Ambiente | Verkehr

Der Pfingststau

Auf der Brennerautobahn spielt sich ein Verkehrskollaps ab. Fritz Gurgiser hatte schon vorher gewarnt. Jetzt wird auch die Süd Tiroler Freiheit politisch aktiv.
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Foto: tt
Der österreichische Autofahrerclub ÖAMTC kündigte für das Pfingstwochenende die „Generalprobe für den Sommerreiseverkehr“ an. Es ist eine Generalprobe, die ordentlich in die Hose gegangen ist.
Denn am Samstag bildete sich in Nordtirol ein 40 Kilometer langer Stau. Die Fahrt von Innsbruck auf den Brenner dauerte zweieinhalb Stunden. Dazu kommt ein Stau vor der Mautstelle Sterzing, der zehn Kilometer lang ist. Also fast bis zur Staatsgrenze zurückreicht.
Der Nordtiroler Transit-Kämpfer Fritz Gurgiser kommentiert diese Zustände in seiner gewohnt prägnanten Art. „Ein Blick auf die Webcams der Autobahnen zeigt neuerlich das Totalversagen des Landes Tirol – die „Gier isch a Luader“ wird wohl nach wie vor das Leitmotiv sein, um nur ja keinen Transit-Lkw an der Grenze anhalten zu müssen, damit womöglich ein paar „Transitsilberlinge an Maut, Roadpricing oder Dieselsteuer“ entgehen.
Gurgiser und sein Transitforum Austria-Tirol fordern seit Jahren die Landesverkehrsabteilung auf, an bestimmten, hochfrequentierten Reisetagen den Lkw-Transit an den Grenzen abzufangen und nur so viele Lkw in das Inn- und Wipptal zu lassen, dass einerseits die Verkehrssicherheit, die Flüssigkeit und der regionalePendler- und Wirtschaftsverkehr gewährleistet bleiben. Technisch wird diese Art der LKW-Steuerung als „Blockabfertigung“ bezeichnet.

 
Am Freitag forderte Gurgiser dringend „rechtlich korrekten und tirolspezifisch notwendigen Blockabfertigungen für den kommenden Pfingstdienstag“ ein. Dass die Beschränkung finanziell vertretbar ist, zeige sich an den Daten der Betreibergesellschaft ASFINAG. Das Unternehmen hat zwischen Kufstein und dem Brenner jährlichen Einnahmen allein an Maut- und Roadpricing aus dem Lkw-Transit von mindestens 150 Millionen Euro. Dazu kommt Dieselsteuer von rund 2 Milliarden Liter allein für den Transit-Lkw berechnen.
Wir bedauern, dass das Land Tirol immer noch die Transitsilberlinge vor die Aufrechterhaltung eines sicheren und flüssigen Verkehrs ebenso stellt wie die Einhaltung aller Verpflichtungen nach Reduktion von Lärm und Abgasen aus dem Verkehr und werden alles daran setzen, das im öffentlichen Tiroler Interesse umzudrehen“, schreiben Fritz Gurgiser und Clemens Franceschinel in einer Aussendung. Das Transitforum will das vorhergesagte Verkehrschaos am Pfingstdienstag mit Bildern dokumentieren.
Aber auch in Südtirol werden die Staus auf der Brennerautobahn zum politischen Thema. Sven Knoll und die Süd Tiroler Freiheit laden für Dienstagvormittag im Landtag zu einer Pressekonferenz mit dem Titel „Staufreie Brennerautobahn“.
In den vergangenen Wochen ist es wiederholt zu massiven Staus auf der der Brennerautobahn gekommen. Diese Staus sind nicht nur ein Ärgernis für die Autofahrer, sondern verursachen volkswirtschaftliche Schäden und sind auch für den Tourismus schädigend. Vor allem aber sind die Belastungen für die Bevölkerung nicht länger hinnehmbar.“, erklärt Sven Knoll.
Die Süd-Tiroler Freiheit glaubt die Gründe erhoben zu haben, weshalb sich die Staus vor allem auf der Süd-Tiroler Seite der Brennerautobahn bilden und will einen Beschlussantrag mit Maßnahmen für eine staufreie Brennerautobahn im Landtag einbringen.
Für jene, die derzeit vier Stunden im Stau stehen, wird das wohl zu spät sein.
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Fritz Gurgiser Sab, 06/03/2017 - 21:23

In risposta a di Sigmund Kripp

Es wird wohl nicht gut möglich sein, auf ein Titelfoto die Brennerautobahn von Kufstein bis Salurn unterzubringen - es steht ja auch Ihnen frei, sich über die Kameras das "richtige Bild" zu machen:
Auf der rechten Fahrspur die Lasterlawine, vornehmlich aus BG, BIH, CZ, EST, H, HR, LT, LV, PL, RO, RUS, SK, SLO etc., die mit unserer Wirtschaft nichts zu tun haben, keine Fahrzeug- oder Mitarbeitersteuern bei uns bezahlen und deren Disponenten in den Speditionszentralen NULL Respekt vor den besonderen Bedingungen in unseren engen Gebirgstälern haben. Und auf der rechten Spur alle jene, die sich ein paar Tage erholen wollen - ob in Dolomiten oder dem Gardasee oder sonstwo.
Nachdem ich auch bei Ihnen als bekannt voraussetze, dass Sie sehr genau wissen, dass
a) über den Brenner von den 2 Millionen Transit-Lkw mehr als die Hälfte bereits nicht mehr den kürzesten, sondern den bequemsten und billigsten Weg wählen, ist es mehr als legitim, in einer Güterabwägung an solchen Tagen eben Grenzen einzuziehen - es stehen ihnen eine ganze Reihe anderer Möglichkeiten zur Alpenquerung zur Verfügung; auf Bahn oder Straße und
b) die Verkehrssicherheit, die Flüssigkeit des Verkehrs, die Reduktion der Lärm- und Abgasbelastungen etc. weit höhere und wichtiger Güter als dieses mehr als idiotische Anbeten des Götzentums Lkw-Transit, von dem in dieser Form nicht die Regionen profitieren, sondern vornehmlich Industriekonzerne, die nur eines im Kopf haben: Das Nutzen von billigsten Arbeitskräften in Ländern, in denen sie kaum Steuern und Abgaben bezahlen.
Damit genug für heute - jetzt hat das Finale Vorrang, wo soeben ein Traumtor für Juve gefallen und Buffon knapp am Infarkt vorbei ist.
Schöne Pfingsten, in denen ich mich in kein Auto setze, sondern dort zu finden bin, wo derzeit Enzian, Platenigl, Frauenschuh etc. auf mich und meine Frau warten.
LG
Fritz Gurgiser

Sab, 06/03/2017 - 21:23 Collegamento permanente
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Fritz Gurgiser Dom, 06/04/2017 - 10:20

In risposta a di Sylvia Rier

Dieser Satz dokumentiert nur die IST-Situation auf der Brennerstrecke im Anwendungsbereich des Rahmengebietes der Alpenkonvention - falls Sie das nicht bemerkt haben: Seit der Ostöffnung mit 1. Mai 2004 haben die ehemaligen Ost-Staaten den größten Teil der Transitfahrten entweder direkt übernommen oder durch ausgelagerte ehemalige deutsche, österreichische oder italienische Unternehmen.
Sie "sparen" dadurch ihre Fahrzeugsteuern in unseren Staaten (die fehlen dann zur Finanzierung des Gemeinwohls) und sie beschäftigen Lkw-Fahrer, die heute als "Lenkradlohnsklaven" mit Monatsbruttolöhnen von € 300,00 bis € 500,00 und ein paar zusätzliche, steuerfreie Zulagen abgespeist werden (die fehlen später bei der Pensionsberechnung).
Deshalb ist das weder eng noch weit gefasst, sondern die IST-Situation, die nur darauf ausgelegt ist, den Lkw-Transport immer noch zu verbilligen (auf dem Rücken ihrer Lenkradsklaven), damit einige wenige Konzerne als Auftraggeber dieser Transporte ihre Kosten in Niedriglohnländern senken und ihre Aktienkurse steigern können.
Wir an der Brennerautobahn bezahlen das mit dem Verlust an Lebens-, Gesundheits- und Wirtschaftsqualität.
Hoffe, Sie verstehen das nun besser.
LG
Fritz Gurgiser

Dom, 06/04/2017 - 10:20 Collegamento permanente
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Sylvia Rier Dom, 06/04/2017 - 12:18

In risposta a di Fritz Gurgiser

Ja, schon klar (Dank auch für die Klärung). Trotzdem glaube ich, dass weit die Mehrheit wenn nicht alle der Länder, die Sie in Ihrem Ausgangskommentar auflisten, EU-Länder sind (ich hab's nicht genau geprüft, oder abgezählt). Ich finde halt, mit "unsere Länder" und "deren Länder" wird das Problem kaum (nicht mehr!) gelöst werden können. --- Allerdings kann ich mich sehr wohl an Ferienstaus erinnern, die "es schon immer gab", und die in ihrem Ausmaß (unter anderen Rahmenbedingungen) den heutigen durchaus vergleichbar sind. --- Schön Ihr Satz mit den "seltsamen Reisenden" (da sind Sie ja, kommt mir vor, auf einer Linie mit S. Kripp) - die sind allerdings demselben Phänomen geschuldet, meine ich, wie die Lkw: einer wild gewordenen "Wirtschaft".

Dom, 06/04/2017 - 12:18 Collegamento permanente
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martin hilpold Dom, 06/04/2017 - 13:34

In risposta a di Sylvia Rier

"mit "unsere Länder" und "deren Länder" wird das Problem kaum (nicht mehr!) gelöst werden können." Langfristig sollte der Brennerbasistunnel eine Lösung sein. "Unsere Länder" ist die Europaregion Tirol, welche diesseits und jenseits des Brenners vom wachsenden LKW Verkehr betroffen ist. Dieser Verkehr entsteht nicht durch die Unternehmen/ Wirtschaft der Europaregion Tirol sondern durch die Globalisierung, die global Player, die großen Unternehmen. Wir sind für unser Land verantwortlich (Umwelt, Gesundheit usw) und die Politik hat die Möglichkeit einzugreifen (z.B. Verlagerung auf die Schiene, Mauterhöhung, Kostengerechtigkeit beim Warentransport usw.). Staus gibt es nicht nur auf der Autobahn, sondern auch hinter Traktoren, Prozessionnen und bei Weinachtsmärkten. Solche Staus sind unvermeidbar, die LKW Lawine auf der Brennerautohahn ist aber vermeidbar. Wenn wir auf unser Land schauen, dann müssen wir etwas gegen diesen LKW Transitwahnsinn tun.

Dom, 06/04/2017 - 13:34 Collegamento permanente
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Fritz Gurgiser Dom, 06/04/2017 - 10:11

In risposta a di Sigmund Kripp

Sehr geehrter Herr Kripp, noch eine Anmerkung zu Ihrem Eingangssatz, wonach der Pfingststau "seit 30 Jahren existiere" - das ist blanker Unfug und de facto Zynismus, denn aus welcher Motivation heraus immer verschweigen Sie geflissentlich, dass das immer ärger wurde. Oder wollen Sie behaupten, vor 30 Jahren war auch das ganze Land lahmgelegt, vor 30 Jahren sind die Laster auch Stoßstange an Stoßstange "gestanden", um ihren Krempel x-Mal hin- und herzukarren etc.?
Eines hat sich massiv geändert: Seit jeder Pkw, SUV (vulgo "Privatkraxe", um das etwas aufzulockern) ein Navi im Auto oder bei der Beifahrerin in der Hand hat (Smartphone), meinen sie alle, das Navi wird sie schon auf Ausweichrouten lenken und vergessen dabei in seltener Dummheit, dass alle anderen mit ihrem Navi eben auch dort hin geleitet werden; gestern bspw. auf die alte Römerstraße durch Aldrans, Lans, Patsch, Ellbögen.
Es würde sich anbieten, all diese seltsamen Reisenden zu fragen, ob es bei ihnen zu Hause schon so grausig ist, dass sie jede Gelegenheit zur Flucht nutzen und ihrer Gesundheit ja nichts Gutes tun, wenn sie von drei Tagen Pfingsten mindestens einen halben Tag im Stau verbringen.
Aber zu behaupten, das war immer schon so, gehört in die Kategorie Karl May - der hat auch von Sachen erzählt, die er nie selbst erlebt hat.
LG
Fritz Gurgiser

Dom, 06/04/2017 - 10:11 Collegamento permanente
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Sigmund Kripp Lun, 06/05/2017 - 18:36

In risposta a di Fritz Gurgiser

sehr geehrter Herr Gurgiser, ich habe den Pfingststau zum ersten Mal selbst im fernen Jahr 1987 mitfahren dürfen. Wir haben 5 Stunden von Bozen nach Innsbruck gebraucht. Den Stau hat es in all den Jahren seitdem wieder gegeben. Ich weiss, was ich schreibe. Und daher meine ich, dass es an der Zeit wäre, dass die Autofahrer ihr Hirn einschalten, bevor sie Urlaube und Hin+Rückfahrten planen. An diesen heissen Wochenenden herrscht in Italien LKW-Fahrverbot. Den Stau machen also die PKWs. Dass der Stau immer mehr geworden ist, hat mein Kommentar ja nicht ausgeschlossen. Warum müssen Sie so aggressiv reagieren? Wenn Sie andere Texte von mir googlen, werden Sie merken, dass ich durchaus dafür bin, Auto- und LKW-Verkehr empfindlich zu verteuern und dafür die Bahn auszubauen. Reinen Transitverkehr aber muss man - wie die Schweiz - gesetzlich auf die Schiene zwingen.

Lun, 06/05/2017 - 18:36 Collegamento permanente
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Manfred Gasser Lun, 06/05/2017 - 13:04

Herr Heiss, wenn dieses Geschwafel so ideenlos ist, machen Sie es doch besser!
Erzählen Sie uns mehr von den radikal neu gedachten Konzepten. Ich kann leider im BBT kein neues Konzept entdecken!?!
Und da ich kein ideologischer Grüner oder/und Linker bin, überlasse ich es anderen, alles gut/schlecht zu reden.

Lun, 06/05/2017 - 13:04 Collegamento permanente
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Fritz Gurgiser Mar, 06/06/2017 - 13:24

"Der BBT geht bald in Betrieb" - schön, wie Sie das sehen und in Wahrheit keine Ahnung haben und nicht wissen, dass er bereits 2008 (!) in Betrieb gehen hätte sollen. Und dass all die Versprechen rund um den Miniteil der Hochleistungsstrecke Berlin-Palermo samt Eisenbahnumfahrung Innsbruck und Neue Unterinntalbahn bisher nur eines gebracht haben:
Milliarden an Steuergeldern wurden in die Schiene "verlagert" - ein klassisches immer teurer werdendes "amici-investment" - der Lkw-Transit wird vor allem von den BBT-Befürwortern (aktuell Günther Platter und Arno Kompatscher) mit nahezu biblischer Gewalt auf der Straße gehalten. Mehr schreibe ich nicht, weil Ihre Ansichten bedauerlicherweise den realen Bedingungen keine Sekunde standhalten - Industrie 4.0 ist ja nicht etwas, was Arbeitsplätze schaffen soll, sondern Kosten senken soll - zu Lasten der Beschäftigten.
LG
Fritz Gurgiser
Zeitzeuge aller nicht gehaltener Versprechen von mittlerweile allein 14 österreichischen Verkehrsministerinnen und -Ministern.
Wenn es aber um unsere Menschen rund um den Brenner geht, ist jeder Dolomit ein Weichstein - alles klar, Herr Heiss? Und viel Erfolg in Berlin.

Mar, 06/06/2017 - 13:24 Collegamento permanente
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Mensch Ärgerdi… Mar, 06/06/2017 - 15:45

nein stimmt Sie haben recht, zu lachen gibt es reichlich wenig. Wie viele Milliarden verschlingt dieses idiotische Projekt gleich nochmal 10? Für was? Absolut gar nichts da zig Studien bewiesen haben, dass die vorhandene Trasse nicht ausgelastet ist und der Güterverkehr im besten Fall langsam abnehmen wird statt zu wachsen.

Mar, 06/06/2017 - 15:45 Collegamento permanente