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Gefährliche Daten

Die STF wartet mit “schockierenden Zahlen” auf: An den deutschsprachigen Kindergärten und Schulen nehme “die Anzahl der Ausländer völlig unkontrolliert zu”. Tatsächlich?
STF
Foto: Salto.bz

Für die Süd-Tiroler Freiheit (STF) sind es “schockierende Zahlen”, die sie am Dienstag Vormittag der Öffentlichkeit präsentiert. “Alarmierend”, “brisant” und “gefährlich” ist die Realität für Sven Knoll, Myriam Atz Tammerle, Bernhard Zimmerhofer und Cristian Kollmann – jene Realität, die sie aufgrund der Daten rekonstruiert haben und die “bisher immer verheimlicht und abgestritten” worden sei. Nämlich, dass die Anzahl der ausländischen Kinder an den Kindergärten und Schulen in Südtirol steigt. Vor allem um die deutschsprachigen Bildungseinrichtungen ist die STF naturgemäß besonders besorgt. Seit 2014 seien die Einschreibungen von Ausländern dort “regelrecht explodiert und gefährden damit massiv die deutschen Bildungseinrichtungen”.

“Wie viele ausländische Kinder – und damit meine ich Kinder, die nicht deutschsprachig sind – verträgt das deutsche Bildungssystem?” Diese Frage stellt sich Sven Knoll mit einem Blick auf das elfseitige Datendossier, das vor ihm liegt. Dort aufgelistet: Die 33 deutschsprachigen Kindergärten und Schulen in Südtirol, an denen der Anteil an ausländischen Kindern bei mindestens 30 Prozent liegt. Darunter acht Kindergärten, an denen mehr als die Hälfte der Eingeschriebenen nicht italienische Staatsbürger sind. Wie im Kindergarten in der Weggensteinstraße im Stadtzentrum von Bozen: Von den 48 Kindern sind im Kindergartenjahr 2017/18 10 italienischer Staatsbürgerschaft, 38 ohne (5 EU-Bürger und 33 Nicht-EU-Bürger) – knapp 80 Prozent. Und in der Grundschule Waidbruck sind von 37 eingeschriebenen Kindern 20 ausländischer Staatsbürgerschaft (54 Prozen).

Die Beispiele, die die STF auflistet, mögen Anlass zur Sorge geben – Knoll, Atz Tammerle und Zimmerhofer erinnern etwa an die Probleme, die Kindergartenfachkräfte haben, die mit einer Vielzahl an Kindern arbeiten müssen, die kaum bis nicht Deutsch können. Doch kann tatsächlich von einer “Gefahr für den Schutz und den Fortbestand der deutschen Sprachgruppe” die Rede sein?

 

Verheimlichte Zahlen?

Erst vergangene Woche hat das Landesstatistikinstitut ASTAT die neuesten Zahlen zu den Kindergärten und Schulen Südtirols veröffentlicht. Verheimlicht wird dort nichts. Im Schuljahr 2016/17 betrug der Anteil ausländischer Kinder in den deutschsprachigen Kindergärten im ganzen Land 11,0 Prozent (10,9 Prozent in deutsch- und ladinischsprachigen Kindergärten zusammen). In den italienischsprachigen Kindergärten 24,6 Prozent.

 


Betrachtet man die Entwicklung der vergangenen Jahre, zeigt sich, dass sowohl absolut als auch anteilsmäßig die Kinder ausländischer Staatsbürgerschaft in den deutschsprachigen Kindergärten stärker zugenommen haben als in den italienischsprachigen:

 

 

Dieselbe Entwicklung zeigt sich an den Grundschulen des Landes:

 


Die Zahlen, die die STF am Dienstag präsentiert, beziehen sich vor allem auf die städtischen Kindergärten, insbesondere Bozen. Die Herausforderungen, die die steigende Zahl an Kindern, die nicht bzw. kaum Deutsch können, dort mit sich bringen, sind bekanntlich bereits vor einiger Zeit von der Landesregierung und den Stadtregierungen erkannt worden. Wenn auch für viele zu spät, wurden Maßnahmen beschlossen, etwa der 5-Punkte-Plan der Landesregierung. Dort ist auch vorgesehen, dass nicht deutschsprachige Kinder bei der Einschreibung künftig auf sämtliche deutschsprachigen Kindergärten verteilt werden sollen. Ebenso soll eine – nicht unumstritteneErhebung der Sprachkenntnisse der Kinder eingeführt werden.
Was also verlangt die STF? Unterm Strich einzig das, was ohnehin bereits angedacht ist – wenn auch rhetorisch dramatischer formuliert: “Eine Obergrenze an nicht-deutschsprachigen Kindern an Kindergärten und Schulen” und dass, “umgehend erhoben wird, wie es bei der Einschreibung an den deutschen Schulen um die Sprachkompetenzen der Kinder bestellt ist”.

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Sigmund Kripp Mar, 11/21/2017 - 20:22

Solange auch nur EIN/E Südtiroler/in ins Ausland auf Urlaub fährt, darf er/sie sich nicht aufregen, wenn die Menschen aus den Zielländern seines/ihres Traumlandes auch zu uns kommen wollen! Ich als Regierungskommissär würde solchen Personen (nämlich jenen, die sich aufregen) ein AUSREISEVERBOT erteilen!

Mar, 11/21/2017 - 20:22 Collegamento permanente
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gorgias Mer, 11/22/2017 - 10:32

Wer sein Kind in einen deutschen Kindergarten schickt möchte gerne dass dies für die Sprachentwicklung der deutschen Sprache vorteilhaft ist. Wenn 80% der Kinder nicht deutscher Muttersprache sind wird das schwer bis unmöglich, es besteht die Gefahr dass am Ende jemand kein richtiges Deutsch lernt, so wie es bei den sog. Gemischtsprachigen auch so manche Beispiele gibt.
Es ist im Besten Interesse aller Kinder wenn man Höchstgrenzen pro Kindergartengruppe festlegt und die Kinder besser verteilt.
Ihre Rassismusvorwurfe tragen zu keiner Weise zu einer sachlichen Diskussion bei.

Mer, 11/22/2017 - 10:32 Collegamento permanente
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Peter Gasser Mer, 11/22/2017 - 15:14

In risposta a di gorgias

Das ist nachweislich falsch. Kinder deutscher Muttersprache haben kein Problem, auch ohne Kindergarten und Schule, allein bei den Eltern die deutsche Sprache gut genug zu lernen.
Wäre Ihre Anhame richtig, könnte kein Kind, das nicht deutscher oder italienischer Muttersprache ist, die deutsche oder italienische Sprache in Kindergarten und Schule je erlernen.
Da haben tausende von Kindern aus aller Welt, welche in Deutschland aufgewachsen sind, bereits das Gegenteil eindrucksvoll bewiesen.

Mer, 11/22/2017 - 15:14 Collegamento permanente
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gorgias Mer, 11/22/2017 - 17:28

In risposta a di Peter Gasser

@Peter Gasser
Das stimmt so nicht ganz. Einmal hängt es von Sprachvermögen der Eltern ab und dieser ist nicht überall gleich. Besonders Menschen aus Bildungsfernen Milleu und Menschen mit Migrationshintergrund trifft das Vermehrt zu. Des Weiteren sind nicht ausschließlich Eltern für die Sprachentwicklung der Kinder ausschlaggebend, sondern auch das Umfeld. Wer in einem Umfeld aufwächst in dem schlechtes Deutsch gesprochen wird, läuft Gefahr dies zumindest teilweise zu übernehmen.

Mer, 11/22/2017 - 17:28 Collegamento permanente
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gorgias Mer, 11/22/2017 - 17:40

Ich habe hier im Artikel nichts von verhaltensauffälligen Kindern gelesen. Wo haben Sie das her?
Des weiteren kann man sich auch fragen ob unter Kinder mit Migrationshintergrund mehr Verhaltensauffällige vorzufinden sind.

Mer, 11/22/2017 - 17:40 Collegamento permanente
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gorgias Mer, 11/22/2017 - 19:43

Diese Schlussfolgerung kommt von ihnen. Wenn man Menschen hier leben lässt ist der Aufwand meiner Meinung natürlich wert und zwar aus altruistischen als auch aus Eigeninteresse. Doch was die Einwanderung geht und hier möchte ich wiederum berechtigte Asylgründe ausdrücklich ausklammen, kann man schon Konsequenzen ziehen. Das kanadische Einwanderungssystem wäre meiner Meinung zu erwägen.

Mer, 11/22/2017 - 19:43 Collegamento permanente