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Die blaue Sabine

Sabine Kofler macht Stimmung gegen Flüchtlinge und für die Südtiroler Freiheitlichen. Dabei ist die Frau genau das, was die Freiheitlichen immer anprangern: Ein Fake.
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Foto: upi
Die Werbung war diesmal nicht zielgenau. Denn die Aufforderung landete ausgerechnet bei einem SVP-Bürgermeister. „Ich habe mich gewundert, als mir vor ein paar Tagen von einer gewissen Sabine Kofler auf Facebook nahegelegt wurde, die Seite von Florian von Ach zu liken“, sagt der Kommunalpolitiker. 
Florian von Ach ist der Generalsekretär der Südtiroler Freiheitlichen. Von Ach, Anwalt und Burschenschafter, gilt als Fixstarter auf der Kandidatenliste der Freiheitlichen für die Landtagswahlen 2018. Seit Monaten befindet sich der unscheinbare blaue Parteifunktionär im Wahlkampf. Vor allem auf Facebook sind von Ach und eine Reihe weiterer Mitstreiter aus seiner Partei dabei besonders aktiv.
Sabine Kofler gehört zur treuen Gefolgschaft des blauen Shootingstars. „Endlich getraut sich mal wer die Wahrheit zu sagen und nicht nur um den Brei zu reden.... Bravo Florian von Ach!“, kommentiert die aufmerksame, politische Beobachterin etwa einen Auftritt des Freiheitlichen in der Fernsehsendung „Pro & Contra“ auf Rai Südtirol.
 
Zudem verschickt Kofler die Like-Aufforderung für von Achs Facebook-Seite an Hunderte von Usern. „Dabei kann ich mich nicht erinnern“, sagt der ebenfalls angeschriebene SVP-Bürgermeister, „eine Sabine Kofler jemals kennengelernt zu haben“.
Diese Tatsache machte ihn stutzig.
 

Polnische Strandmeditation

 
Schaut man sich das Facebook-Profil von Sabine Kofler an, wird schnell klar, dass es ein Fake ist. Die Frau ist keine reale Person, sondern eine Erfindung hinter der sich jemand anders versteckt. Mit großer Wahrscheinlichkeit ein Mann.
 
Laut eigenen Angaben hat Sabine Kofler an der „Universitá di Trento“ studiert. Das Titelbild ihrer Facebook-Seite stammt der Anti-Benko-Kampagne "Jung in Bozen".
Ihr Profilbild zeigt eine adrette junge Frau im Schneidersitz an einem Strand. Geht man der Sache genauer nach, findet man genau dieses Foto auf rund einem halben Dutzend verschiedener Seiten, die für Meditationszentren und -techniken Werbung machen.
Lässt man das Strandbild durch eine Suchmaschine laufen, kommt man auch drauf, wo die Aufnahme gemacht wurde. Am Strand von Kołobrzeg. Kołobrzeg ist ein polnisches Ostseebad, das für seine Solequellen bekannt ist.
Dass Sabine Kofler ein Mann sein dürfte, lässt sich nicht nur aus dem sexistischen Bild ableiten, sondern auch aus der Tatsache, dass das Meditationsbild an einer anderen Stelle durch das Logo der Bozner Eishockeymannschaft „Foxes“ und dem Signum „Playoffs 2017“ unterlegt ist. Immer wieder postete sie auch Beiträge über den HC Bozen. Meditation am Strand und Eishockey, ein Paar das schwer zusammenpasst.
Auch der besondere Einsatz gegen das geplante Diesel-Fahrverbot deutet eher auf männliche Interessen hin.
 
 

SVP & Flüchtlinge

 
Sabine Kofler hat auf Facebook durchaus Erfolg. 595 Personen haben ihre Seite abonniert und verfolgen damit was der anonyme Schreiber täglich postet.
Immer wieder teilt und kommentiert Kofler dabei auch Salto-Artikel. Vornehmlich dann, wenn politische oder wirtschaftliche Machenschaften aufgedeckt werden.
 
Einen Salto-Artikel über Philipp Achammers Führerscheinaffäre kommentiert das Facebook-Phantom so: „und solchen Politikern sollen wir noch etwas glauben????? schämt euch uns Bürger so zu verar.......!!“.
Kofler hat bei ihren Postings zwei Hauptgegner: Die SVP und die Flüchtlinge. Dem Flüchtlingsthema ist fast jeder zweite Beitrag gewidmet. Natürlich ausschließlich negativ konnotiert. So wird das Foto eines Messers gepostet mit dem Kommentar: „soviel zu Spenden und Helfen..... alles für die Katz:
Als Gegenentwurf werden die Freiheitlichen Pressemitteilungen auf der Facebook-Seite verteilt und Florian von Ach als politische Lichtgestalt serviert.
Der blaue Wahlkampf hat begonnen. Dabei scheint die Partei genau jene Techniken übernommen zu haben, die sie bei anderen - etwa der österreichischen SPÖ - als Skandal angeprangert hat.
Und am Ende wird niemand eine Sabine Kofler kennen.
Bild
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△rtim post Mar, 04/03/2018 - 11:36

Vielleicht ist die blaue Sabine auch grün. Die angebliche Geschlechtswandlung späche ja eher für deren Genderverständnis, dem Geschlecht als soziale Rolle. Brigitte Foppa und andere, auch aus dem linksgrünen Umfeld, sind ja persönlich bekannte Facebook-Freunde von Sabine Kofler. Bei jeder Freundschaftsanfrage und Annahme wird das vom Facebook-User laut Regelement auch jeweils bestätigt.
Aber jetzt einmal davon unabhängig. Meinen Beobachtungen der medialen Wirklichkeit hierzulande nach haben mittlerweile weder Freiheitliche noch Linksgrüne und deren Umfeld kaum noch irgendwelche Skrupel.
Die Politik war und ist ein sehr schmutziges Geschäft. Nur die Formen haben sich im Zeitalter der Sozialwerke gewandelt mit Auswirkungen auf die derzeitige Gesellschaft:
https://www.nzz.ch/.../wir-erleben-ein-grosses-gleiten

Mar, 04/03/2018 - 11:36 Collegamento permanente