Economia | Coronavirus

„Er arbeitet im Krankenhaus“

Das Unternehmen ACS, bei dem der Südtiroler Patient Null beschäftigt ist, setzt auf Transparenz. CEO Gabriele Sommavilla über Solidarität und zugeschlagene Türen.
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Foto: ACS AG
Wir haben uns bewusst exponiert“, sagt Gabriele Sommavilla nachdenklich, „weil wir überzeugt sind, dass man in dieser Situation nur mit größtmöglicher Transparenz weiterkommt“. Sommavilla ist einer der beiden CEOs des Softwareunternehmens „ACS Data Systems AG“. Der Manager und sein Unternehmen haben in den vergangenen Tagen einen Alptraum erlebt.
Am vergangenen Dienstag wurde ein 31jähriger Software Ingenieur aus der Entwicklungsabteilung des Terlaner Unternehmens positiv auf das Coronavirus getestet. Er war der erste Südtiroler Corona-Fall und damit Patient Null. „Von Anfang an war es unser Bestreben, diese Situation so ernst wie nur möglich zu nehmen, um unsere Mitarbeiter, unsere Kunden und unser Umfeld zu schützen“, sagt Sommavilla. 
Das Unternehmen hat sich umgehend mit den Gesundheitsbehörden in Verbindung gesetzt, um alle relevanten Informationen auszutauschen und die offiziellen Vorgaben zum richtigen Umgang mit dieser Situation zu erhalten. Auf Anweisung des Sanitätsbetriebes wurde die betroffene Abteilung angewiesen, als präventive Maßnahme von zu Hause aus in Telearbeit ihre Arbeit zu verrichten. Der positiv getestete Mitarbeiter wird hingegen in einer eigenen Abteilung des Bozner Krankenhauses unter Beobachtung gehalten.
Das Terlaner Unternehmen hat aber auch etwas getan, was nur wenige Wirtschaftstreibende tun würden. ACS selbst hat per Presseaussendung bekanntgegeben, dass der erste positive Corona-Fall in Südtirol im eigenen Unternehmen diagnostiziert wurde. „In ein paar Stunden hätte es sowieso halb Südtirol gewusst“, begründet Sommavilla die Flucht nach vorne.
 

Die Reaktionen

 
Ob diese Transparenzoffensive der ACS AG wirtschaftlich geschadet hat, wird sich erst in einigen Monaten zeigen. Gabriele Sommavilla würde es aber auf jeden Fall nochmals so machen. „Die Stimmung im Unternehmen ist angespannt aber absolut gut“, sagt der CEO. Auch die Kunden haben durchaus positiv auf die Nachricht reagiert. „Wir erleben viel Solidarität und Anerkennung für unseren Schritt“, sagt Sommavilla.
 
 
Einer, der dem privaten Unternehmen Anerkennung zollt, ist Stefan Gasslitter. Die ACS AG ist eine der Zulieferer des Landes- und der öffentlichen Körperschaften. „Das Unternehmen zeigt Verantwortung und Mut und das sollte die öffentliche Verwaltung auch anerkennen“,, sagt der Direktor der Südtiroler Informatik AG zu Salto.bz.
Es gibt aber auch die Kehrseite der Medaille. „Einige wenige Kunden haben uns offen gesagt, dass wir wegbleiben sollen“, bestätigt CEO-Sommavilla. Selbst wichtige Wartungen werden ausgeschlagen.
Der ACS-Manager sagt es zwar nicht, doch man merkt, dass ihn diese Haltung ärgert. Dahinter steht die Auffassung, dass sich das Corona-Virus wie die Dominosteine verhält. Fälle der erste, folgen die anderen zwangsläufig. Sommavilla: „Dabei haben wir die Bestätigung der Behörden, dass wir alle Schutzvorkehrungen perfekt umgesetzt haben“.
 

Alle wohlauf

 
Durchaus positiv stimmt die Führung des Software-Unternehmens aber auch die Situation bei den betroffenen Mitarbeitern. Von den 200 ACS-Angestellen wurden neben dem 31jährigen Ingenieur weitere 23 Mitarbeiter ermittelt, die mit den Patienten Null in den vergangenen Tagen in Kontakt standen. Nach Vorgaben der Behörden müssen sie in den nächsten Tagen zuhause bleiben. „Ich bin mit allen 24 über einen Chat in Kontakt“, sagt Sommavilla, „allen geht es gut, niemand zeigt irgendwelche Symptome“. Die 23 Mitarbeiter verrichten in den nächsten Wochen von zu Hause aus in der sogenannten „Smart-Working-Modalität“ ihre Arbeit. Auch den übrigen Mitarbeitern hat die Firmenleitung freigestellt derzeit von zuhause aus zu arbeiten. Fast alle wollen aber weiterhin am Firmensitz tätig sein.
 
 
Auch dem Patienten Null geht es gut. „Er hat uns um ein Notebook gebeten“, sagt der ACS-Manager. Der 31jährige Software-Ingenieur geht so in der Infektionsabteilung des Bozner Krankenhauses seiner Arbeit nach. Programmieren kann man auch in der Quarantäne.
Für Gabriele Sommavilla sind diese Nachrichten das Wichtigste. „Wir erleben allgemein eine besondere Situation“, sagt der CEO des Unternehmens „deshalb geht es auch darum der allgemeinen Panikstimmung etwas entgegenzuhalten“.
Ein klares Zeichen, dass es auch in Südtirol private Unternehmer gibt, die ihre gesellschaftliche Verantwortung spüren.
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19 amet Ven, 02/28/2020 - 11:15

Ein Kompliment auch Salto für die nüchterne Berichterstattung über diese Grippe, ganz im Gegensatz zu anderen Südtiroler Medien die der Hysterie verfallen sind. Höhepunkt waren wohl die 7 Seiten in einer einzigen Ausgabe der "Dolomiten". Dass in den ersten Monaten des Jahres in Italien über 200Menschen an Grippeinfektion gestorben sind interessiert diese Journalisten nicht.

Ven, 02/28/2020 - 11:15 Collegamento permanente