Società | Projekt Farm

Gegen die Agro-Mafia

Die Fakultät für Bildungswissenschaften will mit dem Projekt FARm gegen die Ausbeutung von Arbeitskräften in der Landwirtschaft vorgehen.
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Projekt Farm
Foto: unibz

Man hört es immer wieder: Flüchtlinge werden illegal für die Tomatenernte, zum Traubenzupfen oder Olivenpressen eingestellt. Und das zu unmenschlichen Arbeitsbedingungen, überhöhten Arbeitszeiten und niedrigen Löhnen. Im italienischen Fachterminus spricht man von „Caporalato“, also der illegale Akt bei dem sogenannte „Caporali“, also Vermittler, Arbeitskräfte illegal für die Arbeit auf dem Feld rekrutieren. Dies geschieht abseits von Recht und Ordnung, die Arbeiter schuften auf Obst- und Gemüseplantagen ohne Erlaubnis, ohne Versicherung und ohne Kontrolle.

Meistens fallen verletzliche Menschen diesen mafiösen Strukturen zum Opfer, wie etwa Flüchtlinge, die hoffen, durch etwas Arbeit ihre prekären Lebensbedingungen zu verbessern. Insgesamt sind 430.000 Menschen von dieser illegalen Ausbeutung im Landwirtschaftssektor betroffen. Dieses Phänomen herrschte früher vor allem im Süden Italiens, hat sich aber durch die wachsenden Flüchtlingsbewegungen auch nach Zentral- und Norditalien ausgebreitet. „Der Druck der globalen Konkurrenz im Agrarbereich fördert diese extremen Menschenrechtsverletzungen zusätzlich,“ erklärt Dr. Susanne Elsen, Professorin für angewandte Sozialwissenschaft an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Bozen und Koordinatorin des Projekts FARm.

Im Rahmen des nationalen Projekts FARm will die Universität Bozen bei der Bekämpfung dieser Praktiken mitwirken. FARm steht für „Filiera dell’Agricoltura Responsabile“ und ist eine Zusammenarbeit aus privaten und öffentlichen Stakeholdern unter der Leitung der Universität Verona. Unter den verschiedenen Teilnehmenden ist auch die Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Bozen.

Die Koordinatorin Dr. Susanne Elsen erklärt die Bedeutung von FARm: „Das Projekt hat eine hohe politische Bedeutung. Es geht um Menschenrechte, um die Bekämpfung ausbeuterischer, illegaler und ungeregelter Arbeit im landwirtschaftlichen Bereich. Neben dem sozialen hat es natürlich auch einen ökonomischen und fiskalischen Impact.“ Die Relevanz dieser Thematik ist auch der italienischen Regierung bewusst. Aus diesem Grund wurde die Kooperation FARm unter den besten drei Projektanträgen Italiens ausgewählt und wird nun durch das Ministerium für Inneres und das Arbeitsministerium finanziert.

Die Forschungsarbeit, die nun im Rahmen von FARm durchgeführt wird, zielt darauf ab, effiziente Mittel zu finden, um die Arbeitsbedingungen vieler Arbeiter im Bereich der Landwirtschaft in den Regionen Venetien, Trentino-Südtirol und der Lombardei zu verbessern. Vor allem aber soll es darum gehen, vorzubeugen, dass Menschen dem Capolarato zum Opfer fallen.

Doch auch die Verbraucher können mithelfen, erklärt Dr. Elsen: „Solange wir billige Ware im Supermarkt kaufen, unterstützen wir die genannten Menschenrechtsverletzungen und unterstützen die Ausbeuter und die Agro Mafien.“ Eine Möglichkeit, wäre etwa die Unterstützung von Initiativen, die dasselbe Ziel wie FARm verfolgen und gegen Mafiastrukturen im Agrarsektor vorgehen. Dazu gehören die zivilgesellschaftlichen GAS-Gruppen (Gruppo die Acquisto Solidale), die sich für solidarische und ökologische Landwirtschaft einsetzen. Besondere Beachtung verdienten Laut Dr. Elsen etwa ebenso die Produkte des Anti-Mafia Netzwerkes Libera Terra. Grundsätzlich gilt die Faustregel: „think global, eat local.“ Und das zu gerechten Preisen. Nur so kann die Agro-Mafia besiegt werden.

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Sepp.Bacher Mer, 08/07/2019 - 19:49

Ich bin skeptisch, ob wir Verbraucher das beeinflussen können? Tomaten kosten im Supermarkt ähnlich viel wie bei den Bauern auf dem Markt. Es gibt keinen Grund, diese im Super-, Iper- oder Inter-Markt zu kaufen. Die Tomaten, welche aus Holland kommen, sind oft billiger als jenen aus Süditalien!

Mer, 08/07/2019 - 19:49 Collegamento permanente