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„Kultureller Selbstmord“

Der Südtiroler Schützenbund schlägt mit seiner Kampagne „#DNA Südtirol“ sprachlichen Großalarm. Ist das der Kurs und Tonfall des neuen Schützenbundes?
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Foto: Schützenbund/skalekar1992
Die Botschaft ist alt. Die Verpackung aber neu und schmissig.
DNA steht für Desoxyribonukleinsäure, dies ist der Träger der Erbinformation eines Menschen, also die materielle Basis der Gene“, heißt es im ersten Satz einer Aussendung des Südtiroler Schützenbundes. Unweigerlich denkt man spätestens jetzt an Begrifflichkeiten wie Rassenkunde oder Eugenik.
Glücklicherweise dreht der Wind dann aber: „In Südtirol steht DNA unter anderem für - DEUTSCH NICHT AMTLICH.
Der Südtiroler Schützenbund kündigt mit diesen Zeilen den Start einer neuen Kampagne an. Und bereits die Ankündigung zeigt einen neuen Schützenbund. Es ist ein neuer Stil, den der neue Landeskommandant Jürgen Wirth Anderlan gebracht hat. Frech, wild aber umso härter.
Das Thema der Kampagne ist dabei eine alte immer wiederkehrende Leier: Die faschistischen Ortsnamen.
Die strammen Mander schlagen wieder einmal Alarm. Mit direkten, dramatischen Worten.
 
Ettore Tolomei, der Totengräber Südtirols, kommt seinem Ziel, der Italienisierung Südtirols, immer näher. Unzählige Nachahmer führen sein Werk in vielen Institutionen im südlichen Tirol zu Ende. Besondere Nacheiferer findet man bei Tourismusvereinen, Wirtschaftsverbänden und in einigen Gemeindestuben, anders kann man sich das strickte Festhalten an pseudofaschistischen Orts- und Flurnamen nicht erklären.“
 
Landeskommandant Wirth Anderlan sagt:  „Mittlerweile erweckt es den Anschein, dass bei englischen Beschreibungen die Toponyme von Ettore gar die einzig wahren seien, wie beispielsweise im Hollywoodpark Pragser Wildsee“.
 
 
Der Schützenbund malt dann ein apokalyptisches Bild einer Heimat, die sich auf dem sprachlichen Todesmarsch befindet.
 
„In vielen öffentlichen Ämtern, im digitalen Bereich, im Konsumentenschutz, bei Medikamenten oder den Staatsorganen ist Ettore Tolomei bereits kurz vor dem Ziel. Das Recht auf Muttersprache wurde umgewandelt in eine Pflicht zur Stiefmuttersprache. Unsere neuen Mitbürger werden mehrheitlich in die italienische Sprachgruppe integriert und unsere deutschen Schulen möchte man am liebsten in Sprachexperimentierzentren umfunktionieren.
In der Sanität gilt, besser einsprachiges Personal als gar keines, allerdings ist damit nur einsprachig italienisches Personal gemeint, wie hinlänglich bekannt wurde. Wenn der Proporz schon derzeit für ein paar Jahre auf Urlaub ist, dann sollten zumindest, in einem mehrheitlich deutschem Land, auch deutsches Personal eingestellt werden können.“
 
Jürgen Wirth Anderlans Resümee: „Was der Faschismus nicht geschafft hat, schafft der Wohlstand. Und aus DNA (Deutsch nicht amtlich) wird bald ein SII (Südtirol ist italienisch). In dieser Phase des kulturellen Selbstmordes, wird der Südtiroler Schützenbund in den kommenden Tage eine landesweite Aktion starten.
Spätestens nach diesen Worten muss sich aber ernsthaft fragen, ob sich das Forschteam um die niederländische Genetikerin Danielle Posthuma nicht doch getäuscht hat.
Sie fanden vor zwei Jahren in der menschlichen DNA 40 unbekannte Intelligenz-Gene.
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Papi llon Ven, 08/16/2019 - 10:47

Seit einigen Jahren führt man im KH Schlanders Untersuchungen an der Bevölkerung durch um deren DNA durch, wobei grosser Wert darauf gelegt wird wo deren Vorfahren herkommen. Wäre für die Schützen ein Ansatz selbst über die eigene DNA zu forschen.

Ven, 08/16/2019 - 10:47 Collegamento permanente
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Martin Aufderklamm Ven, 08/16/2019 - 13:46

In risposta a di Papi llon

Schon cool, wenn die Schützen den Begriff Sanität anstatt den stilistisch treffenderen Ausdruck Gesundheitswesen verwenden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sanit%C3%A4tsdienst

Vielleicht spielt ja die verbandsinterne Organisation unterschwellig mit.

Fakt ist, dass sich längst eine gewisse Anzahl an Begriffen, die ursprünglich aus dem Italienischen stammen, eingebürgert haben. Ob es uns passt oder nicht.

Ven, 08/16/2019 - 13:46 Collegamento permanente