Società | Covid-19

Testfall Südtirol

Südtirol ist für das Robert Koch Institut ein Risikogebiet für das Coronavirus. 28 Personen wurden bisher getestet – ein Abstrich wird nur in Verdachtsfällen gemacht.
Laboruntersuchung
Foto: Drew Hays on Unsplash

Ein zweiter mutmaßlicher Fall, ein fünftes Dekret – und eine Hiobsbotschaft für Südtirols Tourismus. So beginnt der 6. März, der zweite Tag, an dem wegen des Coronavirus italienweit sämtliche Schulen und Kindergärten geschlossen bleiben sowie weitreichende Einschränkungen bei Veranstaltungen gelten.

Wie berichtet, wird seit Donnerstag ein Mann an der Infektionsabteilung am Krankenhaus Bozen behandelt. Das erste Testergebnis ist positiv ausgefallen, das Ergebnis eines zweiten Tests ist noch nicht aus Rom eingetroffen. Indes laufen die Umfeldkontrollen – ebenso wie rund um mögliche enge Kontaktpersonen von Touristen, die nach ihrer Rückkehr aus Südtirol in Deutschland positiv getestet worden waren.

Auf über 30 ist die offizielle Anzahl der infizierten Südtirol-Urlauber inzwischen gestiegen. Aus diesem Grund dürfte das deutsche Robert Koch Institut Südtirol inzwischen zu den Risikogebieten für Covid-19 zählen. Um 21 Uhr hat das auf Infektionskrankheiten spezialisierte Institut am Donnerstag die aktualisierte Liste der Risikogebiete veröffentlicht – Südtirol scheint dort nun neben der chinesischen Provinz Hubei und der Stadt Wuhan auf, wo das Coronavirus Ende 2019 erstmals festgestellt wurde und die Epidemie ihren Anfang nahm:

 

Landesrat und SVP-Obmann Philipp Achammer kritisiert die Entscheidung des Robert Koch Institut:

 

In Südtirol sind derzeit 125 Personen in häuslicher Isolation, auf das Coronavirus getestet wurden hingegen bislang 28 Menschen. Viele fragen sich, warum nicht mehr Tests gemacht werden, um festzustellen, wie sehr das Virus in Südtirol inzwischen tatsächlich verbreitet ist.

Die Vorgehensweise ist durch ein internationales Protokoll festgelegt, das auch in Südtirol angewandt wird:

Eine Spezialdiagnostik für einen Covid-19-Infekt mittels Nasen-Rachen-Abstrich wird nur bei Verdachtsfällen gemacht. Um als solcher eingestuft zu werden, muss ein Patient Fieber, Husten und Atemnot haben und sich nachweislich innerhalb der letzten 14 Tage in Gebieten mit epidemiologischen Risiko wie von der Weltgesundheitsorganisation ausgewiesen oder in einer Gemeinde/Stadt, die als Rote Zone für Covid-19 definiert wurde, aufgehalten haben.

Als Verdachtsfall gilt auch jeder, der innerhalb der letzten 14 Tage in engem Kontakt – ein Aufenthalt mit weniger als einem Meter Abstand, speziell in geschlossenen Räumen und über einen längeren Zeitraum – mit einem bestätigten Erkrankungsfall war. Bei einem “Engem Kontakt mit Covid-19” werden die Betroffenen für 14 Tage isoliert. Während dieser Zeit wird zwei Mal täglich die Körpertemperatur gemessen und telefonisch dem Dienst für Hygiene mitgeteilt. Ein Nasen-Rachen-Abstrich ist nicht vorgesehen.

Allerdings können auch Personen, die keine Symptome zeigen, das Virus in sich tragen und andere damit anstecken. Doch unabhängig von einer Verkühlung kann kein Abstrich gemacht werden. Auch wenn die Symptome nicht eindeutig genug sind – etwa bei leichtem Fieber und Schnupfen – ist kein Abstrich vorgesehen.

Am Donnerstag Abend hat Landeshauptmann Arno Kompatscher eine fünfte Notverordnung erlassen und die Maßnahmen des staatlichen Dekrets zur Eindämmung des Coronavirus-Notstandes übernommen. Zusätzlich zu den bereits bekannten, staatlichen Empfehlungen enthält die jüngste Verordnung zwei weitere:

Der Landeshauptmann empfiehlt den Betreibern der Skigebiete, “geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Menschenansammlungen zu vermeiden” und den Gemeinden und anderen Gebietskörperschaften, “die Sitzungen der Kollegialorgane mittels Videokonferenz oder ähnlichen technischen Einrichtungen abzuhalten, und zwar in jenen Fällen, in denen diese Maßnahme in Hinblick auf die mögliche Ansteckungsgefahr zweckmäßig erscheint”.

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Peter Gasser Ven, 03/06/2020 - 10:31

„ Für mich ist diese voreilige Entscheidung nicht nachvollziehbar: Das deutsche Robert-Koch-Institut stuft Südtirol wegen des Coronavirus seit gestern Abend als Risikogebiet ein. Ursache dafür dürften wohl die deutschen Südtirol-Urlauber sein, die nach ihrer Rückkehr positiv auf das Virus getestet worden waren. Beweise, dass sich diese Urlauber wirklich hier angesteckt haben, gibt es allerdings nicht“, sagt Landesrat Achammer.
Wenn man auf die Beweise wartet, ist es in dieser Sache dann aber zu spät.

Hier ist PRÄVENTION die Pflicht; und von Prävention darf man nicht nur jahrelang reden, man muss die Prävention im konkreten Risikofall auch anwenden, auch wenn es weh tut und (ökonomisch) nachteilig ist.

Ven, 03/06/2020 - 10:31 Collegamento permanente
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Peter Gasser Ven, 03/06/2020 - 10:38

sie schreiben:
„ Eine Spezialdiagnostik für einen Covid-19-Infekt mittels Nasen-Rachen-Abstrich wird nur bei Verdachtsfällen gemacht. Um als solcher eingestuft zu werden, muss ein Patient Fieber, Husten und Atemnot haben und sich nachweislich innerhalb der letzten 14 Tage in Gebieten mit epidemiologischen Risiko wie von der Weltgesundheitsorganisation ausgewiesen oder in einer Gemeinde/Stadt, die als Rote Zone für Covid-19 definiert wurde, aufgehalten haben“:
Stellen Sie sich die weltweite Situation heute vor, wenn sich China in der Provinz Hubei penibel an diese Regel gehalten hätte:
dort hat man PRÄVENTIV vorsorglich eine MILLIONENSTADT hermetisch abgeriegelt... sind wir nun froh darüber, dass man dies tat, oder wollen wir dies auch kritisieren? Hat man nicht damals China gar vorgeworfen, zu spät und nicht drastisch genug reagiert zu haben?
Nun trifft es uns... und wir meckern?

Ven, 03/06/2020 - 10:38 Collegamento permanente
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Martin Sitzmann Ven, 03/06/2020 - 11:07

In risposta a di Peter Gasser

Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Eine Verlogenheit oder Ignoranz sondergleichen, was derzeit in Südtirol abläuft.

Entweder die Gesundheit ist wichtig oder die Wirtschaft.

Es schaut wirklich so aus, als hätten die entsprechenden Wirtschaftslobbys den Entscheidungsträgern Beschwichtigung und Vertuschung ins Aufgabenbuch diktiert.

Ven, 03/06/2020 - 11:07 Collegamento permanente
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Peter Gasser Ven, 03/06/2020 - 10:42

Sie schreiben:
„Der Landeshauptmann empfiehlt den Betreibern der Skigebiete, “geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Menschenansammlungen zu vermeiden”:

Gestern sah ich ein Interview, in welchem ein einheimischer Sportverantwortlicher die Fans aufgefordert hat, trotzdem ans Stadium zu kommen, und wenn sie nun auch nicht hineindürften, vor dem Stadium zu feiern, man wolle Lautsprecher aufstellen, und ihre Begeisterung per Lautsprecher ins Stadium zu den Spielern übertragen...
... hat man da noch Worte???

Ven, 03/06/2020 - 10:42 Collegamento permanente
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Martin Sitzmann Ven, 03/06/2020 - 11:18

In risposta a di Peter Gasser

Ich bitte Sie, das ist doch typisch Südtiroler Bauernschläue. Das Umgehen von Regeln haben wir in 100 Jahren beim italienischen Staat sehr gut von unseren südlichen Mitbürgern gelernt... ;-)
Schwarzarbeit, keinen Kassabon verlangen und dafür a bissl Skonto, bei Polizeipräsenz oder Radarkontrolle alle entgegenkommenden Fahrzeuge per Lichthupe warnen, usw.

Ven, 03/06/2020 - 11:18 Collegamento permanente
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△rtim post Ven, 03/06/2020 - 15:02

In der BRD werden Reiserückkehrer aus China, ... Norditalien getestet.
Es ist richtig und wichtig diese Ergebnisse des RK-Instituts ernst zu nehmen.
Südtirol hätte diese Gäste ... bei der Ankunft ja auch testen lassen können.
Nun aber, wie schon öfter in der Vergangenheit, insbesondere bei Negativ-Meldungen, wird ganz Norditalien in den bundesdeutschen Medien mit Südtirol identifiziert. Südtirol halt. Nicht nur "Bild" macht es, sondern auch die bundesdeutschen Staatsmedien.
https://amp.zdf.de/nachrichten/heute/blog-coronavirus-102.html

Ven, 03/06/2020 - 15:02 Collegamento permanente
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Klemens Riegler Ven, 03/06/2020 - 19:11

Ich glaube es ist uns allen noch nicht ganz bewusst was da noch kommen könnte;
- Der Epidemie-Forscher Christian Althaus schließt in der Neuen Züricher Zeitung bis zu 30.000 Tote - nur in der Schweiz - nicht aus.
- Der Virologe Christian Dorsten von der Charité Berlin meinte in einer ZDF-Sendung dass 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung Erfahrung mit Corona machen könnten.
Na ja, wer da den Taschenrechner anwirft ... 65% der Bevölkerung infiziert ... davon könnten 1% sterben, dann ist das eine Nummer.
Und trotzdem bitte keine Panik; Die meisten infizierten genesen. Die Wahrscheinlichkeit an etwas anderem zu Sterben ist nach wie vor viel höher. Und vielleicht kommt es ja doch anders ... weniger schlimm, also besser.
Die Gegenmaßnahmen sind trotzdem sehr wichtig, da die Gesundheitseinrichtungen damit etwas Zeit gewinnen könnten.
Hier gibts eventuell einige positive Aspekte zum Virus: http://www.szene.it/subpage/Corona-Virus.html

Ven, 03/06/2020 - 19:11 Collegamento permanente
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Schorsch Peter Sab, 03/07/2020 - 09:31

Ich frage mich, ob es wirklich richtig ist, Abstriche nur vorzunehmen wenn Symptome bestehen und möglicherweise enger Kontakt mit einer infizierten Person statt gefunden hat, da man so viele Fälle nicht finden wird.
Ich weiss auch nicht, ob das wirklich in ganz Italien so durchgezogen wird, in Deutschland jedenfalls nicht, dort wird deutlich mehr getestet.
Und ist es wirklich sinnvoll, dass nur im Bozner Krankenhaus Abstriche vorgenommen werden? Wo anders geht das mobil...
Wird in Südtirol mal wieder versucht, die Dinge unter der Decke zu halten? Inzwischen frage ich mich sogar, ob es vielleicht gar nicht so falsch war, Südtirol als Risikogebieti zu deklarieren, denn es scheint doch nicht so wenige exportierte Fälle zu geben, und vielleicht kann Südtirol dann nicht mehr weiter so tun, als ob es die Insel der Glückseligen wäre, sondern muss sich der Realität stellen - jetzt bleiben eh schon die Touristen weg, dann kann man vielleicht auch mehr auf den Virus testen...

Übrigens, wenn untenstehender Artikel von der Repubblica von gestern stimmt, dann ist Patient 1 in Italien nur gefunden worden, weil sich jemand nicht an das Protokoll gehalten hat!
https://www.repubblica.it/cronaca/2020/03/06/news/l_anestesista_di_codo…

Sab, 03/07/2020 - 09:31 Collegamento permanente