Società | Kommentar

Der schwere Weg von "Italy" zu "E-taly"

Die Regierung will das Bezahlsystem und die Bürokratie Italiens endlich digitalisieren. Dabei könnten wir viel von Estland, dem Vorreiter Europas, lernen.
Digitalisierung: moneta elettronica
Foto: pixaby

Seit Beginn meines Studiums in Estland plagt mich jedes Jahr dasselbe Dilemma, wenn ich während der Ferien in die Heimat zurückkehre: Kaum betrete ich die erste italienische Bar, um mich endlich von genießbarem Kaffeeduft umgeben zu können, hole ich meine Bankomatkarte hervor, und schon heißt es: „non accettiamo bancomat“. Noch nicht vom Jetlag erholt, und mich in der Bezahlzone Estlands des 21. Jahrhunderts befindend, statt im italienischen Zahlmodus des 19. Jahrhunderts, habe ich kein Bargeld dabei. Der Espresso muss also bis zum nächsten Bankautomaten warten, meine Freude über die Heimkehr sich gedulden. Doch von den kleinen Alltagsplagen mal abgesehen: dass Italien im Bereich Digitalisierung Europa hinterherhinkt, ist bekannt. Dafür braucht man nur die Webseite eines italienischen Unternehmens aufzurufen. Ganz anders hingegen steht es um das kleinste und nördlichste Land im Baltikum, auf englisch „Estonia“, oder „E-stonia“, wie es gern genannt wird. Davon kann sich Italien in Sachen Digitalisierung einiges „kopieren-und einfügen“.

Der erste Schritt ist immerhin getan: Nachdem das Ablenkungs- und Stimmenfangthema „Flüchtlinge“ an zweite Stelle rückt, lautet das neue Schlagwort der Regierung: „moneta elettronica“. Die Regierung will den Bürgern die Bezahlung mit Bankomat- oder Kreditkarte schmackhaft machen. Dafür könnte zum Beispiel für elektronisch bezahlte Artikel die Mehrwertsteuer verringert werden. Das liegt nicht daran, dass Bargeld zum neuen Staatsfeind erkoren wurde und von der Regierung abgeschoben werden will. Es geht darum, Finanztransaktionen transparenter zu gestalten, um so Geldwäsche und Steuerflucht zu bekämpfen.

Das neue Schlagwort der Regierung lautet: "moneta elettronica". Finanztransaktionen sollen transparenter gestaltet werden, um Steuerflucht zu bekämpfen.

Italien bewegt sich also in Richtung neueste Technologien, eine tolle Nachricht für viele Bürger, die entweder mobil oder jung oder beides sind. Eine kürzlich von Giuseppe Conte vorgestellte Maßnahme ist die „carta unica“, eine Art Bürgerkarte, die Identitätskarte, Gesundheitskarte und Bankomatkarte in einem einzigen Dokument vereint und so die öffentliche Verwaltung digitalisieren und vereinfachen soll. Der Vorschlag wird von der Regierungskoalition als ultimative „digital revolution“ hochgepriesen. Jeden estnischen Staatsbürger würde dieser Babyschritt zum Lachen bringen. 

Dafür haben die Esten gute Gründe. Das mit 1,3 Millionen Einwohnern besiedelte Land besitzt das am höchsten entwickelte digitale Ausweissystem weltweit. Mit seiner digitalen Identität kann ein Este fast alle Dienstleistungen von seinem Computer aus beziehen. Was man vom italienischen System nicht behaupten kann, berechnet man die Durchschnittsanzahl an Schaltern, durch die sich ein Italiener plagen muss, um den einfachsten Service zu erhalten. Ein Este kann die Steuern für seine Führerscheinerneuerung bezahlen, und das Dokument aktualisieren, ohne dabei das Haus verlassen zu müssen. Dafür unterschreibt er das Dokument digital, indem er seine Identitätskarte in ein Gerät steckt, das mit dem Computer verbunden ist. Und während sich eine Italienerin an mindestens einen Arzt wenden muss, um zum Beispiel ein Rezept für ein Medikament zu erhalten, kann ein Este sich mit der Bürgerkarte online identifizieren und das Rezept direkt elektronisch erhalten. Mit derselben Karte kann eine Estin auch an Wahlen teilnehmen. Estland war das erste Land weltweit, das eine digitale Abstimmung bei Nationalwahlen einführte. Bei den Parlamentswahlen 2019 gaben mehr als 40 Prozent der Wähler ihre Stimme von ihrem Computer zu Hause aus ab. Ich will an dieser Stelle gar nicht erst vom bürokratischen Aufwand erzählen, den ich aufwenden musste, um von Estland aus meine Stimme für die italienischen Parlamentswahlen abzugeben. Es fängt bei ewiger online Recherche, um die nötige Information zu erhalten, an, geht weiter mit Warten auf den Wahlzettel per Post, und hört bei zwei Stunden Busfahrt in die Hauptstadt Tallinn zur italienischen Botschaft auf.

Über 95 Prozent der Steuererklärungen werden in Estland online gemacht, weshalb der Staat für die Einnahme von 100 Euro nur 40 Cent bezahlt

Noch ein paar Zahlen, um das Ausmaß estnischer Digitalisierung und die Vorteile davon zu verdeutlichen: Über 95 Prozent der Steuererklärungen werden in Estland online gemacht, weshalb der Staat für die Einnahme von 100 Euro nur 40 Cent bezahlt. Durch das System der digitalen Signatur spart sich Estland bis zu zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Eine Studie ergab, dass für die Parlamentswahlen 2011 durch das online Wahlsystem mehr als eine halbe Million Euro gespart werden konnten. Ich könnte noch weitere Beispiele aufführen. Fakt ist, E-stonia, das Land, in dem Skype erfunden wurde, hat die digitale Revolution, die in Italien noch unter meterhohen Papierstapeln liegt, 2007 bereits begonnen und gehört heute zu den Vorreitern nicht nur in Europa, sondern auch weltweit. Das gesamte Territorium ist mit Breitband ausgestattet (Ich betone nochmals mit vorwurfsvollem Blick auf die Südtiroler Landesregierung: Das gesamte Land, bis ins hinterste Tal), weshalb Estland wohl der einzige Ort weltweit ist, in dem man im Wald Pilze pflücken und gleichzeitig mit gratis Wifi auf Facebook surfen kann.

Kommen wir zurück auf die unterste Ebene des bürgerlichen Alltags, der Bezahlung täglicher Produkte. Auch das Bargeld wurde in Estland seit langem überwunden. Man bekommt Euroscheine kaum mehr zu Gesicht. Krame ich im estnischen Supermarkt manchmal, in alten Gewohnheiten gefangen, nach den 80 Cents, die ich für den Kauf einer Kaugummipackung benötige, rollt der Kassierer schon mit den Augen: Wieder so eine Ausländerin, die ihm die lästige Tätigkeit aufzwingt, 20 Cent Restgeld zu suchen.

Estland ist wohl der einzige Ort weltweit, in dem man im Wald Pilze pflücken und gleichzeitig mit gratis Wifi auf Facebook surfen kann.

In Italien sind wir noch weit von elektronischer Bezahlung entfernt, wie kürzlich Studien ergaben: Mit 15 Millionen Kredit- und etwas mehr als 56 Millionen Bankomatkarten im Umlauf, steht Italien auf Platz 24 von den 28 Mitgliedern der Europäischen Union. Kein Wunder also, dass die Geldlücke, die durch Steuerhinterziehung entsteht, in Italien die größte unter den EU-Staaten ist, dicht gefolgt von Deutschland, das ebenso zu den Ländern gehört, in dem am häufigsten mit Bargeld bezahlt wird. 

Doch wir könnten von den Esten lernen, deren digitale Entwicklung durch ein traumatisches Ereignis vorangetrieben wurde. 2007 wurde Estland Opfer eines landesweiten Hackerangriffs auf Staatsorgane und Banken, der mehrere Wochen lang öffentliche Betriebssysteme lahmlegte. Aus dieser Erfahrung zog Estland seine Konsequenzen und entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zur digitalen Nummer Eins. Das Land wollte aus seiner Verletzlichkeit treten, seine Schwäche in eine Stärke verwandeln, und siehe da: heute steht „E-stonia“ an erster Stelle im Globalen National Cyber Security Index. Ähnlich könnte Italien sich zum Vorreiterstaat in der Bekämpfung von Steuerflucht durch Digitalisierung von Bezahlsystemen entwickeln. Die Best-Practice Beispiele bieten Länder wie Estland. Und wer weiß, vielleicht tritt in einigen Jahren die „carta unica“ nach dem estnischen Modell auch bei uns ein. Anstelle des, wie im 19. Jahrhundert noch üblich, aufklappbaren Papierausweises im DIN-A 5 Format.

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Massimo Mollica Gio, 10/03/2019 - 10:43

Bellissimo articolo e bellissime considerazioni. Io credo che il cambiamento debba partire dal nostro Sudtirolo! Visto che siamo una provincia autonoma. E quindi dalle istituzioni locali e come vengano gestite le pratiche. E la mia "ricetta" mi sono permesso di spiegarla in questo articolo: https://www.salto.bz/it/article/24012016/il-cloud-eliminera-la-burocraz… di quasi 3 anni fa! Se partissimo noi poi credo che tutto sarebbe in discesa.

Gio, 10/03/2019 - 10:43 Collegamento permanente
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gorgias Gio, 10/03/2019 - 11:02

In Italien gibt es PEC Mail, spid und digitale Unterschrift. Obwohl gesetzlich geregelt handelt es sich um Dienste die von privaten zur Verfügung gestellt werden und bezahlt werden müssen anstatt sie der Staat jedem Bürger selbstverständlich zur Verfügung stellt. Nebenbei handelt es sich um Insellösungen die nicht wirklich ineinander greifen. So wäre eine carta unica wohl die Grundlage für ein gesamtheitliches System. Mal sehen wie lange es dauert.

Gio, 10/03/2019 - 11:02 Collegamento permanente
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Michl T. Gio, 10/03/2019 - 17:51

weil ihr daran gelegen ist, dass die Dinge hier besser werden.
wenn alle deiner Denke folgen würden, gäbe es keinen Fortschritt.
warum gibst du ungefragt Empfehlungen zum Wohnort deiner Mitmenschen ab?

Gio, 10/03/2019 - 17:51 Collegamento permanente
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Hartmuth Staffler Gio, 10/03/2019 - 22:47

"Kaum betrete ich die erste italienische Bar, um mich endlich von genießbarem Kaffeeduft umgeben zu können" - das empfinde ich als vollkommen ungerechtfertigte Kritik am Kaffee in Estland. Ich habe in Estland ausgezeichneten Kaffee getrunken und immer bar bezahlt, ohne dass es deswegen Probleme gab. Probleme gibt es hingegen bei uns, weil einmal die Bancomatkarte ihren Geist aufgegeben hat, ein anderes Mal das POS-Gerät nicht funktioniert. Da ist man froh, wenn man mit Bargeld zahlen kann, was schneller und einfacher geht.

Gio, 10/03/2019 - 22:47 Collegamento permanente
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Sepp.Bacher Ven, 10/04/2019 - 18:42

Warum muss die wiederholte Betonung auf Italien gemacht werden, wie "In Italien sind wir noch weit von elektronischer Bezahlung entfernt...". Ich hätte nicht gemerkt, dass Österreich, Deutschland, die Schweiz und wahrscheinlich noch mehrere Länder in mittleren Europa diesbezüglich weiter sind!
Ich bin froh, wenn es so ist: Warum sollen solche Lösungen allen übergestülpt werden. Es soll beides geben!

Ven, 10/04/2019 - 18:42 Collegamento permanente
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Michael Bockhorni Sab, 10/05/2019 - 16:40

In risposta a di Sepp.Bacher

also ich wäre froh, wenn Südtirol auf dem Online / e-government Niveau von Österreich wäre. Ich bin ja gerade heute wieder am Online Banking gescheitert, da trotz App und Telefon nicht der richtige Code zu bekommen ist oder die SMS erst bei zweiten oder dritten Versuch eintrudelt. Und ist mensch dann auf der Online Seite gibt es ein unübersichtliches Menü mit endlos vielen Funktionen, aber nicht die, die man häufig braucht wie z.B. einen Betrag eines Dauerauftrag zu ändern.

Sab, 10/05/2019 - 16:40 Collegamento permanente
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G. P. Ven, 10/04/2019 - 21:14

Bargeld ist ein Stückchen Freiheit. Ist es erst mal abgeschafft, ist der Weg zur totalen Überwachung und maximalen Kontrolle durch den Staat - aber nicht nur durch den Staat - endgültig und unwiderruflich geebnet. Wo dann so viel Transparenz herrscht, ist es auch ein Leichtes, "Gegner" mundtot zu machen.
Im Moment vielleicht etwas weit hergeholt, in Zukunft aber durchaus denkbar:
- "Sie betätigen sich in einer politisch nicht genehmen Partei? Wenn Sie nicht aufhören, sperren wir Ihre Konten."
- "Sie weigern sich als Arbeitsloser, unser Jobangebot anzunehmen? Sehen Sie zu, wie Sie Ihre Miete und Ihre Lebensmittel bezahlen."
- "Sie waren auf dieser nicht genehmigten Demo? Bis zur Klärung des Sachverhalts werden ihre Gelder eingefroren."
Auf diese Weise kann eine Regierung jedes nicht genehme Verhalten beenden. Wer vor dem wirtschaftlichen Tod steht, überlegt es sich dreimal, ob er etwas gegen den Staat sagt.
Aber nicht nur vom Staat droht Gefahr:
- "Sie trinken jeden Tag zwei Bier und rauchen ein Päckchen Zigaretten? Suchen Sie sich bitte eine andere Lebens- und Krankenversicherung ... sofern Sie überhaupt eine finden."
- "Sie kauften im letzten Jahr mehrmals Psychopharmaka in der Apotheke? Tut uns Leid, den Job erhält der Mitbewerber."
Habe kein gutes Gefühl dabei ...

Ven, 10/04/2019 - 21:14 Collegamento permanente
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gorgias Sab, 10/05/2019 - 13:34

In risposta a di G. P.

Ihre technische Dystopie zeigt auf, dass Sie politischer Gestaltung wenig Gewicht geben. Wenn man Ihnen Ihr Konto sperrt, den Strom abschaltet und das Wasser abdreht kommen Sie auch nicht mehr weit und dafür braucht man nicht einmal das Bargeld abschaffen. Warum das nicht passiert ist weil es das politische System nicht zulässt. Und dieses gilt zu bewahren und zu stärken.
Und um herauszufinden welche rezeptpflichtigen Medikamente Sie in der Apotheke kaufen, ist der Staat nicht darauf angewiesen dass Sie mit Bankomat zahlen.

Technisch ist schon so vieles möglich. Setzen Sie sich besser doch mal mit der Schufa und dem chinesischen Sozialkreditsystem auseinander und sie werden feststellen, dass Bargeld nicht weiter ist, als ein kleiner Fetisch, der Ihnen Freiheit und Anonymität suggeriert.

Sab, 10/05/2019 - 13:34 Collegamento permanente
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Julia Tappeiner Sab, 10/05/2019 - 10:05

Sehr geehrter Herr Kunze,

Ihre Bedenken (und auch die Bedenken der anderen Kommentatoren) kann ich gut nachvollziehen, und sie sind berechtigt. Ich habe die "Contras" in dem Kommentar bewusst weggelassen aus Platzgründen und weil es inhaltlich nicht darum ging...

Nichtsdestotrotz denke ich oft darüber nach, wie die Digitalisierung unsere Gesellschaft verändern wird, und blicke, genauso wie Sie, mit einer gewissen Sorge in die Zukunft (Ja, auch ich habe Orwell's 1984 gelesen). Entgegen Ihrer etwas abschätzigen Meinung zu meiner Generation (siehe "das Mädel"), kann ich Ihnen sagen, dass wir "jungen Leute" uns sehr wohl über die "Kehrseiten" der Digitalisierung im klaren sind und uns damit auseinandersetzen.

Was meine, von Ihrer Generation unterscheidet, wage ich hier mal zu behaupten, ist lediglich der Lösungsansatz, vielleicht stimmen Sie mir zu? Ich finde, eine pauschale Verteufelung und Aufruf zu Ent-digitalisierung bringt zu nichts. Digitaler Fortschritt ist nicht aufzuhalten, denn die Welt entwickelt sich weiter, man kann nicht zurück. Man kann aber Mechanismen einführen, die die Gesellschaft für diese neuen Technologien wappnen und das Individuum schützen (e.g. Digitale Rechte, Aufklärung der Jugend im Umgang mit Internet usw.).

Entgegen dem Vorwurf der "Naivität" der jetzt folgen könnte, würde ich mit dem Vorwurf der "Verschwörungstheorie" antworten. Also Fakt ist, wir wissen nicht, wie die Zukunft aussehen wird und welche Herausforderungen auf uns zukommen werden. Durch soziale Medien und Internet allgemein haben wir uns sowieso schon verletzlich gemacht, was Daten angeht... Anstatt aber den Vorteilen der Digitalisierung jegliche Berechtigung abzusprechen, könnten wir uns konstruktiv-kritisch damit auseinandersetzen, uns so gut es geht darauf vorbereiten, und unsere digitalen Rechte schützen, ohne in Panik über die Ungewissheit der Zukunft und des Fortschritts zu verfallen

Sab, 10/05/2019 - 10:05 Collegamento permanente
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Klemens Riegler Sab, 10/05/2019 - 12:08

Man muss dazu sagen, dass Estland "davor" Entwicklungsland war und die Chance genutzt hat von Null anzufangen. Und Estland hatte mit grade mal etwas mehr als doppelt so vielen Einwohnern wie Südtirol andere Voraussetzungen den "Reset" durchaus perfekt durchzuziehen. Auch ich würde gerne mit meinem Fingerabdruck am Smartphone meine vom Staat hergerichtete Steuererklärung abgeben. Auch ich würde gerne am Smartphone eine Mitteilung erhalten, wenn jemand meine digitale Krankenakte öffnet. Ich würde sogar gerne sehen was da alles über mich drin steht. Das darf in Estland eben im Prinzip fast jeder, nur werde ich darüber informiert und kann dagegen Beschwerde einlegen. Und der unerlaubte Zugriff wird geahndet. Die andere Seite der Medaille wurde hier auch schon beschrieben ... gläserne Mensch ... totale Kontrolle ... und eigentlich eine komplette Einschränkung der persönlichen Freiheit wie wir sie in einem freiem Land gewohnt sind. Die Esten haben sich damit vielleicht etwas leichter getan. Hatten eine andere Vergangenheit!
Und nun zu Italien;
- Auch wenn es lächerlich klingt, aber Italien ist in Sachen Digitalisierung anderen Europäischen Ländern schon jetzt voraus.
- Bestes Beispiel ist die Elektronische Rechnung. Hier spielen wir Versuchskaninchen, und es funkt halbwegs zufriedenstellend.
- Unsere Bankkonten sind längst nicht mehr privat. Der Fiskus hat vollen Zugriff darauf. Und längst durchforsten Computer unsere Konten nach Auffälligkeiten, die irgendwas erahnen lassen.
- Google, Facebook & Co. haben sich ebenso bereit erklärt - zumindest bei Verdacht - mit den jeweiligen Staatsbehörden zusammen zu arbeiten.
Wir sind somit bereits jetzt ziemlich "gläsern" und im wahrsten Sinne des Wortes durchschaubar.
Das Bargeld wir trotzdem vielleicht irgendwann verschwinden, auch wenn ich meinen Espresso, mein Paktl Tschigg, mein Bierl und - warum nicht - mein Schnitzel beim Egger-Metzger oder die Bremsbacken von meinem Radl lieber in Bar zahlen wurde.
Und eins ist ganz sicher, wenn das Bargeld weg kommt, werden andere Zahlungsmittel (Bitcoin & Co. & was dann noch kommt) dieses ersetzten. Die Schattenwirtschaft hat sich weltweit schon längst darauf vorbereitet und ist damit den Staaten schon wieder voraus. Übrigens auch in Estland ... wo derartiges im Ostland abgewickelt wird.

Sab, 10/05/2019 - 12:08 Collegamento permanente
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pérvasion Dom, 10/06/2019 - 00:32

In risposta a di Klemens Riegler

»Auch wenn es lächerlich klingt, aber Italien ist in Sachen Digitalisierung anderen Europäischen Ländern schon jetzt voraus.«

Ja, genau genommen ist Italien laut DESI-Index (Digital Economy and Society Index der EU) 2019 beim Thema »Digital Public Services« auf Platz 18 von 28, im Gesamtranking sogar auf Platz 24 von 28. Quasi ein Vorreiter.

Dom, 10/06/2019 - 00:32 Collegamento permanente
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Julia Tappeiner Sab, 10/05/2019 - 14:19

In risposta a di Peter Gasser

Danke für den Vergleich, Herr Gasser, darauf wollte ich hinaus. An Herrn Kunze: Ich weiß, dass bestimmte Ansprachen oft unbewusst und nicht mit schlechten Absichten gemacht werden. Etwa als mein männlicher Chef mich einst als "die neue hübsche Praktikantin" vorstellte, was er sicherlich nett meinte, für mich aber auf unangenehme Weise den Fokus auf mein Äußeres lege, wo es doch im Job auf meine Fähigkeiten ankommt. Deshalb weise ich immer gerne freundlich darauf hin, dass es, ja, abschätzig klingt, "Mädel" genannt zu werden oder sonstige Anspielungen auf Äußerlichkeiten, in einem Kontext, der entweder beruflich ist oder in dem über Inhaltliches diskutiert wird. "Mädel" ist also nicht abschätzig per se, in diesem Kontext allerdings unangebracht

Sab, 10/05/2019 - 14:19 Collegamento permanente
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Mich ael Mer, 10/09/2019 - 09:54

Liebe Autorin, welcher Jetlag bitte?? Oder fliegen Sie über die USA nach Italien zurück? Abgesehen davon, lassen Ihre Aussagen (teilweise) darauf schließen, dass Sie wenig bis gar keine Ahnung haben, wie es in der Realwirtschaft, zumindest am POS wirklich läuft. Bargeldlos? Ja gerne. Probleme mit Netzwerk, dem Gerät selbst oder der Zuleitung, die ein Bagger bei Grabungsarbeiten restlos zerstört hat, darf es dann aber nicht mehr geben. Sie persönlich können dann ja auf einen Kaffee verzichten - interessiert wahrscheinlich keinen - aber der Barbetreiber muss trotz Umsatzausfall seine Angestellten pünktlich bezahlen, Miete für sein Lokal, die Nebenspesen, darunter die Bereitstellungsgebühr für die Geräte, den Netzwerktechniker, DSL-Anschluss, Strom, Wasser, Abwasser und nicht zu vergessen die Dienstleister für Lohnabrechnung und Steuerberatung. Die verärgerten Kunden darf er an der Kasse beruhigen bzw. vertrösten, er will ja dass sie wiederkommen. Aber Vorsicht: den Kaffee darf er ihnen nicht schenken, das wäre dann Steuerhinterziehung und würde bei entsprechender Kontrolle (fehlender scontrino) zur Anzeige mit empfindlichen Strafen bis hin zur Schließung führen). Zum Stichwort "bei mit Karte bezahlten Produkten könnte sich die Mehrwertsteuer verringern..." Ich kann mich noch gut erinnern, wie Banken vor gut 25 Jahren die Bankomat-Geräte schmackhaft gemacht haben, alles war gratis, das Gerät sowieso und man musste auch keine Provisionen bezahlen. Hat sich bekanntlich geändert, und nicht wirklich zum Vorteil der Händler, Gastronomen oder letztendlich für den Konsumenten. Das interessiert jetzt wahrscheinlich auch keinen mehr. Den Barista, der für einen Kaffee im Schnitt 1 Euro bekommt, dann wohl eher. Die einzigen, die diese Entwicklung freut sind die Banken (da sie sehr gut daran verdienen) und natürlich der Staat, denn der weiss dann ganz genau, wer wo wann wie viel Kaffee getrunken hat. Big data, sehr nützlich bei manchen Dingen.
Aber nun mal zur Digitalisierung. Der Vergleich mit Estland hinkt ja gewaltig. Erstens mal (so übern Daumen) 50mal kleiner, zweitens alles von der EU bezahlt. Und dort ist auch nicht alles Gold was glänzt - eine Unternehmerin hat mir letztens ihre Erfahrungen geschildert. Aber wie auch immer - ich will keine Bürgerkarte, die gleichzeitig Bankomatkarte ist, oder zumindest will ich das selbst entscheiden können. Und ich will bar bezahlen. Überall, wann und wo ich es will. Von der heutigen Generation hat man den Eindruck, dass sie Entscheidungen gar nicht mehr selbst treffen will, beobachtet man, wie unglaublich viele von ihnen mit Blick in ihr smartphone, chattend statt sprechend, (oft auch anderen hinterher) durch die Welt taumeln. Eine Herde (Schafe?), die alles gut findet, Hauptsache chillen und ja nicht zu mühsam... und der Kaffee muss natürlich passen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber subjektiv gesehen, sind die in der deutlichen Minderheit.
Und last but not least: im Wald beim Schwammerl suchen braucht man nun wirklich kein Wifi, oder muss die heutige Generation erstmal googlen, was man im Wald alles machen bzw. welches Schwammerl man gefahrenlos essen kann?

Mer, 10/09/2019 - 09:54 Collegamento permanente