Cultura | Meran

Warten auf Happy End

Es sollte mit neuem Leben gefüllt werden. Doch der Hickhack um das Ex-Bersaglio-Gebäude in Meran geht weiter. Beim Kulturverein Ost West Club ist man besorgt.
Bersaglio-Gebäude
Foto: Heimatschutzverein Meran

“Das Thema begleitet uns bereits seit Jahren…” Es ist ein leidiges Thema, von dem Erwin Seppi spricht. Für ihn als Präsidenten des Ost West Club – und für die über 6.000 Mitglieder des Meraner Kulturvereins. Die Suche nach einem neuen Standort, die schon in trockenen Tüchern schien, zieht sich weiter in die Länge. 

Aber es gibt Rückendeckung. Allen voran von Paul Rösch. “Das soll keine never ending story werden”, verspricht der Meraner Bürgermeister.

 

In der Luft

Vor einer Woche fand in der Meraner Passeirergasse die Vollversammlung des Ost West Club statt. Dort hat der Kulturverein seit jeher seinen Sitz. Mit wachsendem Zulauf und einer stetig steigenden Zahl an Besuchern und Veranstaltungen stieg auch der Wunsch – und die Notwendigkeit – nach mehr Platz. Seit nunmehr über zweieinhalb Jahren ist das Bersaglio-Gebäude in der Nähe des Meraner Lido im Gespräch. Das denkmalgeschützte Haus ist derzeit ungenutzt und verfällt.
Gemeinsam mit dem Sportclub SCM Meran, dem das Bersaglio gehört, möchte der Ost West Club das Gelände künftig nutzen. Rund 500 Quadratmeter sollen dem Verein für seine Tätigkeiten bereit gestellt werden, so die ursprüngliche Idee. Die Hälfte der Umbaukosten für das Gebäude, das der Ost West Club letztendlich nutzen würde, wird das Land übernehmen. So die – bislang nur mündliche – Zusicherung von Landesrat Achammer.

In zähen Verhandlungen mit Gemeinde und Land und Gesprächen mit den beiden Meraner Sportclubs SCM Meran und ASM Merano wurde um den Umzug gefeilscht. Im Juni 2017 hätte die Gemeinde Meran im Nachtragshauhsalt die notwendige Finanzierung für das Bersaglio-Gebäude genehmigen sollen. “Das hat sich in Folge allerdings nicht bewahrheitet”, berichtet Erwin Seppi. “Die Entscheidung wurde erst einmal über den Sommer verschoben. Und im Herbst sind schließlich Problematiken aufgetaucht, die uns als Ost West Club bis dahin nicht bekannt waren – und die bis heute noch nicht gelöst sind.”

 

Ringen um Raum

In einem Passus des Schenkungsvertrags, mit dem das Land seinerzeit das Eigentum des Bersaglio-Gebäudes an den SCM Meran übertragen hat, heißt es, “dass ein angemessener Teil des Gebäudes auch dem italienischen Sportclub ASM Merano zur Verfügung gestellt werden muss”, erklärt Seppi. “Die Problematik liegt in der Interpretation von ‘angemessen’ und ‘zur Verfügungstellung’.”

Weil sich die beiden Sportclubs bis heute nicht einig geworden sind, wie viel an Fläche und in welcher Form der ASM Merano diese nutzen darf, hängt die Sache in der Luft. 

Denn Bürgermeister Paul Rösch hat eine Vereinbarung zwischen den zwei Sportvereinen zur Voraussetzung gemacht, damit die Gemeinde tätig werden, die Liegenschaft schätzen lassen und damit den Abschluss eines Vertrags mit dem Ost West Club in die Wege leiten kann. “Mit Recht drängt der Bürgermeister darauf, dass eine solche Vereinbarung unterzeichnet wird”, betont Vereinspräsident Seppi. “Denn davon hängt auch ab, welche Fläche uns zur Verfügung gestellt werden kann und wie viel an Finanzierung dafür notwendig ist.” 

Ein privates Rechtsgutachten, beauftragt vom SCM Meran, sollte klären, wie der Schenkungsvertrag auszulegen sei. “Daraufhin hat der Sportclub dem ASM Merano ein entsprechendes Angebot unterbreitet, das aber weit von dessen Vorstellungen abwich und daher vom ASM Merano abgelehnt wurde”, erzählt Seppi nach.

 

Ball bei Politik

Aber da ist noch etwas, was in Meran bei vielen nur Kopfschütteln hervorruft. Neben Gabi Strohmer als Sportstadträtin hat Stadtrat Nerio Zaccaria ein Mitspracherecht in Sachen Sport. Der Stadtrat der rechtsgerichteten Alleanza per Merano hat im Rahmen eines Treffens Bedenken geäußert und gemeint, warum mit dem Ost West Club einem “deutschen Verein” eine derart große Fläche zur Verfügung stehen sollte. “Wir distanzieren uns von den Aussagen von Stadtrat Zaccaria, dass der Ost West Club ein ‘deutscher Verein’ sei”, betont der gesamte Vereinsvorstand. Man erinnert daran, dass sich der Verein seit den Gründungsjahren sowohl im Statut als auch in der Tätigkeit interkulturell offen gezeigt habe: “Wir sind ein sprachgruppenübergreifender Club mit Mitgliedern aller Sprachgruppen.”

Nun sieht man die Gemeindepolitik gefordert, eine politische Lösung herbeizuführen. Von der Stadtregierung seien positive Signale gekommen. Der Bürgermeister habe zugesichter, zeitnah eine Lösung finden zu wollen, berichtet Seppi. Im Gespräch mit salto.bz bestätigt Paul Rösch: “Wir werden Druck ausüben, damit die beiden Seiten zusammenfinden”. Auch er sei an einer Lösung “sehr interessiert”, so der Bürgermeister: “Jetzt ist die Möglichkeit da, das sehr schöne Haus, das das Bersaglio ist, wieder herzurichten.”

 

Lost West?

“Mit Nachdruck” fordert man im Verein nach der jüngsten Mitgliederversammlung “eine rasche Einigung, damit die weiteren Schritte umgesetzt werden können”. Denn auch der Beitrag des Landes, “kann erst dann zweckgebunden werden, wenn eine Einigung vorhanden, eine Schätzung durchgeführt und die entsprechenden Verträge zwischen Sportclub, Gemeinde und Ost West Club geschlossen sind”.

Darüber, dass auch im Frühjahr 2018 kein Schlussstrich unter die Herbergssuche gezogen wurde, zeigt man sich besorgt. Die Vision, aus dem Bersaglio-Gebäude eine Kultur-, Sport- und Begegnungsstätte zu machen, könnte ad acta gelegt werden. Denn: “Falls bis September 2018 kein Weiterkommen in Aussicht ist, ist es wahrscheinlich sinnlos, weitere Zeit und Energie zu investieren”, sagt Seppi. Dann würde man vom Projekt “Bersaglio” abkehren und nach neuen Lösungen suchen, stellt der Ost West-Präsident in Aussicht.
Ein Happy End würde anders aussehen.

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Thomas Kobler Sab, 06/09/2018 - 12:50

Weil der Raumbedarf den wir haben nicht über ein Crowdfunding finanzierbar ist. Ich brauche dir wahrscheinlich nicht zu erklären wie hoch der Quadratmeterpreis in Meran für Liegenschaften ist und, dass das bei einem ungefähren Raumbedarf von 500qm + x dann schnell ein Betrag im sechsstelligen Bereich werden kann. Bei aller Liebe zu irgendwelchen Crowfunding-Projekten, eine solche Summe zu generieren ist schlichtweg unmöglich.

Zudem sind wir schon seit über vier Jahren auf der Suche nach einem geeigneten Ort, hätten einige Objekte als gut empfunden, aber entweder waren diese eben auch hier wieder nicht finanzierbar, noch wären sie frei oder mietbar gewesen.

Wir arbeiten seit über zweieinhalb Jahren an diesem Projekt, haben Zeit- und Personalaufwand hineingesteckt und wären im Moment wohl außerstande, von heute auf morgen einen neuen Ort aus dem Hut zu zaubern, was bedeuten würde, dass diese Odysee nochmals von vorne beginnen würde. Zumal: Die Finanzierung wurde von allen Seiten zugesichert, das Haus ist perfekt für unsere Zwecke geeignet.

Nein, es kann im Moment nur diese Lösung geben. Sollte sie wirklich scheitern, dann wäre das eine Niederlage für alle Seiten. Die Politik ist hier nun wirklich gefragt, Entscheidungen so schnell als möglich herbei zu führen, schließlich handelt es sich hier nicht um irgendeine Industriehalle, sondern um ein historisches Meraner Gebäude, das in Zukunft den größten Sport- und Kulturverein der Stadt beherbergen würde.

Sab, 06/09/2018 - 12:50 Collegamento permanente