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Ahrntaler Aufruhr

Ein Kinderarzt fühlt sich im Stich gelassen, droht zu kündigen. "Die rechtliche Situation ist sehr komplex", gesteht Walter Amhof. Er bemüht sich um eine rasche Klärung.

Ein Kinderarzt rebelliert, droht sogar mit Kündigung, weil er sich von Politik und Sanitätsbetrieb im Stich gelassen fühlt. Das ist der Fall von Michael Panzenberger. Seit Dezember 2014 ist der Pädiater im Tauferer Ahrntal tätig. Gemeinsam mit seiner Frau hat er dort eine Kinderarztpraxis eröffnet, nachdem viele Jahre lang kein niedergelassener Kinderarzt in diesem Gebiet mehr tätig gewesen war. Die Freude bei der Bevölkerung und beim Gesundheitsbezirk Bruneck war groß damals. Doch inzwischen ist man besorgt.


Auswegslos?

Denn die Panzenbergers sind frustriert: “Die Ungewissheit in unserer beruflichen Zukunft hier im Tauferer Ahrntal macht uns Angst.” Sie haben sich mit einem Schreiben an die Eltern ihrer kleinen Patienten gewandt. Darin berichten sie von den Steinen, die ihnen in der Ausübung ihrer Tätigkeit in den Weg gelegt wurden und werden. “Aufgrund eines politischen und administrativen Kalküls wird uns schon nach gut einem Jahr die ärztliche Tätigkeit massiv erschwert, indem uns ohne Vorankündigung die Vergütung unserer geleisteten ärztlichen Tätigkeit eingestellt wurde”, schreiben die beiden Pädiater. Langfristig sei dieser Zustand nicht tragbar, daher sehe man als einzigen Ausweg “eine drastische Reduzierung der Patientenanzahl oder sogar eine Kündigung”.

Dem Schreiben folgt große Beunruhigung in der Bevölkerung des Ahrntals. Nun haben sich Sanitätsbetrieb und Gesundheitslandesrätin eingeschaltet, jene beiden Instanzen, an die die Vorwürfe der Panzenbergers gerichtet sind. Der Missmut des Ärztepaares sei darauf zurückzuführen, dass Michael Panzenberger die Einkommensgrenze von 240.000 Euro bereits im November 2015 überschritten hatte und ihm daher zwei Monate später der Überschuss einbehalten worden sei, beschreibt man die Situation. Bekanntlich darf kein öffentlicher Bediensteter oder mit der öffentlichen Verwaltung – wie dem Sanitätsbetrieb – konventionierter privater Dienstleister mehr verdienen als der höchste Politiker in Italien, der Staatspräsident. “Aufgrund dieser staatlichen Bestimmung musste auch das Gehalt von Michael Panzenberger im Jahre 2015 ‘gedeckelt’ werden”, erklärt der Sanitätsbetrieb in einer Aussendung am Freitag Nachmittag. “Dies hat Unmut hervorgerufen, auch weil Michel Panzenberger gute Arbeit leistet”, betont Bezirksdirektor Walter Amhof.


“Ängste außen vor lassen!”

“Wir haben uns redlich bemüht, eine Lösung mit Michael Panzenberger zu finden”, so Amhof weiter. Allerdings stehe man vor einer rechtlich sehr komplexen Situation, die der Bezirksdirektor zu erläutern versucht: “Michael Panzenberger erreicht die Einkommensgrenze nicht aufgrund der Anzahl der eingeschriebenen Patienten.” Die Obergrenze des Gehalts wird also nicht durch die “Pro-Kopf-Quote” für die eingeschriebenen Patienten erreicht, vielmehr durch die Sonderleistungen im Ausmaß von 99.000 Euro. “Panzenberger erbringt zusammen mit seiner Frau eine Reihe von erweiterten Zusatzleistungen und durchbricht dadurch die Gehaltsobergrenze”, sagt Amhof. Als öffentlicher Betrieb müsse man sich auf jeden Fall an die Vorgabe des Gesetzgebers halten, sprich die Gehaltsdeckelung anwenden. Die Grundversorgung der Kinder im Tauferer Ahrntal müsse aber gewährleistet werden, unterstreicht der Bezirksdirektor.

Landesrätin Martha Stocker hingegen betont, dass hier nicht mit den Ängsten der betroffenen Bürgerinnen und Bürger gespielt werden dürfe: “Das eine ist die Versorgung der kleinen Patientinnen und Patienten, die wir garantieren müssen; das andere sind Gehaltsverhandlungen!” Als Landesrätin für Gesundheit habe sie sich bereits im vergangenen Jahr dafür eingesetzt, in besonderen Fällen von der Deckelung der Gehälter abzuweichen, wobei der Staat diesbezüglich “wenig Einsicht” zeige. Im speziellen Fall des Kinderarztes Michael Panzenberger ist zumindest Bezirksdirektor Amhof zuversichtlich, dass in Kürze eine Lösung gefunden wird: “Nach den irreführenden Aussagen im Schreiben an die Eltern, wünsche ich doch, dass Sachlichkeit und Hausverstand unsere Gespräche leiten werden.”

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Anita Strauß Sab, 04/30/2016 - 14:39

....und gerade weil wir hier im Ahrntal bis auf eine leider nur ganz kurze Zeit, keinen Basiskinderarzt hatten, wissen wir Eltern Dr Panzenberger und seine Frau , die ebenfalls eine sehr kompetente Kinderärztin ist, sehr zu schätzen. Bisher mussten wir unsere Kinder entweder vom Hausarzt behandeln lassen oder wir sind teilweise bis über 30km weit nach Bruneck zu einem der dort niedergelassenen Kinderärzte bzw. ins Krankenhaus gefahren. Unsere Kinderärzte bieten für unsere Kinder in ihrer Praxis sehr viele Leistungen an, für die man sonst in eine andere Struktur fahren müsste. Auch haben wir Eltern u v.a. auch unsere Kinder ein Vertrauensverhältnis zu unserern Kinderärzten aufgebaut. Wir Eltern hoffen und wissen, dass an einer guten Lösung im Interesse unserer Kinder gearbeitet wird.

Sab, 04/30/2016 - 14:39 Collegamento permanente