das naheliegende Aussprechen und zwar die Begegnung der Sprachgruppen fördern. Das zusammenlegen der Kultur- und Schulassesorate, die Begegnung von Schulklassen verschiedener Sprachgruppen. Warum nicht zusammen turnen oder andere Fächer? Warum gibt es Jugendorganisationen nach Sprachgruppen getrennt? Aber das muss Ihnen fern liegen.
Einen eigenen Staat braucht es dafür und keine Anpassung des Autonomiestatuts? Warum nicht gleich eine Marskolonie, wo man am Ende doch gleich weiter macht, weil man es nicht anders will, halt ohne den italienischen Staat zwischen die Eier der die deutschsprachigen Südtiroler daran hindert die Italiener vollkommen zu majorisieren.

Mar, 02/02/2016 - 11:05 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Mar, 02/02/2016 - 11:54

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Ach Herr Gorgias, solange wir solche Memmen haben, die nur hinterm Visier heraus sich zu reden trauen, werden wir gar nichts erreichen.
Aber meritorisch bin ich für die von Ihnen vorgeschlagenen Dinge zu haben. Dafür war ich bei den Grünen, der einzigen Partei, die zumindest in dieser Hinsicht auf dem richtigen Weg ist.

Mar, 02/02/2016 - 11:54 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Mar, 02/02/2016 - 17:19

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Ach Herr Gorgias, wissen Sie denn nicht, dass selbst zu Hochzeiten der Anteil der italienischen Bevölkerung nie die 35 % überschritt? Die "Majorisierung" im statistischen Sinne war also von 1930 an gegeben, Im politischen und verwaltungsmäßig angewandten Sinne war es wohl umgekehrt, deswegen hat ST die Autonomie erhalten. Lernen Sie Geschichte.
Und bitte die Burka nicht vergessen, wenn Sie zum Konvent kommen! (wegen Beibehaltung der Anonymität!)

Mar, 02/02/2016 - 17:19 Collegamento permanente
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gorgias Mar, 02/02/2016 - 17:46

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Im politischen und verwaltungsmäßig angewandten Sinne war es wohl umgekehrt, deswegen hat ST die Autonomie erhalten.

Und was passiert außerhalb dieses Rahmens, wenn das aktuelle System nicht mehr existiert in einem eigenem Staat? Wer oder was garantiert da noch dass die Italiener nicht bei allem überstimmt werden wenn es keine Sprachgruppenzugehörigkeit und Proporz mehr gibt?

PS Und als Selbstständigkeit Tätiger und politisch Verbrannten können Sie sagen was Sie wollen ohne weitere Schäden zu befürchten.
Ich habe jedenfalls keine Lust, dass mein zukünftiger Arbeitgeber meine politischen Ansichten googelt. Lehrer oder beim Land bin ich übrigens auch nicht.

Mar, 02/02/2016 - 17:46 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Mar, 02/02/2016 - 17:59

In risposta a di gorgias

Ach Herr Gorgias, was passiert dann? Das wird von einer Konstituenten und einer Verfassung festgelegt. Trauen Sie der ST Bevölkerung das nicht zu? Es gibt auch eine Generation nach Durnwalder, die sich traut, politisch aktiv zu werden. Nicht alle sind so stark von diesen unseligen 25 Jahren geprägt wie Sie, der sich nach alter Manier nur hinter vorgehaltener Hand etwas zu sagen traut, "weil susch kriag I kuanen Beitrog!" (aber Sie bestätigen die Unmöglichkeit von Pluralismus in ST, die weiter oben von A.Zanardi angezweifelt worden ist! Wenn sich jemand wie Sie, als Bürger Südtirols, nicht einmal seine Meinung zum Konvent zu sagen traut!!!)

Mar, 02/02/2016 - 17:59 Collegamento permanente
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gorgias Mar, 02/02/2016 - 18:18

In risposta a di Sigmund Kripp

Ach Herr Gorgias, was passiert dann? Das wird von einer Konstituenten und
einer Verfassung festgelegt. Trauen Sie der ST Bevölkerung das nicht zu?

Zu meinen dass das so kinderleicht gehen wird wenn sich die Spannungen und nebenherleben zwischen den Sprachgruppen eine Entwicklung der Südtiroler nur bis zu diesem Punkt geführt hat. Aber wenn man von Italien weg ist geht das alles auf einmal. Wer weiß was da noch hochkommt an Ressentiments.

Ja und wie vorhin gesagt groß zu tun wenn man nichts zu verlieren hat ist leicht. Zum Konvent gehe ich gerne hin, aber ich habe keine Lust dass man alles beim googeln meines Namens lesen kann was ich vor Jahrzehnten gesagt habe. Ich habe noch eine bestimmte Lebenserwartung. Und wenn das mit den Beiträgen stimmt sollte dann wird es bei mir schon viel ausmachen im Gegensatz zu Ihnen der auch ohne seine Gutsherrenmanier an den Tag legen kann.

Mar, 02/02/2016 - 18:18 Collegamento permanente