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Bäuerliche Kriegskasse

Die Malser Bauern rufen Standesgenossen im ganzen Land zu Spenden auf - um sie in ihren Prozessen gegen die Pestizidverordnung zu unterstützen.
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Foto: upi

In der Weihnachtszeit wird der Spendenbeutel bekanntlich besonders beansprucht. Barmherzigkeit ist gefragt in der stillen Zeit. Mit jenen, die es schlechter haben als wir, die Hilfe brauchen – oder die einfach ihre Anwaltspesen nicht mehr zahlen können. In diese Richtung geht ein dringender Aufruf der „Bäuerlichen Zukunft Mals“, der in der Vorweihnachtszeit im Land die Runde macht. „Spendenaufruf zur Deckung von Prozesskosten“ ist das einseitige Schreiben der Malser Bauern übertitelt, die sich im Zuge des Pestizidstreites in ihrer Gemeinde auch auf dem Gerichtsweg dagegen wehren, dass „man über unsere Köpfe hinweg entscheiden will wie wir künftig unsere Felder bearbeiten sollen“.  Nach einem Prozess gegen die Volksbefragung rekurrierten die Gegner des Pestizidverbotes folgerichtig auch gegen die Verordnung, die nach langem Ringen Ende März vom Malser Gemeinderat verabschiedet worden war. „Das ist der einzige Weg, der uns bleibt“, hatte Sprecher Eduard Bernhart damals gegenüber salto.bz erklärt.

Doch mittlerweile dürfte sich herausgestellt haben, dass der von Beginn an vom Bozner Anwalt Arthur Frei begleitete Gerichtsweg recht kostspielig ist. Noch dazu, da der Gegner, also die Malser Gemeindeverwaltung, „mit dem öffentlichen Geldsäckel die Kriegskasse füttert“ und entschlossen zu sein scheint, „notfalls bis in die letzte Instanz zu streiten“, wie in dem Spendenaufruf erklärt wird. Klar gezeigt habe sich das bereits am Rekurs der Gemeinde gegen die erstinstanzliche Entscheidung im Prozess zur Volksbefragung. Die Folge? „Für die Jungbauern in Mals geht dies selbstverständlich an die Substanz – ihnen droht alsbald die Luft auszugehen“, heißt es im Spendenaufruf. Außer natürlich sie werden von Bauern im restlichen Land in ihrem Kampf gegen Goliath unterstützt, wie das Argumentarium der Plattform sehr eindringlich nahelegt.

Es braucht die Spenden eines jeden, weil ...

- der "Malser Pflanzenschutzstreit" in Wahrheit ein Angriff auf den Bauernstand insgesamt ist;

- der Musterprozess zum "Malser Weg" jetzt gewonnen werden muss, um nicht später Gemeinde für Gemeinde fürs bäuerliche Recht kämpfen zu müssen;

- die Jungbauern in Mals sich finanziell nicht alleine gegen die öffentliche Vewaltung in Prozessen dauerhaft und wirksam wehren können.

 

„Der sogenannte Malser Weg ist nicht eine Malser oder Vinschger Frage, sondern sie betrifft das ganze Land“, appellieren die Malser Bauern an ihre Standesgenossen. Vor allem, weil es dabei nicht allein um die Pflanzenschutzfrage gehe. „Heute ist der Pflanzenschutz strittig, morgen werden es Betonsäulen, Hagelnetze oder die intensive Anbauweise insgesamt im Hinblick auf den Landschaftsschutz sein“, warnen die Malser Bauern. Für sie geht es in ihrem gerichtlichen Kampf um nicht weniger als die Grundsatzfragen, wie weit die Gesellschaft gehen kann. „Deshalb wird in Mals ein Musterprozess geführt und deshalb darf der Streit vor Ort nicht verloren gehen, im Interesse des Bauernstandes insgesamt. So wie die Gegenseite die Kräfte bündelt, muss dies nun auch im Bauernstand geschehen“, so der eindringliche Appell, für die „bäuerliche Zukunft in Südtirol zu spenden“.

 

Die Weihnachtszeit mag das ihre dazu beitragen, dass ihm zahlreich gefolgt wird. Friedlich klingt das alte Jahr damit aber keineswegs aus. Der Richtungsstreit in Südtirols Landwirtschaft geht weiter – mit aufgefüllter Kriegskasse.

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Annemarie Gluderer Mar, 12/27/2016 - 18:17

Stellungnahme zum Artikel von Susanne Pitro: Bäuerliche Kriegskasse:
„In der Weihnachtszeit wird der Spendenbeutel bekanntlich besonders beansprucht. Barmherzigkeit ist gefragt in der stillen Zeit. Mit jenen, die es schlechter haben als wir, die Hilfe brauchen“
Das sehen wir auch so und nicht nur in der Weihnachtszeit!
Wir finden es einfach beschämend, wenn gerade jene Gruppe von Bauern bei anderen Bauern bettelt, welche anderen Bauern und der Bevölkerung Schaden zufügt und nicht einmal dafür gerade steht. Mit Spendengeldern dafür zu kämpfen, dass man weiterhin Spielplätze, Schulhöfe und unsere Luft, welche wir alle zum Atmen brauchen, mit Pestiziden vergiftet, anstatt jene Geschädigten zu unterstützen, welche zigtausende von Euros ausgeben müssen, um sich vor Pestizidabdrift zu schützen und den landwirtschaftlichen Betrieb weiterführen zu können.
Spenden müsste man auch für jene Personen und Institutionen, welche sich für eine gesunde Umwelt, für eine Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder einsetzen.
Der „Malser Pflanzenschutzstreit“ ist in Wahrheit kein Angriff auf den Bauernstand insgesamt, sondern eine Art „Notbremse“ der Malser, weil sich bis heute weder Politik noch Bauernbund für die durch Pestizidabdrift Geschädigten eingesetzt haben, sondern lieber jene unterstützen, welche den Schaden anrichten. Ein Lob an den Bürgermeister und die Bevölkerung von Mals und an alle, welche die Zivilcourage haben, sich für die Gesundheit einzusetzen!
Ganz Europa spricht von Veränderung, Fachleute sehen Bio als Zukunftsmodell, der Malser Weg ist ein Weg in die Zukunft für alle Bauern, für den Tourismus und für die gesamte Bevölkerung. .
Es braucht keinen Musterprozess zum „Malser Weg“, das bäuerliche Recht steht jedem Bauern auf seinem eigenen Grundstück zu. Es müssen sich nicht die Jungbauern von Mals gegen die öffentliche Verwaltung wehren, sondern die Gemeinde Mals muss die Gesundheit Ihrer Bürger schützen und wehrt sich nur gegen jene Bauern, welche durch das rücksichtslose und verantwortungslose Ausbringen von Pestiziden Schaden anrichten. Es darf für Niemanden ein Vergehen zum Recht werden, nur weil sich jahrelang niemand zu wehren wusste!
Liebe Bauerngruppe „Bäuerliche Zukunft Mals“ investiert Euer Geld nicht in Angriffe und Rechtsstreits, sondern in die Biologische Landwirtschaft, in die Zukunft und Gesundheit Eurer Kinder und Enkelkinder!
Solltet Ihr immer noch streiten wollen, so macht einen Spendenaufruf an Monsanto

Mar, 12/27/2016 - 18:17 Collegamento permanente
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Klemens Kössler Mer, 12/28/2016 - 18:00

Warum investiert die Malser Öffentlichkeit nicht in die Bio-Landwirtschaft? Warum gibt die Malser Gemeinde öffentliche Mittel lieber den Rechtsanwälten um gegen Mitbürger vor zu gehen? Warum werden Umweltaktivisten unterstützt und nicht Bauern?
Einzig mögliche Antwort: In Mals will man eine Landschaft für den Konsumenten um von einer heilen Welt zu träumen, dabei ist an zum Schluss gekommen dass der Landwirt dabei ein störendes Element ist weshalb als hochgelobtes Ziel ausgerufen wurde die Landwirtschaft zu zerstören.
Nie ging es um die Förderung von Bio sondern immer nur um das Abschaffen der freien Entscheidungsmöglichkeit der Landwirtschaft.
Um das archivieren des Landschaftsbildes dabei wird das Recht des Betrachters über das des Eigentümers gestellt.

Mer, 12/28/2016 - 18:00 Collegamento permanente
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Astrid Amico Ven, 12/30/2016 - 13:09

Krasse Geschichte! Eigentlich skurril: zuerst wird munter auf Teufel komm 'raus drauf los gespritzt (und er kommt auch wirklich raus!) ohne Rücksicht auf negative Folgewirkungen für Mensch, Tier und Natur, und dann erbittet man "Spenden" um einen Rechtsstreit zu führen, der das Recht auf Vergiftung erhalten und legitimieren soll. Bisher war ich der naiven Meinung gewesen, Spenden seien ausschließlich für einen "guten Zweck" gedacht. Aber nein, nicht in Mals. Glauben die Malser Bauern wirklich, dass der Rest der Bauernschaft sich mit ihnen solidarisieren wird und sie sogar finanzieren wird? Ich glaube an den gesunden Hausverstand der "außermalsischen" Bauern und an den langsamen Wechsel in der Wahrnehmung des unleugbaren Wechselspiels zwischen Mensch und Umwelt, das ein neues Verantwortungsbewusstsein mit sich bringt. Die Zeiten ändern sich und wer sich nicht mit ändert, geht unter. Das wissen moderne Bauern.

Herr Kössler, was wiegt ihrer Meinung nach mehr, das Recht einer kleinen Gruppe von Menschen auf freie Entscheidungsmöglichkeit oder das Recht der übrigen großen Menschen- und Tiergruppe auf Gesundheit?

Ven, 12/30/2016 - 13:09 Collegamento permanente