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„Päpste werden sich entschuldigen”

„Der Ausschluss von Frauen aus dem Priesteramt ist heutzutage nicht mehr vertretbar“, sagt die Brixner Tertiarschwester Klara Maria Rieder.
Frau in Kirche
Foto: upi

Der akute Priestermangel hat nun auch die Diözese Bozen-Brixen an die Grenze ihrer organisatorischen Kapazität gebracht. Die Antwort, die zu Beginn dieser Woche präsentiert wurde: ein neuer Plan zur Verteilung der Seelsorgeeinheiten in Südtirol. „Wie können lebendige Pfarreien, die sich als Zeichen und Werkzeug der Gottes- und Nächstenliebe verstehen, erhalten bleiben und aufgebaut werden“ ist eine der zentralen Fragen, die sich die Diözese stellt. Eine Maßnahme ist die Reduzierung der Seelsorgeeinheiten und die stärkere Einbeziehung von ehrenamtlichen Laien. Unseren Nachbarn in Tirol stellt sich dieselbe Herausforderung – der Chef der katholischen Aktion Innsbruck Klaus Heidegger hat in der Tiroler Tageszeitung eine ganz andere klare Antwort auf dieses Problem: Die Zulassung von Frauen zur Priesterweihe.

In der Bibel spricht nichts dagegen

Ein seit langem diskutierter Ansatz, der jedoch trotz des akuten Nachwuchsmangels offenbar immer noch nicht in Betracht gezogen wird. Warum nicht, kann auch Schwester Klara Maria Rieder von den Tertiarschwestern in Brixen nicht nachvollziehen. Laut Schwester Klara spricht in der Bibel nichts dagegen, dass auch Frauen das Priesteramt ausführen. Jenen Stimmen, die sich auf die Erhaltung der Tradition berufen und mit der üblichen Rhetorik „das war schon immer so und muss so bleiben“ argumentieren, setzt sie entgegen, dass hinter jeder Tradition die wichtigeren christlichen Werte stehen. Um diese zu erhalten muss man „die Traditionen manchmal eben ändern“, meint die Ordensschwester. Sie würde darin vielmehr auch einen zusätzlichen Gewinn und eine Bereicherung der Seelsorge mit neuen Aspekten sehen, gerade weil der Großteil der Personen, die Hilfe aufsuchen, Frauen seien. Dasselbe gelte für den Bereich der Familienseelsorge, wo Priesterinnen eine wichtige Ergänzung wären. Bis dahin wird es jedoch noch lange dauern und „hinterher werden sich Päpste entschuldigen, dass es so lange gedauert hat“, ist sich die Klara Rieder sicher.  

Es ist ein dienender Posten, der den Frauen gut liegen würde

Sie verstehe nicht, dass das Frauenpriestertum heutzutage überhaupt noch zur Diskussion steht. Es verstoße fast schon gegen Menschenrechte, dass ein Teil der Menschheit, die Frauen, gerade in der katholischen Kirche, von typisch christlichen Aufgaben ausgeschlossen bleiben, meint sie. Denn das Priesteramt ist, nach Rieders Verständnis, eben „kein Machtposten“. Ganz im Gegenteil: „Es ist ein dienender Posten, der den Frauen gut liegen würde. Diese Fehlinterpretation des Amtes ist ihrer Meinung nach immer noch ein hinderlicher Faktor und führe dazu, dass die „Kirchenmänner fürchten an Macht und Einfluss zu verlieren“.

Die Worte der Schwester und die aktuellen Maßnahmen gegen den Priestermangel zeigen, wie hartnäckig innerhalb der katholischen Kirche immer noch an alten Mustern und Traditionen festgehalten wird und die Augen vor der Realität innerhalb der Glaubensgemeinschaft und ihrer Mitglieder verschlossen bleiben. Seit langem wird darauf hingewiesen, dass man durch diese Haltung riskiere wichtige weibliche Mitglieder und Unterstützer zu verlieren, die sich seit Jahren ehrenamtlich engagieren. So hieß es schon 2010 in einer Ausgabe des Informationsblattes ëres des Frauenbüros der Provinz: „Die weibliche Hälfte der Bevölkerung stellt zwar in vielen Bereichen des kirchlichen Lebens die absolute Mehrheit: bei der Teilnahme an Gottesdiensten, der Weitergabe des Glaubens an Kinder oder bei ehrenamtlicher Arbeit in den Pfarrgemeinden, die laut Schätzungen zu 70 bis 80 % von Frauen erledigt wird. Wie Glauben gelebt wird, bestimmen jedoch allen bisherigen Reformbemühungen zum Trotz fast zu 100 % Männer."

Ich bin schon immer fürs Frauenpriestertum gewesen, dass man das immer wieder sagen muss kommt mir langsam schon direkt komisch vor

Die Priesterweihe für Frauen als Möglichkeit gegen den akuten Personalmangel der katholischen Kirche vorzugehen, könnte in Zukunft also wegweisend sein. Die überholte Tradition – aufgrund des Geschlechts keinen Zugang zu Ämtern zu haben – ist auch in anderen Bereichen schon längst kein Hindernis mehr. Dies heutzutage überhaupt noch sagen zu müssen, kommt auch Schwester Klara „langsam direkt komisch vor“. Sie sei schon immer fürs Frauenpriestertum gewesen. In diesem Sinne: Kampf dem „gender pray gap“.

 

 

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Martin Senoner Ven, 03/31/2017 - 16:31

Im von der Diözese vorgestellten Konzept fehlen meiner Meinung nach die ständigen Diakone, sie sind in der Regel verheiratet, gehören aber zum Klerus und wenn wir wirklich nur mehr 50 oder weniger arbeitsfähige Priester haben, gehören wir zu den unterversorgten Gebieten in denen diese als viri probati zu Priestern geweiht werden könnten, und die Frauen könnten das Diakonsamt übernehmen! Dass in der Bibel eine Diakonin vorkommt, habe ich schon 1994 aufgezeigt!

Ven, 03/31/2017 - 16:31 Collegamento permanente
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Karl Trojer Sab, 04/01/2017 - 20:22

Wie recht Schwester Klara hat ! Ich kann mir vorstellen, dass mit der Zulassung von Frauen zum Priestertum (auf allen Ebenen) in absehbarer Zeit ähnliches passiert, wie mit dem Sturz der Berliner Mauer. Am Tag danach wird´s selbstverständlich sein, dass Frauen zu Priesterinnen geweiht werden können. Das ganze Dagegensein hat letztlich mit der Frage nach der Würde des Menschen ( gleich für Frau und Mann, zumal beide gleichermaßen "Kinder Gottes" sind) zu tun. Mag sein, dass in der geschichtlichen Darstellung beim letzten Abendmahl nur Männer als anwesend aufscheinen, doch hat dies nicht mit der damals in der Gesellschaft als normal erachteten Zweitrangigkeit der Frau zu tun.? Man hat sie einfach weggelassen, da sie als nicht wichtig galten, oder gar als nicht öffentlichkeits-tauglich... Dabei waren unter dem Kreuze Jesu mehr Frauen als Männer und sie haben vor den Männern am leeren Grab vom Auferstandenen erfahren und es den Männern mitgeteilt. Maria, wird in der katholischen Kirche, als Mutter Jesu, wie ich meine zu Recht, außerordentlich verehrt. Leitet sich davon nicht ab, dass die eigentliche Botschaft des Christentums, nämlich die Menschwerdung der LIEBE, die GOTT ist, mittels einer Frau, Maria, vollzogen wurde ? Der Umstand, dass Maria (nach katholischem Dogma) unbefleckt empfangen war, kann kein minderndes Argument gegen die priestreliche Gleichberechtigung der Frauen sein, zumal auch die männlichen Priester nicht "unbefleckt empfangen" worden sind. Ich hoffe auf die Einsicht und Demut der Kirchenleitung, dass altes Unrecht wieder gutgemacht und Frauen ehestens nicht nur zum Diakonat, sondern zum Priestertum auf allen Ebenen zugelassen werden.
Karl Trojer, Terlan, [email protected]

Sab, 04/01/2017 - 20:22 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Dom, 04/02/2017 - 19:50

Also nur mehr ca. 50 aktive Priester wird Südtirol in Kürze haben.
Großgemeindenpriester.
Danach wird es Talschaftspriester geben.
Und zum Schluss Bezirkspriester (7)
und ganz zum Schluss einen Landespriester.(1)
Ich bin ja neugierig, wann der Apparat seine Regeln ändert!

Dom, 04/02/2017 - 19:50 Collegamento permanente
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Robert Hochgruber Dom, 04/02/2017 - 21:33

Ich stimme Klara Rieder voll und ganz zu. Es ist im Grunde genommen eine Frage der Menschenrechte, dass Frauen innerhalb der Kath. Kirche dieselben Ämter innehaben können, wie Männer. Der Priestermangel darf nicht der ausschlaggebende Grund für eine Änderung sein, auch wenn das vermutlich ein Anstoß ist.
Jesus von Nazareth würde heute meines Erachtens sicherlich Frauen als Apostelinnen haben, so wie er sich damals gegenüber Frauen in der patriarchalen Gesellschaft verhalten hat.
Ja, auch ich bin neugierig wie Du Sigmund, wann der wann dieser frauenfeindliche, priesterzentrierte, absolutistische und zentralistische Apparat von Kath. Kirche seine Regeln ändert. Bevor die Struktur ins sich zusammenfällt, hat die Kirchenleitung es im Laufe der Geschichte noch immer getan. Ich bin überzeugt, dass ich noch einiges erlebe.
Außerdem ist das Evangelium nach wie vor unüberbietbar, meine ich.
Theologinnen und Theologen machen sich einen Spaß und sagen: Jesus hat das Reich Gottes verkündet, gekommen ist die Kirche.

Dom, 04/02/2017 - 21:33 Collegamento permanente