Economia | Reaktion

Handwerk unter den Tisch gekehrt?

Warum Gert Lanz die Zusammenlegung der beiden Ämter für Handwerk und Industrie heftig kritisiert. Und warum der lvh-Präsident mächtig enttäuscht ist.
Gert Lanz
Foto: lvh.apa

Gert Lanz ist stinksauer. “Ich überlege, meine Ämter in den Landesgremien niederzulegen”, wettert der Präsident des Landesverbandes der Handwerker (lvh).
Auslöser für Lanz’ Ärger ist die Neuordnung des Ressorts Wirtschaft, Innovation und Europa, die die Landesregierung am Dienstag beschlossen hat. Zwei Ämter der Abteilung Wirtschaft sollen im Zuge der Umstrukturierung zusammen gelegt werden: jenes für Industrie und Gruben mit jenem für Handwerk und Gewerbegebiete. Künftig soll es nur mehr ein einziges Amt für Industrie, Handwerk und Standort geben. “Die Zusammenfassung der beiden Bereiche des produzierenden Gewerbes in einem Amt setzt Synergien frei”, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher am Dienstag. Mit einer schlankeren und strafferen Verwaltungsstruktur will man “veränderten Anforderungen Rechnung tragen und neue Schwerpunkte setzen”, so der Landeshauptmann.
Doch dem kann Gert Lanz überhaupt nichts abgewinnen. Die Zusammenlegung der Ämter für Handwerk und Industrie deutet er als Affront gegen die Handwerker. “Das gesamte Südtiroler Handwerk – immerhin einer der stärksten Wirtschaftspfeiler im Land mit über 13.000 Betrieben und mehr als 43.000 Beschäftigten – ist enttäuscht”, lässt der lvh-Präsident in einer Aussendung ausrichten. “Klarer könnte man die geringe Wertschätzung gegenüber dem Handwerk nicht zum Ausdruck bringen”, kritisiert Lanz.

Konkret befürchtet der Verbandspräsident, dass durch die Zusammenlegung der zwei Ämter “die so unterschiedlichen Interessen und Notwendigkeiten der beiden Sektoren Handwerk und Industrie nicht mehr berücksichtigt werden können”. Dabei habe das Südtiroler Handwerk gerade in den letzten Jahren Stärke bewiesen und sich krisenfest gezeigt. “In der wirtschaftlich schwierigen Phase mussten kaum Mitarbeiter entlassen oder Betriebe geschlossen werden. Grund dafür sind auch die kleinen Strukturen, die das Handwerk flexibel und kurzfristige, schnelle Reaktionen auf Veränderungen möglich machen”, so Lanz.
Wenn die Anliegen des Handwerks nun gemeinsam mit jenen der Industrie unter ein Dach kämen, würden “Sorgen und Bedürfnisse des Handwerks zukünftig wohl unter den Tisch gekehrt werden”, warnt der lvh-Präsident. “Uns reicht’s!”, schimpft er – und überlegt, von den Ämtern in den verschiedenen Landesgremien, in denen er sitzt, zurückzutreten. Denn: “Was bringt es, sich für das Handwerk einzusetzen, wenn wir ohnehin keinen Stellenwert im Land haben?”