Politica | Richtung Rom

“Rechne mir gute Chancen aus”

Julia Unterberger will für die SVP in den Senat einziehen. Die Rechtsanwältin spricht über ihr politisches Comeback, ihre Anliegen und ihre Einstellung zum Doppelpass.
Julia Unterberger
Foto: Südtirolfoto/Othmar Seehauser

Sie will es noch einmal wissen. Nach ihrer achtjährigen Laufbahn im Landtag – von 2003 bis 2008 und von 2010 bis 2013 saß sie im Hohen Haus – und dem Ausscheiden aus der Politik vor vier Jahren kehrt Julia Unterberger dorthin zurück.
“Eigentlich bin ich sehr zufrieden mit meinem Leben, so wie es jetzt ist. Ich würde nicht wieder zurück wollen.” So antwortete Julia Unterberger noch im März dieses Jahres auf die Frage der ff-Redaktion, ob ihr denn die Politik fehle.
Nun wird sich die 55-jährige Rechtsanwältin, ehemalige Präsidentin des Landtags und des Landesbeirates für Chancengleichheit den parteiinternen Vorwahlen der Volkspartei am 21. Jänner stellen. Und rechnet sich gute Chancen aus, als SVP-Kandidatin im Wahlkreis Meran/Vinschgau für den Senat aufgestellt zu werden. Den hatte zuletzt Karl Zeller 2013 für sich entscheiden können. Doch der Meraner Rechtsanwalt und Ex-Ehemann von Unterberger hat beschlossen, seine aktive politische Karriere zu beenden – und damit dem politischen Comeback von Julia Unterberger die Türen geöffnet.

salto.bz: Frau Unterberger, was hat Sie dazu bewogen, für die kommenden Parlamentswahlen am 4. März 2018 zu kandidieren?

Julia Unterberger: Zunächst muss ich mich den parteiinternen Vorwahlen stellen. Meine Kandidatur passiert jedoch nicht aus heiterem Himmel. Ich wurde mehrmals von Parteigremien und Parteifunktionären gefragt. Jetzt habe ich definitv zugesagt. Die Vorstellung, am Gesetzgebungsprozess mitzuwirken übt auf eine Juristin, die in ihrer Arbeit tagtäglich mit diesen Gesetzen konfrontiert ist, eine große Attraktion und Faszination aus.

Das heißt, Rom reizt sie mehr als Juristin denn als Politikerin?

Natürlich trete ich als Politikerin an. Aber die Arbeit im Parlament hat sehr viel mit juridischer Arbeit zu tun. Nicht umsonst sind sehr viele Parlamentarier Rechtsanwälte. Und schließlich kann jeder Beistrich eine andere Auslegung des Gesetzes bewirken. Da gilt es genau hinzuschauen. Ich bin im Familienrecht spezialisiert. In diesem Bereich werden derzeit grundlegende Weichen in Rom gestellt, etwa was den Ehegatten-Unterhalt für Frauen betrifft. Aber auch die Autonomiegesetzgebung fasziniert mich. Bei jedem Gesetz muss man darauf achten, dass die Autonomie gewahrt wird und dass für Südtirol vorteilhafte Bestimmungen im Gesetz bleiben bzw. hineinkommen.

Frauen und Familie gelten seit jeher als Ihre Ur-Anliegen. Werden Sie die weiterhin vertreten?

Ich war einmal eine ausgesprochene Frauenrechtlerin. Als solche bezeichne ich mich nicht mehr. Auch wenn sich an meiner Einstellung nichts geändert hat. Aber meine politische Tätigkeit beschränkt sich inzwischen nicht mehr nur auf Frauenrechte. Jeder Mensch entwickelt sich weiter, auch ich bin älter geworden und mich interessieren zunehmend autonomiepolitische Fragen und andere Themen, die für Südtirol wichtig sind.

Wie etwa der Doppelpass für Südtiroler?

Der Doppelpass ist natürlich attraktiv. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob es dafürsteht, wenn man jetzt sieht, welch einen Rattenschwanz an Problemen das mit sich zieht und wie die italienischen Parteien, die in letzter Zeit Südtirol sehr gewogen waren, den Doppelpass als Affront auffassen.

Die SVP hat die Devise ausgegeben: Doppelpass ja, aber ausschließlich in einem europäischen Geist. Erkennen Sie sich in der aktuellen Parteilinie wieder?

Ja, dem kann ich zustimmen. Die offizielle Parteilinie ist nicht so, dass dieser Doppelpass um jeden Preis her muss.

Es gibt vermutlich wichtigere Anliegen für Sie, die es in Rom zu vertreten gilt?

Nicht nur das. Ich würde für den Doppelpass nicht all die guten Beziehungen zwischen Südtirol und Italien sowie zwischen Österreich und Italien aufs Spiel setzen. Man muss abwägen, wo die Prioritäten liegen.

Abgesehen vom Doppelpass ist zuletzt der Eindruck entstanden, die SVP sei nach rechts gerückt. Teilen Sie diese Einschätzung?

Diesen Eindruck habe ich nicht. Ganz im Gegenteil, die jetzige Führungsgarde empfinde ich als sehr weltoffen und liberal.

Rechnen Sie sich gute Chancen aus, aus den parteiinternen Vorwahlen als Kandidatin für den Senat hervorzugehen?

Wie gesagt werde ich von vielen Seiten unterstützt. Daher rechne ich mir doch gute Chancen aus.

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Sell Woll Ven, 12/22/2017 - 08:29

Das Ergebnis dieses ganzen Quotenzwanges ist dass eine Person die vor 5 Jahren enttäuscht die Politik verlassen hat (weil sie nur als Nachrückerin nochmals in den Landtag durfte nachdem die Wählerinnenbasis bei der 2. Kandidatur von der Frauenrechtlerin nicht mehr so recht überzeugt war) nun aus dem parteipolitischen Nichts aufersteht und sich jetzt gute Chancen ausrechnen kann wieder die Frauenvertreterin zu spielen. Sowas geht nur mit einem Wahlgesetz das keine Wahl lässt ...

Ven, 12/22/2017 - 08:29 Collegamento permanente